Nikon Z5 Yashica ML-C 135mm Avanar 75-205mm

In diesem Erfahrungsbericht geht es um zwei etwa 40 Jahre alte Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.

Beide haben das Contax/Yashica-Bajonett, das Zeiss bzw. Yashica 1974 zusammen mit der RTS (Link:http://www.optiksammlung.de/Yashica/ContaxRTS.html) eingeführt haben.

Zeiss hatte 1972 die Produktion ihrer Kameras eingestellt und das Braunschweiger Zeiss-Ikon/Voigtländer-Werk an Rollei verkauft. Trotzdem wollten die Zeiss-Stiftung weiterhin Objektive rechnen und bauen, man suchte einen japanischen Kooperationspartner und fand ihn in der K.K. Yashica aus Okaya, Nagano. Carl Zeiss, Oberkochen, lizensierte den Markennamen "Contax" an Yashica, die unter diesem Label eine neue Kameralinie entwickelte.

Das Design der Kamera stammt von F. A. Porsche, die Formensprache und Anordnung der Bedienelemente wurde bei den Contax-Kamera bis 2005 immer wieder zitiert.

RTS heißt "Real Time System" und bedeutet "fast verzögerungsfreie Auslösung". Die RTS war eine der ersten Kameras mit rein elektrischer Zeitenbildung und Auslösung (nur 1mm Auslöseweg), somit gibt es auch keine mechanische Notzeit, ohne Batterie ist die Kamera nicht benutzbar.

Ein weiteres Merkmal des RTS-Systems ist der nicht überlappende Verschluß, erster und zweiter Vorhang starten zeitgleich von der selben Stelle, somit wurde erstmals mit einem Tuchschlitzverschluß eine stabile 1/2000 Sekunde möglich.

Die Objektive wurden bei Zeiss gerechnet, die Linsen anfangs in Deutschland gefertigt und in Japan montiert, später erfolgte auch die Linsenfertigung in Japan. Ab 1977 baute Yashica mit dem Contax-Bajonett auch technisch mit der RTS fast identische Kameras FR, FR I und FR II und Objektive, deren optischer und mechanischer Aufbau allerdings aus Kostengründen einfacher war.

Y/C-Objektive haben übrigens auf der Bajonettseite einen kleinen angeschraubten Haken oder einen abgeflachten Stift, dieser teilt der Kamera die Offenblende des Objektivs mit, da der eigentliche Blendenmitnehmer nur eine relativen Blendenwert bezogen auf die Offenblende mitteilt.

Yashica ML 135mm 1:2,8 C

Das gezeigte 135mm-Objektiv stammt nicht aus der Anfangszeit der Yashica-Objektive, sondern wurde erst wesentlich später auf den Markt gebracht. „ML“ steht für „Multi Layer“, meint somit die Mehrschichtvergütung, „C“ bedeutet „Compact“ und weist auf kleinere und leichtere Objektive hin. Gerüchte, das die ML-Objektive lediglich in preiswertere Objektivfassungen eingebaute Zeiss-Rechnungen seien, werden oft zitiert, stimmen aber eher selten.

Yashica-Objektive bekommen im Lauf der Zeit oftmals ein Problem mit der Feder, die die Blende schließt. In Ruhestellung ist die Blende auf den kleinsten Blendenöffnung geschlossen, durch den Objektivblendenring wird der Schließweg auf die gewünschte Blende begrenzt. Der Blendenhebel der Kamera öffnet bei hochgeklapptem Spiegel die Blende komplett, beim Herunterklappen gibt er die Objektivblende frei, die nun durch die im Objektiv verbaute Feder geschlossen wird. Da diese Feder oftmals im Lauf der Jahrzehnte ermüdet, schließt sich die Blende dann zu langsam bzw. teilweise auch gar nicht mehr. Dagegen hilft nur, die Feder gegen eine passende auszutauschen. Achtung: ist sie zu stark, öffnet die Kamera die Blende nicht mehr richtig!

Beim Einsatz an einer spiegellosen Systemkamera ist die „müde Blendenfeder“ meist ohne Belang, da die Springblendenfunktion nicht genutzt wird.

Übrigens: Wer sein Contax/Yashica-Objektiv „schonen“ möchte, lagert es mit kleinster Blende in der Fototasche, dann ist die Feder am wenigsten gespannt.

Der geriffelte Entfernungsring geht etwas zu stramm (das dürfte am gealterten Fett liegen), der Einstellweg ist mit ca. 180° erfreulich lang, die Naheinstellgrenze von 1,5 Metern ist in Ordnung. Die Blende rastet stufig, es sind nur 6 Lamellen eingebaut. Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 52mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 64mm, eine Baulänge ab Bajonett von 75mm und wiegt 400 Gramm.

Die Streulichtblende ist eingebaut, sie wird um etwa 18mm herausgezogen.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist komplett aus Metall gefertigt und recht schwer. Es ist ein echtes Teleobjektiv, d. h., es ist kürzer als seine Brennweite.

Das Objektiv ist am Vollformat-Sensor der Z5 und Offenblende insgesamt etwas unscharf und flau, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe. Das Objektiv ist heutzutage oft preiswert zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 30 und 80 Euro.

Das Objektiv verzeichnet meßbar, aber nicht deutlich sichtbar.

Beispielfotos

Avanar multi coated 1:3,5 f=75-205mm

Das vorgestellte Objektiv wurde von KIron (Kino Precision Industries Limited, Tokyo, Japan) gebaut und auch von Soligor und Vivitar sowie weiteren Vertriebsfirmen verkauft. Es gab zwei Versionen, die erste ist die gezeigte mit getrenntem Zoom- und Fokusring, die spätere wurde zu einem in den 1980ern sehr beliebten Schiebezoom umkonstruiert. Wie in der Bezeichnung erwähnt, ist es mehrschichtvergütet.

Der mit geriffeltem Gummi überzogene Entfernungsring bewegt sich weder zu leicht noch zu stramm, der Einstellweg mit ist ca. 180° erfreulich lang, die Naheinstellgrenze von 2 Metern ist etwas zu lang. Die Blende rastet stufig. Der breite Zoomring ist ebenfalls mit Riffelgummi belegt, er läßt sich zu 205mm hin nur mit etwas erhöhter Kraft bewegen. Das mitdrehende Filtergewinde beträgt 62mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 72mm, eine Baulänge ab Bajonett von 180mm und wiegt 1000 Gramm. Beim Zoomen verändert sich die Länge nicht. Die ausziehbare Streulichblende ist eingebaut, der originale Frontdeckel ist ein Aufstecktyp aus Metall, kein heutzutage beliebter Snap-In-Typ aus Kunststoff.

Das gesamte Objektiv macht einen wertigen Eindruck, es ist komplett aus Metall gefertigt und sehr schwer, was auch an der durchgehend gleichbleibenden Offenblende 3,5 liegt, die eine große Frontlinse erfordert. Es hat vermutlich 15 Elemente in 10 Gruppen.

Das Objektiv ist am Sensor der Z5 und Offenblende von den Bildrändern bis zur Bildmitte recht unscharf und insgesamt etwas flau, Abblenden auf 4-8 steigert die Schärfe und den Kontrast erheblich. Für ein mir zu Anfang völlig unbekanntes Objektiv (von dem ich nur unterdurchschnittliche Abbildungseigenschaften erwartet habe) hat mich die Leistung überrascht, allerdings ist es laut meinen Recherchen auch von Vivitar verkauft worden und deren Ansprüche waren bekanntlich hoch. Beim Bildbeispiel mit 200mm waren die Unschärfen durch die Bewegung der warmen Luft der begrenzende Faktor, nicht die Leistung des Objektivs. Selbst die Serienstreuung scheint recht klein zu sein, auch andere Tester bescheinigen dem Objektiv (z. B. an einer Sony alpha 7) gute Leistung.

Das Objektiv ist heutzutage sehr preiswert zu bekommen, je nach Zustand, aufgedrucktem Namen und Kamera-Anschluß liegt es zwischen 1 und 30 Euro (Avanare gibt es nur selten, Vivitare und Soligore hingegen recht häufig). Mein Exemplar war ein „Beifang“ beim Kauf einer Yashica-Spiegelreflexkamera-Ausrüstung, es wurde vom Vorbesitzer wohl nur sehr wenig benutzt, es war wie ladenneu.

Beispielfotos

Alle Beispielfotos entstanden freihand bei ISO-Automatik und ca. Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Das Avanar-Zoom werde ich nicht mehr einsetzen, es ist mir zu schwer und zu groß. Ich habe für diesen Brennweitenbereich das exzellente und leichtere 1:4,5/80-200 Nikkor. Das 135er Yashica werde ich sicherlich an der Z5 öfters benutzen.

Ein Tipp: Bei der Nikon Z5 läßt sich die frei verschiebbare Sucherlupe auf eine der vielen Kameratasten legen, ich nutze die direkt neben dem Auslöser angeordnete Video-Starttaste, dann kann ich schnell zwischen extremer Vergrößerung und Aufnahme umgreifen.

Christian Zahn

 

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