Umax AstraPix 540

Hier stelle ich eine recht frühe OEM-Digitalkamera vor, sie wurde mehr oder minder baugleich von verschiedenen Marken vertrieben, darunter auch Minolta. Ralf Jannke zeigt hier diverse Varianten der Kamera.

Umax ist ein seit 1987 bestehender Hersteller aus Taiwan, der vor allem für seine Flachbett-Scanner bekannt war, aber Mitte der 1990er auch Computer oder Eingabegeräte wie „Mäuse“ herstellte. Die Europazentrale in Willich bestand von 1996 bis 2011. Inzwischen baut Umax in Taiwan 3D-Scanner für technische Anwendungen und keine Flachbettscanner oder Digitalkameras mehr, die deutsche Webseite war nach der Insolvenz der Umax Deutschland ein Blog des ehemaligen Geschäftsführers und ist inzwischen fast nur noch über Internetarchive aufrufbar.

Spezifikationen:

  • Die 2004 vorgestellte UMAX AstraPix 540 ist 114 x 65 x 40 mm groß und wiegt 210 g.
  • Der CMOS-Sensor löst maximal 1600 x 1200 Pixel  = 2 Megapixel auf und entspricht vermutlich der 1/2 Zoll-Klasse. Die genaue Empfindlichkeit ist unbekannt, sie beträgt vermutlich um 100 ASA. Bilder werden als JPEG auf CompactFlash-Karten (max. 512 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist eine 1:2,8/9,2mm Festbrennweite, die KB-aquivalent etwa 47mm entspricht.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,6“ TFT LCD Monitor mit 110.000 Subpixeln angezeigt, zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden.
  • Entfernungseinstellung entfällt, da Fixfokus.
  • Belichtungssteuerung wahrscheinlich durch Zeitautomatik mit fester Blende oder Vollautomatik.
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit Leitzahl 4,8
  • Weißabgleich automatisch
  • ohne Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch zwei Mignonzellen

Besonderheiten

„AstraPix“ in der Typenbezeichnung weist auf die Flachbettscanner hin, die Umax ab etwa 1995 herstellte und die oftmals ebenfalls ein „Astra“ im Namen trugen. Damit ist natürlich nicht die Biermarke aus Hamburg gemeint, sondern schlicht das lateinische Wort für „Sterne“.

Zeitgleich mit der AstraPix 540 erschien auch eine AstraPix 490 mit nur 1,3 Megapixel und einem einfacherem Objektiv. Bereits im Jahr 2000 baute Skanhex eine sehr ähnliche DiMAGE 2300 für Minolta, auch diese hatte ein anderes Objektiv und einen CCD-Sensor.

Die Kamera gehört in die Klasse der Billig-Kompaktkameras „Made in Fernost“ und ist eine OEM-Produktion. Das bedeutet, dass der wahre Hersteller fertige Kameras entwickelt, die dann unter verschiedenen Namen international vertrieben werden. In Taiwan waren die Kameras auch direkt als Skanhex XYZ erhältlich, in Europa wurden sie von Jenoptik, Maginon, Traveler/Medion (Aldi) oder Revue vertrieben. Skanhex hat nur einfache Kameras hergestellt und etwa 2006/2007 den Betrieb eingestellt, weil chinesische Konkurrenten bessere und billigere Kameras für OEM-Kunden produzieren konnten.

Die Stromversorgung erfolgt mit vier fast überall erhältlichen Mignon-Zellen, gespeichert werden die Bilder auf maximal 512 MB große CompactFlash-Karten. Es passen nur die dünneren „Typ I“-Karten, die dickeren „Typ II“ hingegen nicht.

Die wahre Empfindlichkeit ist nicht genau bekannt, im Hersteller-Manual steht „approx. 100 equivalent“, also „ungefähr 100 ASA“. Auch über die Art der Belichtungssteuerung sagt die Anleitung nicht Genaues. „Programmed AE“ kann auf Programmautomatik hindeuten, aber auch nur „programmierte Auto Exposure“ meinen, also „programmierte automatische Belichtungssteuerung“, was eine Zeitautomatik ja auch ist. In meinen Beispielaufnahmen habe ich jedenfalls keine andere Angabe als „Blende 3,6“ gefunden, was auf eine feste Blende hindeuten könnte.

Die Kamera ist aus recht billigen Komponenten zusammengebaut: ein 1,6“-Display, ein Fixfokus-Objektiv mit vermutlich lediglich der Offenblende, einem rein elektronischem Verschluss und einem Voll-Plastikgehäuse. Immerhin gibt es einen stromsparenden Durchsichtsucher und einen Schutzschieber vor dem Objektiv. Dieser muß allerdings nach dem Einschalten von Hand geöffnet werden, er dient auch nicht als Hauptschalter. Dieser ist mit dem Moduswahlrad gekoppelt, eine der Drehstellungen ist „Aus“. Es gibt auch kein Steuerkreuz, sondern lediglich 7 Tasten, von denen zwei als „Rauf-Runter/Links-Rechts“ fungieren. Es existiert ein LCD-Statusdisplay auf der Oberseite, so daß auch bei abgeschaltetem Hauptmonitor di wichtigsten Einstellungen vorgenommen werden können.

Das Display hat 110.000 Subpixel und eine Schutzscheibe, der optische Durchsichtsucher zeigt wie üblich weniger als auf dem Foto zu sehen ist (ca. 80% Bildfeldabdeckung) und hat zwei Status-LEDs. Die rote dient als Blitzkontrolle, die grüne verständlicherweise nicht als AF-Kontrolle, sondern als Zugriffs-LED für die Speicherkarte.

In den EXIFs in jedem aufgenommenem Bild stehen keinerlei MakerNotes, der Kamerahersteller lautet nicht einmal „UMAX“ oder „Skanhex“, sondern „Zoran Corporation“; das Modell wird auch nicht als „AstraPix540“ beschrieben, sondern nur als „Coach 1.0“, als Software wird „Couchware 1.0“ angegeben, als Copyright „1,1999“. All das stammt direkt vom Kameraprozessor der Zoran Corporation, vermutlich einem zum Herstellzeitpunkt günstig zu bekommendem älterem Modell. Lediglich angepaßt ist das Startbild der Kamera, nach dem Einschalten erscheint etwa eine Sekunde lang ein UMAX-Logo.

Die Kamera leidet wie viele andere Exemplare an „Akku-Inkontinenz“, die winzigen Haltelaschen die Batterieklappe halten dem Federdruck nicht mehr stand, weil die Weichmacher aus dem Kunststoff herausdiffundiert sind, dieser darum spröde wird und bricht. Wie üblich habe ich eine Blitzschiene untergeschraubt, damit die Akkus in der Kamera halten.

Als Schnittstelle stehen USB, Netzteil und eine Video-Kopfhörer-Kombibuchse zur Verfügung. Spezialkabel sind nicht erforderlich, da alle Schnittstellen der üblichen Form entsprechen. Der Kopfhörer dient zum Abspielen von MP3-Dateien auf der Speicherkarte.

Der UVP der AstraPix540 ist mir nicht bekannt. Der heutige Zeitwert dürfte mit Null bis ein Euro anzusetzen sein, auch wenn Anbieter Anfang 2024 bis zu 50 Euro verlangen, zu diesem Preis aber wohl nicht verkaufen dürften. Ich bekam das gezeigte Exemplar vom Editor dieser Zeilen geschenkt.

Im Gegensatz zu etlichen Kompaktkameras in meiner Sammlung wurde mit der Umax sichtlich ausgiebig fotografiert, der Bildzähler zeigt etwa 5500 Aufnahmen an. Ob er sogar „einmal herum“ ist, also nach 9999 Aufnahmen wieder auf 0001 zurücksprang, läßt sich nicht mehr feststellen.

Beispielfotos zeige ich nur aus dem Garten, denn die Kamera hat entweder Dreck auf dem Sensor oder im Inneren des Objektivs, so daß sich ein Fotoausflug nicht lohnte. Alle Aufnahmen entstanden bei ca. 100 ASA, gespeichert als JPG und bearbeitet mit Photoshop CS4. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden nicht korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel seitlich beschnitten. In alle Aufnahmen sind Belichtungsdaten einmontiert, diese sind allerdings ggf. zweifelhaft, die Empfindlichkeit steht überhaupt nicht in den EXIFs und die Blendenwerte stimmen möglicherweise nicht mit der Wirklichkeit überein. Entweder ist die Angabe 1:2,8 auf dem Objektiv falsch ist oder 1:3,6 in den EXIFs.

Beispielfotos

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Die Kamera gehört zur Klasse der recht frühen OEM-Digitalkameras. Das Gehäuse der Umax AstraPix 5400 ist komplett aus Kunststoff, alles was metallisch glänzt, ist nur lackiert. Die Linsen des Objektivs sind laut Aufdruck „aus Glas“.

Die Bildqualität meines Exemplars ist durch Dreck im Objektiv oder auf dem Sensor eingeschränkt, aber da die Kamera keinen Autofokus hat, sondern nur ein Fixfokus-Objektiv, das nicht einmal auf „Makro“ umgeschaltet werden kann, sind insbesondere Nahaufnahmen mehr oder minder unscharf. Partyfotos gehörten sicherlich nicht zu den bevorzugten Motiven der früheren Besitzer.

Das Objektiv verzeichnet erstaunlich wenig, es ist aber auch nicht weitwinklig, sondern entspricht einem Normalobjektiv.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch ziemlich uninteressante Kamera (höchstes als Beispiel für die OEM-Kamera-Ecke), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen vollkommen ungeeignet.

Christian Zahn

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