Panasonic Lumix LF1

Hier stelle ich eine Edelkompakte aus der Kooperation von Leica und Panasonic vor. Sie bietet die Möglichkeit der RAW-Datenaufzeichnung und hat einen kleinen Videosucher.

Spezifikationen

  • Die 2013 vorgestellte Panasonic Lumix DMC-LF1 ist 103 x 62 x 28 mm groß und wiegt 170 g.
  • Der 1/1,7“ CCD-Sensor (7,6 x 5,7 mm) löst maximal 4000 x 3000 Pixel  = 12 Megapixel auf (12,8 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 1,9µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 6400 ASA einstellbar. Full-HD-Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG oder RAW-Datei auf SD/SDHC-/SDXC-Karten (max. ca. 128 GB) gespeichert.
  • Das Leica DC Vario-Summicron ist ein 6-42,8 mm/1:2,0-5,9 7-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 28-200 mm.
  • Das Motiv wird über einen 3“ TFT LCD Monitor mit 921.600 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein 0,2“ großer Videosucher mit 200.000 Subpixeln vorhanden.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Motivverfolgung (AF-S) oder manueller Fokus, Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, manueller Modus, Motivprogramme, Kreativfilter, Matrixmessung oder mittenbetont integral. Kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss 250s bis 1/4000 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 5
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • optische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku

Besonderheiten

Die Panasonic Lumix LF1 wurde von Panasonic in Japan gebaut. „Summicron“ ist eigentlich eine traditionelle Bezeichnung von Leica für eine bestimmte Art von lichtstarken Festbrennweiten. In wie weit Leica an der Rechnung des Objektivs beteiligt war, ist mir nicht bekannt. Leica bot die Kamera meines Wissens nicht unter ihrem Namen an.

Die LF1 sollte eine neue Kamerafamilie begründet, sie war die erste Edelkompakte mit eingebautem Videosucher. Vermutlich hat sie die erhofften Verkaufszahlen nicht erreicht, nach etwa vier Jahren lief die Produktion der LF1 ohne Nachfolger aus.

Die Kamera kann sowohl wie bei Kompaktkameras üblich in vorgehaltener Stellung und dem Display bedient werden, zusätzlich ist ein (wenn auch recht kleiner) Videosucher mit Dioptrienkorrektur eingebaut, mit dem die Kamera wie eine klassische Kamera mit Sucher am Auge bedient wird. Die Umschaltung zwischen beiden Anzeigen erfolgt rein manuell durch einen Tastendruck.

Für eine Kompaktkamera hat die LF1 recht viele Bedienelemente, so gibt es ein Moduswahlrad, ein Steuerkreuz, ein um das Steuerkreuz angeordnetes Drehrad und eine recht frei belegbare Funktionstaste sowie 6 weitere Tasten. Außerdem ist ein digitaler Encoder um das Objektiv angeordnet, das je nach Betriebsart eine unterschiedliche Funktion hat (z. B. im Programm-Modus die Empfindlichkeit umstellt, in der Zeitautomatik die Blende einstellt usw.) oder fest einer bestimmten Funktion zugeordnet werden kann (z. B. Stufenzoom), die ursprünglich dem Encoderring zugeordnete Funktion übernimmt dann der drehbare Ring um das Steuerkreuz. Der Taster, der die Kamera ein- und ausschaltet, ist etwas ungünstig angeordnet, man kann ihn durchaus mit dem Auslöser verwechseln.

Etliche Kamerafunktionen werden durch virtuelle „analoge“ Drehräder auf dem Bildschirm unterstützt, wobei die möglichen Werte deutlich heller dargestellt werden.

Die Kamera wird mit einem Lithium-Akku betrieben, im entsprechenden Fach sitzt auch die SD/SDHC-Speicherkarte. Der verwendete Akku wurde speziell für die LF1 entwickelt und danach in keiner anderen Kamera benutzt, er soll laut Hersteller für etwa 200 Aufnahmen reichen, bei Benutzung des Videosuchers für einige mehr.

Im Bildschirm können Gitterlinien, Histogramm und Clipping-Anzeigen sowie ausführliche Bildparameter-Informationen eingeblendet werden. Ebenfalls kann eine digitale Wasserwaage für Kamera-Drehung und -Neigung in Form eines künstlichen Horizonts eingeblendet werden.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut, aufgrund der geringen Kamera-Abmessungen ist er nicht sehr leistungsstark. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz.

Das Objektiv umfaßt den für Kompaktkameras damals durchaus üblichen Brennweitenbereich von 28-200 mm (auf Kleinbildäquivalenz umgerechnet). Um das Objektiv ist ein Encoderring angeordnet, er kann unter anderem auch einer Stufenzoomfunktion zugeordnet werden, dann können mit dem Ring 28, 35, 50, 70, 90, 135, 160 und 200mm Brennweite angefahren werden, ohne den Zoomhebel benutzen zu müssen.

Die Kamera hat sowohl ein eingebautes WLAN als auch eine NFC-Antenne. (Near Field Communication wie z. B. beim kontaktlosen Bezahlen an Kassen). Die kostenlose iOS- bzw. Android-App ermöglicht die Fernsteuerung (inkl. Live-Bild) der Kamera, das Herunterladen der Bilder von der Kameraspeicherkarte auf das Handy bzw. Tablett und sogar die Einbettung von GPS-Informationen des Mobilgerätes in die aufgenommenen Bilder.

Die Kamera schreibt einige interessante Dinge in die MakerNotes der EXIFs: Neben den üblichen Angaben zu Kamera, Brennweite, Offenblende, aktuelle Blende, ASA-Wert, Aufnahmemodus, Belichtungszeit, Aufnahmezeitpunkt finden sich die Firmwareversion, eine interne Seriennummer, das Herstelldatum, diverse Aufnahmeparameter (Schärfe, Bias usw.), das aktive AF-Feld, Status der Gesichtserkennung, das Kindes-Alter (sofern im Menu das Geburtsdatum eingegeben wurde), ein optionaler Reisetag (sofern im Menu der Reisebeginn eingetragen wurde), die seit dem letzten Kamera-Einschalten vergangene Zeit und der Ort bzw. das Land der Aufnahme, sofern diese GPS-Informationen mit Hilfe der App eingetragen wurden.

Für USB, Video und HDMI sind Spezialkabel erforderlich, keine Buchse entspricht der Norm.

Neben dem gezeigten Schwarz war die Kamera auch in Weiß erhältlich.

Der UVP der Panasonic Lumix LF1 betrug etwa 450 Euro.

Ich kaufte mein Exemplar Ende 2020 als Ersatz für die langsam schwächelnde Leica V-Lux 20, deren Zoomhebel inzwischen nicht mehr zuverlässig funktioniert. Leider enttäuschte mich die LF1, die Auflösung im Randbereich aller Aufnahmen ist erheblich schlechter als die Bildmitte. Darum werde ich die Lumix nur für Dokumentationszwecke im Haus einsetzen und mir eine andere „Immer-Dabei“-Kompaktkamera suchen.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 80 bzw. 100 ASA, gespeichert als RW2-Datei, konvertiert mit Adobe Camera Raw, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden bearbeitet, in einige Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert. Belichtungszeiten- und Brennweiten-Angaben sind in die Bilder eingefügt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Die Kamera gehört zur Klasse der Edel-Kompaktkameras mit besonderen Objektiveigenschaften.

Das Gehäuse der beiden Kameras ist größtenteils aus Metall, wenn auch nur hauchdünnem Aluminiumblech. Lediglich die Akkufach/Speicherkarten- und Schnittstellen-Klappen sind aus Kunststoff.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden durch den Bildprozessor weggerechnet, bei 28 mm ist die Verzeichnung der JPEGs erstaunlich gering, wobei die Korrektur „live“ erfolgt, also bereits bei der Anzeige auf dem Monitor.

In den Maker-Notes der RAW-EXIFs sind die zur Korrektur notwenigen Parameter hinterlegt, Lightroom, Adobe Camera RAW und andere Konverter korrigieren dann ebenfalls automatisch und nicht abschaltbar die Objektivfehler. Freie Konverter wie DarkTable usw. können ohne Auswertung der Parameter die wahren Sensordaten ausgeben, das Ergebnis ist ernüchternd: Bei Weitwinkelstellung verzeichnet das Objektiv weit über 10% tonnenförmig.

Der Sensor (in Verbindung mit der Bildverarbeitung) schlägt sich nicht sehr gut. Zwar werden kritische Gegenlichtsituationen durchaus ansehnlich gemeistert. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor aber deutlich sichtbar, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. Die Grenze der Erträglichkeit liegt meiner Meinung nach zwischen 400 und 800 ASA, 1600 ASA sind schon recht schlecht, die maximalen 12800 ASA sind ein Notbehelf, es entstehen mehr Gemälde, weniger Fotos.

Außerdem sind die Randzonen der Bilder bei Allen Brennweiten und Empfindlichkeiten deutlich unschärfer als die Bildmitte, aufgrund der „Pixelschieberei“ zur Korrektur der starken Verzeichnung haben die Bildränder mit der Wirklichkeit des Sensor nur wenig gemeinsam. Die Randzonen müssen zudem deutlich aufgehellt werden, um der Vignettierung entgegenzuwirken, was die Bildqualität nochmals verschlechtert.

Die Bildqualität der Lumix LF1 ist nicht als gut zu bezeichnen. Bei höheren ASA-Zahlen verlieren die JPEGs der Kamera durch den Entrausch-Algorithmus sichtbar an Zeichnung. Bei 10 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO 100 hingegen sind die Aufnahmen bei RAW-Aufzeichnung und Nachbearbeitung am Computer zwar sehr ansehnlich, aber leider an den Bildrändern deutlich unschärfer als in der Bildmitte.

Die optische Bildstabilisierung arbeitet gut. In der Programmautomatik profitieren die Bilder natürlich auch von der großen Offenblende von 1:2,0 im Weitwinkelbereich, was ebenfalls kurze Belichtungszeiten ermöglicht.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch durchaus interessante Kamera (weil einzige Panasonic-Edelkompakte mit eingebautem Videosucher), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nur bei geringen Ansprüchen geeignet.

Christian Zahn

 

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