Polaroid PDC640 Kurzvorstellung von Christian Zahn

Hier stelle ich eine frühe Digitalkamera vor, auch Ralf Jannke hat dieses Modell bereits beschrieben und ihre baugleichen Schwestermodelle von Vivitar und Agfa gezeigt. Er hatte ein zweites Exemplar, das er mir geschenkt hat, vielen Dank dafür!

Spezifikationen:

In der Anleitung zur PDC6540 fanden sich keine technischen Angaben, aber das Manual der baugleichen Agfa ePhoto780 liefert sie:

  • Die 1999 vorgestellte Polaroid PDC640 ist 127 x 70 x 46 mm groß und wiegt ohne Batterien und Speicherkarte 275 g.
  • Der 1/3“ CCD-Sensor löst maximal 640 x 480 Pixel  = 0,3 Megapixel auf. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG auf SmartMedia-Karten (max. 8 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist eine 4/4,6mm Festbrennweite, die kb-äquivalent etwa 33mm entspricht.
  • Das Motiv wird über einen Durchsichtsucher angepeilt, für die Bildwiedergabe und die Menüs ist ein 1,8“ TFT LCD Monitor mit 185.000 Subpixeln eingebaut
  • Entfernungseinstellung entfällt, da Fixfokus, lediglich 3 manuelle 3-Zonen - Entfernungsvorwahl.
  • Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik mit fester Blende. Belichtungszeiten ca. 1/30 bis 1/10.000 sek.
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit Leitzahl 7,8
  • Weißabgleich automatisch
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 4 Mignonzellen

Besonderheiten

Die Polaroid PDC640 wurde vom Polaroid vertrieben, Hergestellter war eine OEM-Produzent in Taiwan.

Die Kamera hat lediglich eine Vollautomatik, wobei der Blitz optional automatisch zugeschaltet wird.

Die Stromversorgung erfolgt mit überall erhältlichen Mignonzellen. Akkus und Batterien sind verwendbar. Wie üblich die Warnung vor abbrechenden Halteklammern des Batteriefachs, ich habe die Klappe mit einer untergeschraubten Blitzschiene entlastet.

Das Display ist für den Herstellzeitpunkt recht groß, eine Schärfebeurteilung ist darauf aber nicht möglich. Ob die angegebenen Subpixel der Bedienungsanleitung wirklich stimmen? Dort steht 280x220 Pixel, was mit 3 Farbtripeln multipliziert die genannte Zahl ergibt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden, er zeigt aber wie üblich weniger an, als später auf dem aufgenommenen Bild sein wird.

EXIFs gibt es nicht, aber die Kamera schreibt Daten in nicht genormte Felder in jedes JPG, diese zeigte damals die mitgelieferte PC-Software an, heutzutage lassen sie sich mit etlichen EXIF-Viewern anzeigen. Sie sind nicht sehr ausführlich, sie umfassen nur das Minimum, beispielsweise fehlen Angabe zu Brennweite oder Blende (diese sind aber sowieso nicht veränderbar). Immerhin werden die wahren (also „krummen“ Belichtungszeiten) angegeben, nicht wie üblich „gerundete“. Und es werden einige Angaben des Bildprozessors eingetragen, beispielsweise die Verstärkung der einzelnen Farbkanäle für R, G, B, C, Y und Amber. Auch die Seriennummer steht in den Bildern, die Typenbezeichnung und als Kameratyp die kryptische Angabe „SI10“.

Die Typenbezeichnung PDC640 ist schnell erklärt: Polaroid Digital Camera mit 640 Bildpunkten horizontaler Auflösung.

Als Speichermedium dienen die damals noch recht weit verbreiteten SmartMedia-Karten, für die es inzwischen schwierig geworden ist, noch Kartenlesegerät zu bekommen, diese werden wie die Karten nicht mehr produziert. Die Kamera versteht Karten bis 8 MB, eine 2 MB-Karte wurde mitgeliefert.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt entweder mittels Vorblitz und einer neben dem Sucher eingebauten Meßzelle oder es gibt ggf. gar keine Blitzbelichtungsmessung.

Bedienelemente hat die PDC640 für eine solch einfache und preiswerte Kamera relativ viele: Den Schutzschieber, der auch als Hauptschalter dient, oben den Auslöser, zwei Tasten für den Blitz und eine für die Auflösung, hinten drei Tasten für Display, Menu, Info und zwei Cursortasten. Der Entfernungsvorwahlschieber ist unterhalb des Displays angebracht, er schaltet zwischen den drei Schärfenzonen um (15 bis 40 cm, 0,4 bis 1,5m und 1m bis Unendlich), die Angaben zur Entfernung finden sich nur in der Anleitung, an der Kamera sind Symbole abgebildet (eine Blume, ein Brustportrait und drei Personen).

Alle Schnittstellen nutzen damals übliche Kabel, aber außer dem Netzteil machen sie heutzutage kaum noch Sinn, denn eine serielle Übertragung in den Computer ist schwer möglich und der Anschluß an einen aktuellen Fernseher mit Videoeingang gestaltet sich auch immer umständlicher.

Der UVP der Polaroid PDC640 ist mir nicht bekannt, die baugleiche Agfa ePhoto 780c sollte in den USA ca. 200 Dollar kosten. Der heutige Gebrauchtpreis dürfte bei 0-1 Euro liegen.

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. 4 Originalbilder habe ich zu einem 2x2-Panel zusammengefaßt, dessen Größe wurde auf 1500 Pixel seitlich beschnitten. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Polaroid PDC40 ist fast komplett aus Kunststoff, lediglich die Öse für den Tragegurt ist aus Metall. Die Linsen des Objektivs sind mehrschichtvergütet.

Die Kamera gehört zur Klasse der Dutzendware-Kompaktkameras, die unter zahllosen Markennamen von taiwanesischen, koreanischen oder chinesischen Auftragsfertigern produziert wurden. Allerdings ist sie ein frühes Exemplar, sie wurde bereits ab 1998 für andere Vertriebsgesellschaften produziert, 1999 gehörte die Kamera mit 640x480 bereits ins günstige Einsteigersegment.

Der Sensor schlägt sich wie zu erwarten nicht gut, auch wenn man das Alter bedenkt. Die dunklen Stellen der Brückenaufnahme beispielsweise zeigen trotz 100 ASA ein starkes Farbrauschen. Das Objektiv hingegen ist erstaunlicherweise gut, es hat fast keine Verzeichnung.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch durchaus interessante Kamera (weil frühe OEM-Ware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen ungeeignet. Quasi jedes aktuelle Smartphone erzeugt bessere Bilder.

Christian Zahn, November Dezember 2025

 

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