FUJIFILM FINEPIX HS10 – Praxisbeitrag von Christian Zahn

Spezifikation

  • Die 2010 vorgestellte Fuji HS10 ist 131 x 91 x 126 mm groß und wiegt ohne Akkus und Speicherkarte 640 g.
  • Der rückseitig belichtete Sony EXMOR-1/2,3" CMOS-Sensor löst maximal 3.648 x 2.736 Pixel  = 10 Megapixel auf. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 6400 ASA einstellbar. Videos sind in FullHD (1920x1080) möglich. Bilder werden als JPEG oder PEF (RAW-Format) auf SD/SDHC-Karte (max. 32 GB) gespeichert.
  • Das Motiv wird über einen Videosucher (0,2“, 200.000 Subpixel mit Dioptrienkorrektur) angezeigt. Zur Bildkontrolle ist ein klappbarer 3“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Das Objektiv ist ein 4,2-126mm/1:2,8-5,6 (24-720 mm @KB) 30-fach Zoom mit klassischem Zoomring um das Objektiv
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors, zusätzlich manuelle Scharfstellung mit Fokusunterstützung mittels um das Objektiv angeordneten Encoderring
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. 256-Zonen-Matrixmessung. Belichtungszeiten 30 s bis 1/4000 sek. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • manuell ausklappbarer Blitz mit ca. Leitzahl 10 und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion; zusätzlich Norm-Blitzschuh mit Mittenkontakt
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • optische Bildstabilisierung durch beweglichen Bildsensor
  • Energieversorgung über handelsübliche 4 Mignonzellen (Batterien oder Akkus)

Besonderheiten

Die Kamera hat ein damals durchaus rekordverdächtiges Superzoom-Objektiv, das KB-äquivalent von 24 bis 720 mm reicht. Da es am langen Ende lichtschwach ist (1:5,6), ist die eingebaute Bildstabilisation nicht immer ausreichend, um freihand ein umverwackeltes Bild zu ermöglichen.

Das Objektiv wird manuell mit klassischen Drehring gezoomt, auf dem ausfahrenden Teil sind die Brennweitenangaben in wirklicher und KB-entsprechender Brennweite aufgedruckt. Die blütenförmige Streulichtblende mußte extra erworben werden.

Die Stromversorgung erfolgt mit vier überall erhältlichen Mignonzellen. Im Menu kann dazu zwischen NiMh-Akku und Alkali-Batterie umgeschaltet werden.

Der Gehäuseblitz mit TTL-Vorblitztechnik klappt nur durch manuelle Betätigung einer Taste aus. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh vorhanden, der allerdings nur mitgezündet wird, eine Blitzbelichtungsmessung erfolgt nicht durch die Kamera, sondern muß vom Blitzgerät selbst durchgeführt werden.

Das Kameradisplay kann nach oben und nach unten geklappt werden.

Die Kamera beherrscht die Aufnahme von Schwenkpanoramas.

Das RAW-Format ist RAF, der für die aktuellen Fuji-Systemkameras auf der Fuji-Webseite herunterladbare Konverter kann mit den Daten des rückseitig belichteten Sony EXMOR-CMOS-Sensor leider nichts anfangen. Die Farbmatrix ist ein klassisches Bayer-Pattern, die Fuji-Spezialität „SuperCCD“ oder „X-Trans“ kommt nicht zur Anwendung.

Es gab von der HS10 mehrere Nachfolger (bis zur 2013 erschienenen HS50 EXR mit 16 Megapixel). Das Objektiv und das Gehäuse blieben dabei fast unverändert, neben Sensoren mit mehr Pixeln wurden Features wie elektronische Wasserwaage, höherauflösende Displays, bessere interne Mikrofone usw. hinzugefügt.

Die UVP der HS10 betrug ca. 430 Euro. Der heutige Gebrauchtpreis liegt bei etwa 50 Euro.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als RAF, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Verzeichnung wurde (sofern es das Motiv erforderte) korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In einige Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Bei 126mm (entsprechend 720mm KB) ist die perspektivische Zusammenziehung von Entfernungen enorm. Zwischen den beiden Wassertürmen in Hatzfeld und der Spitze des Langenberger Senders liegen etwa 7 km! Die Schärfenbeurteilung des Objektivs ist im Freien nicht möglich, da die Luftströmungen das Bild zum „Wabern“ bringen. Je heißer der Tag, desto stärker treten die Lufterwärmungen auf. Dagegen helfen auch keine superkurzen Belichtungszeiten.

Die Verzeichnung des Objektivs ist bei 24mm enorm, jedoch wird sie live bereits im Sucher weggerechnet, die in der Kamera erzeugten JPEGs sind ebenfalls korrigiert. Im RAW-Format werden die Bildfehler jedoch schonungslos offengelegt. Im folgenden Bild die Gegenüberstellung, im rechten Bildteil zur ist  Orientierung ein rechteckiger Rahmen eingezeichnet. Entgegen den sonst üblichen tonnenförmigen Bildfehlern bei Weitwinkel-Zooms handelt es sich um eine Kissenverzerrung.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der HS10 ist ein preiswertes Einsteigermodell, es besteht komplett aus Kunststoff, nicht einmal das Stativgewinde ist aus Metall. Die verwendeten Materialen sind jedoch nach etwa 10 Jahren gut erhalten, der berüchtigte „Gummiauflagenschwund“ oder das „Verkleistern“ aufgespritzter Gummierungen anderer Kamerahersteller ist (zumindest bei meinem Exemplar) bislang nicht aufgetreten.

Die Kamera gehört zur Klasse der „Bridgekameras“, die eine Brücke schlagen sollen zwischen der einfachen Kompaktkamera und der Anspruchsvolleren System- bzw. Spiegelreflexkamera. 

Das Zoomen ist durch den manuellen Ring um das Objektiv schnell und präzise durchführbar. Die manuelle Scharfstellung erfolgt motorisch durch einen Encoderring um das Objektiv.

Die Bildqualität ist aufgrund des „Zwergensensors“ und des Superzooms heutzutage nicht als gut zu bezeichnen, bei höheren ASA-Zahlen rauscht es in den Raws bzw. die JPEGs der Kamera verlieren durch den Endrausch-Algorithmus deutlich an Zeichnung.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil frühes Superzoom), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen eher nicht geeignet.

Christian Zahn, Herbst 2020

Christian Zahn betreibt auch die eigene Internetseite „Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie“.

Dort werden unter anderem (Analog-) Kameras von AGFA bis Zeiss vorgestellt.

 

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