Nokia C6-00 Kurzbericht

Hier stelle ich ein Smartphone vor, das zum Ende der Kompaktdigitalkamera-Klasse beitragen wollte, aber gegen die Marktmacht von iPhone und Android nicht mehr mithalten konnte.

Spezifikationen

  • Das im Frühjahr 2010 vorgestellte Nokia C6-00 ist 113 x 53 x 17 mm groß und wiegt 150 g.
  • Der CMOS-Sensor unbekannter Größe löst maximal 2592 x 1944 Pixel  = 5 Megapixel auf. Automatisch werden ca. 50 bis etwa 400 ASA eingestellt. Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG im internen Flash-Speicher oder auf einer micr0SD-Karte abgelegt.
  • Das Objektiv ist eine Festbrennweite mit fester Blende 1:2,8/4,7mm (Carl Zeiss Tessar), die kb-äquivalente Brennweite beträgt ca. 35 mm
  • Das Motiv wird über einen 3,2“ Monitor mit 260.000 Subpixeln und Touch-Funktion ausgewählt und ausgelöst
  • Autofokus durch Kontrasterkennung auf dem Bildsensor
  • Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik mit ISO-Automatik, Belichtungszeiten ca. 1/s bis 1/1000 sek., Selbstauslöser mit ca. 10 sek. Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierte superhelle LED als Blitzersatz
  • Weißabgleich automatisch
  • rein elektronische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch wechselbaren Lithium-Akku

Besonderheiten

Nokia wurde bereits 1865 im finnischen Tampere als Papierhersteller gegründet und zog 1968 nach der nahe gelegenen Stadt Nokia, nach drei die Nokia Aktiebolag ihren Namen bekam. Ab der Jahrhundertwende wurde aus Nokia ein Mischkonzern, der auch Artikel wie Gummistiefel oder Fahrrad- und Autoreifen produzierte. Das inzwischen eigenständige bzw. zu Bridgestone gehörende ehemalige Tochterunternehmen Nokia Tyres stellt auch im Jahr 2021 noch Reifen her.

1967 schloß sich Nokia mit drei weiteren großen finnischen Unternehmen zusammen und ist seitdem in der Papierindustrie, der Elektronik- und Komminaktionsindustrie, der Gummi-Industrie und der Kabelindustrie tätig gewesen. Durch weitere Zukäufe wie z. B. 1988 ITT (mit den Markennamen Graetz und Schaub Lorenz, darunter auch die TV-Produktion in Bochum-Riemke) wurde verstärkt auf Elektronik und Kommunikation gesetzt, seit 1991 wurden Mobiltelefone für das GSM-Netz gebaut (auch in Bochum), in dieser Sparte war Nokia 1998 bis 2011 Marktführer und entwickelte mit Psion zusammen das erste „Smartphone“-Betriebssystem, genannt Symbian. 2002 wurde das allererste Kamerahandy überhaupt, das Nokia 7650 vorgestellt.

Um 2005 herum verkaufte Nokia alle anderen Geschäftsfelder und konzentrierte sich danach auf den Mobilfunkmarkt mit der Handy- und Netzaustattersparte. Die Bedienung der Nokia - Smartphones mit Symbian war sehr tastendrucklastig, als Apple 2007 das iPhone mit Touch-Bedienung und ohne echte Tastatur vorstellte, begann der Stern von Nokia zu sinken. Als dann noch Google Smartphones mit dem Betriebssystem Android zeigte und dieses auch noch an andere Hersteller lizenzierte, war Nokia mit Symbian bald ins Hintertreffen geraten. So schloß Nokia 2008 das Werk in Bochum und verlagerte die Handyproduktion von dort nach Rumänien.

2011 zeigte Nokia das erste Telefon mit Microsoft Windows Mobile als neuem Betriebssystem, diese Kooperation endete aufgrund von weiter sinkendem Marktanteil 2014 im Verkauf der Nokia Mobiltelefonsparte an Microsoft, so daß etwa 2016 der Markenname kurzfristig vom Markt verschwand, weil Microsoft die „Reissleine“ zog und seinerseits die Mobiltelefonproduktion einstellte. In der Zeit danach erhielt Nokia das Recht zurück, Telefone unter seinem alten Markennamen anbieten zu können und lizensierte diesen an die von ehemaligen Nokia-Mitarbeitern im finnischen Espoo neu gegründete HMD Global, die seitdem Nokia-Telefone mit Android-Betriebssystem entwickeln und von Auftragsfertigern herstellen lassen.

Das vorgestellte Smartphone mit Symbian Betriebssystem hat eine echte QWERTZ-Tastatur, diese kann unter den eigentlichen Telefon herausgeschoben werden. Allerdings sind die Tasten recht klein und bieten leider ein recht „schwammiges“ Schreibgefühl. Es war eines der letzten Nokia-Telefone mit mechanischer Tastatur.

Zur Fotoaufnahme wird eine vorinstallierte „App“ gestartet, entweder von Hand über einen Menu-Punkt auf dem Touchbildschirm oder durch Druck auf den „Kamera“-Auslöser. Diese App ist recht träge, da die gesamte Kamerasteuerung inkl. Speicherung der Aufnahmen als JPEGs nicht durch einen dedizierten Kameraprozessor erledigt wird, sondern größtenteils vom Telefon-Hauptprozessor. Somit dauert das Fokussieren recht lange, auch das Speichern ist relativ gemächlich und in allzurascher Folge sollte man den Auslöser nicht betätigen, denn dann „stürzt“ die Kamera-App und somit das gesamte Handy ab und muß einen minutenlangen Neustart durchlaufen. Außerdem hat die Kamera-Anwendung nur wenig Einstellmöglichkeiten.

Die Bildqualität ist aufgrund des vermutlich sehr kleinen Sensor nicht allzu beeindruckend. Da das C6-00 einen eingebauten GPS-Empfänger hat, werden die Bilder automatisch mit Standortdaten versehen, sofern der teilweise minutenlange dauernde Standortsuch-Prozeß erfolgreich abgeschlossen wurde..

Als Auslöser dient entweder eine Schaltfläche auf dem Touchdisplay oder eine seitliche dedizierte Kamerataste.

Das Display war im Vergleich zu denen in zeitgleichen Kompakt- bzw. Systemkameras nicht besonders scharf und hochauflösend, sondern nur durchschnittlich. Es ist berührungsempfindlich, allerdings nur nicht zum Wischen und Skalieren geeignet, sondern nur zum Drauf-Tippen. Die Touch-„Auflösung“ ist recht gering, es reicht lediglich zum Auswählen recht großer angezeigter Elemente.

Das Objektiv hat keine Blende, es wird immer mit der Offenblende aufgenommen. Ein mechanischer Verschluss ist ebenfalls nicht vorhanden, die Verschlußzeiten werden rein elektronisch gebildet, „Rolling-Shutter“-Effekte sind leider die Folge. Die Kamerasteuerung nutzt als Belichtungssteuerung eine Kombination aus Zeit- und ISO-Automatik.

Es ist kein echter Blitz eingebaut, zur Aufhellung dunkler Szenen dient eine weiße superhelle LED. Im Blitzmodus wird sie kurzzeitig mit erhöhter Spannung versorgt und leuchtei etwas heller als im Dauerlichtmodus.

Es gibt einen Digitalzoom, den man aber sinnvollerweise nicht benutzt, sondern besser am heimischen Rechner die gemachten Aufnahmen zuschneidet.

Für „Selfies“ bzw. Videokonferenzen ist auf der Displayseite eine zweite niedrigauflösende Kamera eingebaut, diese hat ein Fixfokus-Objektiv.

Es sind vier Schnittstellen eingebaut, eine 3,5mm-Stereoklinkenbuchse mit weiteren Sonderkontakten für Kopfhörer, Mikrophon und Fernbedienung sowie die USB-Buchse und die Nokia-typische Mini-Hohlsteckerbuchse zum Akkuladen. Der Akku ist nicht fest eingebaut, sondern wechselbar. Der micro-SD-Speicherkartenschacht sitzt unterhalb des Akkus, er muß zum Kartenentnehmen herausgenommen werden. Nach dem Akkuwechseln muß das Handy minutenlang „booten“.

Auf die Bilder und die Speicherkarte kann per USB zugegriffen werden, allerdings muß dafür eine Nokia-Software installiert sein, da das Handy sich nicht als Massenspeicher oder per PTP-Protokoll am Rechner betreiben läßt.

Der UVP des Nokia C6-00 betrug etwa 270 Euro (ohne Speicherkarte). Ich erwarb mein Exemplar Ende 2011 auf knapp unter 200 Euro reduziert und nutzte es bis Anfang 2015, dann bekam ich ein gebrauchtes Apple iPhone 4 geschenkt.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei ASA- und Zeit-Automatik und mit Hilfe der mitgelieferten Kamera-App, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe ist bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht korrigiert, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Belichtungszeiten- und Blenden-Angaben sowie 100%-Ausschnitte sind in die Bilder eingefügt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse des C6-00 ist größtenteils aus Kunststoff. Das Handy war neben dem gezeigten Schwarz auch in Weiß erhältlich.

Das Kameramodul gehört zur Klasse der in Smartphones eingebauten Bildaufnahmegeräte.

Die Bilder sind trotz nur 5 Megapixeln schon bei niedrigen ISO-Zahlen mit leichtem Farbrauschen überlagert, bei höheren ASA-Werten rauscht das Bild deutlich sichtbar, aber noch erträglich.

Fazit: ein digitalkamerahistorisch eher unwichtiges Smartphone (weil eines von vielen), heutzutage zum Bildermachen bei Beschränkung auf „Schönwetterbilder“ gerade noch noch geeignet, sofern man nicht in zu schneller Folge zu viele Aufnahmen macht.

Christian Zahn

 

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