Nikon Coolpix (E)4100 Kurzbericht

Hier stelle ich eine preiswerte Einsteiger-Kompaktkamera vor. Sie gehört zur „Chromklasse“ der „Dutzendkameras“, also zu den unzähligen mehr oder minder gleich aussehenden Kompaktkameras der mittleren 2000er-Jahre.

Spezifikationen

  • Die 2004 vorgestellte Nikon Coolpix (E)4100 ist 87 x 65 x 38 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 180 g.
  • Der 2/5“CCD-Sensor (5,8 x 4,3 mm) mit 2,5µm Pixelpitch löst maximal 2.288 x 1.1712 Pixel  = 4 Megapixel auf (4,2 Megapixel Rohdaten). 50 - 200 ASA werden automatisch eingestellt, manuelle Empfindlichkeitsauswahl ist nicht möglich. Kurze QuickTime-Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf MMC-/SD-Karten (bis 2 GB) gespeichert. Zusätzlich ist ein etwa 14 MB umfassender interner Flash-Speicher eingebaut.
  • Das Objektiv ist ein 5,8-17,4 mm/1:2,8-4,9 3-fach Zoom (7 Elemente in 6 Gruppen), die kb-äquivalente Brennweite beträgt 35-105 mm.
  • abschaltbares 1,6“ TFT LCD Monitor mit 80.000 Subpixeln für Bildanzeige und Menüsteuerung, zusätzlich optischer Realbildsucher
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung mit Hilfe des Bildsensors, 5 AF-Felder
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Motivprogramme, 256-Zonen-Matrixmessung. Belichtungszeiten 4s bis 1/3000 sek. (kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss), Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 5
  • Weißabgleich automatisch
  • rein elektronische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 2 Mignon-Zellen

Besonderheiten

Die Coolpix E4100 trägt das „E“ in der genauen Typenbezeichnung, in der Werbung, auf der Verpackung und in der Anleitung wird aber nur von der Coolpix 4100 gesprochen. Die Fertigung erfolgte in Malaysia, vermutlich in der Nikon-eigenen Fabrik. Die Vorstellung erfolgte zeitgleich mit der E3200 sowie der E2200, diese unterschieden sich im Objektiv und in der Sensorauflösung (die erste Stelle der Typenbezeichnung steht für die Zahl der Megapixel). Die 2200 war nicht in allen Ländern erhältlich, da sie mit nur 2 Megapixeln nicht mehr zeitgemäß auflöste.

Die Typenbezeichnung gibt keinen Hinweis auf das Vorstelldatum der Kamera, die „höheren“ Coolpix 4300 und 4500 erschienen etwa 2 Jahre vor der 4100.

Die Stromversorgung erfolgt durch zwei fast überall erhältliche Mignonzellen, es können sowohl Alkali-Batterien als auch NiMH-Akkus benutzt werden. Die Kamera ist recht sparsam, laut Bedienungsanleitung reicht ein Akkusatz für etwa 300 Aufnahmen. Im Menu kann zwischen NiMH-Akkus, Alkaline-Batterien und einer Lithiumzelle in Form von zwei Mignonbatteiren (CR V3) umgeschaltet werden, damit die Batterieanzeige korrekt funktioniert.

Die Kamera ist recht klein und leicht. Aufgrund der Stromversorgung mit Mignonzellen wird sie betriebsbereit deutlich schwerer.

Die Blende kennt nur die Offenblende und die verdoppelte Blendenzahl, in der Weitwinkelstellung z. B. 2,8 und 5,6. Bei dem geringen Pixelpitch würde jede weitere Abblendung zu deutlicher Beugungsunschärfe führen.

Das Kameramenü ist recht übersichtlich, es hat nur wenige Funktionen. Etwas ungewöhnlich ist die Trennung in zwei getrennte Blöcke. Die Bildeinstellungen sind in allen Aufnahmemodi über den Mentalster zu erreichen, grundlegende Systemeinstellungen erfordern die Einstellung „Setup“ des Moduswahlrades, erst dann ist Datum und Uhrzeit usw. einstellbar.

Die Coolpix E4100 kann SD-Karten bis 2 GB nutzen. Die alten MMC-Karten funktionieren nicht. Ein geringer interner Speicher von ca. 15 MB ist ebenfalls vorhanden. Im Kameramenu können einzelne oder alle Aufnahmen vom internen Speicher auf die SD-Karte kopiert werden oder einzelne Bilder von dieser Karte in den internen Speicher. Wie üblich ist der interne Speicher ein „Abfallprodukt“ des Firmwarespeicherbausteins, das Kamerabetriebssystem belegt ihn nicht komplett und der freie Speicherbereich wurde einfach als interner Speicher für den Fotografen freigegeben. Der Vorteil für den Hersteller war, daß keine SD-Karte im Lieferumfang sein mußte.

Das Display löst mit 80.000 Subpixeln für das Jahr 2004 relativ grobpixelig auf, allerdings war bei den niedrigen Verkaufspreis wohl kein besseres Display möglich. Eine Schärfenbeurteilung ist schwierig, es muß stark in das Bild hineingezoomt werden, um verwackelte Aufnahmen zu erkennen, darum analysiert die Kamera das Bild nach jeder Aufnahme und bietet an, ein verwackeltes oder unscharfes Foto gleich wieder zu löschen. Während der Aufnahme zeigt der Monitor nur etwa 95% des aufgenommenen Bildes an, die eigentliche Aufnahme hat am Rand „mehr Luft“ als die Anzeige.

Der Verschluß ist eine Kombination aus Elektronik und Mechanik, zum Einen dient er durch unterschiedlich weites Öffnen gleichzeitig als Blendenverstellung, zum Anderen ist er nur für Belichtungszeiten bis etwa 1/500s zuständig, die kürzeren Belichtungszeiten werden durch schnelles Auslesen des Sensors realisiert.

Das Display ist abschaltbar, der Bildausschnitt kann dann mit einem optischem Realbildsucher „angepeilt“ werden. Neben dem Sucher ist eine grüne AF-Kontroll-LED und eine rote für den Blitz angebracht. Wie üblich ist auf den aufgenommenen Bilder mehr drauf, als durch den Sucher gesehen wurde (80% Bildfeldabdeckung). Außerdem ist er winzig, man merkt ihm an, daß er nur als Notbehelf zum Akkusparen gedacht ist und die „normale“ Sichtweise die Ausschnittswahl auf dem Display sein sollte.

Die Kamera bzw. ihr Bildprozessor ist wenig leistungsfähig, sowohl das Einschalten und Ausfahren des Objektivs, das Zoomen als auch die Bildaufbereitung dauern recht lang. Beim Fokussieren kann auf dem Display beobachtet werden, wie der ideale Schärfenpunkt durch mehrfaches Annähern und wieder zurückbewegen der Fokusebene ermittelt wird, je nach Motiv und Umgebungshelligkeit kann dieser Vorgang durchaus zwei Sekunden dauern.

Die Kamera zeigt beim Einschalten ein Coolpix-Logo auf dem Display an und spielt einen Klang ab, beides ist im Menu abschaltbar, auch die Töne für Verschlußauslösung und Schärfenbestätigung sind abschaltbar.

Die E4100 hat relativ wenige Bedienelemente, einen Taster als Hauptschalter, der Zoomhebel ist eine Wippe auf der Rückseite, das Steuerkreuz mit zentraler „OK“-Taste hat für drei der vier Richtungen eine Doppelbelegung (Blitz, Selbstauslöser, Makromodus), die Umschaltung zwischen Aufnahme und Wiedergabe erfolgt über einen Taster und für Löschen und Menu ist jeweils ein eigener Knopf vorhanden. Das Moduswahlrad hat neben den Foto- und FIlmaufnahmemodus vier Stellungen für die wichtigsten Motivprogramme sowie eine „Szene“ genannte Position, hinter der sich noch etliche weitere Motivprogramme verbergen.

Die Kamera hat keinen eingebauten Bildstabilisator, gegen Verwacklungen werden nur elektronische Tricks wie Erhöhung der Sensorempfindlichkeit usw. angewandt. Einer dieser Tricks heißt „BSS“ = „Best Shot Selector“. In diesem Modus nimmt die Kamera in kurzer Folge 10 Aufnahmen in den Pufferspeicher auf. Das schärfste und unverwackelste Bild wird gespeichert, die anderen werden verworfen.

Ein weiterer Modus heißt „16er Serie“, die Kamera nimmt nacheinander 16 Bilder auf und speichert diese als verkleinerte Sequenz in einer 4x4-Matrix in einem einzelnen Bild, quasi 16 Standbilder unter- und nebeneinander in einem Foto.

Die Belichtungsmessung erfolgt mit Matrixmessung, laut Bedienungsanleitung werden 256 Messzonen ausgewertet.

Für die kombinierte USB-/Video-Buchse sind Spezialkabel erforderlich. Beide wurden mitgeliefert, sind heutzutage aber meist „verschollen“. Das Stativgewinde entspricht mit 1/4“ der Norm, es dürfte jedoch nur von den wenigsten Benutzern der Kamera gebraucht worden sein. Eine Netzteilbuchse ist nicht eingebaut, für Dauerstromversorgung muß ein Akkudummy benutzt werden.

Die Coolpix 4100 beherrscht keine Anfertigung von Schwenkpanoramas oder Stitch-Panoramas. Der Panoramamodus gibt lediglich Hilfestellung durch teilweises Einblenden des bereits aufgenommenen Bilder, die Aufbereitung zum fertigen Breitbild erfolgt durch die mit der Kamera mitgelieferte Software am Computer. Panoramabilder werden zum leichteren Auffinden in einem besonderen Ordner auf der Speicherkarte abgelegt.

In die EXIFs der JPEGs werden einige Informationen in die MakerNotes geschrieben, darunter der Digital-Zoomfaktor, die Bildkompressionsqualität, der Autofokus-Modus, das gewählte AF-Feld, die ISO-Automatik uvm. Die Kamera schreibt die wahre ungerundete Belichtungszeit in die EXIFs, nicht wie normalerweise die auf gewohnte Werte gerundete Zahlen. Andere Kameras schreiben beispielsweise statt 1/133s die den Fotografen bekanntere Zahl 1/125s.

Der UVP der Coolpix 4100 betrug etwa 350 Euro. Der aktuelle Zeitwert ist auf 5 bis 30 Euro je nach Zustand und Lieferumfang gefallen. Ich erwarb das gezeigte Exemplar aus der „Reste-Ecke“ bei einem Fotohändler für 5 Euro inkl. beschädigter OVP.

Beispielfotos

Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 50 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden nicht bearbeitet. 100%-Aussschnitte sowie die Aufnahmeparametern finden sich in jedem Bildbeispiel.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Coolpix 4100 ist fast komplett aus Kunststoff, auch das Stativgewinde. Lediglich einige Zierteile sind aus Metall, die meisten metallisch glänzenden Elemente bestehen nur aus verchromtem Kunstoff.

Die Kamera gehört zur Klasse der einfachsten und günstigsten Einsteigerkameras. Fast alles, was nicht per Software realisierbar ist, wurde weggespart. Der Sensor gehört mit nur 1/2,5“ zu den kleinsten Bildwandlern, die in Kompaktkameras verbaut wurden.

Der kleine Sensor (in Verbindung mit der internen JPEG-Bildverarbeitung) schlägt sich überhaupt nicht gut. Der Pixelpitch ist recht klein, darum muß bereits bei 50 ASA die Rauschunterdrückung eingreifen, trotzdem gibt es sichtbares Rauschen in gleichfarbigen bzw. strukturlosen Motivdetails (Himmelspartien o. Ä.). Kritische Gegenlichtsituationen müssen nur selten durch geschickte Bildauswahl, Andrücken des Auslösers und Verschwenken der Kamera oder durch eine Belichtungskorrektur vom Fotografen gemeistert werden. Helle Stellen „brennen“ aber schnell aus, der Kontrastumfang des Sensors ist der damaligen Sensortechnik zufolge geringer als heutzutage gewohnt.

Schon bei 100 ASA kommt es zu sichtbaren Artefakten des Schärfungsalgorhythmus des Bildprozessors, bei 200 ASA sind Kanten bereits stark weichgezeichnet.

Da die chromatischen Aberrationen des Objektivs nicht weggerechnet werden, haben Bilddetails mit hohen Kontrasten vor allem in den Bildecken deutlich sichtbare grüne und purpurfarbene Kanten. Die Verzeichnung korrigiert der Bildprozessor nicht, im Weitwinkelbereich gibt es eine erkennbare Tonnenform.

Die Kamera weiß um ihre Probleme und vermeidet es möglichst lange, höhere ASA-Werte zu benutzen. Außerdem versucht sie, die Blende möglichst lange offenzuhalten.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (weil Dutzend-Massenkamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nicht mehr geeignet. Quasi jedes aktuelle Smartphone macht gleichwertige, zumeist sogar bessere Aufnahmen.

Christian Zahn

 

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