Der lange in Nikon-Kameras eingesetzte Akku EN-EL3(a/e)
Ich hatte vor längerer Zeit über meinen „Akku-Zoo“ berichtet. Dabei ging es um die unzähligen verschiedenen Lithium-Akku-Bauformen, die die Industrie in ihren Digitalkameras eingesetzt hat. Darunter gab es aber auch einige, deren „Lebensdauer“ recht lang war, weil sie durchaus ein Jahrzehnt oder länger in diversen Modellen zum Einsatz kamen.
Hier geht es um einen Akku, den Nikon von 2002 bis 2010 in diversen Kameras nutzte.
Nikon EN-EL3 / EN-EL3a
Der EN-EL3 ist einer der recht frühen Lithium-Akku-Typen, er basiert auf zwei einzelnen Rundzellen, was man dem Gehäuse von außen deutlich ansieht.
Der Akku hat 2 Kontakte, beide sind für die Stromübertragung gedacht („Plus“ und „Minus“). „Tricks“ des Herstellers gegen die Verwendung von Fremdakkus in der Kamera sind nicht eingebaut.
Im Lauf der Jahre wurde die Akkutechnologie verbessert, darum haben frühe Exemplare (EN-EL3) eine geringere Kapazität (7,4 Volt 1400mAh), die späteren etwas mehr (EN-EL3a 7,4 Volt 1500 mAh). Ansonsten unterscheiden sich beide Akkutypen nicht.
Während des Produktzeitraumes des EN-EL3 kam es zu an einigen Tagen zu einem Produktionsfehler, durch den sich der Akku beim Aufladen zu stark erwärmen und eventuell sogar in Brand geraten konnte. Obwohl es laut Hersteller nur vier (4) Fälle eines Akkudefektes gab, tauschte Nikon die betroffenen Akkus kostenlos gegen EN-EL3e um, weil keine EN-EL3 mehr verfügbar waren. Das Austauschprogramm wurde 2022 geändert, statt eines neuen EN-EL3e erhält der Kunde den Kaufpreis rückerstattet, weil inzwischen der Bestand an EN-EL3e erschöpft ist. Laut Nikon sind immer noch nicht alle betroffenen Akkus mit dem Produktionsfehler zurückgegeben worden, so daß die Kostenerstattung auch im Jahr 2025 weiterhin gewährt wird, wobei vermutlich die meisten noch nicht zurückgegebenen Akkus inzwischen nicht mehr benutzt werden oder bereits entsorgt wurden, da Anwender der D100, D50 und D70 inzwischen selten geworden sind.
Der EN-EL3 in dSLRs
Die erste Semiprofi-Digitalspiegelreflexkamera von Nikon erschien 2002. Zusammen mit der D100 stellte Nikon den EN-EL3 vor, wobei die „3“ eine Akku-Modellnummer ist (es gab vorher den EN-EL1 und EN-EL2, beide jeweils für digitale Kompaktkameras, jeweils völlig andere Bauformen). Was „EN-EL“ bedeutet, ist mir nicht exakt bekannt, „L“ steht möglicherweise für „Lithium“, ein „E“ eventuell für „Exchange“, also wechselbar. Frühere dSLRs von Nikon verwendeten Akkupacks mit NiMH-Zellen, beispielsweise die D1 von 1999 benutzt den EN-4, hier könnte das „N“ auf die NiMh-Akkutechnik hindeuten.
Dank der Lithiumtechnik hat der EN-EL3 nur etwas weniger Kapazität bei wesentlich kleinerer Baugröße als der EN-4. Außerdem reicht in der D100 ein einziger Akku für die gesamte Stromversorgung der Kamera, Fuji-dSLRs, die auf Nikon-Kameras beruhten, brauchten je eine Stromversorgung für den „analogen Body“ und eine für den hinten angeschraubten Digitalteil. Nikons Lösung in der ebenfalls auf der F80 basierenden D100 ist wesentlich eleganter als die Fuji S2pro, der man die zweigeteilte Bauweise deutlich ansieht.
Ebenfalls eingesetzt hat Nikon den nur etwas in der Kapazität erhöhten EN-EL3a in der D70/D70s von 2004 sowie der D50 von 2005. Der Akku hat ein schwarzes Kunststoffgehäuse, ähnlich wie etliche Nikon-Akkupacks aus der analogen Ära zuvor.
Nikon EN-EL3e
Der EN-EL3e erschien 2005 zusammen mit der D200. „e“ könnte „Enhanced“, also verbessert bedeuten. Die Gehäusefarbe wurde zur einfachen Unterscheidung vom Vorgänger auf ein helles Grau umgestellt, außerdem ist in der Kamera im Akkufach ein zusätzlicher Vorsprung angebracht, damit der alte EN-EL3(a) nicht hineinpaßt, Aufsteiger von D70/D100 mußten für die D200 somit neue Akkus kaufen.
Der Akku hat 3 Kontakte, zwei sind für die Stromübertragung gedacht („Plus“ und „Minus“), der dritte dient der Datenübertragung zwischen Kamera und Akku. Zum Einen speichert jeder Akku die Zahl der mit ihm gemachten Auslösungen, diese Zahl scheint die D200 in regelmäßigen Abständen, aber auf jeden Fall beim Abschalten der Kamera an den Akku zu übermitteln und beim Einschalten abzufragen. Wird der Akku im Ladegerät aufgeladen, setzt der im Akku eingebaute Controller seine Auslöserzahl wieder auf Null zurück. Als „Speicherplatz“ für die Auslösungen könnte eine der wenigen RAM-Speicherzellen des verwendeten Mikrocontrollers dienen, diese haben Platz für ihr „Betriebssystem“ und etwas Arbeitsspeicher. Teurer nichtflüchtiger Flash-Speicher muß es ja gar nicht sein, denn der Akku ist ja immer mit dem Controller verbunden, somit hat dieser immer eine Stromversorgung, auch dann, wenn die Kamera den Akku als „leer“ bezeichnet, ist noch Spannung in den Akkuzellen vorhanden, die den Akkuchip weiterhin versorgt.
Der im EN-EL 3e eingebaute Chip gibt auch eine Aussage über dessen Allgemeinzustand der Lithiumzellen (Skala von 0 bis 4, wobei 0 „Neu“ bedeutet und 4 „Akku nicht mehr benutzbar“). Im Laufe der Alterung sowie durch jedes Laden und Entladen sinkt die Kapazität von Lithium-Akkus, die Statusanzeige des im Akku eingebauten Ladecontrollers soll das widerspiegeln.
Im Kameramenu der D200 und der Nachfolgemodelle kann der Ladezustand, die Zahl der mit dem Akku gemachten Auslösungen und die „Akkugesundheit“ abgelesen werden. Ich hatte früher in einem Bericht hier geschrieben, daß ich noch niemals einen Akku mit einem anderem Zustand als „0“ = „Gut“ gesehen habe. Inzwischen hat sich das geändert, zwei meiner originalen EN-EL3e haben sich inzwischen mit „4“ „verabschiedet“, vollgeladen reichten sie nur für wenige Aufnahmen, bis die Kamera sie als leer kennzeichnete. Ich habe sie dem Batterie-Recycling übergeben.
Der eingebaute Chip im Akku war auch Anfangs ein Schutz gegen billige Nachbau-Akkus, denn die D200 akzeptiert Fremdakkus ohne diesen speziellen Ladecontroller nicht, es reichte also nicht, in EN-EL3(a)-Akkus einfach vorsichtig die zusätzliche mechanische Kerbe hineinzufeilen, damit der Akku in die Kamera hineinpaßt. Somit konnte Nikon solange seinen teuren Zweit- und Drittakkus gut verkaufen, bis die Zubehörindustrie es geschafft hatte, das Protokoll zwischen Kamera und Akku zu entschlüsseln und kompatible Ladecontroller zu entwickeln. Allerdings sind diese teilweise nur recht simpel gestrickt, beispielsweise habe ich Fremdakkus im Bestand, die zwar die Zahl der Kamerauslösungen entgegennehmen, aber nicht abspeichern, so daß nach dem Wiedereinschalten der Kamera eine „0“ als Zahl der mit dem Akku gemachten Aufnahmen im Kameramenu steht.
Auch die Angabe der Akkugesundheit könnte bei manchem Nachbau-Akku „gefaked“ sein, also immer mit „0“ ausgegeben werden, denn ich mußte Nachbauten mit extrem geringer Kapazität entsorgen, obwohl sie sich selbst als „Neu = 0“ bezeichneten.
Das Nikon-Ladegerät wertet den Chip nicht aus, somit passen alle EN-EL3(a/e) in alle zusammen mit der D100 bis D700 verkauften Ladegeräte. Zur Ladekontrolle dient eine einzelne LED, ist sie aus, ist kein Akku eingelegt, während des Ladens blinkt die LED langsam, ist der Akku voll, leuchtet sie dauerhaft. Hat der Akku einen Fehler, blinkt die LED sehr schnell.
Der EN-EL3e in dSLRs
Der EN-EL3e wurde nach der D200 auch in der D80 von 2006, der D300 von 2007, der D700 sowie der D90 von 2008 eingesetzt, die Kapazität blieb meines Wissens nach über die gesamte Bauzeit unverändert. Auch der eingebaute Chip scheint gleichgeblieben zu sein, so daß Fremdakkus von 2006/7 für die D200 auch in der D700 funktionieren.
Das Ende des EN-EL3
Die beiden stromführenden Kontakte des EN-EL3 liegen frei, darum kann es beim Tragen in der Hosentasche zu Kurzschlüssen kommen, z. B. durch einen ebenfalls in der Tasche befindlichen Schlüsselbund. Kurzschlüsse von Lithiumakkus sind gefährlich, weil es durch dann die Überhitzung zur Entzündung des Akkupacks kommen kann. Brennende Lithiumakkus können nicht mit Wasser gelöscht werden, da das Lithium mit Wasser reagiert und einfach weiterbrennt.
Darum haben die EU und amerikanische Behörden etwa 2009 ein Verbot des Inverkehrbringens von neu entwickelten Geräten mit Akkus, deren Kontakte freiliegen, in Kraft gesetzt. Zum Verbotszeitpunkt bereits produzierte bzw. im Handel befindliche Geräte durften weiterverkauft werden, ein Verbot für den Verkauf der entsprechenden Akkus wurde nicht erlassen, darum können auch heute noch Ersatzakkus erworben werden.
Alle Anbieter versenkten die stromführenden Kontakte so, daß nur sehr dünne Metallteile mit ihnen in Berührung kommen können, mit einer Schere oder einem Schlüssel, aber auch mit nassen Fingern ist es nicht möglich, einen Kurzschluss herbeizuführen.
2009/2010 ersetzten alle Kamerahersteller ihre Akkutypen, bei Nikon endete der Einsatz des EN-EL3e nach etwa 8 Jahren, bei Canon war es z.B. der BP-511, der auslief. Bei beiden Anbietern gab es danach einen Akkutyp, der lange Zeit verwendet wurde, Nikon wechselte auf den EN-EL15, Canon auf den LP-E6. Beide Akkutypen werden auch 2025 noch in neuen Digitalkameras verwendet, so daß die Nachfolger „langlebiger“ sind als ihre Vorgänger.
Christian Zahn, Januar 2025
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 28.01.2025 |
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