Meine ungewöhnlichste, klobigste, verbauteste, hässlichste, "halb"kaputteste Digital-Spiegelreflex

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 09. Februar 2023 - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Minolta Dimage RD 3000

Mit seinen Kameramodellen RD-175, der baugleichen AGFA ActionCam von 1995 und der nachfolgenden RD 3000 von 1999 war Minolta im Unterschied zu den Platzhirschen Canon und Nikon zwar unabhängig von Kodak, hatte sich mit seinem Bauprinzip aber in eine Sackgasse manövriert.

Kodak bot seit 1992 Bildsensoren von 9 x 14 mm Größe, Cropfaktor 2,6), den gewohnten 15 x 23 mm APS-C Sensor, Cropfaktor 1,5 mit je nach Kameramodell 1,3 bis 1,5 Megapixel und den 19 x 27 mm APS-H Sensor mit Cropfaktor 1,3 und 6 Megapixel Auflösung. Auf derartig große Sensoren konnte, wollte (Kostengründe?) Minolta nicht zurückgreifen.

Um auf Auflösung und Benutzbarkeit der vorhandenen Objektive zu kommen, montierte Minolta in das Digitalrückteil seiner RD -175 ein Zwischenobjektiv, welches das Bild über einen Lichtteiler auf drei 4,8 x 6,4 mm große CCD-Sensoren mit je 768 x 494 Pixel = 0,38 MP Auflösung projiziert. Daraus interpoliert die RD 175 Kamerasoftware Fotorohdateien mit 1,75 Megapixel Endauflösung. Vor- und Nachteil dieser Bauart: Die Nennempfindlichkeit des Systems beträgt zwar hohe und nicht änderbare ISO 800, der Cropfaktor liegt bei 2,5, die System-Lichtstärke erreicht aber nur f/6,7. Egal wie hoch die Lichtstärke des montierten Objektivs ist. Ein 2,8/20 mm Objektiv auf der Minolta RD 175 verhält sich wie ein lichtschwaches 6,7/50 mm Normalobjektiv.

Beim Nachfolger RD 3000 griff Minolta zum gleichen Prinzip: Diesmal aus zwei 1/2“ CCD-Sensoren von 6,4 x 4,8 mm Größe und 1,5 MP Auflösung interpoliert die Kamerasoftware das fertige 2,7 MP Bild. Durch entsprechende Relais-/Vergrößerungsoptiken entspricht das Ganze zum Schluss dem Format des 15 x 23 mm APS-Sensors. Auch hier beträgt die System-Lichtstärke nur f/6,7.

Die RD 3000 ist aber ungleich praktikabler, was am Bildspeicherformat liegt. Die RD-175 speichert nicht nur in einem schwer zu dekodierenden Rohformat, eine Katastrophe ist das Speichermedium, genauer die Vorbereitung. Die CompactFlash-Speicherkarte im PCMCIA-Adapter ist noch unproblematisch. Für die Vorbereitung dieser Karte wird aber zwingend eine Kamera-/Rechner-Kabelverbindung benötigt. Und zwar via SCSI, dem längst vergessenen Verbindungssystem. Was einen entsprechenden Rechner voraussetzt, bei mir ein uralter Power Mac G3 und das alte Apple Betriebssystem OS 9.x Nur damit bzw. der Minolta-Software lässt sich die Speicherkarte so vorbereiten, dass sie mit Fotos, aufgenommen mit der RD-175 gefüllt werden kann. Diese Speicherkarte versehentlich formatiert, ist sie für Die RD-175 unbenutzbar. Ausführlich beschrieben in "Minolta RD-175: Anschluss der DSLR an einen Mac-Rechner über SCSI, Datenkonvertierung"

Dagegen ist der Datentransfer von der Minolta RD 3000 eine regelrechte Wohltat. Sie speichert ihre Fotos auf jede gewöhnliche, unbehandelte (!) CompactFlash-Karte bis 512 MB Volumen. Wahlweise im unkomprimierten "SUPER FINE"  1:1 TIFF Format oder gleich als JPEG "FINE" 1:5, "STANDARD" 1:10 oder "ECONOMY" 1:15. Hier ist nur JPEG FINE 1:5 sinnvoll.

"Ganze" Fotos

Unverzeihlicherweise habe ich mein einwandfreies erstes Exemplar der Minolta Dimage RD 3000 irgendwann verkauft :-(

"Halbe" Fotos?

Leider hat mein zweites Exemplar einen Fehler. Irgendein Teil ragt in den Strahlungsgang des optischen Systems. Konsequenz: Es gibt nur halbe Fotos von 1350 x 970 Pixel, 1,3 Megapixel Größe. Siehe oben …

Für ein paar aufgehübschte Original-Halbfotos aus der Minolta Dimage RD 3000 reicht es aber noch!

Deshalb werde ich mit der RD 3000 auch demnächst eine Runde drehen und berichten.

Welchen Cropfaktor soll man für die Vectis-Objektive zugrunde legen?

Geht man vom jahrzehntealten 3:2 Kleinbildfilm Seitenverhältnis aus, würde im so genannten Classic-Format C auf dem APS-Film eine Fläche von 16,7 x 25,1 mm belichtet. Was eine Format-Diagonale von 30,1 mm hat. Die Formatdiagonale des 24 x 36 mm Kleinbildfilms beträgt 43,3 mm. Das ergibt einen Cropfaktor von 43,3 : 30,1 = 1,44. Großzügig (unkorrekt gerundet) 1,5. Damit ist die Brennweite der Vectis-Objektive zu multiplizieren. Das hauptsächlich verwendete 22-80 entspricht also einem 33-120 mm Kleinbildkamera Zoom.

Und nochmal eine funktionierende Minolta Dimage RD 3000?

Illusorisch! Komplette Ausrüstungen mit diversen Vectis-Objektven werden im Bereich 600 bis 1300 Euro offeriert. Als "Als Ersatzteil / defekt" wurde November 2022 ein nicht funktionierendes Exemplar aus den USA für rund 130 Euro inkl. Porto verkauft. Da begnüge ich mich doch mit meiner funktionierenden "Halbformat-Version" …

Praxisbericht ist in Arbeit

 

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