Sony NEX-7 Minolta MD 35mm und MC 200mm

In diesem Kurzbericht geht es um die Benutzung von zwei etwa 45 Jahre alten Manuellfokus-Objektiven an der Sony NEX-7, einer spiegellosen APS-C Systemkamera mit 24 Megapixeln.

Minolta MD W.Rokkor 35 mm 1:2,8

Laut Artaphot.ch ist das Objektiv im Jahre 1975 neu gerechnet worden und hat 5 Elemente in 5 Gliedern. Der Vorgänger mit 7 Elementen in 6 Gliedern gilt als anfällig für eine verharzte und somit inzwischen langsam laufende bis unbewegliche Blende, dieses Problem hat der hier vorgestellte Nachfolger nicht.

Das MD 2,8/35mm ist ein mehrschichtvergütetes MD-Objektiv und wurde nur von 1977 bis 1981 gebaut, um dann durch eine optisch identische, aber mechanisch einfachere MD-III-Version ersetzt zu werden. „Rokkor“ hießen fast alle Minolta-Objektive, das „W“ davor weist auf ein Weitwinkel-Objektiv hin.

Der geriffelte Entfernungsring läuft inzwischen ein wenig stramm und von ganz leisen kratzenden Geräuschen begleitet, der Einstellweg ist mit 220° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze von 0,3 Metern ist erstaunlich kurz. Die Blende rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die originale Streulichtblende wird in das Filtergewinde (49 mm) geschraubt.Das Objektiv hat einen Durchmesser von 64 mm, eine Baulänge ab Bajonett von ca. 39 mm und wiegt 170 Gramm. Beim Fokussieren auf die Naheinstellgrenze wird es ca. 6mm länger. Der originale Objektivdeckel ist ein Aufstülp-Typ, kein Schnapp-Deckel. Es sind sowohl Tiefenschärfen-Markierungen als auch ein Fokuspunkt für Infrarot vorhanden.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist fast vollständig aus Metall gefertigt, lediglich der Blendenring ist aus Kunststoff. Er hat einen weiteren Mitnehmer, anhand dessen Minoltakameras mit Blenden- bzw. Programmautomatik die kleinste eingestellte Blende erkennen, jedoch läßt sich der Ring nicht in dieser Stellung verriegeln (das wurde erst 1981 mit der MD-III-Fassung eingeführt). Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, bei den meisten Motiven dürfte es nicht stören.

Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand liegt es zwischen 50 und 150 Euro. Wie erwähnt, sollten die älteren 2,8/35 MC-Rokkore aufgrund des Blendenproblems gemieden werden bzw. sie sollten bereits vor dem Gebrauchtkauf fachmännisch überholt worden sein.

Das Rokkor ist am Cropsensor der Sony NEX-7 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß leicht unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die bei Offenblende vorhandenen leichten chromatischen Aberrationen verschwinden ab ca. Blende 5,6-8 fast vollständig. Die 24 Megapixel des Sensors werden durchaus ausgereizt, sie entsprechen etwa 58 Megapixeln bei Vollformat, allerdings blendet die Sony aufgrund des Cropfaktors 1,5 die schwächeren Bildränder des Objektivs aus.

Beispielfotos

Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar. Das Objektiv ist am Cropsensor der NEX-7 und Offenblende leicht unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die chromatischen Aberrationen sind auch bei Arbeitsblende 8 deutlich sichtbar, sie lassen sich im RAW-Entwicklungsprozess aber gut entfernen (zur Demonstration ist bei den Beispielbilder dieser Bildfehler nicht korrigiert). Die 24 Megapixel des Sensors werden durchaus ausgereizt. Am Aufnahmetag war es sehr warm, somit machen sich im Fernbereich die Unschärfen durch das Hitzeflimmern der Luft deutlich bemerkbar, so daß die maximale Schärfe des Objektivs nur im Nahbereich nutzbar war. An kälteren Tagen ist die Schärfeleistung des Objektivs im Unendlichen deshalb besser als bei meinen Beispielbildern.

Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr so günstig wie vor etlichen Jahren zu bekommen, je nach Zustand und Zubehör liegt es zwischen 40 und 80 Euro.

Minolta MC Tele Rokkor 1:3,5/200mm

Von diesem Objektiv gab es bei Minolta im Laufe von ca. 30 Jahre etliche Versionen. Laut Artaphot.ch sind die älteren Versionen den neueren unterlegen.

Das gezeigte 3,5/200mm ist ein mehrschichtvergütetes Objektiv, vollständig in Metall gefasst und wurde nur von 1973 bis 1977 gebaut. Sein Ersatz ist das kleinere und leichtere 4/200, das bis etwa 1990 gefertigt wurde. Der Unterschied von etwa einer halben Blende Lichtstärke zwischen 1:3,5 und 1:4 macht sich im Gewichtsunterschied zwischen den beiden Objektiven deutlich bemerkbar, außerdem gilt das jüngere Objektiv als optisch etwas besser.

Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte Entfernungsring läuft seidenweich, der Einstellweg ist mit etwa 250° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 2,5 Metern etwas zu lang. Die Blende rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die Streulichtblende ist aus Metall und fest eingebaut und ausziehbar. Das Objektiv hat einen Durchmesser von 75 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 138 mm und wiegt 770 Gramm. Beim Nachfokussieren wird es etwa 20mm länger. Der originale Objektivdeckel ist ein Aufstülp-Typ, kein Schnapp-Deckel. Der optische Aufbau besteht aus 6 Elementen in 4 Gruppen.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt und sehr schwer. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden. Die Ansatzmarke ist eine rote Halbkugel, beim gezeigten Exemplar ist sie leider abgefallen.

Beispielfotos

Fazit

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA- und Zeit-Automatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als RAF, gewandelt mit Adobe Camera Raw und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Die Sony NEX-7 ist dank Sucherlupe und zuschaltbarem Fokus-Peaking sehr gut geeignet, um alte Objektive manuell scharfzustellen. Aufgrund des Cropfaktors von 1,5 wird aus dem 35mm Weitwinkel-Objektiv ein Normalobjektiv mit 53 mm KB-äquivalenter Brennweite. Aus dem Teleobjektiv 200 mm wird eine Tele-„Kanone“ mit 300mm äquivalenter Brennweite. Jedoch macht sich bei solchen Brennweiten das Fehlen eines Bildstabilisators im Kameragehäuse bemerkbar, verwacklungsfreie Aufnahmen erfordern entweder viel Umgebungslicht oder recht hohe Sensorempfindlichkeits-Einstellung.

Beide Objektive schlagen sich an der NEX-7 gut, das 35er Rokkor habe ich bereits an der Vollformatkamera Z5 zu meinem „Kanonobjektiv“ dieser Brennweite erklärt, auch am Crop ist es gut verwendbar. Das 200er Minoltaobjektiv läßt sich hervorragend fokussieren und seine Abbildungsleistung ist gut, aber trotzdem werde ich eher mein 5/200 Zuiko von Olympus verwenden, es ist leichter und kompakter bei fast identischer Bildleistung.

Christian Zahn

 

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