Ein Ärgernis: "Aufgeblasene Bedienungsanleitungen"

15. September 2017, Ralf Jannke - Wissen, Ausprobieren

Wer kauft "aufgeblasene Bedienungsanleitungen"?

Zum Beispiel ich, für 4 Euro auf dem Flohmarkt. Aus Neugier…

Aber was sind "aufgeblasene Bedienungsanleitungen“? 

Gemeint sind Kamerabücher, in denen die in Papierform gedruckt oder als PDF zur neu gekauften Kamera auf CD sowieso beiliegenden Bedienungsanleitungen ein zweites Mal unter die Leute gebracht werden sollen – für Geld, versteht sich. Viel Geld!

Dazu werden mit den serienmäßigen Kamerabedienungsanleitungen als Grundlage selbige mit Fotos und Prosa zur Fotolehrbuch-Bedienungsanleitung aufgepeppt. Um diese dann dann zu Preisen Größenordnung 30, 40, 50, ja 80 Euro an den Mann/die Frau zu bringen.

Ich hatte aus Neugier für 4 Euro vom Flohmarkt ein derartiges „Werk“ mitgenommen, dessen Neupreis beim 10-fachen lag. Ich hatte geglaubt, dass die Ära, wo das Buch zur Kamera gleich mit unter dem Weihnachtsbaum landete, in Smartphonezeiten eigentlich vorbei ist.

Was sollen derartige Bücher?

Fehlt die Bedienungsanleitung (BA) zur Kamera, gibt es so gut wie kein Modell, wo ich sie nicht kostenlos als PDF aus dem Internet runterladen kann. Manche Kamera bietet die BA sogar eingebaut in Menüs oder einen „Beginner“- o.ä. Modus samt Beispielbildchen und einfachen Erklärungen gleich mit!

Aber wer liest schon Bedienungsanleitungen? 

Und wer keine Bedienungsanleitungen (mehr) liest, braucht eines garantiert nicht - teure Kamerabücher. Und doch werden derartige Bücher immer noch produziert. Bücher, die sich nicht selten als Paradies für versierte „Copy and Paste“-Anwender erweisen und ein schönes Betätigungsfeld für "Ghostwriter" (Auftragsschreiber) sind. Das Haupthonorar dürften dann namhafte Autoren/Redakteure einstreichen, deren Name dann das Werk ziert.

Und wenn man schon das Buch zur Kamera XYZ001 schreiben lassen – äh geschrieben hat, kann man Text, Textbausteine und vielleicht auch Bilder gleich auch für Buch XYZ002, XYZ003, und so weiter mit verwenden. Die Fake-Buchtitelseiten waren schnell erstellt. Ein versierte Bearbeiter, Illustrator montiert noch gekonnter und phantasievoller. Wenn den Autor "seine" Buchtitelseite überhaupt interessiert…

Einige einer Handvoll derartiger Bücher/Buchbeschreibungen entnommene Passagen mit Schlagwörtern wie „Purismus, Genussfotografie, brillant, Lifestyle, ultimativ oder Kreativität“ mal ins Textfeld der Internetseite: BlaBlaMeter – wie viel Bullshit steckt in Ihrem Text? eingegeben, bringt auch prompt einen „Bullshit-Index“ von 0,58, oder: „Ihr Text signalisiert deutlich: Sie wollen etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken. Es wirkt unwahrscheinlich, dass damit auch eine klare Aussage verbunden ist - und wenn ja: wer soll das verstehen?“

Oder meine Frage vom Anfang: „Wer kauft so etwas (zum Neupreis)?" 

Können Sie es beantworten?


Digitalkamera Sammelwert-Ermittlungen

10. August 2017, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln

Meine Frage an Boris Jakubaschk, was die erste in Serie und nicht mal 1000 Exemplaren gefertigte Digital-SLR der Welt, die extrem seltene 1,3 MP Kodak/Nikon F3/DCS100 nach seinen Berechnungen denn wert wäre, beantwortete er mit einem Preis von ca. 600 Euro. 

Der unwillkürliche Gedanke, dass mit diesem extrem niedrig erscheinenden Schätzpreis der Versuch unternommen werden soll, für wenig Geld an wertvolle Kameras zu kommen, ist ganz schnell widerlegt.

2016 wechselte eine komplette (!) Kodak DCS100 in England für 300 Pfund, ca. 350 Euro den Besitzer. Begleitet vom Geheul einiger Sammler, dass das doch nicht sein dürfte. Warum eigentlich? Ich selbst hätte 2016 eine nur 20 km weg von meinem Wohnort angebotene DCS100 für 1500 Euro zumindest anschauen können, was ich leider versäumt habe. Niemals hätte ich aber 1500 oder auch nur 1000 Euro dafür bezahlt! Im Fall, dass sie sich noch als funktioniernd - "tote" Akkus wären verzeihbar - erwiesen hätte und vor allen Dingen komplett MIT Software ausgestattet gewesen wäre, hätte ich maximal 800 Euro geboten...

Digitalkamera Sammelwert-Ermittlungen

Hallo Sammler!

28. Juli 2017, Boris Jakubaschk - Sammeln

Regelmäßigen Besuchern dieser Homepage ist es vielleicht schon aufgefallen: Der Menüpunkt „Geschichten“ ist verschwunden und wurde durch „Sammeln“ ersetzt. Der Inhalt ist fast der gleiche, allerdings mit zukünftig etwas anderer Geschmacksnote.

Wir wollen anderen Sammlern eine Anlaufstelle bieten. Weniger erfahrene sollen den einen oder anderen Tipp zum Aufbau der eigenen Sammlung finden. Und Experten möchten wir einladen, sich mit einzubringen.

Eine erste Gelegenheit dazu soll der neue Menüpunkt „Was sammeln?“ sein. Ich habe mir dabei die Frage gestellt, welche Kameras ich in meiner Sammlung haben wollte, wenn sie nur aus zehn Modellen bestehen dürfte. Die Frage ist kniffeliger zu beantworten, als es im ersten Moment scheint, weil zehn Modelle natürlich hinten und vorn nicht ausreichen. So führt es sehr schnell zu der Frage, was denn die Essenz der Sammlung sein soll. Einfach die persönlichen Lieblingsstücke? Ein möglichst imposanter Ritt durch die Digitalkameraentwicklung? Konzentration auf einen Hersteller? Oder einen bestimmten Kameratyp? Oder ein Exotenthema wie möglichst schräge OEM-Kameras, digitale Lomografie, …

Bis jetzt finden Sie dort meine Antwort, die von Ralf und eine Auswertung der meistbewerteten Kameramodelle auf dieser Homepage. Ich bin mir aber sicher, dass es genauso viele verschiedene und spannende Antworten auf diese Frage gibt, wie es Digitalkamerasammler gibt. Also: Wenn Sie digitale Kameras sammeln oder sich zumindest für die Historie interessieren – melden Sie sich! Es gibt keine vorgeschriebene Form für die Liste. Im Grunde reichen zehn Namen. Schöner wäre es natürlich zu erfahren, wer Sie sind, was sie sammeln und wie Ihre Zusammenstellung zustande gekommen ist.

Einfach schicken an info@digicammuseum.de


Was ist meine Kamera wert?

16. Juli 2017, Boris Jakubaschk - Sammeln

An alten Kameras faszinieren mich neben Auflösung, Sensorgüte und Objektiv vor allem die teilweise krude Bedienung, ausgefallene Designideen und vor allem der teils innerhalb weniger Monate greifbare technische Fortschritt. Weitaus weniger spannend finde ich, was so eine Kamera heute beim Verkauf einbringt. Erstens ist es bei den allermeisten Kameras eh nicht viel und zweitens sollte es bei diesem Hobby ja darum gehen, technische Meilensteine für die Nachwelt zu erhalten und allzuhohe Preise stehen diesem Bestreben gelegentlich im Wege.

Aber es hilft ja nichts: Wer sammelt, muss sich mit den Preisvorstellungen von Verkäufern befassen

Was ist meine Kamera wert?

Geschwister?

22. Juni 2017, Boris Jakubaschk - Sammeln

Ich hatte die neu eingetroffene Coolpix 300 gerade auf dem Couchtisch geparkt, als mir auffiel, dass mein daneben liegendes Smartphone (Samsung Galaxy Note 4) fast exakt die gleiche Grundfläche hat. Damit nicht genug - wenn man die beiden Geräte vergleicht, tauchen noch einige weitere Gemeinsamkeiten auf: Die Coolpix ist zwar etwa vier mal so dick wie das Smartphone, ansonsten ähnelt sich die Bauform: Beide haben am oberen Gehäuserand der einen Seite das Kameraobjektiv, während die andere Seite von einem Touchscreen beherrscht wird. Sogar den Stift, mit dem man auf dem Bildschirm malen kann, gibt es bei beiden Geräten.

Hat Nikon da im Jahr 1997 das Smartphone vorweggenommen? Oder gar die heute allgegenwärtigen "Phablets" erfunden? So erstaunlich die Ähnlichkeiten sind, ich halte sie trotzdem für eher zufällig. Technisch hat Nikon sich eher bei den damals zunehmend populären Organizern bedient. Auf deren Business-Funktionen wurde aber verzichtet und anstelle dessen eine Kamera entwickelt, deren Bilder man mit Skizzen und Audiokommentaren versehen kann.

Spannend wäre es gewesen, hätte man die Resultate direkt verschicken können. Dafür war aber noch ein Computer und eine Online-Verbindung notwendig.

Vergleicht man die beiden Geräte direkt, wird der gigantische technische Fortschritt der letzten 20 Jahre offensichtlich: Die Nikon hat gerade mal VGA-Auflösung, das Smartphone glänzt mit 16 Megapixeln und 4K-Videos. Die Coolpix muss ihre Aufnahmen in 4 Megabyte unterbringen, dem Samsung stehen dafür 32 GB zur Verfügung, das ist 8000 mal so viel! Per Speicherkarte kann man den Speicher sogar noch um 128 GB erweitern. Der Bildschirm ist beim Smartphone knapp zweieinhalb mal so groß, viel heller, brillianter und mit dramatisch höherer Auflösung.

Das Smartphone kann im Gegensatz zur Coolpix 300 auch zum Telefonieren verwendet werden. Aber das macht ja ohnehin fast niemand mehr...


Zwei Jahre zur "Untermiete" im digicammuseum.de

12. Mai 2017, Ralf Jannke - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Was erst zaghaft begann, wurde dann ab Sommer 2015 und das ganze 2016 zur “Shopping-Tour“ historischer, alter, mehr oder weniger wertvoller Digitalkameras. Von der primitivem Knipse über die bessere Einsteigerkamera, die noch bessere Prosumerkamera bis hin zur semi- bis voll professionellen Systemkamera mit (DSLR) oder ohne Spiegel (DSLM). Kaum etwas war vor mir sicher :-)

Jetzt, 2017, ist "die Shopping-Kurve stark abgeflacht", weitgehende Sättigung eingetreten. Es fehlen aus meiner Sicht noch rund 10 Kameras, um die Sammlung komplett zu haben. Wobei Kameras, wie die erste in Serie von knapp 1000 Exemplaren gefertigte DSLR der Welt, die Kodak/Nikon F3 DCS 100 so wie die analog aufzeichnenden Stillvideokameras Canon RC-701, RC-760 und die Nikon QV-1000(c) illusorisch sind. Da werden nicht selten für nicht funktionierende Kameras vierstellige Dollar-/Euro-Preise gefordert: Zum Beispiel für diese erste und "ganz saubere" Digital-Nikon KODAK DCS-100, DM3 MONOCHROME 1999,95 Dollar Startpreis. Die "CAMERA IS ENTIRELY UNTESTED" – "Die Kamera ist komplett UNGETESTET".

Zwei Jahre zur "Untermiete" im digicammuseum.de

Smartphone-Kameras

22. April 2017, Boris Jakubaschk - Wissen

Diese Woche gelesen: Pro Tag werden weit mehr als zwei Milliarden digitale Bilder aufgenommen und über Social-Media-Plattformen geteilt. Auch wenn davon vermutlich 95% Selfies von entenschnabelsimulierenden Teenagern sind - digital zu fotografieren ist so populär wie nie.

Nur leider haben die klassischen Digitalkameras nichts davon. Im letzten Jahr wurde mit etwa 25 Millionen verkauften Exemplaren ein neuer Tiefstand erreicht. Vor acht Jahren waren es noch gut viermal so viele. Demgegenüber ist die Zahl der verkauften Smartphones geradezu atemberaubend - beinahe 1,5 Milliarden waren es vergangenes Jahr. Auf jede Digitalkamera kommen also mehr als 50 Smartphones!

Grund genug, einmal genauer anzuschauen, wie viel Leistung in Kameras steckt, die gerade einmal einen halben Kubikzentimeter groß sein dürfen. In diesem Beitrag habe ich Hersteller, Technik und die weitere Entwicklung unter die Lupe genommen.


Fremde Federn

19. April 2017, Boris Jakubaschk - Wissen

Dass einstmals klangvolle Namen aus analogen Fotografiezeiten wie Rollei, Voigtländer oder Praktica heute zur Veredelung einfachster Digitalknipsen fragwürdiger Provenienz benutzt werden, ist bekannt und wurde auch hier schon ein paar Mal thematisiert.

Aber auch andere verblichene Hersteller sind vor derlei Namensübertragungen nicht gefeit – solange die Namensrechte nur schön billig sind. Ein typischer Fall ist die Firma Commodore, ein großer Player aus den Anfangstagen der Büro- und Homecomputer, Entwickler legendärer Spielemaschinen wie dem C-64 und dem Amiga und kurzzeitig sogar weltgrößter PC-Produzent. Anfang der 90er Jahre agierte Commodore jedoch zunehmend glücklos und legte 1994 eine ziemlich glanzlose Bruchlandung hin. Seither tauchte der Name immer wieder auf allerhand Gerätschaften auf, so auch auf der Pencam in der Abbildung – die ich gemeinsam mit einem „echten“ Commodore 64 aus dem Jahr 1983 abgelichtet habe.

Der große Gegenspieler von Commodore war während vieler Jahre die Firma Atari. Populär waren vor allem das Kassetten-Telespiel „VCS“, das bereits Ende der 70er Jahre erschien und der Atari ST, der vor allem in Schüler- und Studentenkreisen als preiswerte Alternative zu Apples Macintosh beliebt war. Auch Atari überlebte das Ende der Homecomputer-Ära nicht, feierte aber als Spielehersteller kurz darauf Wiederauferstehung. Der Name stand daher nicht für andere Produkte zur Verfügung. Trotzdem habe ich eine Kamera, die auf den schönen Namen „Acari Megashot 6.0“ hört und bei der Schriftart des Namenszuges deutliche Anleihen beim unfreiwilligen Namensgeber nimmt. Technisch ist die Acari übrigens mit der Pencam fast identisch, tut aber so, als wäre sie fast schon eine richtige Kamera. Die Acari habe ich mit einer VCS-Konsole abgelichtet.

Vor allem in Deutschland war noch ein weiterer Hersteller mit seinen Homecomputern in den 80er Jahren omnipräsent: Die Schneider Rundfunkwerke waren zuvor eher mit üppig dimensionierten Stereoanlagen mit fantastischen Wattzahlen aufgefallen. 1984 übernahmen sie aber den Deutschlandvertrieb der Computer des britischen Herstellers Amstrad. Die Modelle CPC-464 und CPC-6128 waren eine willkommene Abwechslung in dem ansonsten vom C-64 weitgehend beherrschten Markt. Später gab es von Schneider auch noch einige Jahre lang recht erfolgreiche PC-Kompatible. Auch Schneider existiert nicht mehr, wodurch sie zum Namensspender für diese simple Kamera wurden, die Ralf aufgetrieben hat.