Radiant Photo

PHOTOGRAFIX schreibt: „Radiant Photo: Eindrucksvolle Bearbeitungen in kürzester Zeit“

Und weiter: "Radiant Photo ist ein neues Bildbearbeitungsprogramm, das professionell optimierte Fotos in kürzester Zeit verspricht. Das gelingt auf den ersten Blick recht gut.“ Wer sich dafür interessiert, sollte den ganzen Text studieren. Und dann das Programm einfach selbst ausprobieren.

Unter https://radiantimaginglabs.com/try/ lässt sich eine 14 Tage lauffähige Trial-Version runterladen, was ich gemacht habe.

Frisch zurück aus zwei Wochen Herbstferien in Südschweden in den Provinzen (vergleichbar Bundesland) Blekinge und Småland und einem Eintagestrip auf die Ostsee-Insel Öland, habe ich mehr als ausreichend "Material" für einen Vergleich.

Nach über zwei Jahrzehnten Adobe Photoshop, mindestens 5 Jahren Adobe Lightroom bin ich in der Lage, Fotos das gewünschte Licht, Farben, Kontraste und Leuchten zu verpassen, was es bei der Aufnahme einfach nicht gab.

Mogelei?

Ja, ein bisschen ;-) Grund: Nicht nur im Urlaub mit "der Familie im Nacken" muss es schnell gehen, damit es nicht für beide Seiten zur Zumutung wird. Auch allein unterwegs, kann und will ich nicht stundenlang aufs richtige Licht warten. Ich nehme, was ich vor Ort vorfinde. Wenn es vor vornherein aussichtslos erscheint, gibt es halt keinen Fototrip.

Ich editiere hinterher nach Erinnerung des Lichts vor Ort und natürlich eigenem Geschmack. Was sicher diskutabel ist. Dabei vermeide ich HDR/DRI-Experimente, die in unrealistischen Kontrasten bis hin zu unnatürlichen Bonbonfarben enden. Ein  Austausch des Himmels ist mir einfach zuwider. Ansonsten mache ich nichts anderes, als das, was beispielsweise Kalenderfotografen abliefern. Ein Herbstwald mit buntem Laub hat gefälligst golden zu leuchten. Und niemand kauft großformatige Fotos zur Dekoration beispielsweise einer Arzt-Praxis, wo Frühlings-, Sommer-, Herbstfotos ein "stumpfes" Blatt-/Wiesen-blaugraugrün zeigen, oder der Himmel blaßblau ist … Es hat eine Weile gedauert, hinter die "Geheimnisse" solcher Fotos zu kommen.

Und jetzt die Preisfrage: Kann Radiant Photo in der EBV etwas weniger erfahrenen Fotografen – männlich wie weiblich — so unterstützen, dass die Fotos ohne großen Aufwand automatisch "geschönt", nicht übertrieben aufbereitet werden? Vorweg: Ja

Während ein Anwender berichtete, ausgewählte Rohdateien mit dem angestammten Rohdatenkonvertierer in 48 bit Farbtiefe TIFF-Dateien konvertiet zu haben, um diese TIFFs dann Radiant Photo vorzusetzen, habe ich einen Ordner kurzerhand mit 212 RAW-/Rohdaten vom Urlaubstrip gefüllt. Daran durfte/musste sich Radiant Photo dann versuchen.

Als Kameras kamen zum Einsatz:

  • Canon EOS M10 (18 MP)
  • Fuji X-T10 (16 MP)
  • Nikon D2x (12 MP)
  • Nikon Z50 (20 MP)
  • Nikon Z6 (24 MP)

Das Rohformat meiner ältesten Systemkamera, der 2004 vorgestellten digitalen Spiegelreflexkamera Nikon D2x stellte Radiant nicht vor unlösbare Aufgaben! Für die Auto-Korrektur/Verbesserung von 212 Roh-Dateien in fertige 5 Megapixel JPEGs benötigte Radiant Photo 28 min. Adobe Lightroom erledigte das in 6 min 40 s. Also rund viermal so schnell!

Der Fairness halber: Lightroom "behandelte" jedes Foto mit der gleichen von mir gewählten Voreinstellung, Radiant Photo müsste laut Philosophie ja jedes einzelne Bild analysieren, um dann Bild für Bild mit Künstlicher Inntelligenz KI zu korrigieren.

  • Rechner iMac, Retina 5K, 27 Zoll, Ende 2015
  • Prozessor 3,2 GHz Quad-Core Intel Core i5
  • Speicher 32 GB 1867 MHz DDR3
  • Festplatte 1 TB SSD
  • Grafik AMD Radeon R9 M380 2 GB

VORWEG: Bei keinem der folgenden Beispiele habe ich Ausschnitte gewählt oder Horizonte begradigt. Es sollte/musste ein 1:1 Vergleich sein …

Direktvergleiche in Farbe

Links Ausgangs-Rohdatei, Mitte Radiant Photo Auto-Korrektur, rechts meine persönliche Adobe Lightroom Individual-Korrektur

Die (meine) Adobe Lightroom-Routine gewinnt! Ich bin aber sicher, dass man auch mit Radiant Photo mit der Zeit und Übung zu den Ergebnissen wie mit Lightroom kommt. Es sind ja manchmal nur Nuancen! Und durchaus auch eine Geschmacksfrage.

Keine Aussage auf die Leistung der Software liefern Fotos, die mit Radiant Photo optimiert worden sein sollen, wenn der Vergleich fehlt! Also mindestens Ausgangsfoto unbearbeitet und mit Radiant Photo Auto-Korrektur.

Sobald bei Radiant Photo manuell nachkorrigiert wird, kann man die Programm-Philosophie, das Auto-Korrektur-Konzept direkt in Frage stellen …

Im Folgenden zwei Screenshots, die manuelle Eingriffe zur Erzielung der gewünschten Dramatik in Radiant Photo zeigen

Hier drei Beispiele, die ich in gewollter (übertriebener?) Dramatik genau so wollte. Links die Ausgangs-Rohdatei, rechts mein Lightroom-Resultat

Ein bewusst unfairer Vergleich

Nur mit Adobe Lightroom UND Photoshop war das Endergebnis mit den entfernten Drähten möglich! Die Dramatik hätte man mit Übung und Routine wahrscheinlich auch mit Radiant Photo hinbekommen …

Direktvergleiche in SCHWARZWEISS

Links Ausgangs-Rohdatei, Mitte Radiant Photo Auto-Korrektur, rechts meine persönliche Adobe Lightroom Individual-Korrektur

Hier hat meine Adobe Lightroom-Routine noch deutlicher gewonnen! Ich will aber auch jetzt nicht ausschließen, dass man auch mit Radiant Photo zu den Ergebnissen wie mit Lightroom kommt. Aber intuitive Bedienung bei der SW-Konvertierung samt Tonung und gewollter Vignettierung gehen anders …

Radiant Photo SW-Umsetzung mit manuellem Eingriff

Mein abschließendes Radiant Photo-Urteil

Kein "Blender", aber meiner Meinung nach zu teuer. Das Cloud-Abo von Adobe Lightroom und Photoshop kostet pro Monat 12 Euro, also 144 Euro im Jahr. Wer die Adobe Cloud verweigert, muss eben ohne deren Produkte auskommen. Radiant Photo kostet derzeit 139 Euro. Natürlich nur einmal, Lightroom und Photoshop kosten Jahr für Jahr 144 Euro … Für unerfahrene Beginner ist es auf jeden Fall einen Versuch wert, sich der KI/AI, der Künstlichen Intelligenz/Artificial Intelligence Radiant Photos anzuvertrauen!

Mir fehlen In Radiant Photo die Auswahl von Ausschnitten von festen oder freien Seitenverhältnissen, die Möglichkeit schiefe Horizonte geradezudrehen, die Möglichkeit Sensordreck oder andere störende Motiv-Details aus einem Foto zu entfernen.

In der jetzigen Form ist Radiant Photo als Stand-alone Version und alleinige EBV für meine Zwecke ungeeignet. Es fehlt auch die Möglichkeit beim Exportieren genau gewünschte oder vorgegebene Pixelabmessungen und Druck-Auflösungen einstellen zu können. Die Eingabe dieser Parameter soll es geben. Ich habe sie aber nicht gefunden und auch nicht intensiv danach gesucht. Außerdem lag meine Aufmerksamkeit auf der intelligenten Radiant-Autokorrektur.

Haben Sie in den beiden Screenshots über diesem Textabschnitt auf die Bildleiste unter dem Hauptfeld geachtet?

Wenige bis gar keine Vorschaubilder! Stattdessen viele "Sonnen". Und beim Versuch das Ganze etwas hin- und herzuschieben, um weitere Vorschaubilder zu sehen, hängt sich Radiant Photo gerne auf. Im Fenster Programme sofort beenden ist Radiant Photo rot unterlegt und mit "reagiert nicht" gekennzeichnet … In Adobe Lightroom konnte ich alle sichbaren 212 Fotos nach Belieben hin und herschieben. Ohne Programmabsturz!

Überhaupt nicht gefallen hat mir die für mich wenig intuitive Radiant Photo SW-Umsetzung. Das mag auch daran liegen, dass ich zu Analogzeiten SW-Filme selbst entwickelt und auf Papiere unterschiedlicher Gradation vergrößert und getont habe. Und weiß, wie ein Gelb-, Grün. Orange- oder Rotfilter in der SW-Fotografie wirkt. Und mich von dieser Seite in Lightroom und Photoshop sofort wohlfühlte.

Radiant Photo ist mir insgesamt zu langsam!

Sicher, hoffentlich hat das noch junge Programm da noch Luft, Potential nach oben. Ich erlaube mir mit 68 aber auch einen gewissen Software-Altersstarrsinn zu attestieren ;-) Mit Lightroom und Photoshop einigermaßen sattelfest, gilt für mich auch die eiserne Regel: "Never touch/change a running System".

Radiant Photo als Plug-in unter Lightroom

Interessant für mich ist allenfalls die Möglichkeit Radiant Photo als Plug-in unter Lightroom und Photoshop laufen zu lassen. Motive mit LR beschneiden, geradestellen, „Ausflecken“ (Sensordreck!) Farbe, Kontrast usw. nach eigenen Vorstellungen einstellen, unerwünschte Motivdetails mit Photoshop verschwinden lassen und dann von Fall zu Fall die eigene Korrektur gegen die Autokorrektur von Radiant Photo antreten und vergleichen lassen.

Aber dafür nach 14 Tagen Trial 139 Euro investieren?

Interessant wäre noch, ob das Radiant Photo Plug-in unter dem nicht Cloud-basierten, "kleinen" Photoshop Elements oder gar dem kostenlosen GIMP läuft. Oder unter einem der kostenlos verfügbaren Freeware-Rohdatenkonvertierer, wie beispielsweise RAW Therapee, LightZone oder Darktable. Oder unter den original Canon-, Nikon, Sony-Rohdatenkonvertierern. Diese letzten Möglichkeiten habe ich nicht ausprobiert, denn:

Ich brauche Radiant Photo einfach nicht, auch ohne KI/AI "Künstliche Intelligenz/Artificial Intelligence" liefert mir Adobe Lightroom mit geeigeten Voreinstellungen/Presets in kurzer Zeit bei Bedarf je nach Verwendungszweck eine hohe Zahl fertiger Dateien als unkomprimierte TIFF mit 48 bit Farbtiefe oder in gewünschter Stärke komprimierte JPEGs mit 24 bit Farbtiefe. Wobei KI/AI auch in Lightroom und Photoshop unter der Oberfläche längst Einzug gehalten haben.

Spätestens in dem Moment, wo ich mit dem automatisch von Radiant Photo generierten Bild nicht zufrieden bin und Hand anlegen will, wird Radiant für mich schlicht überflüssig.

Eine Bildaufbereitung bleibt immer auch Geschmacksache! Und wie ganz zu Beginn geschrieben: 14 Tage lang kann man/Frau mit der Trial-Version kosten- = risikolos alle Radiant Photo Funktionen ausprobieren, um sich dann zum Kauf oder nach Test zur De-Installation der Trialversion zu entscheiden …

Nachtrag: Einbindung von Radiant Photo als Plugin unter kostenlose Rohdatenkonvertierer der Systemkamerahersteller oder RAW Therapee, Darktable oder das Bildberabeitungsprogramm GIMP???

Ganz wichtige Anmerkung vorweg!

Die gleich gezeigten Screenshots beziehen sich ausschließlich auf die von Nikon kostenlos zur Verfügung gestellten Rohdatenkonvertierungs-Software NX Studio, die neben der RAW-/NEF-Konvertierung erfreulicherweise etliche reine Bildbearbeitungsfunktionen bietet. Ich habe versuchsweise und erfolgreich meine Spezial Software Topaz Sharpen AI als Plugin unter NX Studio installiert.

Das ist KEINE Garantie, dass sich auch Radiant Photo in gleicher/ähnlicher Weise in NX Studio oder andere Softwares einbinden lässt, aber vielleicht einen Versuch wert.

Was ich nicht mehr ausprobieren kann, da ich Radiant Photo bereits de-installiert habe. Es könnte aber für Interessierte einen Versuch wert sein. Lässt sich Radiant Photo ohne auf Bezahl-Softwares wie Adobe Lightroom, Photoshop, Capture One usw. usw. zurückgreifen zu müssen, unter entsprechende, andere – siehe Überschrift – Programme "schieben". Was dann die Radiant fehlenden Tools auf elegante und kostenlose Weise nachliefern würden.

Screenshots Topaz Sharpen AI als Plugin unter Nikon NX Studio

Ralf Jannke, Herbst 2022

 

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