Sony NEX-7

Hier stelle ich eine Systemkamera vor. Sie war die erste spiegellose Kamera von Sony mit iISO-Blitzschuh und elektronischem Sucher sowie 24 Megapixel Auflösung.

Spezifikationen

  • Die 2011 vorgestellte Sony NEX-7 ist 120 x 67 x 43 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 350 g.
  • Der APS-C große CMOS-Sensor (23,6x15,8 mm) löst maximal 6000 x 4000 Pixel  = 24 Megapixel auf (24,7 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 3,9µm. Automatisch oder manuell sind 100 bis 16000 ASA einstellbar. HD-Videos sind mit 1920x1280x50p möglich. Bilder werden als JPEG oder ARW (RAW) auf SD-/SDHC-/SDXC-Karten (max. ca. 256 GB) oder MemoryStick Pro (bis ca. 16 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das NEX- / alpha-E-Bajonett
  • Das Motiv wird über ein Display mit 921.600 Subpixeln angezeigt, das auch die Menüsteuerung übernimmt. Außerdem ist ein per Augensensor automatisch oder manuell im Menu umschaltbarer OLED-Videosucher mit 2,3 Millionen Subpixeln vorhanden.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) oder manuelle Scharfstellung, Ermittlung durch Kontrastermittlung auf dem Bildsensor, 25 AF-Meßfelder
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, Motivprogramme oder manuelle Nachführmessung, 1200 Zonen-Matrixmessung oder mittenbetont integrale Belichtungsmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/4000 sek., Belichtungskorrektur +/-5 Blenden, Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit, eine oder drei Aufnahmen nach Ablauf der Vorlaufzeit
  • manuell ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 6, zusätzlich iISO-Blitzschuh mit TTL-Kontakten (Sony-/Konica-Minolta-kompatibel)
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung, Unterstützung von Bildstabilisierung in den Objektiven
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku

Besonderheiten

Die NEX-7 basiert auf dem Sensor und der Bildaufbereitungs-Hardware der alpha 65V, einer Spiegelreflexkamera mit feststehendem sowie teildurchlässigem Spiegel. (Link:https://www.digicammuseum.de/gechichten/erfahrungsberichte/sony-slt-alpha-65v-c-zahn/) Die Belichtungsmessung und die Fokussierung findet bei der NEX-7 jedoch nicht mittels speziellen Meßelementen statt, sondern direkt auf dem Bildsensor.

Die NEX-7 wurde bereits im Herbst 2011 vorgestellt, aufgrund einer Hochwassers in Thailand verzögerte sich die Auslieferung jedoch, so daß nennenswerte Stückzahlen erst im Frühjahr 2012 im Handel verfügbar waren. In der NEX-Linie bildete sie das Spitzenmodell, die Einsteigermodelle NEX-3 (Link:https://www.digicammuseum.de/gechichten/erfahrungsberichte/sony-dslm-nex-3-c-zahn/) bzw. NEX-5 waren bereits seit 2010 auf dem Markt. Diese haben nur 14 Megapixel Auflösung, keinen Systemblitzschuh und keinen elektronischen Sucher, sondern nur ein Display.

Der Karton der NEX-7 ist ein wahres Schmuckstück. Um den eigentlichen Karton ist ein Umkarton gefaltet, oben auf dem Karton liegt ein weiterer flacher Umkarton, in dem in einer Schublade die Anleitungen und die CD ruhen. Kamera und Zubehör sind in mit samtartigem Material überzogenen weiteren Kartonelementen untergebracht, zum Lieferumfang gehört ein Mikrofaser-Einschlagtuch und ein „richtiges“ Ladegerät, nicht ein simples USB-Netzteil zum Laden des Akkus in der Kamera.

Die Kamera ist sehr klein und flach. Die mit wesentlich kleinerem Sensor ausgestatteten mFT-Kameras wie die Panasonic GF1 oder die Olympus Pen E-P1 sind erheblich größer und schwerer. Da der Bajonettring den gleichen Durchmesser wie die Objektive hat, erscheint er nicht wie ein Teil der Kamera, sondern des Objektivs, was die Kamera für das Auge weiter „verschlankt“. Die originalen Objektive wirken an dem zierlichen Gehäuse groß und unpassend. 2012 waren auch noch nicht allzuviele E-Mount-Objektive verfügbar.

Leider wird die Kompaktheit der Kamera mit zwei Nachteilen erkauft:

- Im Gehäuse ist kein Bildstabilisator eingebaut, wie es bei früher bei den Spiegelreflexkameras von Minolta und Sony üblich war, sondern der „Optical Steady Shot“ (OSS) ist im Objektiv eingebaut (oder auch nicht, z. B. im 16mm Pancake).

- Das schlanke Gehäuse trägt ein recht klobiges Objektiv, die NEX-7 mit dem 18-200 ist frontlastig und das System recht schlecht zu benutzen.

Der Sensor ist von Sony selbst entwickelt und hergestellt worden, wie erwähnt ist er in der alpha 65V und 77V ebenfalls verbaut worden, später auch in Kameras anderer Hersteller.

Die Stromversorgung erfolgt durch einen Lithium-Akku NP-FW50. Er erschien zusammen mit der Nex-3/5 und wird seitdem auch in etlichen anderen Sony-Systemkameras benutzt. Er enthält einen kleinen Chip, damit die Restkapazität prozentgenau auf dem Kameradisplay angezeigt werden kann. (Info-Lithium-Technologie)

Leider ist seine Kapazität mit 1080 mAh recht klein, zumal das Display bzw. der Videosucher ziemlich stromhungrig sind. Schon in zeitgenössischen Kameratests wurde darauf hingewiesen, daß ein Zweitakku dringend erforderlich ist. Dessen UVP betrug anfangs satte 99 Euro (inzwischen auf 69 Euro gesenkt), er hat keinen Sicherheits-Chip, so daß es recht bald günstige Nachbauten gab. Wie üblich haben die kompatiblen Akkus meist weniger Kapazität (z. B. nur 800 mAh), da sie aber häufig weniger als 10 Euro kosten, sind 4 Stück preiswerter als ein einziger Originalakku.

Die Kamera hat recht viele Tasten und Bedienelemente, es gibt einen um den Auslöser angeordneten Hauptschalter, eine Videotaste, eine Bildwiedergabetaste, ein Steuerkreuz mit darum herum angeordnetem Drehrad und Mitteltaste und zwei frei belegbare Funktionstasten. Zwei an der Kameraoberseite befindliche Drehräder aus Metall haben verschiedene Funktionen, z. B. Belichtungskorrektur, Program Shift, AF-Feld-Wahl usw. Mit einem neben dem Auslöser angebrachtem Knopf kann ihre Funktion umgeschaltet werden. In einem Umschalter zwischen AF/MF und AE-Lock sitzt eine weitere Taste, die ebenfalls recht frei belegt werden kann. Die Filmaufnahme wird durch eine Taste an der rechten Kamerarückseite gestartet, da sie recht exponiert ist und häufig irrtümlich betätigt wird, kann ihre Funktion im Kameramenü gesperrt werden. Alle vier Richtungen des Steuerkreuzes haben eine Zweitfunktion (Displaymodusumschaltung, Selbstauslöser/Einzelbild/Serienbild, Blitzmodus und eine konfigurierbare Funktion). Die Mitteltaste kann entweder das virtuelle Moduswahlrad aufrufen oder bis zu 6 Funktionen nacheinander aufrufen. Alles andere muß per Menu aufgerufen werden, auch das virtuelle Programmwahlrad.

Die sehr leichtgängigen Drehräder können einzeln oder gemeinsam durch längeren Druck auf die Funktionsumschalttaste gesperrt werden, so daß sich z. B. die Belichtungskorrektur nicht zu leicht verstellt. Alle Funktionen der Drehräder können auch im Kameramenü erreicht und verstellt werden, allerdings ist das umständlicher als das simple Drehen eines Rades.

Die NEX-7 liegt gut in der Hand, wenn das 16mm-Pancake oder das 18-55 montiert ist. Dann ist der Handgriff (in dem der Akku und die Speicherkarte stecken) und die rückseitige Daumenauflage ausreichend, die Kombination aus Gehäuse und Objektiv auch einhändig halten zu können. Mit dem 18-200 geht das nicht, bei diesem Objektiv muß die zweite Hand vorne das Objektiv stützen.

„NEX“ bedeutet „New E-Mount eXperience“, also neue E-Bajonett-Erfahrung. Das „E“ wiederum steht für „Eigtheen Millimeter“, dem Auflagemaß des neuen Bajonetts. Das von Konica-Minolta übernommene griechische Alpha als Kennzeichnung des Minolta/Sony-AF-Bajonetts ist weiterhin auf den NEX-Kameramodellen angebracht. Da das bei den Anwender etwas zu Verwirrung führen konnte, lief die Bezeichnung „NEX“ ab etwa 2015 aus, Sony bezeichnete die Kameras mit dem alten Minoltabajonett als ICLA (InterChangeable Lens Camera with A-Mount), die spiegellosen mit dem neuen Bajonett als ICLE (InterChangeable Lens Camera with E-Mount), übersetzt „Wechselobjektiv-Kamera für das E-Bajonett“. Da es diese aber mit zwei Sensorgrößen gibt und somit Objektive für Vollformat und APS-C, muß man bei ILCE genau aufpassen, ob Kamera und Objektiv richtig zueinanderpassen.

Bei der Entwicklung des NEX-Bajonetts hat Sony entweder sehr viel Glück gehabt oder das digitale Vollformat von Anfang an mit eingeplant, der freie Bajonettdurchmesser hat mit ca. 44mm gerade eben ausreichenden Durchlass für die 43.3mm Sensordiagonale bei KB, so daß die 2013 vorgestellte Sony alpha 7 kein neues Bajonett erforderte, sondern nur neue Objektive mit größerem Bildkreis. Ähnlich wie die NEX-Serie war die alpha-7-Serie von Anfang an ein großer Markterfolg, die alpha 7 und die alpha 7II (mit im Gehäuse eingebautem Bildstabilisator) sorgten für deutlich steigende Gebrauchtpreise für alte manuelle Objektive, die sich an das alpha-E-Bajonett gut adaptieren lassen.

Da zur Einführung der NEX-7 nur wenige E-Mount-Objektive verfügbar waren, gab es einen Adapter für die „alten“ Sony/Minolta-AF-Objektive LA-EA1 (199 Euro). Zunächst ermöglichte er allerdings nur die rein mechanische Adaptierung sowie die Blendensteuerung, automatische Fokussierung war damit nicht möglich. Erst durch ein Firmware-Update konnten immerhin alpha-Objektive mit eingebautem Motor automatisch fokussieren. Erst der später erschienene Adapter LA-EA2 hat einen eingebauten Motor, so daß alle alpha-Objektive, auch die mit Stangen-AF, Autofokus bieten.

Alle E-Bajonett-Objektive haben zwar einen manuellen Fokusring, er ist aber nicht mit der Fokusmechanik verbunden, sondern er ist ein Encoderring für „Focus-by-Wire“, also elektrische Scharfeinstellung. Diese Technik läßt sich preiswerter einbauen, da eine umständliche mechanische Umschaltung zwischen AF-Motor und manuellem Fokusring entfallen kann.

Sowohl Fokussierung als auch Blendensteuerung erfolgen rein elektrisch, es gibt keine mechanischen Übertragungselemente zwischen Kamera und Objektiv. Später erschienen sogar Powerzoom-Objektive, deren Brennweite ebenfalls durch einen Motor verstellt wird.

Die Kamera richtet sich an den ambitionierten Amateur, der das Bild nicht nur auf einem Display mit beidhändig vorgehaltener Kamera komponieren, sondern durch einen Sucher betrachten möchte. Der OLED-Sucher mit Dioptrienkorrektur löst mit 2,3 Millionen Subpixeln feiner auf, als das menschliche Auge zu unterscheiden mag, somit sind einzelne Bildpunkte nicht erkennbar. Brillenträger können den Sucher leider nicht komplett einsehen.

Zwischen Sucher und Display kann auf Wunsch per Augensensor automatisch umgeschaltet werden, wobei es auch einen Modus gibt, bei dem das Display dauerhaft abgeschaltet ist, ideal zum Stromsparen bei Wanderungen, da dann der Sucher nur zugeschaltet wird, wenn die Kamera ans Auge genommen wird. Leider ist in diesem Modus das Display immer abgeschaltet, auch die Kameramenüs und die Bildwiedergabe erscheinen nur im Sucher. Will man umfangreiche Einstellarbeiten im Menu vornehmen, muß man erst das Display im Kameramenü wieder einschalten, denn zum Umschalten der Augensensor-Modi gibt es leider keine dedizierte Taste und es läßt sich auch keine Funktionstaste dazu umprogrammieren.

Das Display löst mit 921.600 Subpixeln recht fein auf, es kann nach oben und nach unten geklappt werden. Das eigentliche Display ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung gesichert. Man sollte aber eine weitere Schutzscheibe aus gehärtetem Glas aufkleben, die die Zubehörindustrie in passenden Größen im Angebot hat, da die Sony-Kratzschutzscheiben eine aufgedampfte Entspiegelungsschicht haben, die durch mechanische Einwirkungen allmählich „abgerubbelt“ wird. Das Display wirkt dann sehr fleckig und unansehnlich. Außerdem ist die Sony-Schutzscheibe recht kratzempfindlich.

Die Speicherung erfolgt auf SD-/SDHC/SDXC-Karten bis ca. 256 GB oder auf die Sony-typischen MemorySticks bis ca. 16 GB (beide Kartentypen werden in einen einzigen Schacht gesteckt, jedoch mit den Kontakten jeweils andersherum). Aufgenommene Videos werden Sony-typisch nicht im gleichem Ordner wie die Bilder abgelegt, sondern in einem völlig anderem Ordner auf der Speicherkarte, darum können die Filme beim Auslesen der Bilder leicht übersehen werden.

Das Einschieben der SD-Karte funktioniert problemlos, das des etwas dünneren und schmaleren Memorysticks hingegen ziemlich „fummelig“. Neben der Akku-/Kartenfachklappe gibt eine rote Zugriffs-LED, sie soll den Anwender warnen, wenn er die Karte entnehmen möchte, die Kamera aber noch auf diese zugreift.

Das Raw-Format ARW (vermutlich als Abkürzung für „AlphaRaW“) wird wahrscheinlich immer etwas komprimiert gespeichert, die Dateien sind ca. 24 MB groß. Auf Wunsch werden parallel zu den ARWs auch zusätzlich JPEGs gesichert.

Die NEX-7 kann Schwenkpanoramas aufnehmen, nach Druck auf den Auslöser dreht man die Kamera langsam seitlich, sie macht nacheinander mehrere Aufnahmen (jeweils mit Verschlussgeräuschen, nicht kontinuierlich), die sie dann selbst zu einem breiten Bild verrechnet. Die Schwenkgeschwindigkeit muß allerdings stimmen, hat man zu langsam bewegt, wird der fehlende Bildteil mit Schwarz aufgefüllt, schwenkt man zu schnell, zeigt die Kamera eine Fehlermeldung an und bricht die Aufnahme ohne zu speichern ab.

Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL auf dem Bildsensor mit Vorblitzen, zum einen ist ein kleiner interner Blitz vorhanden, der durch Druck auf eine Taste relativ weit aus der Kamera herausspringt und dabei sogar etwas nach vorne bewegt wird. Mit Leitzahl 6 ist er sehr lichtschwach, bei aktivierter ASA-Automatik stellt die Kamera darum hohe Empfindlichkeiten ein (mindestens 400 ASA).

Ein Blitzschuh für externe Aufsteckblitzgeräte ist vorhanden, es ist der von Konica-Minolta „geerbte“ iISO-Schuh, der zum Norm-Blitzschuh nicht kompatibel ist. Alle von Sony gebauten Blitze für den iISO-Schuh und etliche Blitzgeräte von Konica-Minolta ab dem Jahr 2000 können an der NEX-7 verwendet werden. Mit der etwa ein Jahr später auf den Markt gekommenen spiegellosen Systemkamera mit Vollformatsensor alpha 7 führte Sony dann einen neuen Blitzschuh ein. Der MIS (Multi Interface Shoe) ist elektrisch kompatibel zum alten Minolta-Schuh und mechanisch kompatibel zum Norm-Blitzschuh. Es gab Adapter zu kaufen, die neue und alte Geräte jeweils zueinander passend machen.

Die aufgesteckten Systemblitzgeräte wirken an der zierlichen NEX-7 sehr groß, die Kombination ist recht kopflastig.

Ein Anschluß für einen elektrischen Fernauslöser ist nicht vorhanden, es gibt nur einen Empfänger für eine Infrarot-Fernbedienung.

Die Kamera hat die üblichen Aufnahmemodi P, A, S und M, zusätzlich gibt es etliche Motivprogramme sowie einen iAuto-Modus, bei dem die Kamera das zum Bild passende Motivprogramm selbsttätig auswählt und links oben in der Displayecke anzeigt. Der Benutzer kann lediglich die Hintergrund-Unschärfe durch das Drehrad verändern und den Blitz manuell zuschalten.

Das Kameramenü ist Sony-/NEX-typisch etwas unübersichtlich, die Empfindlichkeit verbirgt sich z. B. unter dem Untermenü „Farbe“, die Umschaltung zwischen RAW und JPEG unter „Bildgröße“. Zwischen den einzelnen Untermenüs kann nicht gewechselt werden, sondern man muß das Menu verlassen und erneut aufrufen. Manche Menüpunkte sind je nach Kameraeinstellung und Betriebsart „nicht verfügbar“, es wird jedoch kein Hinweis eingeblendet, was woanders wie verstellt werden muß, damit die gewünschte Funktion aktivierbar wird.

Alle Schnittstellen sind hinter unverlierbaren Plastikklappen verborgen, es sind keine Spezialkabel für den HDMI-Ausgang und den USB-Anschluß erforderlich. Die externe Stromversorgung erfolgt über einen Akku-Dummy. Für den Blitzschuh wird eine Abdeckung mitgeliefert, um die Kontakte vor Verschmutzung zu sichern.

Die Kamera verwaltet auf de Speicherkarte eine Bilddatenbank, fehlt diese, erscheint ein Hinweis auf dem Kamerabildschirm, daß sie angelegt werden muß. Je nach Anzahl der Bilder auf der Karte kann der Vorgang mehrere Minuten dauern.

Die Aktualisierung der Kamera-Firmware ist recht umständlich. Man kann nicht einfach die heruntergeladene Datei auf eine Speicherkarte schreiben, in die Kamera legen und diese sich dann selbst aktualisieren lassen. Sony hat sich für eine gänzlich andere Lösung entschieden, es muß ein Windows oder OS-X-Programm heruntergeladen und mit Administratorrechten ausgeführt werden. Linux-Benutzer bleiben gänzlich unberücksichtigt. Auf einem Mac mit OS X 10.11 habe ich es nicht geschafft, daß die Software die Kamera erkannte, gelungen ist es mir unter Windows XP Home auf einem alten Notebook.

Die Kamera muß ohne Speicherkarte eingeschaltet werden und per USB mit dem Rechner verbunden werden, aber sofort wieder per Windows-Kontextmenü „Hardware sicher entfernen“ ausgeworfen werden, erst dann erkennt die Update-Software die Kamera, es erscheint auf dem Kameramonitor ein Hinweis, daß sie einen Reset ausführen muß. Ist dieser erfolgt, muß die Kamera wieder von Windows „ausgeworfen“ werden, erst dann läßt die Sony-Software die Aktualisierung ablaufen. Ich kann mir gut vorstellen, daß damals eine der meistgestellten Fragen bei der Sony-Hotline war, warum der Updatevorgang nicht klappt.

Die ARWs-Dateien enthalten etwas mehr Pixel, als die meisten Konverter ausgeben, um Reservepixel des Randbereichs zur Korrektur der Objektiv-Verzeichnung nutzen zu können. Freie Konverter geben bis zu 6048x4024 Pixel aus. Die Randpixel, die nicht „offiziell“ sind, werden von den RAW-Konvertern benutzt, um die Objektiv-Verzeichnung „wegrechnen“ zu können, ohne das Bild beschneiden zu müssen. Daten zur Korrektur der Objektivfehler wie Vignettierung, chromatischen Aberrationen oder der Verzeichnung sind nicht in den EXIFs der RAWs enthalten, alle RAW-Konverter auf dem Computer haben dazu ihre eigene Datenbank.

Die Kamera korrigiert die Objektivverzeichnung auf Wunsch, jedoch nicht im Livebild auf dem Sucher, sondern erst bei den Aufnahmen, so daß beim den Weitwinkelobjektiven die Beschneidung der Bildränder durch die Korrektur erkennbar sind. Insbesondere die beiden Zoomobjektive verzeichnen ziemlich stark, das 18-55 OSS bei 18mm ca. 4% sowie das 18-200 mit 4,5% noch etwas mehr. Vignettierung und chromatische Aberrationen können ebenfalls in den Kamera-JPEGs korrigiert werden.

Die Kamera schreibt viele interessante Details in den MakerNotes-Teil der EXIFs, ich zähle hier nicht alle auf:

das Kamera-Erscheinungs-Jahr, die wahre Belichtungszeit (nicht auf übliche fotografische Werte gerundet), die wahre Brennweite (ebenfalls nicht gerundet), den Weißabgleich, die Belichtungskorrektur, den Status der Gesichtserkennung, fast alle Bildparameter, den vollständigen Objektiv-Namen, die Zahl der aufgenommenen Bilder seit dem letzten Einschalten bzw. Aufwachen aus dem Standby, den Firmwarestand von Kamera und Objektiv, die aktuelle Batterietemperatur und die Restkapazität in Prozent, die Kameraseriennummer und die Zahl der Gehäuseauslösungen, uvm.

Kamera und Objektiv sind „Made in Thailand“.

Hasselblad Lunar

Im Herbst 2012 präsentierte der schwedische Kamerahersteller Hasselblad auf der photokina eine spezielle Version der NEX-7, die Lunar. Technisch ist sie völlig identisch, lediglich das Gehäuse wurde durch spezielle Applikationen erheblich verändert, so ist z. B. der Handgriff deutlich ausgeprägter und die Drehräder sind nicht bündig eingelassen, sondern stehen oben heraus. Und die Verpackung ist eine edle Schatulle, kein Pappkarton. Zusammen mit dem Kitobjektiv 18-55 kostete die Kamera ca. 6000 Euro, je nach verwendeten Materialien konnte es auch mehr sein. So gab es Griffe aus Carbon, Aluminium oder handgeschnitztem Mahagoni. Der Name Lunar sollte an eine Mittelformat-Kamera erinnern, die im Rahmen der Apollo-Missionen um 1970 mit auf den Mond genommen wurde.

Später „verwandelte“ Hasselblad weitere Sony-Kameras in „Stellar“ (RX100), „HV“ (alpha 99V) oder „Lusso“ (alpha A7R). sonderlich erfolgreich waren die Modelle eher nicht, so daß dieses „Rebranding“ 2015 beendet wurde. Die Produktion der „Sony-Hasselblads“ war nur auf Drängen des damaligen Hasselblad-Mitbesitzers Shriro aufgenommen worden, er nannte die Modelle Sammlerstücke bzw. Luxusprodukte, im europäischem Raum wurden sie belächelt oder gar verspottet („Mondpreise für Mondkameras“, „Kamera für reiche Doofe“, „Verunstaltung der Sony-Modelle“, „Spoiler statt Leistung“) und Hasselblad mußte sein Renommee als Hersteller von Kameras für Profis mühsam wiederherstellen. Die in Europa schwer verkäuflichen Händler-Restbestände konnten vermutlich nur mit Verlusten abverkauft werden, möglicherweise nahm Hasselblad die nicht verkauften Restexemplare zurück.

Der UVP der Sony NEX-7 mit dem schwarzen 18-55 OSS betrug etwa 1350 Euro, die Kamera ohne Objektiv gab es für 1150 Euro. Ich erwarb mein Exemplar Anfang 2022 für 200 Euro zusammen mit dem Set-Objektiv 18-55 und zwei originalen Akkus. Das gezeigte Exemplar sieht fast unbenutzt aus, der Vorbesitzer hatte lediglich ca. 2800 Aufnahmen gemacht. Es eine gläserne Schutzscheibe auf das Display montiert worden, darum ist der Monitor frei von der „Sony-Krankheit“ des verkratzten Displays bzw. der abgerubbelten Antireflex-Schicht.

Beispielfotos

Alle Beispielfotos entstanden mit dem SEL1855-Setobjektiv bei ASA-Automatik, gespeichert als ARW, gewandelt mit AdobeCameraRAW, bearbeitet mit mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet. In allen Beispielen sind 100%-Auschnitte einmontiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Sony NEX-7 ist weitgehend aus Metall gefertigt und teilweise mit gummiartiger „Belederung“ überzogen. Auch die oberen beiden Drehräder sind aus massivem Metall gefertigt. Kamera-Rückseite und Unterseite bestehen aus farblich so gut passendem Kunststoff, daß der Materialunterschied erst beim Anfassen erkennbar wird. Das Staivgewinde ist aus Edelstahl. Das Objektiv ist äußerlich weitgehend aus Metall gefertigt, auch das Bajonett und Fokus- sowie Zoomring. Im Inneren ist jedoch viel Kunststoff verbaut, um Gewicht und Kosten zu sparen. Die feinen Rillen von Fokus- und Zoomring neigen zum leichten Verschmutzen, sie ziehen Staub und Dreck geradezu magisch an, außerdem verkratzen sie relativ leicht, da sie „nur“ aus eloxiertem Aluminium sind.

Die Kamera gehört zur Klasse der digitalen Aufsteiger-Systemkameras mit APS-C-Sensor. Zur Vorstellung hatte sie die höchste Auflösung aller APS-C-Systemkameras, die Mitbewerber boten nur 12 bis 16 Megapixel an.

Das Setobjektiv war normalerweise nur in Silber erhältlich, in Verbindung mit der NEX-7 war es exklusiv in dezentem Schwarz erhältlich.

Manuell läßt sich die NEX-7 hervorragend scharfstellen, eine verschiebbare Sucherlupe mit 5 bzw. 11-facher Vergrößerung ist auf Kopfdruck zuschaltbar und scharfe Motivkanten werden farblich hervorgehoben. Das Auflagemaß von 18mm erlaubt es, fast alle alten manuellen Objektive an die Kamera zu adaptieren und zu neuem Leben zu erwecken.

Der mechanische Verschluss ist sehr laut, man hört deutlich die vierfache Verschlußbewegung bei jeder Auslösung (Zu, Auf, Zu, Auf laufen nacheinander ab, da der Verschluss erst geschlossen werden muß, um die Belichtung zu starten und nach dem Ende der Sensorauslesung für den Liveview-Modus wieder geöffnet wird). Es gibt einen leiseren elektronischen „Verschluß“, dabei wird das erste Schließen und Öffnen des Verschlusses elektronisch durchgeführt, das Ende der Belichtung erfolgt weiterhin durch den mechanischen Verschluss. So ist die Dauer des „Geklappers“ nur halb so lang und die Auslöseverzögerung ist erheblich kürzer.

Das gezeigte Kitzoom „deklassiert“ die Kamera, seine Auflösung reicht im Randbereich nicht einmal für die 14 Megapixel der NEX-3 und schon gar nicht für die 24 Megapixel der NEX-7, es ist bei 100%-Ansicht und Offenblende sichtbar randunscharf. Abgeblendet um 2 bis 3 Stufen wird es besser, aber in den Ecken immer noch nicht wirklich gut. Außerdem verzeichnet es deutlich, die Kamera korrigiert diesen Fehler auf Wunsch genauso wie die chromatischen Aberrationen und die Vignettierung. Die Serienstreuung des Objektivs scheint recht hoch zu sein, ich habe zwei Exemplare, die beide stark randunscharf sind, Ralf Jannke hat ein wesentlich besseres Exemplar. Die zeitgenössischen Tests bescheinigtem dem 18-55 besonders im Weitwinkelbereich abfallende Auflösung zu den Bildrändern, mancher Tester sprach sogar von „dezentriert montiertem Exemplar“, das er erhalten habe.

Der Bildstabilisator des 18-55 ist für den Herstellzeitpunkt recht effizient (2 bis 3 Blendenstufen schafft er problemlos). Leider ist er nicht im Gehäuse verbaut, Altglasschätze kommen so leider nicht in den Genuss einer Stabilisierung.

Bei aktivierter Schärfe- und Belichtungsnachführung schafft die NEX-7 ca. 3 Bilder pro Sekunde, bleiben Belichtung und Fokussierung für die Folgebilder unverändert, dann sind etwa 10 Bilder je Sekunde möglich, allerdings nur solange, bis der Kamerapuffer gefüllt ist, danach bestimmt die Speicherkarte das Aufnahmetempo; üblicherweise zwischen einem und 2 Bilder je Sekunde.

Der Sensor schlägt sich bei 100 bis etwa 800 ASA sehr gut, helle Bildpartien neigen nur wenig zum „Ausbrennen“; auch Farben und Schärfe sind gut. 1600 ASA sind noch ansehnlich. Oberhalb von 1600 ASA sollte die NEX-7 meiner Meinung nach nur möglichst selten benutzt werden, die 16000 ASA sind ein reiner Notbehelf. Die ISO-Automatik kann nur ab- oder zugeschaltet werden, sie wählt dann zwischen 100 und 1600 ASA selbsttätig aus, ihre Obergrenze kann nicht verändert werden. Die manuelle ASA-Einstellung ist nur in ganzen Stufen möglich, die von anderen Herstellern bekannte feine Einstellung der Empfindlichkeit in 1/3-Stufen gibt es nicht.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch recht interessante Kamera (weil erste spiegellose Systemkamera von Sony mit EVIL), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen immer noch recht gut geeignet. 24 Megapixel reichen für fast alle Anwendungen aus, man sollte aber nur bei niedrigen ASA-Werten fotografieren und möglichst ein besseres Objektiv als das mit der Kamera verkaufte Setzoom nutzen.

Christian Zahn

 

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