Olympus AZ-2 Zoom Gastbeitrag von Volker Horstmann

Die Olympus AZ-2 Zoom war meine erste brauchbare Digitalkamera. Hergestellt wurde sie ab Herbst 2004 bis Ende 2005. Warum nur so kurz? Ich weiß es nicht; an der Qualität kann es nicht liegen. 2006 wurde eine Partie dieser Kameras, neu, ohne jegliches Zubehör für je knapp 100€ angeboten, und ich griff zu. Akku und Ladegerät waren problemlos erhältlich.

Meine Frau meinte damals, die sehe ja gar nicht aus wie eine richtige Kamera, eher wie ein Zigarettenetui. Aber bald war sie die eifrigste Benutzerin. In der Damenhandtasche bekam das „Zigarettenetui“ die Beule, die im Bild sichtbar ist, aber die Funktion nicht störte; die Außenhaut besteht aus dünnem Blech.

Die Kamera ist sehr flach, da das Objektiv nicht aus dem Gehäuse ragt, sondern periskopartig senkrecht positioniert ist und per Spiegel das Motiv erfasst. Das macht die Kamera nicht nur kompakt, sondern schützt auch das Objektiv, und dadurch, dass das Ein- und Ausfahren des Objektivs im geschlossenen Raum passiert, kann auch kein Staub angesaugt werden.

Sie hat ein für ihre Zeit recht großes Display (2,5 Zoll), daneben einen modernen Joystick zum Rühren im Menü und vier sehr gut reagierende Drucktasten, davon zwei für das Zoom, seitlich an der Zarge einen Umschalter für Videos, auf der Oberseite den Ein-Aus-Schalter und den Auslöser. Sie ist kompakt und leicht (102x61x20mm, 160g). Sie bietet Motivprogramme, manuellen Weißabgleich und Spot- oder Integralmessung.

Spezifikation

  • Sensor: CCD-Sensor 1/2,7" (5,4 x 4,0 mm), 4,0 Megapixel
  • Videoauflösung: 320 x 240, 30p
  • Objektiv: F/2,9 – F/4,8, Brennweite 6,2-17,3mm (40 bis 112 mm 35mm-äquivalent)
  • Autofokus
  • Monitor: 2,5" TFT LCD Monitor mit 210.000 Bildpunkten
  • Belichtungsmessung: Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung
  • Belichtungszeiten: 1/1.000 bis 4 s
  • Belichtungskorrektur: -2,0 bis +2,0 EV
  • Lichtempfindlichkeit: ISO 50 bis ISO 400
  • Stromversorgung: I-20B Spezialakku
  • Diverse Motivprogramme, Feuerwerk, Landschaft, Nachtaufnahme, Nachtporträt, Nahaufnahme, Porträt, Selbstporträt, Sonnenuntergang, Sport/Action, Strand/Schnee, 1 weitere Motivprogramme
  • Bildeffekte: Halbbilder können zu einem Bild montiert werden
  • Weißabgleich: Automatik, Wolken, Sonne, Leuchtstofflampe, Glühlampenlicht
  • eingebauter Blitz, Leitzahl 6 bei ISO 100
  • Speicherung: nur JPG;  XD-Picture Card
  • PictBridge-Druck-Unterstützung

Ich alter Analogiker war es gewohnt, Belichtungszeit und Blende sowie die Entfernung ohne Umschweife einzustellen – aber genau das erlaubte mir die AZ-2 Zoom nicht. Ich fand die Sucherei im Menü lästig, meine Frau interessierte sich sowieso nicht für die Technik. Das Ende vom Lied: Die Kamera wurde fast immer per Vollautomatik benutzt.

Die technischen Daten sind alles andere als aufregend: 4 Megapixel auf einem sehr kleinen 1/2,7 Zoll Sensor. Die Objektivdaten sind auch nicht rekordverdächtig: F/2,9-4,8, Brennweite 6,2-17,3mm (umgerechnet auf Kleinbild wären das 40-112mm), also weder richtig weitwinklig noch telestark. Die Kamera kann Videos in der Auflösung (320 x 240, 30p) aufnehmen, was bei uns keine Begeisterungsstürme hervorrief.

Aber: Die Fotos aus dieser Kamera sind überraschend gut! Natürlich konnte ich damals mit meiner analogen Kleinbild-SLR bessere Fotos machen, wenn ich einen niedrigempfindlichen Film einlegte und besonders sorgfältig arbeitete. Doch sorglos gemachte Alltagsbilder fürs Familienalbum konnte die AZ-2 Zoom ebenso gut, sogar Ausdrucke im DIN A4-Format. Der Minisensor hat dabei sogar Vorteile: Die optimale Bildqualität erreicht er bei Offenblende, die Schärfentiefe ist enorm groß, und zumindest bei Tageslicht hat man kurze Belichtungsgzeiten.

Wenn ich heute die Fotos ansehe, die wir damals mit ihr machten, dann frage ich mich: Wieso brauchte ich eigentlich bald eine bessere Kamera?  Wieso braucht der Mensch mehr als 4 Megapixel? Mit der AZ-2 Zoom konnte man sehr weit kommen!

Aber ach, das Bessere ist des Guten Feind, es ist wohl der Fortschrittsglaube und das „GAS“ („Gear Acquisition Syndrom“). Und natürlich gab es schon damals Kameras, die mehr konnten, mehr Zoom boten und was noch alles.

Manchmal konnte die AZ-2 Zoom allerdings spinnen. Sie verriet nicht, was die Automatik einstellte, ich sah es erst in den Exifdaten am Computer. Dass sie stets mit Offenblende arbeitete, ist sinnvoll. Aber manchmal wählte sie ohne Notwendigkeit die Belichtungszeit gnadenlos lang, ohne den ISO-Wert zu erhöhen, z.B. 1/13 sec bei ISO 50 - dafür gibt es keine Entschuldigung, denn der Sensor ist rauscharm und verträgt auch höhere ISO-Werte. In praller Sonne wählte die Kamera hingegen 125 ISO, ohne Grund. Na ja, irgendwas zu meckern gibt es ja immer. Ich hätte doch mal im Menü nach der ISO-Einstellung suchen sollen, die man - wie ich erst später herausfand - beeinflussen kann. Kurios finde ich, dass die Bilder mit den ungünstig langen Belichtungszeiten trotz nicht vorhandenem Stabilisator kaum verwackelt sind. Es mag an der Handlichkeit der Kamera und dem geschmeidige Auslöser (und dem coolen Fotografen?) liegen.

Beispielfotos

Die AZ-2 Zoom, ganz egal wie sie es machte, sorgte für gut belichtete Fotos, sowohl bei Tageslicht als auch in Innenräumen ohne und mit Blitz, alles in stimmigen Farben, der Autofokus erlaubte sich keine Patzer. Die Fotos zeigen, dass vier Megapixel für Albumbilder völlig ausreichen; es kommt auf die Gesamtabstimmung an, und die ist bei der AZ-2 perfekt. Trotzdem lag sie eines Tages nur noch herum und wurde schließlich für ein paar Euro versteigert.

Ich bekenne: Das hat sie nicht verdient.

Volker Horstmann

 

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