Kodak DCS200ci, die zweite 1992 serienmäßig produzierte DSLR der Welt

Die Kodak "Gang" ;-) Die 1524 x 1012 = 1,5 Megapixel DCS200ci liegend mit dem 2,8/8mm Fisheye Nikkor, in der Mitte die 1268 x 1012 = 1,3 Megapixel Kodak Associated Press NC 2000e von 1994, bestückt mit dem 4/20 mm Nikkor, rechts die 1524 x 1012 = 1,5 Megapixel Kodak DCS410 von 1994 mit dem 2,8/10.5 mm AF-D DX Nikkor.

Während die erste serienmäßig gefertigte DSLR des Weltmarkts, die Kodak DCS 100, mit ihrer Seltenheit und Unbezahlbarkeit (mindestens hohe vier-, ja sogar fünfstellige Dollar-/Euro-Beträge) immer ein Traum bleiben wird, und hier im digicammuseum deshalb nur in zwei Blog-Beiträgen gewürdigt werden konnte, taucht die „Nummer zwei“ immer mal wieder auf: die Kodak DCS200. An dieser Stelle im digicammuseum schon beschrieben, ging jetzt eine funktionierende DCS200ci ins Netz. Grund genug der DCS200ci einen eigenen Beitrag zu widmen und aktuell 2016 aufgenommene Beispielfotos zu zeigen! Wenn sich mit einer historischen Digital-Kamera noch Fotos aufnehmen lassen, ist es mir vollkommen egal, welchen Zustand das alte Schätzchen hat! Vitrinen-Kameras in Neuzustand „ohne Krätzerchen“, die sich jahrelang unbenutzt „totgestanden“ haben, sind nicht mein Ding!

Die Kodak DCS 200ci...

... basiert auf der analogen Nikon SLR N8008s (in Europa F801s). Wobei es die DCS200 nicht gab, denn es existieren fünf Varianten der 1992/93 vorgestellten Modellreihe: 

DCS 200ci – Color Kamera, interne 80 MB Festplatte für 50 Fotos 

DCS 200c – Color Kamera, OHNE interne Festplatte, Fotografieren über SCSI-Verbindung direkt auf die Rechner-Festplatte 

DCS 200mi – Monochrome (SW) Kamera, interne 80 MB Festplatte für 50 Fotos 

DCS 200m – Monochrome (SW) Kamera, OHNE interne Festplatte, Fotografieren über SCSI-Verbindung direkt auf die Rechner-Festplatte

DCS -200IR – Monochrome-Infrarot-(IR-)Kamera, interne 80 MB Festplatte für 50 Fotos

Während der Einsatz der DCS100 in furchtbare Schlepperei ausartet(e), ist die DCS200 in den Varianten mit eingebauter Festplatte eine wirklich mobile Kamera. Sie ist zwar größer als eine Nikon F3 mit Motorantrieb MD4, was in der Handhabung der Kamera aber nicht stört. Dazu wird Autofokus geboten! Die Bilder können im Unterschied zur DCS100 allerdings nicht vor Ort kontrolliert werden, denn es gibt noch keinen Bildmonitor im Kameragehäuse, den die DCS100 in der externen Speichereinheit mitbringt.

Blick durch Bajonett auf den Spiegel und die maskierten Sucherscheiben von Nikon N8008s und N90s. Die Markierung auf der N90s Einstellscheibe habe ich brutal mit dem Filzstift gezogen, die auf der N8008s scheint echt, sprich serienmäßig zu sein. Wobei ich mir trotzdem nicht ganz sicher bin, ob die Scheibe nicht doch vom Vorbesitzer modifiziert wurde. Der zusätzlich zum Rahmen die Restfläche der Einstellscheibe mit einem undurchsichtigen Material (Papier?) "dichtmachte". Extrem wirkungsvoll, man muss sich nicht mehr auf den Rahmen konzentrieren, der das maximale Aufnahmefeld zeigt.

Energieversorgung

Einem Vorbesitzer reichte die Standzeit der 6 1,2 V Akkus von Mignon-/AA-Größe möglicherweise nicht, dass er kurzerhand ein Spiralkabel vom serienmäßigen Batteriehalter der DCS200 nach draußen zog, das an ein externes Batterieteil höherer Kapazität angeschlossen werden kann. Ich habe es bei einem einfachen Halter aus dem Elektronik-Shop belassen, der 6 1,2 V NiMH-Akkus der Größe AA aufnimmt.

Ein zunächst funktionierendes Provisorium.

Zunächst? Nach ersten erfolgreichen Versuchen die DCS200 via SCSI mit dem alten Apple Mac G3 zu verbinden, die noch auf der internen Festplatte vorhandenen Fotos zu überspielen und die Platte für die nächsten Fotos zu formatieren, häuften sich die Ausfälle. In Form rätselhafter „Automatik“-Dauer-Auslösungen ohne jegliches Zutun. Parallel leerten sich die Akkus zu schnell. Des Rätsels Lösung: Kabelbruch im Spiralkabel. Das ständige an-aus-an-aus-an-aus... durch den Wackelkontakt führte zum rätselhaften Dauerauslösen und Rechnerabstürzen durch die so unterbrochene SCSI-Verbindung. Wahrscheinlich kamen auch beide Kabel aneinander, was durch den Kurzschluss auch das schnelle Entleeren der Akkus erklärt. Also raus mit dem verschlissenen Spiralkabel und durch ein anderes Kabel mit Kontakten für den oben gezeigten Akkuhalter ersetzt. Und schon arbeitet(e) die Kodak DCS200ci einwandfrei.

Unten der "Energie-Neubau", der Akkuhalter einfach durch ein elastisches Klettband gesichert. Die DCS200ci soll ja nicht im Dauerbetrieb laufen ;-)

Selbsterklärend! Belichtungsmessmethode mittenbetont, "S" für Einzelbild(auslösung), ISO 50, 100, 200 oder 400. Schauen Sie sich bitte die Einstellscheibe der DCS200 an. Bei der geringen Bildfläche, wird sofort klar, dass Mehrfeld-/Matrix-Messung nicht nur unsinnig ist, sondern (versehentlich) aktiviert, möglicherweise sogar zu Fehlmessungen führt. Die mittenbetonte Messung füllt das Bildfeld der DCS200 fast komplett aus, und die Spotmessung der Nikon N8008s/F801s wird in diesem Fall eher zur "mittenbetonten" Messung.

Muss es eigentlich eine F801s/N8008s sein, oder genügt bei Ausfall der Basiskamera als Ersatz auch eine F801/N8008? Die Antwort fand sich im Internet. Es genügt tatsächlich bei geöffneter Rückwand die kleine Schraube einer N8008/F801 unter dem Sucherokular über den Filmschienen rauszuschrauben – markiert im roten Kreis –, dann funktioniert auch eine F801 (N8008) als Basis(ersatz)kamera zur Kodak DCS200 Digital-Rückwand.

Bildspeichererweiterung anno 1992. Die aufsteckbare, externe SCSI-Festplatte.

Zum Auslesen der Fotos ist bei der DCS200 ein SCSI-fähiger Rechner Voraussetzung, da die Festplatte nicht wie heute eine Speicherkarte einfach „ausgeworfen“ und in ein Lesegerät geschoben werden kann. Es gab zwar noch eine auf die DCS200 Rückwand aufsteckbare Zusatz-Festplatte, die aber wie die Kamera selbst auch über ein SCSI-Kabel an die gleichnamige Schnittstelle an den Rechner angeschlossen werden muss! 

Idealerweise war das in den 1990er Jahren ein Apple Mac, der zu dieser Zeit serienmäßig mit SCSI ausgestattet war. Kodak lieferte die DCS200 aber auch mit Treibern und dem Windows-Programm ALDUS Photostyler, entwickelt von der taiwanesischen Software-Schmiede Ulead, die später auch die Bildbearbeitung Photo Impact heraubrachten für mit SCSI-Hardware ausgerüstete Windows-PCs. 1992 war Schluss mit Photostyler, nachdem Adobe (Photoshop!) ALDUS übernommen hatte. 

Wobei man sich bei Aldus nicht wirklich beschweren konnte, hatten die doch „Silicon Beach Software“ übernommen, die 1987 „Digital Darkroom“ programmiert hatten, mit dem Graustufen (SW) Fotos bearbeitet werden konnten. Zurück nach 1992. Erst die Photoshop Version 2.5 lief auch unter Windows. Alle Photoshop-Ausgaben davor waren ausschließlich für den Apple Macintosh!

Langer Rede kurzer Sinn, zum Ausprobieren/Übertragen der Fotodateien von der Kodak DCS200-Festplatte übers SCSI-Kabel in den Rechner stand ein SCSI-fähiger Windows 98 PC mit installiertem Photoshop 2.5 LE samt Kodak TWAIN-Treiber, sowie ein Apple Powermac G3 mit Mac OS 9 als Betriebssystem und ebenfalls mit Photoshop 2.5 und dem benötigten Kodak Plug-in zu Verfügung. Mehr darüber weiter hinten in diesem Beitrag!

Sämtliche Informationen zu den DCS200-Varianten und die erwähnte externe Aufsteck-Festplatte für die DCS 200 sind auf der großartigen malayischen Seite unter der Überschrift "A brief info on Kodak DCS-Series Digital Still SLR cameras" nachzulesen.

Trotz der fest eingebauten Festplatte hat die DCS200ci gegenüber ihren Nachfolgern der DCS4xx-Klasse zwei Vorteile – zumindest gegenüber der hier schon vorgestellten Kodak DCS410.

Die DCS410 ist mit ihrer Sensorempfindlichkeit von nur ISO 100 doch ziemlich eingeschränkt. Die DCS200 bietet als Farb- Variante ISO 50,100, 200 und 400, der Monochrome-CCD-Sensor ist empfindlicher und ermöglicht ISO 100, 200, 400 und 800.

Die DCS200 hat das – für mich – schlüssigere Energiekonzept. Die Basis-Analog-DSLR der DCS200 ist nur über serienmäßig im Kameragehäuse vorhandene Kontakte mit der Kodak Sensor-Rückwand verbunden. Dadurch braucht die N8008s/F801s ihre eigenen Akkus, was nur im ersten Blick ein Nachteil ist. Da keine Filme transportiert werden müssen, halten die Akkus sozusagen ewig. Im Gegensatz zu den Nachfolgern der Kodak DCS4xx-Linie wird die DCS200 mit einem rausnehmbaren Batteriehalter, der mit 6 1,2 V AA Akkus bestückt wird, mit Energie versorgt! Beachten Sie die Klimmzüge eine Kodak DCS4xx mit Energie zu versorgen, weil die alten Akkublocks hinüber waren!

Mit der N8008s (in Europa) F801s war es auch für mich eine Reise in die eigene Vergangenheit! Stark kurzsichtig und mit lasergeschweißten Löchern in beiden Netzhäuten, erwies sich der anfangs verschmähte Autofokus trotz Wechsel zu Kontaktlinsen schnell als Riesensegen! Gleich 1986 startete ich mit der frisch präsentierten Nikon F501 (in den USA und Kanada N2020) Autofokus-SLR

Mit der Nikon Nikon F-801 (auf dem US-Markt Nikon N8008) gab Nikon dann 1988 richtig Gas und präsentierte eine Spiegelreflexkamera, die aufgrund ihrer Daten und ihrer Zuverlässigkeit auch bei Profis Anklang fand. Drei Jahre später – heute eine „Ewigkeit“ – kam der Nachfolger F-801s (N800s), dessen „s“ in der Modellbezeichnung sowohl für die dann mögliche Spotbelichtungsmessung, als auch für „Speed“ (Geschwindigkeit) interpretiert werden kann. Denn Dank des weiterentwickeltes Autofokusmoduls und einem stärkeren (sog. kernlosen) Antriebsmotor ist die Nikon F801s/N8008s in der Lage die Schärfe im Autofokusbetrieb für bewegte Motive nachzuführen. Alles Eigenschaften, die Kodak zur Nikon F801s/N800s greifen ließen, als die DCS200 ihren analoges Basisgehäuse bekommen sollte.

Für Kamera-Details lohnt ein Blick in die zweiteilige Bedienungsanleitung zur Kodak DCS200 in englischer Sprache:

Teil 1

Teil 2

Nicht immer kommt eine historische Kamera mit soviel Zubehör! Wer kann sich noch an 5 1/4 Zoll, 5,25" Disketten erinnern? Die hässliche, beschmierte 3.5" Diskette barg für mich den wichtigsten Schatz! Dort war das Photoshop Plug-in für Mac OS 7,8,9 gespeichert. Voraussetzung, um die Kodak DCS200 über SCSI an den alten Powermac G3 anschließen und die Dateien auslesen zu können!

OHNE SCSI geht nichts!

Kodak DCS200-Windows-TWAIN Bitte beachten: Läuft nur unter Windows 98 und tiefer! Windows 2000 und höher funktioniert NICHT!

Das Kodak DCS200 Mac OS 7,8,9 Photoshop Plugin läuft NICHT unter Mac OS 10.x/11.x!

Der Picasso vom Flohmarkt ;-)

Dieser "echte Andy Warhol" lag auf der Festplatte der Kodak DCS200ci, als ich sie das erste Mal an den Apple Macintosh G3 gehängt hatte, um nachzuschauen, ob noch was drauf ist. Der unbekannte Fotograf und Vorbesitzer hatte eine Palette Campbell's Dosensuppen abgelichtet, vielleicht für einen Werbe-Prospekt der Anfang 1990er Jahre? Genau diese Suppen, besser das unverwechselbare Design der Dosen hatten Andy Warhol schon 1962 zu seinem Synthetic Polymer Paint (Acrylfarben) Bild auf Leinwand: "Campbell's Soup Cans“ inspiriert.

Vorabtest 4/20 mm MF Nikkor plus Weitwinkelvorsatz(objektiv)

So "künstlerisch" werde ich nie werden, aber für den Fotorundgang stellte sich die Frage: "Welches Objektiv?" Die Wahl fiel auf das superkompakte 4/20 mm MF Nikkor, das mit seiner Bauhöhe von nur ca. 35 mm noch fast als "Pancake"-Objektiv durchgeht. Da es auf der DCS200 mit ihrem Crop-Faktor von 2,6 aber zum 52 mm "Normal-Objektiv" wird, wurde als sicher optisch schlechtere Alternative zum oben gezeigten, aber viel zu voluminösen UND wertvollen 2,8/8 mm Fisheye Nikkor ein Objektiv-Vorsatz erworben. Mit seinem Brennweitenfaktor von 0,45 wird das 20 mm Objektiv zum stark tonnenförmig verzeichnenden 9 mm Super-Ultra-Fisheye-Weitwinkel ;-) Dass es für 15 Euro keine Top-Qualität geben könne, war klar!

Dennoch interessierte mich der Einsatz auf einer 36 MP Vollformat-DSLR. Das per Kamera-Cropfaktor 1,2 verkleinerte Bildfeld der Vollformat-DSLR wird NICHT vollständig gefüllt – oberstes Foto. Das ca. 15x23 mm Bildfeld eines APS-C-Sensors wird ohne Abschattung komplett ausgefüllt, wobei sich Schwächen an den Rändern offenbaren – zweites Foto von oben. Durch den Crop-Faktor 2,6 der Kodak DCS200 bleibt dann der Bildfeldrest im unteren Foto übrig. Was der Qualität zugute kommt, weil fast nur noch die Objektivmitte benötigt wird, wobei ein Rest an Verzeichnung bleibt. Außerdem stellt der 1,5 MP Sensor der DCS200 bei weitem keine so hohen Ansprüche an das Objektiv, wie der pixeldichte 36 MP Sensor. Langer Theorie kurzer Sinn: Mit dem 20er und dem Vorsatz wurde losgezogen. Also mit 20 x 2,6 = 52 mm OHNE Vorsatz oder mit 20 x 0,45 x 2,6 = 23,4 mm Brennweite.

Bildübertragung von der Kodak DCS200ci in den Apple Macintosh G3

Trotz seiner 2016 nun 24 Jahre eine professionell gemachte Kodak-Software!

Je nachdem wie das Plugin beim vorigen Einsatz beendet wurde, erscheint als „Source“ (Quelle) entweder „Camera“ oder „File“ (Datei). Wenn "Camera" aktiviert wurde, werden alle (maximal) 53 DCS200ci Fotos in das Plugin geladen, exakt die Vorschauen. Nach Auswahl eines Vorschaubilds und einem Klick auf „Acquire“ (etwa (Bild) holen) wird das Bild komplett geladen, das Plugin geschlossen und das Bild in Photoshop (2.5) geöffnet. Dort kann es bearbeitet und im Format der Wahl (JPEG, PSD, TIFF) gespeichert werden.

Ich habe, was Photoshop 2.5 angeht, nichts mit der ebenfalls 24 Jahre alten Software nachbearbeitet, sondern die unkomprimierten TIFF-Dateien auf einen Stick kopiert und später auf dem iMac mit Adobe Lightroom 5.x und Photoshop CS5 weiter-/fertigbearbeitet. 

Bei jedem Neustart des Plugins werden wieder alle (Vorschau-)Bilder aus der DCS200 geladen. Das kann man besser und komfortabler machen, und das Kodak Plugin bietet das. Zunächst werden alle Fotos durch Klick auf „All Images“ markiert. Mit einem Klick auf „Copy to File“ zeigt sich das oben in den Screenshot montierte Fenster mit der Eingabe „Enter Archive File“. Dort gebe ich einen Namen meiner Wahl ein, hier zum Beispiel 160312Archiv. Nach Sichern werden ALLE kompletten Fotos der DCS200ci in diese Datei geschrieben. Nach einer Kontrolle durch Wechsel von „Camera“ auf „File“ und ggf. Laden dieser Archiv-Datei „160312Archiv“ bauen sich wieder alle Vorschaubilder auf. Dann können alle Bilder der Kamera-Festplatte gelöscht werden. Mit „Source“ „Camera“ und „Control Panel“ öffnet sich das DCS200 Control Panel. Gewöhnlich wählt man „Format Disk“. Nur bei „Erase Disk“ kann bei versehentlichem Löschen mit „Recover Disk“ der Festplatteninhalt wieder hergestellt werden. Mit „Do Self Test“ kann die Kamera überprüft werden und so weiter und so weiter...

Mit Wechsel von „Source“ „Camera“ auf „File“ und ggf. Laden der jeweiligen Archivdatei können dann nach Herzenslust Bilder gewählt und für Photoshop geöffnet werden. Allerdings kann per "Acquire" nur Bild für Bild einzeln nach Photoshop geholt werden. Zuvor kann mit „Balance“ zum Beispiel wie beim Basketballfoto der Weißabgleich "TUNG" (für Tungsten = chem. Element/Metall Wolfram, gemeint ist der Wolfram-Glühfaden einer Glühbirne, also Kunstlicht/Glühlampe) gewählt oder mit den anderen Vorgabe experimentiert werden. Bei „Preview“ ein Häkchen gesetzt, werden die Vorschaubilder einzeln und größer dargestellt. Mit einem Häkchen unter dem Vorschaubild werden die Kamera-Aufnahmedaten angezeigt. Siehe Screenshot 2! Mit „Take Picture“ kann direkt in den Rechner fotografiert werden. „Tethered Shooting“, interessant für Studiofotoeinsätze 1992.

WINDOWS :-((

Als ob ich es geahnt hätte! Trotz der vorhandenen SCSI-Karte wurde die Kodak DCS200ci am uralten Windows 98 PC natürlich NICHT erkannt. Ich habe da keine Minute rumprobiert, sondern es gleich gelassen! Windows und SCSI? KEINE gute Kombination. Was für eine Wohltat der ebenfalls uralte Powermac G3, wo ALLES auf Anhieb funktionierte! Bevor ich aber nur über Windows meckere: Immerhin steckte im Windows TWAIN für die DCS200ci auch die später benötigte Firmware, eine unscheinbare Datei DCS200.HEX. Mehr dazu weiter unten in der ISO 50/100-Runde der Kodak DCS200ci.

Die Kür – oder: Vorweggenommenes Finale, die Kodak DCS200ci am Limit!

Foto rechts: Sorgt nicht nur bei den Nikon-Fotografen für Gesprächsstoff und Anekdoten! "Was hast du denn jetzt schon wieder für einen E-Schrott dabei?" und "Weißt du noch?" geht es dann los. Auch die Canon-Fraktion errinnert sich gern an die schwierigen Anfänge mit Kodak/Canon-DSLRs. Einer war mit der Kodak/Canon EOS1n/DCS3c 1996 zur Olympiade in Atlanta!

Nacharbeit der DCS200ci Fotos mit Adobe Lightroom 5.x (entrauschen!) und Photoshop CS5

Die größte Herausforderung für die zweitälteste, serienmäßig produzierte DSLR des Weltmarkts von 1992 in der Basketballhalle! Mit der zweiten Nikon F801, der "s"-Version (USA N8008s), die Nachfür-AF bietet, dafür aber durch das Kodak-Digitalrückteil nur Einzelauslösung und maximal ISO 400. Für ISO-Experimente hatte ich keine Zeit, für ein paar Minuten/Aufnahmen hat es aber gereicht.

Wie in den Bildern vermerkt: ISO 400, 1,4/50 mm AF Nikkor bei Offenblende, 1/1000 s Verschlusszeit. Das Nikkor ist lt. Seriennummer aus der ersten Baureihe von 1986 - 1991. Bei offener Blende vielleicht nicht unbedingt der Ausbund an Schärfe. Kontrastreich in SW für eine Tageszeitung gedruckt, wäre es vollkommen egal gewesen.

Vielleicht wäre ich entweder mit f/2 bei ISO 400 und 1/500 s schärfemäßig von der Objektivseite her besser gefahren oder wieder mit Offenblende und 1/500 s, aber mit ISO 200 und weniger Rauschen. Aber auch so begeistert zumindest mich das Ergebnis dieser uralten DSLR.

Der Belichtungsmessung der Nikon N8008s konnte ich nicht trauen! Trotz wie auf der DCS200ci-Rückseite vermerkt und angewählt, hätte die Belichtung eine Blende Überbelichtung bedeutet. So wurde nur die seit Jahren in der Basketballhalle konstante Belichtung auf ISO 400, 1/1000 s und f/1,4 umgerechnet.

Mit der Kodak DCS200ci im Bonner Arithmeum

Arithmeum der Universität Bonn: "rechnen einst und heute" (oben), Detail des nach dem Erfinder benannten Hollerith-Lochkartenverfahrens (1889) in der Datenverarbeitung (Mitte).

Massive Nacharbeit mit Adobe Lightroom und Photoshop, um die gewünschten Bildergebnissen zu erhalten: Verzeichnung rausrechnen, entrauschen, Farbkorrektur. Alle Aufnahmen mit dem 4/20 mm Nikkor samt Objektiv-Vorsatz, zusammen ca. 23 mm Brennweite Kleinbildformat entsprechend. ISO 200 und 400, Zeitautomatik, Blende f/4- f/8.

Vom Silizium-Einkristall zum Wafer

Silizium-Einkristall und darunter Wafer

Vom mechanischen Rechner zum Computer

Nett der Affe als mechanischer Multiplikationsrechner. Als Apple-Fan darf der Lisa natürlich nicht fehlen! Boris Jakubaschk hat "die" Lisa auf seiner Seite COMPUTERGESCHICHTE.DE/HOMECOMPUTERMUSEUM.DE sehr schön beschrieben! Beim Apple-Duo ist die Kodak DCS200ci am Ende. Mischlicht, "fiese" Neonröhren unbekannten Farbcharakters und ISO 400... Das machen aktuelle Digitalkameras und das Smartphone (!) "mit links"!

Die Kodak DCS200ci in der "Wohlfühlzone": ISO 50/100 – eigentlich...

Nicht ohne Grund weist das weiter oben gezeigte "Andy Warhol"-Büchsensuppenfoto eine deutlich bessere Qualität auf! Kein Wunder, dürfte es vermutlich im Studio mit der DCS200 auf dem Stativ und ISO 100 Sensorempfindlichkeit per Blitz abgelichtet worden sein. Im Internet ein wenig nachgelesen, soll sich die DCS200 bei ISO 50 am wohlsten gefühlt haben. Aber was für eine Enttäuschung, als zu Hause die in der Altstadt des kleinen südschwedischen Städtchens mit ISO 50/100 aufgenommenen Fotos kontrolliert wurden... Im Lightroom-Screenshot auf 300 Prozent vergrößert in der Full HD Bildschirmdartellung aber auch bei 1:1/100 Prozent-Monitordarstellung nicht zu übersehen, die Farb-/Moiréstörungen im Gitter des Geländers! Alles umso unerklärlicher, da die Aufnahmen in der Basketballhalle und im Museum für die Kodak technisch schwieriger (ISO 200/400 Kunst-/Mischlicht!) waren und trotzdem besser!

Gewisse Hilfe durch Hot-Mirror-Filter und Firmwareupdate

Da die DCS200ci zwar ein Schutzglas vor dem Sensor hat, das möglichwerweise aber keine Antialiasing-/IR-Filter-Wirkung hat, war die erste Idee, den bei der 1998 eingesetzten Kodak/Canon EOS 1n/DCS3c Hot-Mirror-Filter (Google Translate übersetzt ordentlich!) zu suchen und auf das 20 mm Nikkor ohne den WW-Vorsatz zu montieren, was aber nicht wirklich den gewünschten Erfolg brachte!

Glücklicherweise konnte ich mich daran erinnern, dass die DCS3c auch immer mal unerklärliche Bild(qualitäts)ausfälle hatte. Abhilfe brachte jedes Mal die Neuinstallation der DCS3c-Firmware. Also warum nicht das Gleiche mal bei der DCS200ci probieren? Nur woher bekommen, die Firmware? Für den Apple Powermac G3 hatte ich nur das DCS200ci-Plugin, aber keine Firmware. Gott sei Dank ließ sich die im Windows DCS200c-TWAIN und bei Installation entpackte Firmwaredatei DCS200.HEX einfach auf eine Diskette ziehen und die Datei anschließend in den Adobe Photoshop Mac-Ordner, der das DCS200ci-Plugin enthält, kopieren. Anschließend war es auf Mausklick sofort möglich, der DCS00ci die Firmware neu zu überspielen.

Zumindest dieses Exemplar einer Kodak DCS200ci scheint Probleme bei viel Sonnenlicht UND regelmäßigen Strukturen (Dachziegel, Gitter und dergl.) zu haben. Nach dem Firmwareupdate, war die Moiré-Neigung zwar geringer, aber immer noch vorhanden. Das simple Knipsbild in den Garten, des Liegestuhls, ist dagegen OK.

Heißer Spiegel – Hot Mirror

Mit viel Wohlwollen (in den Originalen) ist zumindest eine Tendenz zu erkennen. Das mit dem Hotmirror-Filter auf dem Objektiv aufgenommenen Foto hat einen Hauch weniger Farbstörungen...

Ein (vorläufig) letzter Versuch...

Ein wahrscheinlich unsinniger Versuch, denn der Sensor der Kodak DCS200ci ist nicht "nackt". Ist das im Originalzustand nur ein Schutzglas, und hat es eine Filterwirkung? Trotzdem wurde versuchsweise ein Antialiasingfilter aus einer Nikon D100 montiert. Was trotz mittiger Montage aber schiefging und zum Bruch des zusätzlich vorgeschalteten Filters führte. An dieser Stelle gebe ich erst mal auf, werde aber weiter suchen, ob es einen noch stärkeren Hotmirror-Filter gibt. Denn rein subjektiv scheint das Ergebnis einen Hauch besser, wenn dieser Spezialfilter montiert ist. Nach einem weiteren Versuch mit der Kodak DCS200ci scheint es tatsächlich so zu sein, dass die keine Sonne mag. Das bei trübem Wetter testweise abgelichtete Dach zeigte etwas weniger Farbstörungen. Wie auch das Geäst der Bäume... Auch den Versuch mit einem neuen Antialiasingfilter werde ich noch mal machen. Die Kosten für einen derartigen Filter halten sich in Grenzen – ca. 15 euro inkl. Versand. Um den dann besser zu positionieren und zu befestigen.

NACHTRAG

Im Mai 2016 zeigte nikonrumors.com das Youtube-Video "Unsung Cameras Of Yersteryear: The Kodak NC2000 (Featuring Rob Galbraith)". Auch wenn es in dem Video um die Kodak/Nikon N90s (F90X in Europa)/(Associated Press) N2000 geht, liefert das Video die Erklärungen zu den bei der Kodak DCS200ci gefundenen Farb-/Moiré-Störungen gleich mit. Unbedingt mal reinschauen, wenn man sich für die Technik der jetzt über 20 Jahre alten Kodak/Nikon/Canon DSLRs geht!

Hier noch mal die Links zu Nachfolgern der DCS200ci:

Kodak/Nikon N90s(F90X)/DCS410

Kodak/Nikon/Canon-DSLRs N90s(F90X)/EOS1n NC2000e/DCS3c

Repro des Original-Prospekts zur Kodak DCS200

Trotz der Kodak DCS200ci-Fehler hat es großen Spaß gemacht, war es eine große Herausforderung, ja eine Ehre, zu versuchen mit dieser historischen, 24 Jahre alten DSLR ein paar Bilder einzufangen!

Ralf Jannke

Kommentare (1)

  • Thomas Thiele
    Thomas Thiele
    am 03.05.2023
    Hallo Ralf,
    danke für den Bericht über diese Kamerararität. Super, wirklich. Schön, dass du aus der Erfahrung schreibst. In der heutigen plug-and-play-Zeit kann sich ja kaum jemand vorstellen, wie man arbeiten musste bevor es USB-Anschlüsse gab. Das Installieren der Software und das Arbeiten damit, bevor es mal richtig klappte, das kostete Stunden und Nerven.
    Zumal die Farben eine Katastrophe waren. Die frühe Kodak-Software war für ihre Zeit sehr gut, aber man konnte in den Original TIFF-Dateien, auf die man nur mit sehr wenigen Programmen Zugriff hatte, kaum Helligkeit und Kontrast bearbeiten. Und die Farben gingen so oft ins Magenta, dass man froh war, dass man meist nur Schwarzweiß drucken musste. Das oftmals einzige brauchbare Werkzeug jener Zeit war eine Weißabgleich-Pipette, die alles lösen musste....
    RAW-Dateien waren noch ein großes Geheimnis und auch bei Canon ab 2001 (mit D30 und D60) hielt sich die Anwenderfreundlichkeit noch in Grenzen, bevor es ab 2006/2008 langsam besser wurde. Mit den TIFFs aus DCS-Kameras war man da schon lange in Übung (im Prinzip HDR in Handarbeit über mehrere Ebenen unterschiedlicher Belichtung).
    Ich kann auch bestätigen, dass die Pixelzahl wirklich überbewertet wurde. Ich kam mit den zuerst 1,3, dann 1,8, dann 3 MPx der ersten Kameras, dann 6 oder 8 MPx (DCS-1 und EOS 1 D II) jahrelang gut hin, sofern man wie bei Dias formatfüllend fotografierte und keine Ausschnitte machen musste.
    Ein Kapitel voller Experimentierfreude und Stress.
    Ich nehme die alten Teile wegen ihrer speziellen Bildwirkung (etwa EOS 1 D und DCS 560) gerne mal in Betrieb, aber die heutigen Kameras bieten mir einfach mehr Sicherheiten. (So wie echter Film, den ich auch noch benutze, wenn die Daten wirklich haltbar sein und lesbar bleiben sollen).
    Grüße aus Nordhessen, Thomas

    Hi Thomas
    Wenn du in den Praxisberichten
    https://www.digicammuseum.de/gechichten/erfahrungsberichte/
    einfach mal nach 2023 suchst, wirst du sehen, dass ich mir im ersten Quartal die Mühe gemacht habe, mit fast allen Uralt-DSLRs meiner Sammlung eine Runde zu drehen. Einfach um nachzuschauen, welche Kameras noch "gehen". Die meisten Kodak/Canon/Nikon Kameras der DCS-Serie mit improvisierten, externen Batterieteilen, weil die Original-Akkus ALLE hinüber sind … Die EOS D30 habe ich "verschont", bin aber ganz sicher, dass sie noch funktioniert. Zumindest 2022 tat sie es noch ;-) Die DCS 200 läuft, die habe ich mir aber nicht mehr angetan ;-)

    Obligatorisch bei den Kodak-Dingern vor 1998 war immer der Hot-Mirror vorm Objektiv, damit es nicht noch "Magenta-stichiger" wurde. Höchstwahrscheinlich abschreiben muss ich meine großartige Kodak DCS 760. Die zickt nur noch rum. Und nur 1,3 MP? Dann machte/interpolierte Photoshop eben die von der Zeitung geforderten 2000 Pixel Bildbreite ;-) Und heute 2023? "Richtig" fotografieren bei mir zu 95+ Prozent nur noch spiegellos. Die rechte Schulter mag nach fast 40 Arbeitsjahren in der Industrie keine schweren DSLRs mehr … Die Kollegen beim Basketball sind fast durchweg umgestiegen oder dabei. Von CaNikon DSLR nach CaNikon DSLM. Erstaunlicherweise nicht Sony! Dafür von Canon nach Fuji ein überzeugter Fuji-Anhänger, was ich nachvollziehen kann.

    Und Film? Ja, diesen Sommer! Eine Handvoll aus der Nikon FE, einer Beauty Messsucherkamera und einer chinesischen 6x6 "Rolleiflex". Alles SW zur Selbstverarbeitung und Digitalisierung am Urlaubsort!
    Bis dann mal
    Ralf

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