Olympus SP-350 Kurzbericht von Christian Zahn
Ralf Jannke hat die SP-320 bereits vorgestellt. Hier zeige ich die weitgehend baugleiche SP-350, die eine etwas höhere Auflösung und einen Blitzschuh hat.
Spezifikationen
- Die Ende 2005 vorgestellte Olympus SP-350 ist 100 x 65 x 35 mm groß und wiegt mit Batterien und Speicherkarte 237 g.
- Der 1/1,8“ CCD-Sensor (7,2 x 5,3 mm) löst maximal 3264 x 2448 Pixel = 8 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 2,2µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 50 bis 400 ASA einstellbar. QuickTime-Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG oder ORF (RAW-Format) auf xD-PictureCards (max. 2GB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 8-24mm/1:2,8-4,9 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 38-114 mm.
- Das Motiv wird über einen Realbildsucher mit Dioptrienkorrektur angezeigt, der aber nicht das gesamte aufgenommene Bild darstellt. Zusätzlich ist ein 2,5“ TFT LCD Monitor mit 115.000 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Live-View ist möglich.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-S) oder manueller Fokus, Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus, Matrixmessung, Spotmessung oder mittenbetont integral. Belichtungszeiten 15s bis 1/2000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit Leitzahl 7,5, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit Olympus-TTL-Kontakten
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch 2 Mignonzellen
Besonderheiten
- Die Kameras der Linie SP-320/SP-320/SP-350 waren als Nachfolgemodelle der Prosumer-Kameras wie C-4040, C-7070 oder C-8080 gedacht (Link auf die drei Berichte ?), enttäuschten die potentiellen Kunden jedoch sicherlich. Denn das Gehäuse der SP-350 kann in keiner Weise mit dem der C-8080 mithalten, die Bedienung schon gar nicht. Immerhin war die SP-350 nicht einmal halb so teuer wie ihre Vorgänger.
- Offiziell hat Olympus das Ende der Kameralinie der C-2000 bis C-8080 meines Wissens nach nicht verkündet, es kam eben keine C-9090 auf den Markt. Die Klientel, die von der C-8080 kam, mußte sich hin zum FourThirds-Spiegelreflex-System hin orientieren. Oder es wurde einfach eine neue Kamera von einem anderen Hersteller gekauft.
- „SP“ in der Typenbezeichnung deutet an, an welche Zielgruppe Olympus bei der Entwicklung dachte: „Specialist“ war die offizielle Erklärung der beiden Buchstaben. Immerhin gibt es bei der SP-350 die von den „Vorgängern“ geerbte Möglichkeit, die Bilder als RAWs zu speichern.
- Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Blitzschuh mit TTL-Zusatzkontakten vorhanden, alle Blitze des FT- / mFT- und E-Systems lassen sich benutzen (der Blitzschuh fehlt bei SP-310/320).
- Die Kamera bietet neben der Aufnahme im Liveview-Modus auch die Möglichkeit, das Display stromsparend abzuschalten und das Motiv mit einem optischen Realbildsucher anzuvisieren. Die Dioptrienkorrektur der Vorgänger wurde allerdings weggespart und das gezeigte Bild ist winzig im Vergleich zur Wirklichkeit. Neben dem Sucher sind zwei LEDs für Blitz- und Fokuskontrolle angebracht, so wie es früher bei filmbasierten Kompaktkameras üblich war. Der Realbildsucher hat allerdings keine Parallaxmarken und zeigt nicht den gesamten aufgenommenen Bildausschnitt. Gerade im Nahbereich ist es deswegen sinnvoller, mit dem LiveView-Modus zu arbeiten und „direkt durch das Objektiv“ zu sehen.
- Das Display ist fest eingebaut, bei den Vorgängern war es noch beweglich. Immerhin hat es eine Kratzerschutzscheibe vor dem eigentlichen Bildschirm. Das Zusatz-Schulterdisplay der C-7070 fand auf der SP-350 keinen Platz mehr, also fehlt es auch.
- Die bei den Vorgängern noch reichlich vorhandenen Bedienelemente sind radikal zusammengestrichen: es gibt ein Steuerkreuz mit zentraler OK-Taste, ein Moduswahlrad und 4 weitere Knöpfe. Gezoomt wird kompaktkameratypisch mit Hebel um den Auslöser.
- Das Objektiv beginnt bei damals fast nicht mehr zeitgemäßem Weitwinkel von 38mm, auch der gemäßigte Telebereich von 114 mm ist nichts Besonderes. Darum gab es sowohl Weitwinkel- als auch Telekonverter, die einen Adaptertubus erfordern, da das Objektiv kein Filtergewinde hat.
- Die Bildparameter wie ASA-Wert, Farbsättigung, Scharfzeichnung, Kontrast, Rauschminderung, Belichtungskorrektur usw. können recht fein eingestellt werden und bleiben danach dauerhaft gespeichert, sofern die kamerainterne Pufferzelle geladen ist, auch beim Akkuwechsel.
- Die Kamera kann die Bilder als JPEG in verschiedenen Größen und Kompressionsstufen aufzeichnen, außerdem kann das Olympus-RAW-Format ORF gespeichert werden. Bei RAWs ist die Kamera jedoch sehr behäbig, je nach verwendeter Speicherkarte dauert es mehrere Sekunden, bis die Kamera für das nächste Bild bereit ist.
- Als Speichermedium dienen Olympus-typisch xD-PictureCards (kompatibel mit allen Karten von 16 MB bis 2 GB). Auch hierbei gilt: aus Platzgründen fehlt die von den Vorgängern her bekannte Möglichkeit, auf CompactFlash zu speichern.
- Zur Stromversorgung dienen zwei fast überall erhältliche Mignonzellen. Allerdings ist die Kamera extrem stromhungrig, außerdem schaltet sie sehr früh auf Batteriewarnung um. Mit frischen Batterien oder voll geladenen Akkus sind meist nur ca. 40 Aufnahmen möglich. Durch Verzicht auf die Displaybenutzung und mit aufgesetztem Systemblitz statt internem reichen die Batterien länger aus. Alternativ kann man sich Lithium-Doppel-Mignonbatterien kaufen, diese „schaffen“ wesentlich mehr Aufnahmen, waren aber sündhaft teuer (inzwischen gibt es sie auch als wiederaufladbaren Lithium-Akku). Olympus legte der Kamera eine dieser CR-V3-Lithiumbatterien bei.
- Ich hatte bei meinen Fotorundgängen mit der SP-350 immer reichlich NiMH-Ersatzakkus in der Tasche und mußte dauernd wechseln.
- Es wär besser gewesen, Olympus hätte den Handgriff etwas größer gestaltet und wie bei den Vorgängern steckten 4 Mignonzellen darin.
- Übrigens: Auch bei dieser Kamera brechen die Haltenasen des Batteriefachs gerne ab, dann muß mit einer untergeschraubten Blitzschiene oder festem Klebeband nachgeholfen werden, die Akkus in der Kamera zu halten.
- Mit einer neuen Firmware versuchte Olympus, das Problem der frühen Abschaltung aufgrund halbleerer Batterien zu umgehen, allerdings hat es nicht viel geholfen.
- In die EXIFs der RAWs schreibt die Kamera in den MakerNotes-Abschnitt einige interessante Dinge, darunter: Bildqualität, Sensordiagonale, Farbmatrix, Schärfe, Weißabgleich, Bit-Tiefe, Kamera-Seriennummer, Version der Firmware uvm.
- Für die Schnittstellen ist leider wie so oft ein Spezialkabel erforderlich.
- Der UVP der Olympus SP-350 betrug etwa 450 Euro. Das gezeigte Exemplar habe ich Ende 2011 bis Frühjahr 2012 für etwa 3-4 Monate leihweise benutzen dürfen.
Beispielfotos
Alle Aufnahmen entstanden bei 50 bzw. 100 ASA, gespeichert als ORF, gewandelt mit Olympus Viewer, bearbeitet mit Photoshop CS4 bzw. CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet. In einige Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert. Aufnahmeparameter sind in die Bilder eingefügt.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der SP-350 ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt. Blitzschuh und Zierelemente am Objektiv sind aus Metall. Verschiedene Gehäusefarben gab es nur durch die Modellwahl, Schwarz war der SP-350 vorbehalten, die SP-310/320 gab es nur in Silber.
Die Kamera gehört zur Klasse der gehobenen Kompaktkameras, schon fast zur Klasse der Edelkompakten.
Dank großer Griffwulst, in der die Akkus stecken, läßt sie sich recht gut halten. Da die gegenüberliegende Kameraseite aber deutlich spitz zuläuft, findet die linke Hand keinen guten Halt. Immerhin sind zwei Ösen für einen Schultergurt vorhanden, die Kamera baumelt also nicht kompaktkameratypisch am Handgelenk. (Bei den kleineren Modellen SP-310/320 fehlen diese Ösen.)
Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden durch den Bildprozessor bzw. die Olympus-Software am Computer weggerechnet. Nachfolgend ein unkorrigiertes RAW, das mit einem freien Konverter gewandelt wurde. Die gebogene Kante des Bürgersteigs ist natürlich gerade, auf JPEGs direkt aus der
Der Sensor schlägt sich gut. Auch kritische Gegenlichtsituationen werden durchaus ansehnlich gemeistert. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs leidet. Allerdings hat der Sensor maximal 400 ASA, was nur 3 Blendenstufen über der Nennempfindlichkeit liegt und in Verbindung mit den recht großen Sensor (Pixelpitch 2,2 µm) ist das Bild erträglich.
Die Bildqualität der SP-350 ist auch heutzutage noch als gut zu bezeichnen. Bei 8 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 / ISO 50 sind die Aufnahmen sehr ansehnlich.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch durchaus interessante Kamera (als Nachfolgerin der Prosumer-Camedia-Modelle), heutzutage zum dokumentarischen Bildermachen noch geeignet, jedoch vom Bennweitenumfang recht eingeschränkt, stromhungrig, und bei Benutzung des RAW-Formates behäbig. 8 Megapixel reichen jedoch bei vielen Motiven völlig aus, vor allem, wenn es nur um „Web“-Auflösungen geht.
Chistian Zahn, Januar 2021
Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 16.02.2021 |
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