Fuji X-E2 mit dem Revuenon 1,4/55 von Christian Zahn
Hier verwende ich ein etwa 45 Jahre altes manuell zu fokussierendes Objektiv mit M42-Gewinde an einer spiegellosen APS-C-Systemkamera, der Fuji X-E2 mit 16 Megapixeln.
Auto Revuenon MC 1:1,4 f=55mm
Das gezeigte mehrfachvergütete Objektiv wurde ab 1977 von Cosina gebaut. Etwa 1980 lief die M42-Version aus und wurde durch eine Variante mit Pentax-K-Bajonett ersetzt.
Der breite und mit Gummi überzogene Entfernungsring mit Griffmulden läuft weder zu leicht noch zu stramm, der Einstellweg ist mit etwa 300° sehr lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,5 Metern recht kurz. Die Blende rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 55mm eingeschraubt.
Wie viele japanische lichtstarke Doppelgauß-Konstruktionen hat das Revuenon 7 Elemente in 6 Gruppen. Das Objektiv hat einen Durchmesser von 65 mm, eine Baulänge ab Auflage von 48 mm und wiegt 275 Gramm. Beim Nahfokussieren wird es ca. 8 mm länger.
Das gesamte Objektiv macht einen wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt und recht schwer. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.
Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 40 und 140 Euro. Vor dem Aufkommen der Vollformat-Systemkameras war es erheblich günstiger, es kostete um 2008 meist weniger als 10 Euro! Inzwischen gilt es als einer der inzwischen vielen „Geheimtipps“ für Fans lichtstarker Normalobjektive, es ist aber immer noch günstiger als ein 1,4/50 Zeiss Planar mit Contax- oder Rollei-QBM-Bajonett oder ein Summilux 1,4/50 mit Leica-R-Anschluß. Diese Objektive übersteigen die 200 Euro fast immer und können in gutem Zustand auch über 400 Euro erzielen!
Im Internet kursieren viele Gerüchte, das Revuenon / Cosinon 1,4/55 sei ein „legendäres Tomioka“. Es wird bei Auktionen oftmals mit Hersteller „Tomioka“ oder „Tomioka-Bokeh“ gekennzeichnet, was aber leider nur eine „urbane Legende“ und darum falsch ist und Käufer zu höheren Geboten verleitet, weil es ein legendäres Tomioka-Objektiv gibt, das hervorragende Abbildungs-Leistungen haben soll. Tomioka war in den 1970ern ein Tochterunternehmen von Yashica und stellte sein 1,2/55 auch für Revue her, dann aber immer mit „Tomioka Revuenon“ graviert. Es sind auch Exemplare mit „Cosinon Tomioka“-Gravur bekannt. Und das 1,4/55, das als Tomioka gelabelt wurde und heute ab und zu auf Verkaufsplattformen angeboten wird, ist mit ziemlicher Sicherheit eine Auftragsproduktion von Cosina, damit Tomoika auch ein preiswerteres etwas lichtschwächeres Objektiv im Vertriebsprogramm haben konnte.
Alle Beispielaufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik und Zeitautomatik bei Blende 1,4 bzw. 8, gespeichert als RAF gewandelt mit Adobe Camera RAW 9 und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten, chromatische Aberrationen sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.
Fazit
Das Objektiv ist erwartungsgemäß bei Offenblende „weich“ und überstrahlt heftig, ab 1:2,8 ist die Schärfe gut, bei Arbeitsblende 5,6-8 ist es wie fast jedes japanische Doppelgauß-Normalobjektiv ausgezeichnet, aber dafür kann man auch die leichteren und oftmals preiswerteren Varianten mit Offenblende 1:1,7/1,8/1,9 nehmen. Das Bokeh bei Offenblende erscheint mir gut, keinesfalls unruhig und störend. Auch bei Arbeitsblende ist es recht streulichtempfindlich, Abschatten mit der Hand kann trotz Nutzung einer Streulichtblende erforderlich sein. Direktes Gegenlicht verträgt das Objektiv überhaupt nicht, das gesamte Bild wird dadurch flau und kontrastarm.
Christian Zahn, November/Dezember 2025
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| Autor: | Christian Zahn |
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| Erstellt: | 27.11.2025 |






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