Leica Digilux Zoom Kurzbericht

Hier stelle ich eine frühe Leica-Digitalkamera vor, die von Fuji hergestellt wurde. Das Schwestermodell, die Leica Digilux (ohne Zoom) hat Ralf Jannke bereits gewürdigt.

Spezifikationen

  • Die 1999 vorgestellte Leica Digilux Zoom ist 79 x 98 x 34 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 280 g.
  • Der 1/2,3“ CCD-Sensor (6,2 x 4,6 mm) löst maximal 1280 x 1024 Pixel  = 1,3 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 4,4µm. 125 ASA feste Empfindlichkeit. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG auf SmartMedia-Karten (max. 128 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 6,6-19,8mm/1:3,2-5,0 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 38-114mm.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 2“ TFT LCD Monitor mit 130.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher mit Parallaxmarkierungen und Blitz- sowie Fokus-Kontroll-LEDs vorhanden, der allerdings nicht das gesamte aufgenommene Bild anzeigt. Außerdem ist ein kleines SW-LCD-Statusdisplay für einige Aufnahmeparameter vorhanden.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, vermutlich Matrixmessung. Belichtungszeiten 1s bis 1/1000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 8
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku

Besonderheiten

Die Leica Digilux Zoom wurde in Kooperation mit Fuji gebaut. Der Unterschied zur fast baugleichen Fuji MX-1700 Zoom dürfte lediglich in der anders gestalteten Außenhülle liegen; außerdem legte Leica in den Karton eine CD mit Adobe Photoshop LE 5.0. Selbst der beigepackte Akku wurde nicht mit Leica beschriftet, sondern ist als Fuji gekennzeichnet. Auch das Kameramenu ist in Englisch und entspricht dem Fuji-Original.

Zusammen mit der Kamera kam eine Speicherkarte, die nur 8 MB aufzeichnen kann, so daß der Fotograf noch mindestens eine weitere Karte erwerben mußte. Denn in bester Qualität passen nur etwa 10 Aufnahmen auf die mitgelieferte Karte!

„Leica“ bedeutet „LEItz CAmera“ und bezieht sich auf die erste Kamera des Mikroskopherstellers Leitz in Wetzlar.

Leitz/Leica hat in den 1920er Jahren das Kleinbildformat „erfunden“, und die „Ur-Leica“ mit fest angebautem 50mm-Objektiv sowie die später erschienen „Schraubleicas“ mit Wechselobjektiven und M39-Gewinde gebaut. 1954 kam dann die erste Meßsucher-Leitz-Kamera mit Bajonett, die M3, die 2006 als M8 mit 10-Megapixel-Sensor den Sprung in die digitale Welt schaffte.

Anfangs baute Leica keinen eigenen Digitalkameras, sondern labelte Fuji-Kameras um. Später wechselte der Kooperationspartner, seitdem werden alle Leica-Kompaktkameras von Panasonic gebaut. Die „gehobenen“ (sündhaft teuren) digitalen Leica-Kameras wie M, T, S usw. baut Leica selbst, teilweise sogar in Deutschland.

Die Kamera stammt aus der Zeit, als die Designer der digitalen Kameras sich am Aussehen der analogen Kameras nicht orientierten, sondern unbedingt auffallend anders gestalten wollten. Die Kamera ist im „Hochformat“ entworfen, nimmt aber im Querformat auf. Für wirkliche Hochformataufnahmen muß die Kamera ins Querformat gedreht werden. Zwar liegt die Digilux Zoom dank griffiger „Belederung“ vorne und Griffwulst hinten recht gut in der Hand, aber die Haltung ist trotzdem ungewöhnlich und unüblich.

Der Gehäuseblitz der Digilux Zoom ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.

Das Objektiv sitzt gut geschützt hinter einer stabilen Metallklappe, die beim Aus- und Einfahren automatisch bewegt wird. Der Monitor wird durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischem Beschädigungen geschützt, die Scheibe ist aber nur aus transparentem Kunststoff und verkratzt selbst allzuleicht.

Als Speichermedium dienen SmartMediaKarten bis 128MB. Diese Flash-Speicherkarten hat Toshiba 1996 entwickelt, als einzige Kamerahersteller haben Olympus und Fuji SmartMedia-Karten eingesetzt (und somit auch die vorgestellte Leica). Smart-Media-Karten haben keinen eigenen Speichercontroller, dieser sitzt in der Kamera, wobei die Digilux Zoom ab Werk Karten bis 128MB benutzen kann.

Da bei den SmartMedia-Karten die elektrischen Kontakte recht groß und vor allem ungeschützt sind, ist eine SM-Karte recht anfällig für Verschmutzung der Kontakte und statische Aufladung. Während ersteres sich vom Anwender beheben läßt, kann letzteres die Speicherbausteine in der Karte zerstören. Schon alleine ein Reinigen der Kontakte mit einem ungeeigneten Tuch kann diesen Fehler hervorrufen. Außerdem sind die Karten extrem dünn, ein Verbiegen der Karte kann bereits zur Ablösung der außenliegenden Kontakte von den darunterliegenden Bauteilen führen, die Karte ist dann ebenfalls defekt.

Für die Schnittstellen gibt es kein gerne verlorenes Spezialkabel, sondern Videobuchse, serielle Schnittstelle und Netzteilbuchse sind standarisierte Steckverbindungen. USB war zum Herstellzeitpunkt der Kamera noch nicht sehr verbreitet, die langsame serielle Schnittstelle üblich.

Die Kamera ist extrem langsam, allein der Einschaltprozess dauert eine „halbe Ewigkeit“. Zwar fährt das Objektiv recht flott aus, wobei die in das Steuerkreuz eingelassenen Status-LEDs fröhlich blinken, aber dann wird der Kameraprozessor „gebootet“. Und das dauert etliche Sekunden, solange blinkt die grüne LED neben dem optischen Sucher und man kann nichts anderes tun, außer warten. Wenn sich die Kamera von allein in Standby begibt, muß die Wartezeit erneut komplett durchlaufen werden!

Auch das Abspeichern der Bilder auf die SmartMedia-Karte dauert sehr lange.

Das Display sollte möglichst wenig eingeschaltet werden, seine Beleuchtung „saugt“ den Akku recht schnell leer. Der optische Realbildsucher in Verbindung mit dem kleinen SW-Statusdisplay und die Blitz- sowie Fokuskontroll-LED neben dem Sucher reichen aber auch aus, um Fotos machen zu können. Allerdings ist kompaktkameratypisch später auf dem Bildern immer etwas mehr drauf, als man im Sucher sah.

Zur Bedienung gibt es neben dem großen Moduswahlrad ein Steuerkreuz (als runde Scheibe ausgelegt) und einige weitere Tasten. Gezoomt wird mit dem Steuerkreuz.

Die Kamera benötigt viel Licht, um fokussieren zu können, ein AF-Hilfslicht zur Unterstützung in der Dämmerung oder in Innenräumen hat sie nicht. Achtung: Sie nimmt auch auf, wenn sie nicht scharfstellen konnte!

Die Kamera wurde als 1,5-Megapixel-Kamera beworben, wobei die „echten“ 1,31 Megapixel sehr freundlich aufgerundet wurden.

Ein Fotorundgang mit der Digilux Zoom entschleunigt den Digitalkamera-Fotograf, der es gewohnt ist, Dutzende Aufnahmen in wenigen Minuten anzufertigen.

Der UVP der Leica Digilux Zoom betrug etwa 1400 DM. Der heutige Gebrauchtpreis ist stark vom Zustand und Lieferumfang abhängig, Leica-Sammler erwarten eine Kamera in „Mint“, unbenutzt und in OVP nebst allem Zubehör. Kameras mit noch so geringen Gebrauchsspuren verlieren sofort an Wert. Allerdings dürfte sich die Digilux nicht als Wertanlage geeignet haben, denn im Jahre 2020 überstieg der Verkaufspreis für komplett erhaltene Exemplare 100 Euro nur selten. Allerdings werden gerne „Mondpreise“ gefordert, wobei die Kameras dann natürlich nicht über den virtuellen Tresen wandern, sondern unverkauft liegenbleiben.

Ich erwarb mein Exemplar Ende 2019 mit OVP und nur wenigen Gebrauchsspuren (allerdings ohne Ladegerät und weiteres Zubehör wie Tasche und Handschlaufe, also nicht Leicasammlerwürdig) für ca. 30 Euro.

Zur Einschätzung der Speicherkartenpreise: 2000 mußten für eine 64MB-SmartMedia-Karte stolze 500 DM bezahlt werden! Meine erste 128MB-Karte erwarb ich 2002 für etwa 130 Euro, meine letzte 128 MB-Karte 2004 für nur noch 29 Euro. Dafür bekommen wir 2021 eine 128 GB-SDXC-Karte, also 1000 mal mehr Speicherplatz!

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 125 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Bilder wurden nicht verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Belichtungszeiten- und Brennweiten-Angaben sind in die Bilder eingefügt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Leica Digilux Zoom ist größtenteils aus Metall. Lediglich die Akkufach/Speicherkarten- und Schnittstellen-Klappen sind aus Kunststoff. Die Kamera gehört zur Klasse der gehobenen Kompaktkameras.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden durch den Bildprozessor nicht korrigiert.

Da die Kamera nur 125 ASA als festen Wert hat, entfällt das Beispielbild mit hohem ASA-Wert.

Die Bildergebnisse entsprechen der Erwartung an eine frühe Digitalkamera von 1999. Das Objektiv ist der Sensorauflösung angepaßt, die „Schärfe“ ist das, was man von lediglich 1,3 Megapixeln erwarten kann.

Die Bildqualität der Digilux Zoom ist heutzutage nicht mehr als gut zu bezeichnen. 1,3 Megapixel sind nur sehr wenig Auflösung. Mein Exemplar kam nach einem einzigen Testrundgang wieder in den Karton, jetzt habe ich sie für diesen Bericht nur kurz wieder hervorgeholt.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil frühe Leica), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen ungeeignet.

Christian Zahn

 

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