Canon FD- und nFD-Objektive an Sony alpha 5000

In diesem Bericht geht es um die Verwendung von vier etwa etwa 40-50 Jahre alten Canon-FD-Obektiven an der alpha 5000, einer spiegellosen Systemkamera mit 20 Megapixeln und APS-C-Sensor.

Canon FD 2,8/24 S.S.C.

Ein klassisches FD-Objekiv, also fast ausschließlich aus Metall gebaut. FD-typisch gibt es eine Bajonett-Streulichtblende, die sogar mit Filz ausgekleidet ist. S.S.C. steht für die neuere und bessere Mehrschichtvergütung (Super Spectra Coating). Es ist sehr aufwendig mit 9 Elementen in 8 Gruppen gefertigt und hat Floating Elements für beste Abbildungseigenschaften auch bei weit geöffneten Blenden und allen Entfernungseinstellungen.

Das funktioniert aber nur, wenn eingestellte Motiventfernung und tatsächliche Motiventfernung übereinstimmen! Erfordert der verwendete Adapter „FD auf NEX“ eine Einstellung von 2 Metern am Objektiv bei Unendlich des Motivs, gibt es insbesondere bei großen Blendenöffnungen unscharfe Bildecken. Dann muß der Adapter auf das korrekte Maß durch Unterlegen dünner Bleche aus dem Werkzeugbau ausgeglichen werden, ansonsten wird nur die Bildmitte ausreichend scharf abgebildet sein.

Der Entfernungsring geht seidenweich, der Einstellweg mit 120° ist erfreulich groß. Die Blende rastet halbstufig, es sind leider nur 6 Lamellen eingebaut. Die Automatikstellung des Blendenrings rastet ein. Das Objektiv hat einen Durchmesser von 65mm, eine Baulänge ab Bajonettauflage von 55mm und wiegt 325 Gramm. Das beim Fokussieren nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm. Der originale Frontdeckel ist bereits vom Snap-In-Typ, er kann auch bei angesetzter Streulichtblende abgenommen werden.

Beispielfotos

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist komplett aus Metall gefertigt und recht schwer. Es ist ein Retrofokus-Objektiv, da sonst das Auflagemaß von 42 mm nicht möglich wäre und die Hinterlinse mit dem Schwingspiegel der Canon-Kameras kollidieren würde.

Das Objektiv ist am Crop-Sensor der alpha 5000 und Offenblende an den Bildrändern unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Wie bereits erwähnt, ist das exakte Auflagemaß wichtig, der Adapter muß das korrekte Differenzmaß zwischen Canon-FD und Sony NEX aufweisen, also exakt 24.00mm „dick“ sein, ansonsten sind die Bildecken nicht so gut, wie sie sein könnten. Stimmt der Adapter, werden die 20 Megapixel des Sensors trotzdem nicht ganz ausgereizt. Möglicherweise liegt das aber bereits an geringen Verschleißerscheinungen der Floating Elements bei meinem Exemplar.

Das Objektiv verzeichnet leicht, aber tolerabel. Es hat wie viele FD-Objektive zur Verstellung der Floating Elements und der restlichen Linsengruppe Gleitlager aus Teflon eingebaut, dieses altern bzw. verschleißen durch häufige Benutzung. Hat der Fokusring Spiel bekommen, so müssen die Gleitlager getauscht werden. Canon selbst macht das seit vielen Jahren nicht mehr, die Selbstreparatur ist nur erfahrenen Objektiv-“Schraubern“ zu empfehlen.

Das Objektiv ist inzwischen gesucht und recht teuer geworden, die S.S.C.-Version liegt meist deutlich über 200 Euro, die älteren und einfacher vergüteten Varianten sind oft etwas preiswerter zu bekommen, auch die nFD-Varianten kosten meist deutlich weniger als das gezeigte Exemplar.. Die originale Streulichtblende einzeln nachzukaufen ist ein teures „Vergnügen“, man sollte darauf achten, daß die Blende im Lieferumfang des Objektivs enthalten ist oder eine aus dem heutigen Zubehörhandel zum Einschrauben erwerben.

Canon nFD 2,8/28

Das gezeigte 2,8/28mm ist ein nFD-Objektiv, also mit Kunststoff-Ummantelung. Wesentlich leichter als sein FD-Vorgänger und neu gerechnet. Obwohl nicht mehr angegeben, ist es S.S.C. vergütet.

Der Entfernungsring geht zu leicht, der Einstellweg ist mit etwa 90° ausreichend. Die Blende rastet halbstufig, die Objektiv-Blende hat leider nur 5 Lamellen.. Die originale Streulichtblende wird per Bajonett verriegelt. Weil sich dieses beim Fokussieren nicht mitdreht, ist sie blütenförmig geformt und mit Filz ausgekleidet. Die Verriegelung der Streulichtblende neigt beim Altern zum Abbrechen der Plastikfedern, dann muß mit Klebeband fixiert werden.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 62mm, eine Baulänge ab Bajonettauflage von 43mm und wiegt 160 Gramm. Das beim Fokussieren nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm. Der originale Frontdeckel ist bereits vom Snap-In-Typ, er kann auch bei angesetzter Streulichtblende abgenommen werden, wenn auch etwas fummelig, da zwischen Blende und Deckel nur ein schmaler Spalt ist. Dreht man den Deckel mit den Griffstücken zur am weitesten ausgeschnittenen Stelle der „Blüte“ der Blende, geht es aber.

Das gesamte Objektiv macht keinen sehr hochwertigen Eindruck, es ist äußerlich fast vollständig aus Kunststoff gefertigt und ziemlich leicht. Es ist ein Retrofokus-Objektiv, da sonst das Auflagemaß von 42mm nicht möglich wäre und die Hinterlinse mit dem Schwingspiegel der Canon-Kameras kollidieren würde.

Beispielfotos

Das Objektiv ist am Crop-Sensor der alpha 5000 und Offenblende an den Bildrändern leicht unscharf, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die 20 Megapixel werden ausgereizt. Das Objektiv verzeichnet nicht sichtbar, nur messbar.

Das Objektiv ist heutzutage recht preiswert zu bekommen, die nFD-Version liegt meist zwischen 40-75 Euro, die älteren Varianten mit Chromring sind meist teurer zu erhalten. Die originale Streulichtblende einzeln nachzukaufen ist ein teurer „Spaß“, man sollte darauf achten, daß die Blende im Lieferumfang des Objektivs enthalten ist oder eine aus dem heutigen Zubehörhandel zum Einschrauben erwerben.

Canon FD 3,5/35 S.C.

Ein klassisches FD-Objekiv, also fast ausschließlich aus Metall gebaut. FD-typisch gibt es eine Bajonett-Streulichtblende. S.C. steht für die einfache Vergütung (Spectra Coating).

Es wurde ab 1970 für die F-1 gebaut, deshalb hat es am Entfernungsring einen Stift, der mit Hilfe eines in das Streulichtblendenbajonett eingerasteten „Flash Auto Ring“ mit eingebautem Potentiometer einem passendem Blitz die am Objektiv eingestellte Entfernung übermittelt und dadurch eine automatische Leitzahlrechnung ermöglicht (Canon „CAT“ = „Canon Automatic Tuning“).  Es gab nur 5 Objektive mit dieser Möglichkeit: 1,8/50 S.C., 1,4/50 S.S.C., 2,0/35 S.S.C., 3,5/50 Macro S.S.C. und das hier gezeigte 3,5/35 S.C.

Bald danach konnten sich Blitzgeräte selbst regeln, darum konnte der beim Objektivwechsel umständlich zu montierende Kopplungsmechanismus an späteren Objektiven entfallen.

Außerdem hat das Objektiv noch einen Hebel, mit dem die Blende geschlossen gehalten werden kann, das war in der Anfangszeit des FD-Bajonetts wichtig für den Einsatz an Canon Balgengeräten, da diese noch auf den R-Bajonett beruhten und keinerlei Springblendenfunktionen aufwiesen. Dieser Hebel entfiel bei später gebauten FD- und nFD-Objektiven.

Der geriffelte Entfernungsring geht weder zu schwer noch zu leicht, der Einstellweg ist mit 90° ausreichend groß. Die Blende rastet halbstufig, es sind leider nur 5 Lamellen eingebaut. Die Automatikstellung des Blendenrings rastet ein. Das Objektiv hat einen Durchmesser von 65mm, eine Baulänge ab Bajonettauflage von 51mm und wiegt 235 Gramm. Das beim Fokussieren nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm. Die originale Streulichtblende rastet per Bajonett ein.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr wertigen Eindruck, es ist größtenteils aus Metall gefertigt und relativ schwer. Der Fokusring ist aus Kunststoff, der Blendenring hingegen aus Metall. Es ist ein Retrofokus-Objektiv, da sonst das Auflagemaß von 42mm nicht möglich wäre und die Hinterlinse mit dem Schwingspiegel der Canon-Kameras kollidieren würde.

Beispielfotos

Das Objektiv ist am Crop-Sensor der alpha 5000 und Offenblende an den Bildrändern unscharf, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Auch die äußeren Bildecken sind durchaus scharf; die 20 Megapixel des Sensors werden jedoch nicht ganz ausgereizt.

Das Objektiv verzeichnet meßbar, aber im Bild praktisch nicht sichtbar.

Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr preiswert zu bekommen, es kostet meist über 50 Euro, das lichtstärkere und S.S.C. vergütete 2,8/35 ist noch teurer. Die originale Streulichtblende einzeln nachzukaufen ist ein teures „Vergnügen“, man sollte darauf achten, daß die Blende im Lieferumfang des Objektivs enthalten ist oder eine aus dem heutigen Zubehörhandel zum Einschrauben erwerben.

Canon nFD 1,8/50

Das gezeigte 50mm ist ein nFD-Objektiv, also mit Kunststoff-Ummantelung. Wesentlich leichter als sein FD-Vorgänger, aber neu gerechnet. Obwohl nicht mehr angegeben, ist es S.S.C. vergütet.

Das nFD 1,8/50 stammt aus der Zeit, als Normalobjektive nicht mehr zusammen mit jeder neuen Kamera verkauft wurden, weil im Set mit der Kamera meistens ein 4/35-70 Zoom enthalten war. Die  Canon-Kameras T50 und T70 waren mit diesem Zoom erhältlich.

Der geriffelte Entfernungsring geht zu leicht, der Einstellweg ist mit etwa 120° recht lang. Die Blende rastet halbstufig, die Objektiv-Blende hat leider nur 5 Lamellen. Die originale Streulichtblende wird per Bajonett verriegelt. Da sie mir fehlt, habe ich sie durch eine Gummi-Blende ersetzt. Eine Tiefenschärfe-Skala mit Kennzeichnung für Infrarotfotografie ist vorhanden.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 62mm, eine Baulänge ab Bajonettauflage von 39mm und wiegt 170 Gramm. Das beim Fokussieren nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 52mm. Das gesamte Objektiv macht keinen sehr hochwertigen Eindruck, es ist äußerlich fast vollständig aus Kunststoff gefertigt und ziemlich leicht.

Beispielfotos

Das Objektiv ist am Crop-Sensor der alpha 5000 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 5,6-8 steigert wie bei allen guten Normalobjektiven die Schärfe, ab Blende 11 kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die 20 Megapixel des Sensors werden ausgereizt.

Das Objektiv verzeichnet kaum sichtbar, nur messbar.

Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr sehr preiswert zu bekommen, es kostet meist zwischen 20 und 30 Euro je nach Zustand und Lieferumfang. Vor dem Aufkommen der spiegellosen Systemkameras war als kostenlose Zugabe zu einer Kamera erhältlich bzw. einzeln für unter 10 Euro. Heute gilt wie so oft der Rat, das Objektiv zusammen mit einer Spiegelreflexkamera zu kaufen, dann ist es meist günstiger zu bekommen als einzeln.

Die originale Streulichtblende nachzukaufen ist ein teurer „Spaß“, man sollte darauf achten, daß die Blende im Lieferumfang des Objektivs enthalten ist oder eine aus dem heutigen Zubehörhandel zum Einschrauben erwerben.

Fazit

Alle Beispielaufbahmen entstanden freihand bei ASA- und Zeit-Automatik, Blende 1,8 bis 8, gespeichert als ARW, gewandelt mit Adobe Camera RAW, bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten, sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Ich hatte alle Objektive bereits an der Nikon Z5 getestet (spiegellose Vollformat-Systemkamera mit 24 Megapixeln), dabei hat sich das 24er als das beste der in meinem Fundus vorhandenen Objektive mit dieser Brennweite herausgestellt und ist seitdem meine Wahl, wenn ich diese Brennweite benötige.

An der Cropkamera wird aus dem deutlichem Weitwinkel ein „normales“ Reportageweitwinkel mit 35mm - äquivalenter Brennweite, außerdem werden äußeren Bereiche des Objektivs ausgeblendet. Nochmals der Hinweis darauf, daß der Adapter das korrekte Auflagemaß gewähren muß, da die optische Leistung des Objektivs ansonsten nicht zu seiner möglichen Höchstleistung gelangt.

Das 28er nFD werde ich an der alpha 5000 wohl nicht mehr benutzen, da ich das optisch und mechanisch bessere Contax Distagon 2,8/28mm habe.

Aus dem 35mm-Weitwinkel wird ein Normalobjektiv mit 50mm - äquivalenter Brennweite, aus dem 50er Normalobjektiv wird ein leichtes Tele mit umgerechnet 75mm Brennweite. Beide Objektive werde ich an der eher nicht mehr benutzen, weil ich etliche andere Objektive im Bestand habe, die optisch und mechanisch jeweils etwas besser sind.

Leider macht sich an der alpha 5000 insbesondere beim 50mm-Objektiv das Fehlen eines in der Kamera eingebauten Bildstabilisators bemerkbar, die kleinbild-äquivalente 75mm Brennweite erfordert kurze Belichtungszeiten, also entweder nur „schönes Wetter“ oder hohe Sensorempfindlichkeit, damit unverwackelte Aufnahmen gelingen. Ich habe bei den Beispielen im schnellen Serienmodus fotografiert, eine der 3 bis 5 Aufnahmen einer Serie war dann brauchbar, meist das zweite oder dritte, fast nie das erste, weil dabei die Verwacklung durch Auslöserdrücken noch deutlich im Bild sichtbar war. Sinnvoller ist der Einsatz eines Stativs, dann gelingen bei jeder Belichtungszeit einwandfreie Aufnahmen.

Christian Zahn

 

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