Fuji FinePix 6800 Zoom
Hier stelle ich eine frühe Fuji-Digitalkamera vor. Ralf Jannke hat sie bereits zusammen mit ihren „Schwestern“ hier gewürdigt.
Spezifikationen
- Die 2001 vorgestellte Fuji FinePix 6800 Zoom ist 85 x 98 x 36 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 295 g.
- Der 1/1,7“ Super-CCD-Sensor (7,6 x 5,7 mm) löst maximal 2832 x 2128 Pixel = 6 Megapixel (3,3 Megapixel Rohdaten) auf. Der Pixelpitch beträgt 3,6µm. 100-400 ASA manuell einstellbar. Videos sind mit 320x240 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SmartMedia-Karten (max. 128 MB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 8,3-24,9mm/1:2,8-4,7 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 36-108 mm.
- Das Motiv wird über einen abschaltbaren 2“ TFT LCD Monitor mit 130.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher mit Parallaxmarkierungen und Blitz- sowie Fokus-Kontroll-LEDs vorhanden, der allerdings nicht das gesamte aufgenommene Bild anzeigt. Außerdem ist ein kleines rundes zweifarbig beleuchtbares SW-LCD-Statusdisplay für einige Aufnahmeparameter im Steuerkreuz vorhanden.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, vermutlich Matrixmessung. Belichtungszeiten 1s bis 1/2000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 8
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku
Besonderheiten
Die Fuji FinePix 6800 Zoom stammt aus einer Familie ähnlicher Kameras, die teilweise auch von Leica vertrieben wurde. Zeitgleich mit der 6800 kam die FinePix 4700 Zoom auf den Markt, deren Sensor 2,4 Megapixel mit Grundempfindlichkeit 200 ASA (bis 800 ASA einstellbar) hat.
Die Kamera stammt aus der Zeit, als die Designer der digitalen Kameras sich am Aussehen der analogen Kameras nicht orientierten, sondern unbedingt auffallend anders gestalten wollten. Die Kamera ist im „Hochformat“ entworfen, nimmt aber im Querformat auf. Für wirkliche Hochformataufnahmen muß die Kamera ins Querformat gedreht werden. Zwar liegt die FinePix dank griffiger „Wulst“ vorne und Daumenmulde hinten recht gut in der Hand, aber die Haltung ist trotzdem ungewöhnlich und unüblich.
Das Design entwarf die renommierte Firma „F. A. Porsche“, die mit dem Autohersteller allerdings nicht direkt etwas zu tun hat, sondern der Gründer stammt aus der Porsche-Familie. Auf der Objektivschutzabdeckung ist der Designhersteller aufgedruckt.
Die Stromversorgung erfolgt mit dem aus den Vorgängern und Nachfolgern her bekanntem Lithium-Akku NP-80.
Der Gehäuseblitz der Kamera ist fest eingebaut, er klappt manuell durch Druck auf eine Taste heraus und muß auch von Hand wieder ins Gehäuse zurückgedrückt werden. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.
Das Objektiv sitzt gut geschützt hinter einer stabilen Metallklappe, die beim Aus- und Einfahren automatisch bewegt wird. Der Monitor wird durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischem Beschädigungen geschützt, die Scheibe ist aber nur aus transparentem Kunststoff und verkratzt selbst allzuleicht.
Als Speichermedium dienen SmartMediaKarten bis 128MB. Diese Flash-Speicherkarten hat Toshiba 1996 entwickelt, als einzige Kamerahersteller haben Olympus und Fuji SmartMedia-Karten eingesetzt. Smart-Media-Karten haben keinen eigenen Speichercontroller, dieser sitzt in der Kamera.
Da bei den SmartMedia-Karten die elektrischen Kontakte recht groß und vor allem ungeschützt sind, ist eine SM-Karte recht anfällig für Verschmutzung der Kontakte und statische Aufladung. Während ersteres sich vom Anwender beheben läßt, kann letzteres die Speicherbausteine in der Karte zerstören. Schon alleine ein Reinigen der Kontakte mit einem ungeeigneten Tuch kann diesen Fehler hervorrufen. Außerdem sind die Karten extrem dünn, ein Verbiegen der Karte kann bereits zur Ablösung der außenliegenden Kontakte von den darunterliegenden Bauteilen führen, die Karte ist dann ebenfalls defekt.
Für Netzteil- und Videobuchse ist kein Spezialkabel erforderlich, in die USB-Buchse hingegen paßt kein übliches Normkabel, sondern nur ein Herstellerspezifisches. Mit der Kamera mitgeliefert wurde eine Docking-Station, die Verbindung an der Kamera befindet sich hinter einer von Hand zu betätigenden Abdeckung. In der Dockingstation eingesetzt kann der Akku geladen und das USB-Kabel eingesteckt werden, so daß gleichzeitig geladen und die Bilder ausgelesen werden können. Ein externes Ladegerät liegt ebenfalls in der Verpackung, der Akku muß somit nicht unbedingt in der Kamera geladen werden.
Die Kamera ist recht langsam, zwar fährt das Objektiv recht flott aus, aber dann wird der Kameraprozessor „gebootet“. Und das dauert eine weitere Sekunde, solange steht immerhin ein freundliches „Hello“ im Statusdisplay. Beim Abschalten steht dort „See You“. Man fühlt sich an ein digitales Spielgerät der 1990er erinnert, an ein Tamagotchi.
Auch das Abspeichern der Bilder auf die SmartMedia-Karte dauert sehr lange, besonders wenn Bilder mit 6 Megapixel Größe abgespeichert werden.
Das Display sollte möglichst wenig eingeschaltet werden, seine Beleuchtung „saugt“ den Akku recht schnell leer. Der optische Realbildsucher in Verbindung mit dem kleinen SW-Statusdisplay und die Blitz- sowie Fokuskontroll-LED neben dem Sucher reichen aber auch aus, um Fotos machen zu können. Allerdings ist kompaktkameratypisch später auf dem Bildern immer etwas mehr drauf, als man im Sucher sah.
Zur Bedienung gibt es neben dem großen Moduswahlrad ein Art Steuerkreuz (in dessen Mitte ein rundes zweifarbig hinterleuchtbares Statusdisplay die aktuelle Tastenbedeutung anzeigt) und einige weitere Tasten. Gezoomt wird mit dem Steuerkreuz. Zwischen den verschiedenen Aufnahmemodi wird mit einem massivem Drehrad aus Metall mit grifffreundlicher Rändelung umgeschaltet, zwischen Aufnahme und Wiedergabe schaltet ein Hebel um, in dessen Drehpunkt der Hauptschalter sitzt.
In den MakerNotes der EXIFs speichert die Kamera in jedem Bild einige Bildparameter, darunter: manuelle Belichtungskorrektur, Blitzmodus, AF bzw. Belichtungswarnung, die Bildqualität und einiges mehr.
Die Kamera wurde als 6-Megapixel-Kamera beworben, wobei die „echten“ 3,3 Megapixel des Super-CCD hochinterpoliert werden. Die Farbmatrix des Sensors ist kein übliches Bayer-Pattern. Näheres zu dieser Technik findet sich in Ralf Jannkes Beitrag zur Fuji Finepix E550. Hier nur kurz: Der Sensor hat 1,6 Millionen farbempfindliche und 1,6 Millionen helligkeitsempfindliche Pixel. Sie sind nicht wie allgemein üblich quadratisch und schachbrettartig angeordnet, sondern die sechseckigen Pixel sind wie Bienenwaben angeordnet, d. h. in jeder zweiten Zeile um jeweils eine halbe Zeile versetzt.
Daraus interpoliert die Kamera die maximalen 6 Megapixel
Der UVP der Fuji FinePix 6800 Zoom betrug etwa 900 Euro. Der heutige Gebrauchtpreis ist stark vom Zustand und Lieferumfang abhängig und liegt zwischen 50 und 100 Euro.
Ich erwarb mein Exemplar im Herbst 2022 mit OVP und fast allem Originalzubehör in einem Konvolut zusammen mit diversen anderen Kameras.
Zur Einschätzung der Speicherkartenpreise: 2000 mußten für eine 64MB-SmartMedia-Karte stolze 500 DM bezahlt werden! Meine erste 128MB-Karte erwarb ich 2002 für etwa 130 Euro, meine letzte 128 MB-Karte 2004 für nur noch 29 Euro. Dafür bekommen wir 2022 eine 128 GB-SDXC-Karte, also 1000 mal mehr Speicherplatz!
Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Bilder wurden nicht verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Belichtungszeiten- und Brennweiten-Angaben sind in die Bilder eingefügt.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Fuji FinePix 6800 Zoom ist größtenteils aus Metall. Lediglich die Akkufach/Speicherkarten- und Schnittstellen-Klappen sind aus Kunststoff. Die Kamera gehört zur Klasse der Edelkompaktkameras.
Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden durch den Bildprozessor nicht korrigiert.
Bei 400 ASA raucht der Sensor deutlich sichtbar, obwohl die Kamerasoftware deutlich weichzeichnet und das Rauschen „wegbügelt“.
Die Bildergebnisse entsprechen der Erwartung an eine frühe Digitalkamera von 2001. Das Objektiv ist der Sensorauflösung angepaßt, die „Schärfe“ ist das, was man von lediglich 3,3 Megapixeln erwarten kann. Die Hochinterpolation auf 6 Megapixel ist meines Erachtens nach sinnlos und „bläht“ nur die Bilder auf, mehr als etwa 4 Megapixel echte Information stecken in den Bildern nicht.
Die Bildqualität der FinePix 6800 Zoom ist heutzutage nicht mehr als gut zu bezeichnen. 3,3 Megapixel sind nur sehr wenig Auflösung.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil frühe Leica), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen ungeeignet.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 29.01.2023 |
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