Nikon Coolpix SQ Kurzbericht

Die Nikon Coolpix SQ ist eine der letzten Nikon-Kameras mit Drehgelenk und eine der ersten Edelkompakten dieses Herstellers. Boris beschreibt hier seine Coolpix SQ und Ralf Jannke hat die SQ in den Beitrag: "Verdrehte Nikons ;-)" eingereiht!

Spezifikationen:

  • Die 2003 vorgestellte Nikon Coolpix SQ ist 82 x 82 x 26 mm groß und wiegt 180 g.
  • Der 1/2,7“ CCD-Sensor löst maximal 2016 x 1512 Pixel  = 3 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 2,6µm. 70 ASA feste Empfindlichkeit. QuickTime-Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf CompactFlash-Karten (max. 512 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 5,6-16,8mm/1:2,7-4,8 3-fach Zoom mit 7 Elementen in 6 Gruppen, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 37-111 mm.
  • Das Motiv wird über einen 1,5“ TFT LCD Monitor mit 117.600 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Motivprogramme, Matrixmessung, mittenbetont integrale oder Spotmessung. Kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss, Belichtungszeiten 2s bis 1/2000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 10
  • Weißabgleich automatisch
  • ohne Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch Lithiumakku

Besonderheiten

„Coolpix“ heißen bei Nikon fast alle Kompakt-Digitalkameras. „SQ“ steht für „Square“, dem englischen Wort für Quadrat, weil die Kamera im abgeschaltetem Zustand exakt 82x82mm groß ist. Mancher Zeitgenosse übersetzte die beiden Buchstaben mit „Super Quick“, weil die Coolpix im Vergleich zu Mitbewerbern recht schnelle Reaktionszeiten hatte.

Gerüchteweise basiert die Coolpix SQ technisch weitgehend auf der Coolpix 3500, die ebenfalls eine drehbare Objektiv-Sensoreinheit hat und auch den Lithiumakku EN-EL2 verwendet. Die Daten von Objektiv und Sensor sind jedenfalls weitgehend identisch, ob das auch für die Auswerte-Elektronik und den Bildprozessor gilt, ist nicht bekannt.

Als Drehgelenkkamera ist das Objektiv gegenüber dem Monitor um etwa 180° drehbar gelagert, so sind viele Kamerapositionen inkl. der damals noch nicht „Selfie“ genannten Selbstaufnahmen möglich. Weil in der rückwärts gerichteten Stellung der Blitz das Display größtenteils verdeckt, schaltet die Kamera automatisch auf eine kleinere Ansicht um. Außerdem dreht sie das Bild, weil der Sensor dann „kopfsteht“.

Zwar ist das Objektiv durch eine vergütete Klarglasscheibe geschützt, aber diese Scheibe ist nur wenig vertieft in der Objektiv-Verkleidung eingelassen, darum habe ich dort oft „draufgetatscht“ und mußte Fingerabdrücke abwischen.

Die Coolpix SQ muß mit relativ wenig Bedienelementen auskommen, um den Auslöser ist der Hauptschalter angebracht, daneben das Moduswahlrad. Neben der Zoomwippe ist die Taste für die Bildwiedergabe angebracht, unter dem Display drei Tasten für Selbstauslöser, Blitz/Belichtungskorrektur und das Kameramenü. Das Steuerkreuz kommt ohne Doppelbelegungen aus, weil die meisten Einstellungen per Menu gemacht werden müssen.

Der Hauptschalter als Hebel um den Auslöser verleitet dazu, zum Zoomen dort hinzugreifen; leider wird statt der gewünschten Brennweitenverstellung die Kamera dann abgeschaltet.

Das Display war 2003 durchaus ansehnlich, aus heutiger Sicht wirkt es klein und pixelig. Das eigentliche Displaypanel ist ungeschützt, eine Kratzschutzscheibe sollte wie üblich aufgebracht werden, um Beschädigungen zu vermeiden.

Es können kurze QuickTime-Videos aufgenommen werden. In den Maker-Notes-Teil der EXIFs schreibt die Kamera nur wenige Informationen, die Belichtungszeit ist nicht auf übliche Werte gerundet, sonder es steht die exakte Belichtungszeit in jedem Bild.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich nicht TTL mittels Vorblitzen, sondern durch eine kleine Meßzelle neben der Blitzröhre.

Video- und Netzteilbuchse entsprechen der üblichen Norm, die USB-Buchse hingegen nicht, weil sie für die Verwendung mit einer Dockingstation entwickelt wurde.

Das Objektiv beginnt bei damals durchaus üblichem Weitwinkel von nur 37mm. Bei meinem Fotoausflug habe ich es nicht geschafft, der Kamera diese Weitwinkel-Stellung „zu entlocken“, bei etwa 45mm KB-Äquivalenz blieb das Objektiv stehen. Das hat vermutlich mit dem Fallschaden zu tun, der an der Objektiveinheit deutlich sichtbare Dellen hinterlassen hat.

Die Kamera war eine der letzten Coolpix-Kameras mit CF-Karte, danach wurde auch bei Nikon SD-Karten benutzt.

Die Vorbesitzer haben die Kamera recht intensiv benutzt, der Bildzähler steht auf etwa 5000 Aufnahmen und kann ggf. einmal oder mehrmals zurückgesetzt worden sein. Den Werbeaufkleber (15 Motivprogramme, 3,1 Megapixel und 3-fach Zoomobjektiv) haben sie nicht abgezogen, inzwischen ist er leider etwas lädiert.

Der UVP der Coolpix SQ betrug etwa 500 Euro. Der heutige Gebrauchtpreis liegt bei ca. 25 bis 150 Euro je nach Zustand und Lieferumfang. Ich erhielt das gezeigte Exemplar Anfang 2024 vom Editor dieser Zeilen geschenkt, laut Bildzähler hat es etwa 5000 Aufnahme gemacht.

Beispielfotos

Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 70 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In die Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Coolpix SQ ist fast komplett aus mattiertem und eloxiertem Aluminium, lediglich Klappen und das Stativgewinde sind aus Kunststoff. Die Kamera gehört von Design und Preis zu den Edelkompakten. Aufgrund der recht kompakten Gehäuseabmessungen sind die Bedienelemente recht klein ausgefallen, das Steuerkreuz ist geradezu winzig.

Der Sensor (in Verbindung mit der Bildverarbeitung) schlägt sich für das Alter recht gut. Kritische Gegenlichtsituationen müssen aber durch geschickte Bildauswahl, Andrücken des Auslösers und Verschwenken der Kamera oder durch die Belichtungskorrektur vom Fotografen gemeistert werden, weil der Sensor zum „Ausbrennen“ heller Bildstellen neigt. Die Sensorempfindlichkeit ist fest und kann weder automatisch noch manuell verstellt werden.

Die Bildqualität der Coolpix SQ ist heutzutage nicht mehr als gut zu bezeichnen. Bei 3 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO 70 sind die Aufnahmen zwar ansehnlich, aber 3 Megapixel ist nur noch selten ausreichend. Mein Exemplar läßt die „letzte Schärfe“ vermissen, aber das führe ich auf den Fallschaden zurück, andere Beispielaufnahmen von 2003 oder 2004 aus dem Internet sehen etwas besser aus. Aber ggf. ist der Schärfenverlust aber auch auf die Sensoralterung zurückzuführen, solch hochkomplexe Elektronik verschlechtert sich durchaus im Laufe von 20 Jahren.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil letzte Drehgelenk-Nikon und sehr ansprechendes Design), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen weitgehend ungeeignet.

Christian Zahn

 

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