Pentax SMC-M 50mm an Sony NEX-7, Fuji X-E2 und Pentax K-30

In diesem Erfahrungsbericht verwende ich ein etwa 50 Jahre altes manuell zu fokussierendes Objektiv mit Pentax-K-Bajonett an zwei spiegellosen APS-C-Systemkameras, der Sony NEX-7 mit 24 Megapixeln und der Fuji X-E2 mit 16 Megapixeln sowie einer digitalen Pentax-Spiegelreflexkamera mit 16-Megapixeln. Insbesonders interessiert mich der Unterschied zwischen den Kameras, der durch die unterschiedlichen Sensoren und Farbpixel-Verteilungen entsteht, die Sony nutzt ein schachbrettartiges Bayer-Pattern und die Fuji das herstellerspezifische X-Trans-Muster. Außerdem vergleiche ich die Präzision der Fokussierung mittels Fokus-Peaking direkt auf den Sensoren der Systemkameras mit dem Phasen-AF der dSLR.

Die Asahi Optical Corporation (deren Kameras unter dem von Pentacon Dresden erworbenem Markennamen Pentax {PENtaprisma conTAX} vertrieben wurden) hatte als einer der letzten Spiegelreflexkamerahersteller erst 1975 das universelle, weil lizenzfreie M42-Gewinde aufgegeben und ein eigenes Bajonett eingeführt. Dieses hieß nach der ersten Kamera, die es verwendete, dann einfach PK bzw. Pentax-K-Bajonett. Asahi lizensierte dieses Bajonett bereitwillig an andere Hersteller (für Objektive UND Gehäuse!), so daß in der Folge unzählige Anbieter mit diesem Bajonett auf dem Markt erschienen.

Prinzipiell gilt für Pentax-Objektive das, was auch für die anderen der „Big Five“ (Canon, Minolta, Nikon, Olympus, Pentax) gilt: die älteren Objektive haben die besseren mechanischen Eigenschaften, die jüngeren die besseren optischen. Bis etwa 1983 sind die Objektive fast komplett aus Metall gefertigt, die Schneckengänge laufen seidenweich (aufgrund der idealen Materialpaarung Messing und Aluminium), der Blendenring rastet in Halbblendenstufen.

SMC Pentax-M 1:1,8 50mm

„SMC“ weist auf die Mehrschichtvergütung hin und bedeutet „Super Multi Coating“. Das Objektiv wurde 1976 als neugerechnetes und neukonstruiertes Normalobjektiv zusammen mit der Pentax ME vorgestellt, der damals kleinsten und leichtesten Kleinbild-Spiegelreflexkamera des Marktes. Auch die neuen „M“-Objektive sind kleiner und leichter als ihre Vorgänger, dank neuer optischer Rechnung und verbesserter Vergütung im Allgemeinen besser als die älteren Versionen.

Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte Entfernungsring läuft seidenweich, der Einstellweg ist mit ca. 200° noch recht lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,45 Metern erfreulich kurz. Die Blende rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 49mm.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 63 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 31 mm und wiegt 185 Gramm. Beim Nahfokussieren wird es ca. 8 mm länger. Zusätzlich zur roten Ansatzmarke in Bajonett ist auf dem Objektivtubus eine weiße Halbkugel eingelassen, sie wird beim Montieren des Objektivs an der Kamera mit dem Entriegelungsknopf zur Deckung gebracht.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall gefertigt und recht schwer. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden. Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, bei den meisten Motiven dürfte es nicht stören.

Das Objektiv ist heutzutage recht günstig zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 10 und 30 Euro. Mein Exemplar ist sichtlich benutzt worden, der JCII-Aufkleber ist stark abgegriffen.

SMC-M 50mm an Fuji X-E2

Das Objektiv ist am Cropsensor der X-E2 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 5,6-11 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die 16 Megapixel werden ausgereizt.

SMC-M 50mm an Sony NEX-7

Das Objektiv ist am Cropsensor der NEX-7 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 5,6-11 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die 24 Megapixel werden ausgereizt.

SMC-M 50mm an Pentax K-30

Das Objektiv ist am Cropsensor der K30 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 5,6-11 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die 16 Megapixel werden ausgereizt.

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik und Zeitautomatik (X-E2 bzw. NEX-7) bzw. manuellem Modus (K-30), mit eingeschaltetem Bildstabilisator (sofern im Gehäuse eingebaut) und bei Blende 8, gespeichert als RAW-Datenformat, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten, chromatische Aberrationen sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Das Objektiv ist erwartungsgemäß bei Offenblende „weich“, bei Arbeitsblende 5,6-8 ist es wie fast jedes japanische Doppelgauß-Normalobjektiv ausgezeichnet, auch in den Bildecken der APS-C-Cropsensoren. Die Abbildungsunterschiede zwischen den verschiedenen Sensor-Farbpattern sind vernachlässigbar, jedoch macht sich bei beiden Systemkameras das Fehlen eines Bildstabilisator im Gehäuse bemerkbar. Die Pentax K-30 hat diesen eingebaut, darum ist die Trefferquote unverwackelter Aufnahmen bei dieser Kamera bei meinem Vergleichstest höher gewesen.

Dank Hervorhebung scharfer Bildkanten und starker Sucherlupe lassen sich die Systemkameras mit manuellen Objektiven hervorragend scharfstellen, bei der X-E2 erscheint mir das Peaking besser als in der NEX-7, allerdings muß ich noch mit den verschiedenen Peaking-Einstellungen der Sony experimentieren.

Die K-30 unterstützt das Scharfstellen mit ihren AF-Sensoren bei Offenblende und blendet bei jeder Aufnahme automatisch ab, so daß eigentlich die Fokus-Trefferquote recht hoch sein müßte. Aber das Aufleuchten der Fokusmarke im Sucher der Pentax-dSLR unterliegt einer gewissen Hysterese, d. h., die Programmierer haben das System so eingestellt, daß die Fokusbestätigung auch etwas „vor“ bzw. „hinter“ der ideale Schärfenebene aufleuchtet, da es ansonsten im Sucher nur so kurz leuchten würde, daß man es fast nie sehen könnte, wenn man am Fokusring des Objektives dreht. Darum lag der Fokuspunkt bei mancher Aufnahme nicht 100% dort, wo ich ihn haben wollte.

Im Gegensatz zu den Adaptern für die Systemkameras, bei denen etwas über Unendlich fokussiert werden kann, liegt dank nativem Bajonett bei der K-30 Unendlich am Anschlag des Entfernungsrings, allerdings ist bei der Benutzung dieser Stellung die maximale Schärfe dann auch wirklich im Unendlichen bzw. bei recht entfernt liegenden Bilddetails.

An der Pentax kann das Objektiv nur im manuellen Modus benutzt werden, jedoch ermöglicht die „grüne Taste“ eine Belichtungsmessung vor der eigentlichen Aufnahme.

Christian Zahn

 

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