Panasonic LF1 Funktionstest 2025 C. Zahn

Die Edelkompakte aus der Kooperation von Leica und Panasonic hatte ich 2021 vorgestellt und alle technischen Daten aufgeführt. 2022 habe ich die Kamera das letzte Mal benutzt, also war es wieder an der Zeit, sie zu verwenden.

Besonderheiten

Die Panasonic Lumix LF1 wurde von Panasonic in Japan gebaut, erstaunlich für eine Kompaktkamera, die damals bereits oft aus Ländern mit niedrigeren Fertigungskosten kamen. In wie weit Leica an der Rechnung des Objektivs beteiligt war, ist mir nicht bekannt. Leica bot die Kamera als „Leica C Typ 112“ an, diese war erheblich teurer, immerhin war im Lieferumfang der Leica eine Lightroom-Lizenz enthalten.

Die LF1 sollte bei Panasonic eigentlich eine neue Kamerafamilie begründen, sie war die erste Edelkompakte mit eingebautem Videosucher des Herstellers. Vermutlich hat sie die erhofften Verkaufszahlen aber nicht erreicht, nach etwa vier Jahren lief der Verkauf der LF1 ohne Nachfolger aus. Möglicherweise hat es so lange gedauert, bis die erste Produktionscharge abverkauft war.

Der Sensor ist größer als bei Kompaktkameras üblich, statt 1/2,3 bis 1/3 Zoll weist der Sensor eine Diagonale von 1/1,7“ auf, das ergibt fast die doppelte Fläche, somit ist die Bildqualität besser als bei den Kompaktkameras üblich, zumal der Sensor auch „nur“ 12 Megapixel hat und nicht die zum Herstellzeitpunkt schon anzutreffenden 16 Megapixel.

Die Kamera kann sowohl wie bei Kompaktkameras üblich in vorgehaltener Stellung und dem Display bedient werden, zusätzlich ist ein Videosucher mit Dioptrienkorrektur eingebaut, mit dem die Kamera wie eine klassische Kamera mit Sucher am Auge bedient wird. Die Umschaltung zwischen beiden Anzeigen erfolgt rein manuell durch einen Tastendruck.

Aus Platzgründen ist der Videosucher winzig, mit Brille kann er nicht komplett eingesehen werden und weil es keinen Augensensor gibt, bleibt er solange eingeschaltet, bis die Kamera ihn nach einer einstellbaren Zeit abschaltet. Immerhin benötigt er weniger Strom als das Display, so daß sich die Akkulaufzeit bei reiner Sucherbenutzung verlängert.

Praktisch ist, daß die LF1 bei Sucherverwendung die Bildwiedergabe nach Druck auf die entsprechende Taste nicht im Sucher einblendet, sondern automatisch auf das Display umschaltet, so muß das aufgenommen Bild nicht im winzigen Sucher kontrolliert werden. Die sofortige Bildwiedergabe direkt nach der Aufnahme ist davon unabhängig, diese erfolgt sinnvollerweise bei eingeschaltetem Sucher auch direkt dort.

Für eine Kompaktkamera hat die LF1 recht viele Bedienelemente. Außerdem ist ein digitaler Encoder um das Objektiv angeordnet, das je nach Betriebsart eine unterschiedliche Funktion hat (z. B. im Programm-Modus die Empfindlichkeit umstellt, in der Zeitautomatik die Blende einstellt usw.) oder fest einer bestimmten Funktion zugeordnet werden kann (z. B. Stufenzoom), die ursprünglich dem Encoderring zugeordnete Funktion übernimmt dann der drehbare Ring um das Steuerkreuz. Der Taster, der die Kamera ein- und ausschaltet, ist etwas ungünstig angeordnet, man kann ihn durchaus mit dem Auslöser verwechseln.

Die LF1 hat wie viele meiner Panasonic-Kompaktkameras das Problem, daß die Kontakte des Zoomhebels im Lauf der Zeit korrodieren und das Objektiv dann über den Hebel nicht mehr gezoomt werden kann, somit wäre die Kamera ohne den Encoderring um das Objektiv kaum noch benutzbar. Als Zoomring arbeitet er ähnlich wie ein klassischer mechanischer Ring, allerdings merkt man beim Drehen, daß nur Steuersignale elektrisch umgesetzt werden, das Zoomen hinkt immer etwas der Drehbewegung nach, insbesondere wenn die Brennweite verringert wird. Außerdem ist die Brennweite nicht millimetergenau einstellbar, sondern nur in fest vergebenen Stufen wie 28, 35, 50mm usw.

Die Zoomstellung nach dem Einschalten kann entweder auf 28mm oder auf die beim Abschalten eingestellte Brennweite gestellt werden, ideal beispielsweise für die Street Photography, bei der ja gerne mit 35 oder 50mm gearbeitet wird.

Die Kamera wird mit einem Lithium-Akku betrieben, im entsprechenden Fach sitzt auch die SD/SDHC-Speicherkarte. Der verwendete Akku wurde speziell für die LF1 entwickelt und danach in keiner anderen Kamera benutzt, er soll laut Hersteller für etwa 200 Aufnahmen reichen, bei Benutzung des Videosuchers für einige mehr. Die Kapazität ist eigentlich zu klein, aber im Gehäuse ist kein Platz für einen größeren Akku.

Der UVP der Panasonic Lumix LF1 betrug etwa 450 Euro, die Leica kostete 579 Euro. Ich kaufte mein Exemplar Ende 2020 als Ersatz für die schwächelnde Leica V-Lux 20, deren Zoomhebel nicht mehr zuverlässig funktionierte. Inzwischen hat bei mir wie bei vielen anderen Fotografen das Handy die „Immer-Dabei“-Kompaktkamera ersetzt. Die LF1 habe ich bis Ende 2022 für die Produktfotos der hier gezeigten Kameras verwendet, auch diese Aufnahme machte ich danach mit dem iPhone.

Der aktuelle Gebrauchtpreis der Lumix LF1 ist schwer ermittelbar, es gibt zwar Angebote für ca. 150 bis 300 Euro, aber ob für diese Preise die Kamera auch gekauft wird, ließ sich nicht herausbekommen.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 80 ASA, gespeichert als RW2-Datei, konvertiert mit Adobe Camera Raw, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden bearbeitet, in einige Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert. Belichtungszeiten- und Brennweiten-Angaben sind in die Bilder eingefügt.

Fazit 2025

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden durch den Bildprozessor weggerechnet, bei 28 mm ist die Verzeichnung der JPEGs erstaunlich gering, wobei die Korrektur „live“ erfolgt, also bereits bei der Anzeige auf dem Monitor.

In den Maker-Notes der RAW-EXIFs sind die zur Korrektur notwenigen Parameter hinterlegt, Lightroom, Adobe Camera RAW und andere Konverter korrigieren dann ebenfalls automatisch die Objektivfehler. Freie Konverter wie DarkTable usw. können ohne Auswertung der Parameter die wahren Sensordaten ausgeben, das Ergebnis ist ernüchternd: Bei Weitwinkelstellung verzeichnet das Objektiv weit über 10% tonnenförmig.

Der Sensor (in Verbindung mit der internen oder externen Bildverarbeitung) schlägt sich nicht sehr gut. Zwar werden kritische Gegenlichtsituationen durchaus ansehnlich gemeistert. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor aber deutlich sichtbar, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. Die Grenze der Erträglichkeit liegt meiner Meinung nach zwischen 400 und 800 ASA, 1600 ASA sind schon recht schlecht, die maximalen 12800 ASA sind ein Notbehelf, es entstehen mehr Gemälde, weniger Fotos.

Außerdem sind die Randzonen der Bilder bei allen Brennweiten und Empfindlichkeiten deutlich unschärfer als die Bildmitte, aufgrund der „Pixelschieberei“ zur Korrektur der starken Verzeichnung haben die Bildränder mit der Wirklichkeit des Sensor nur wenig gemeinsam. Die Randzonen müssen zudem deutlich aufgehellt werden, um der Vignettierung entgegenzuwirken, was die Bildqualität nochmals verschlechtert.

Die Bildqualität der Lumix LF1 ist somit letztlich nicht als gut zu bezeichnen, nur bei 10 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO 80-100 sind die Aufnahmen bei RAW-Aufzeichnung und Nachbearbeitung am Computer zwar sehr ansehnlich, aber leider an den Bildrändern deutlich unschärfer als in der Bildmitte.

Die optische Bildstabilisierung arbeitet gut. In der Programmautomatik profitieren die Bilder natürlich auch von der großen Offenblende von 1:2,0 im Weitwinkelbereich, was ebenfalls kurze Belichtungszeiten ermöglicht. In der Telestellung ist die größtmögliche Blende 1:5,9 eigentlich schon zu klein, bei einem Pixelabstand von 1,9µm ist eigentlich Blende 1:4 die Grenze, darüber werden die Bilder durch die Beugung des Lichts an den Kanten der Blendenlamellen unschärfer. Die Programmierer der Firmware wußten das, deshalb schließt die Kamera die Blende nur dann weiter, wenn es erforderlich ist, beispielsweise im Sommer am weißem Sandstrand unter „Knallsonne“.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch durchaus interessante Kamera (weil einzige Panasonic-Edelkompakte mit eingebautem Videosucher), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nur bei geringen Ansprüchen geeignet. Ich packe die Kamera wieder in die OVP, ab in den Schrank!

Christian Zahn, Oktober 2025

 

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