Electra eFlash an Canon EOS 5D Mark III

Diesmal stelle ich einen „Flächenblitz“ vor, der das üblicherweise stark gerichtete Blitzlicht von Aufsteckblitzen vermeidet und eine relativ große Leuchtfläche aufweist und dadurch relativ „weiches“ Licht erzeugt.

Electra eFlash

Der „Electra eFlash“, laut Hersteller ein „Digital Electronic Flash“, der aber keinerlei digitale Technik, sondern nur analoge Blitzelektronik enthält, wird von der Ekasilp Industrie Ltd., Bangkok, Thailand, hergestellt. In Deutschland wurde er vom Fotoversand Brenner in Weiden unter dem Markennamen „BIG“ vertrieben, inzwischen hat den Vertrieb die Firma Foto Walser, Gersthofen unter ihrem Label „Walimex“ übernommen. Erhältlich ist der eFlash seit etwa 2010 (?), im Jahr 2024 kostet er ca. 70 Euro UVP. Beworben wird er als „das kleine Blitzwunder mit sonnenähnlicher Ausleuchtung“ und mit „Plastizität und Natürlichkeit bei Porträts, Produkt- oder Makroaufnahmen“.

Er besteht aus einem Halter für den Blitzschuh und dem eigentlichem Blitzmodul, wobei aufgrund der Konstruktion der Blitz immer seitlich oberhalb der Kamera montiert ist. Der Vertrieb weist darauf hin, daß ein zweites Blitzmodul gekauft und auf der anderen Seite montiert werden kann, so daß zum einen die Blitzstärke verdoppelt wird und zum zweiten eine symmetrische Ausleuchtung des Motivs entsteht.

Außerdem befindet sich die Leuchtfläche immer recht weit oberhalb des Objektivs, so daß es zu deutlich sichtbaren Schlagschatten kommt, weil die Richtung des Lichts und die Objektivachse stark abweichen. Insbesondere für Makros ist die entfesselte Montage an einer anderen Stelle angeraten, allerdings ist das mitgelieferte Verbindungskabel zwischen Blitzschuhfuß und Blitzmodul recht kurz geraten. Weil normale PC-Buchsen verbaut sind, kann jedes Blitzkabel mit zwei PC-Steckern als Verbindung genutzt werden.

Bedienelemente hat der Blitzlicht nicht viele, er kann ein- und ausgeschaltet werden und eine Servoblitzzelle kann zu- oder abgeschaltet werden. Allerdings zündet diese beim ersten Aufleuchten eines anderen Blitzgerätes, so daß die üblichen Vorblitze von Digitalkameras den eFlash auslösen; beim eigentlichen Zünden des kamerainternen Hauptblitzes bleibt der eFlash dann dunkel, weil seine Elkos leer sind. Lassen sich die Kameravorblitze nicht abschalten, muß eine externe Servoblitzzelle mit Vorblitzunterdrückung verwendet werden, um den Electra-Flächenblitz anzusteuern.

Die Blitzbereitschafts-LED ist am Gerät zweimal vorhanden, man sieht sowohl von vorn als auch von hinten, wenn der Blitz bereit ist. Als Stromversorgung kann entweder ein externes (nicht mitgeliefertes) 6-Volt-Netzteil mit Hohlstecker verwendet werden oder 4 Mignonzellen im Batteriefach. Die Größe der Leuchtfläche beträgt ca. 12,8x9,3 cm, ist also in etwa so groß wie ein 9x13cm-Fotoabzug aus dem Großlabor. Leitzahl 12 bei 100 ASA klingt zwar nicht besonders beeindruckend, aber schon bei 400 ASA steigt die Leitzahl auf 48 und beträgt bei 1600 ASA satte 96. Und 1600 ASA (und noch mehr) sind bei aktuellen Digitalkameras meist überhaupt kein Problem.

Der eFlash hat keinerlei Regelungstechnik eingebaut, er blitzt immer mit voller Leistung. Die Blitzbelichtungsmessung muß der Fotograf also „klassisch“ per Leitzahlrechnung selbst durchführen, das Verhältnis zwischen Umgebungslicht und Blitzlicht ebenfalls durch Wahl der Belichtungszeit, der Empfindlichkeit und der Blende. Von vollautomatisch belichteten und sehr ausgewogenen Blitzaufnahmen, wie man sie inzwischen von den Blitzbelichtungsmessungen der Kamerahersteller kennt, muß sich der Fotograf beim Verwenden des eFlash „verabschieden“, es ist alles wieder klassische „Handarbeit“ im M-Modus der Kamera.

Öffnet man das Gerät, kann man sehen, wie die „Flächenleuchte“ funktioniert: vor 4 kleine Blitzröhren ist eine opake weiße Kunststoffscheibe montiert, die das Licht der Röhren auf eine größere und ziemlich gleichmäßig ausgeleuchtete Fläche verteilt.

​​​​​​​Vergleichsaufnahmen an Canon EOS 5D Mark III mit Canon-Aufsteckblitz (links) und Electra eFlash (rechts)

Man kann erkennen, daß der eFlash ein wesentlich „weicheres“ Licht produziert, weil seine Leuchtfläche erheblich größer ist als die des Aufsteckblitzes. Der Schlagschatten des Canonblitzes ist „härter“, hat also einen scharfen Hell-Dunkel-Übergang. Der Schlagschatten des eFlashs ist „weich“, sein Hell-Dunkel-Übergang viel größer und darum natürlicher. Allerdings mußte ich die Blende des Objektiv wesentlich mehr schließen als beim Aufsteckblitz, denn der Electra-Flächenblitz hat keinerlei Leistungsregelung, die Hintergrund ist deswegen nicht wie gewünscht unscharf, sondern deutlich erkennbar. Die Ausleuchtung des Motivs ist aber schöner und gleichmäßiger als beim Aufsteckblitz.

Fazit

Ich finde die Ergebnisse den vollmundigen Werbeaussagen nicht ganz angemessen. Allerdings liegt das weniger an der Art des Aufbaus (4 einzelne Blitzröhren durchleuchten eine weiße Kunststoffscheibe), sondern an der letztlich immer noch kleinen Leuchtfläche von 9x13cm und vor allem an der fehlenden Blitzbelichtungsmessung, die im Vergleich zu aktuellen TTL-Blitztechniken einen Rückfall in den Beginn der Blitztechnik darstellt. Wer bereits einen Systemblitz sein Eigen nennt, kommt mit einem „Lichtweichmacher“ (Aufsteck-Lichtformer oder große indirekt angeblitzt Reflektionsfläche) eher zu einem gutem Blitzbild als mit dem eFlash. Insbesondere im Makrobereich und im Zusammenspiel mit dem Umgebungslicht stört die fehlende Leistungsreduzierung, der Fotograf kann sich höchstens mit großen Graufolien vor der Leuchtfläche des Electra-Flächenblitzes helfen, dessen Licht abzudämpfen.

Christian Zahn

 

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