Medion MD 85700 Kurzbericht
Hier stelle ich eine weitere Kompaktkamera vor, die bei Aldi Nord verkauft wurde.
Spezifikationen
- Die 2005 oder 2006 vorgestellte Medion MD85700 ist 93 x 56 x 25 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 135 Gramm.
- Der 2,5“-CCD-Sensor (5,7x4,3mm) löst maximal 3072 x 2304 Pixel = 7 Megapixel auf. Von der ISO-Automatik oder manuell werden 50 bis 400 ASA eingestellt. MPG4-Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 6,2-18,6 mm/1:2,8-5,2 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt ca. 37-111 mm.
- Das Motiv wird über einen 2,5“ TFT LCD Monitor angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Motivprogramme, Matrixmessung. Belichtungszeiten 8s bis 1/2000 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 6
- Weißabgleich automatisch
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku
Besonderheiten
Die MD 85700 (MD = Medion Digitalkamera) ist eine OEM-Auftragsproduktion, hergestellt vermutlich in Taiwan von Premier für die Medion AG, Essen, vertrieben bei Aldi Nord, Essen. (Kameras bei Aldi Süd, Mülheim, wurden auch von Medion importiert, liefen aber lange Zeit unter dem abweichenden Markennamen „Traveler“.)
Das Menu ist nicht allzusehr angepaßt, immerhin gibt es ein Startbild mit Medion-Logo und es läßt sich auf Deutsch umstellen. Die Kamerabezeichnung der EXIFs wurde nicht angepaßt, es wird „7.0M Digital Camera“ als Hersteller eingetragen, als Typ „VQ7200Z“.
Der Akku ist kompatibel zu etlichen Typen diverser Hersteller, vermutlich weil Premier all diese Kameras gefertigt hat. Bei Olympus heißt der Akku Li-80B, bei Minolta NP-900 usw. Die Liste der Kameras, in der er verbaute wurde, ist recht lang. Nicht nur für reine Vertriebsfirmen wie Voigtländer, Praktica, Jenoptik, Rollei, BenQ, Revue, Minox, Maginon, Agfa oder Acer wurde der Akku verwendet, auch namhafte Hersteller wie Minolta, Olympus oder Konica haben bei Premier die „Simpelkameras der Billiglinie“ bauen lassen. Z. B sind die Olympus X-960/FE-5030, die Minolta dImage D50, die Minox DC5222 uusw. von Premier in Taiwan gefertigt worden. Medion hat auf dem Typenschild das Herstellerland nicht aufdrucken lassen, lediglich „Medion AG, Essen, Germany“ steht auf dem Aufkleber.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.
Die Bedienelemente sind auf das Mindestmaß reduziert, die Oberseite ist mit dem Hauptschalter und dem Auslöser sehr übersichtlich, die Rückseite wird vom Display dominiert (auch wenn deutlich erkennbar ist, daß der Hersteller größere Panels verbaut hat, wenn der Kunde es wünschte und bezahlte). Die Zoomwippe, das Steuerkreuz mit Mitteltaste (wie in der Klasse allgemein üblich mit Doppelbelegung aller Richtungstasten) und 4 Knöpfe müssen für die Bedienung ausreichen, weitere Funktionen sind über das Menu erreichbar. Auch dieses ist sehr „aufgeräumt“, weil sich nicht allzuviel verstellen läßt.
Das Objektiv beginnt bei dem für Billigkameras damals durchaus noch normalem Weitwinkel von ca. 37mm und reicht nur bis 111 mm. Auch in den technischen Daten des Handbuchs werden die KB-äquivalenten Brennweiten nicht genannt, ich habe die hier erwähnten Werte aus dem Cropfaktor des Sensors errechnet. Die Sensorgröße steht im Handbuch, auch wenn der Käufer der Kamera mit der Angabe „1/2,5-Zoll“ vermutlich gar nichts anfangen konnte. Als „Brennweiten-Bereich“ steht im Manual „60cm bis Unendlich“, das ist falsch zugeordnet und meint eigentlich den Bereich, in dem die Kamera scharfstellen kann.
Als Speichermedium dient eine SD-Karte bis 2 GB. Größere SDHC-Karten akzeptiert die Medion nicht, ist eine solche Karte eingelegt, stürzt der Prozessor beim Einschalten ab und der Akku muß entnommen werden, damit die Kamera wieder reagiert.
Die Video-Aufzeichnung verbirgt sich in den Menüprogrammen, dort ist auch ein Modus vorhanden, der um die aufgenommene Szene einen aus 3 vorhandenden Rahmen einblendet und fest in das JPEG einrechnet. Allerdings ist der Rahmen lediglich eine Art Weichzeichnung des maskierten Bereichs.
Wie erwähnt sind die EXIFs wenig aussagekräftig, es gibt keinerlei „MakerNotes“ mit tiefer ins Detail gehenden Angaben, lediglich die im EXIF-Standard definierten Felder sind teilweise gefüllt, teilweise bleiben sie leer.
Das Display ist völlig ungeschützt eingebaut worden, eine Kratzschutzfolie aus Glas sollte unbedingt angebracht werden. Die USB- und die Videoschnittstelle sind in einer Kombibuchse zusammengefaßt, darum sind Spezialkabel erforderlich.
Die Kamera wurde in einem Komplettset bestehend aus Kamera, Aufbewahrungstasche, 2 Akkus, 2 GB-Speicherkarte, USB-Kabel und Akkuladegerät verkauft.
Im Jahr 2023 findet man über die Kamera im Internet nur wenig Informationen, zum einen gibt es bei Medion und diversen anderen Anleitungssammel-Seiten die Anleitung zum Herunterladen sowie jede Menge Verkaufsangebote in diversen Verkaufsportalen für gebrauchte Exemplare bzw. neue Ersatzakkus.
Die UVP der MD 85700 ist mir nicht bekannt. Der aktuelle Zeitwert dürfte um 1 bis 5 Euro liegen. Ich erhielt das augenscheinlich kaum benutzte Exemplar im Frühjahr 2023 geschenkt.
Alle Aufnahmen entstanden bei 50 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In alle Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert. Belichtungszeiten- und Brennweiten-Angaben sind in die Bilder eingefügt.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Medion MD85700 ist aus hauchdünnem schwarz eloxiertem Aluminiumblech, auch das Stativgewinde ist ein eingeschraubtes Teil aus Edelstahl. Lediglich die Klappen und einige Zierelemente und Tasten sind aus verchromtem Kunststoff. Für eine „Billigheimer“-Kompaktknipse ein überraschend wertiges Gehäuse, sogar eine Art Minigriff ist an der Gehäusevorderseite angebracht.
Die Kamera gehört zur Klasse der einfachsten Kompaktkameras. Für den winzigen Sensor ist die Auflösung mit 7 Megapixel noch vertretbar, bei 50 ASA ist jedoch bereits leichtes Farbrauschen sichtbar. Die Bildschärfe hat mich für solch ein „Billigprodukt“ positiv überrascht. Zwar überschärft der Kameraprozessor die Aufnahmen, so daß weiße „Geisterkanten“ entstehen, aber ich hatte viel schlimmeres erwartet, da diese „Einsteiger-Simpelklasse“ oftmals mit grottenschlechten Bilder aufwartet. Insbesondere die Blütenaufnahmen gefallen mir gut, die Farben sind satt und die Details recht gut erhalten.
Bei höheren ASA-Werten (die Kamera geht bis 400 ASA) hingegen entstehen Fotos ohne viel Zeichnung und weggebügelten Details.
Die Verzeichnung und Vignettierung werden durch den Bildprozessor nicht korrigiert, bei 37mm ist die Verzeichnung recht deutlich sichtbar.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen gerade noch geeignet, sofern die Ansprüche gering sind. Wie schon so oft hier gesagt: aktuelle Smartphones haben diese Kameraklasse zu recht „beerdigt“.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 8.06.2023 |
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