Sony Mavica MVC-FD73 Kurzbericht
Hier stelle ich eine der frühen digitalen Kameras von Sony vor. Sie hat eine Besonderheit: statt auf Speicherkarten legt sie die Bilder auf 3,5“-Disketten ab. Boris hat dieses Exemplar hier auch bereits gezeigt.
Ralf Jannke beschreibt hier eine ähnliche, aber höher auflösende Sony Mavica FD83.
Spezifikationen
- Die 1999 vorgestellte Sony Mavica MVC-FD73 ist 138 x 103 x 62 mm groß und wiegt mit Akkus und Speicherkarte 590 g.
- Der 1/4“ (3,6x2,7 mm) CCD-Sensor mit Pixelpitch 5µm löst maximal 640 x 480 Pixel = 0,38 Megapixel auf. Die Empfindlichkeit ist unbekannt. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG auf HD-Disketten (1,44 MB) mit doppelter Geschwindigkeit gespeichert.
- Zur Bildkontrolle ist ein 2,5“ LCD Monitor mit 84.000 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
- Das Objektiv ist ein 4,2-42mm/1:1,8-2,9 (40-40 mm @KB) 10-fach Zoom
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatikautomatik, Matrixmessung. Belichtungszeiten 1/60s bis 1/2000 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
- eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 5
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch Lithiumakku
Besonderheiten
Mavica bzw. MVC bedeutet Magnetic Video Camera. FD steht für das Speichermedium Floppy Disk.
Optik und Bildsensor sowie der Akku stammen aus Sony Camcorder-Sparte, sie wurden ursprünglich für einen tragbaren Video8-Rekorder mit eingebauter Kamera entwickelt. Der Sensor zählt zu den allerkleinsten jemals in digitale Kameras eingebauten Bildwandlern, die lichtempfindliche Fläche beträgt weniger als 10 Quadratmillimeter.
Das Display ist mit 2,5“ recht groß, aber aus heutiger Sicht extrem grobpixelig, so daß nur der Bildausschnitt gewählt werden kann, eine Schärfenbeurteilung ist kaum möglichen den niedrigaufgelösten Bildern aber auch kaum notwendig.
Die Kamera gehört zur zweiten Generation der Mavicas, die erste zeichnete die Bilddaten analog auf eine spezielle 2,5 Zoll-Videodiskette auf, seit 1997 baute Sony die im Computerbereich verbreitete 3,5“-HD-Diskette in die Mavicas ein. Sony hatten diesen Diskettentyp und die dazugehörigen Laufwerke in den 1980er Jahren entwickelt und Ende der 1990er Jahre war in fast allen aktuellen Computern ein 3,5“-Laufwerk mit 1,44 MB Kapazität eingebaut.
Leider reicht der Platz auf der Diskette nur für ein einziges unkomprimiertes Bild in voller Auflösung, darum mußte Sony die Bilder stark (ca. Faktor 10) komprimieren, damit jedes Bild nur ca. 100 MB groß ist und somit immerhin etwa 14 Aufnahmen auf eine Diskette passen. Trotzdem dauert die Speicherung jeder Aufnahme recht lange, obwohl Sony die Diskette in den Mavicas mit doppelter Geschwindigkeit wie in den PC-Laufwerken drehen läßt.
Außerdem ist die Bildqualität aufgrund der hohen Kompression eher bescheiden.
Sony wählte die Diskette als Datenträger, weil sie 1997-1999 sehr preiswert war (ca. 10 DM für einen Zehnerpack passend vorformatierten Floppys war günstigster Kurs für NoName-Disketten, Markenfloppys konnten aber auch mehr als das dreifache kosten). Flash-Speicherkarten mit 2 bis 128 MB Kapazität gab es zwar auch schon, aber gerade die größeren Karten kosteten Hunderte von DM und die Geräte, mit deren Hilfe diese Karten am Computer ausgelesen werden konnten, waren noch teurer.
Die Stromversorgung erfolgt mit einem InfoLithium-Akku NP-F330, der auch in vielen Sony-Camcordern zu Einsatz kam und recht viele Aufnahmen „durchhielt“, obwohl das Diskettenlaufwerk recht stromverbrauchend ist.
Die Kamera hat keinerlei Schnittstellen, die Diskette muß zum Auslesen der Bilder immer aus der Kamera herausgenommen werden.
Die UVP der Mavica MVC-FD73 betrug ca. 1100 DM / 550 Euro. Ich erwarb 2013 mein Exemplar in einem Konvolut verschiedener analoger und digitaler Kameras und gab es 2015 im Zuge eines umfangreichen Tausches an den Betreiber dieser Website ab.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Die Beispielfotos nahm ich 2013 auf, sie stammen völlig unbearbeitet direkt aus der Kamera. Da keine EXIF-Daten eingebettet werden (diesen Standard kennt die FD73 noch nicht), sind die Aufnahmeparameter unbekannt.
Das Gehäuse der FD73 besteht fast komplett aus Kunststoff, nur wenige Anbauteile sind aus Metall. Die Mavica gehört in die Klasse der frühen Digitalkameras.
Mein Urteil über die Bildqualität ist aus heutiger Sicht vernichtend: aufgrund der Bildkompression und der geringen Auflösung gibt es eher Pixelmatsch denn wirkliche Bilder, 1999 hingegen war die Bildqualität gerade noch „gut“, es gab bereits Kameras mit 1024x768 oder 1280x960 Pixeln Auflösung zu ähnlichem Preis wie die MVC-FD73.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch hoch interessante Kamera (ein Modell, das auf Floppys aufnimmt, gehört in jede Sammlung!), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nicht mehr geeignet, da die Bildqualität zu schlecht ist.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 15.11.2021 |
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