Olympus VG-170 Kurzbericht von Christian Zahn

Die VG-170 ist eine der vielen digitalen Kompaktkameras von Olympus. Aus dem Haufen der unzähligen Konkurrenten hebt sich ihr etwas eigenwilliges Design ab und ihr vergleichsweise leistungsstarker Blitz.

​​​​​​​Spezifikationen

  • Die 2012 vorgestellte Olympus VG-170 ist 104 x 62 x 22 mm groß und wiegt mit Speicherkarte und Akku 147 Gramm.
  • Der 1/2,33“ CCD-Sensor (6,2 x 4,6 mm) löst maximal 4288 x 3216  = 13,8 Megapixel (14 Megapixel Rohdaten) auf. Der Pixelpitch beträgt 1,4µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 80 bis 1600 ASA einstellbar. AVI-Videos sind mit 1280x720 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SD/SDHC-Karten (max. 32 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 4,7-23,5 mm/1:2,8-6,5 5-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 26-130 mm.
  • Das Motiv wird über einen 3“ TFT LCD Monitor mit 460.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Motivprogramme, vermutlich Matrixmessung, Belichtungszeiten 4s bis 1/2000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 9
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku

Besonderheiten

Als Stromversorgung dient der Lithium-Akku Li-50B, der auch in anderen Olympus-Digitalkameras eingesetzt wurde und baugleich mit Akkus anderer Hersteller ist, z. B. mit dem in der Ricoh CX-5 bzw. CX-6 benutzten Akku DB-100.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Die Blitzröhre ist mit Leitzahl 9 stärker als die der in den meisten damals in Kompaktkameras verbauten Blitze (Leitzahl meist 6 oder noch weniger). Durch einen Designtrick wirkt der Blitz noch kräftiger, als er ist: Die Abdeckung über dem Blitzreflektor ist nach unten hin doppelt so breit wie erforderlich, die untere Hälfte ist allerdings nur eine Blindabdeckung, ein „Fake“. In meinem Foto der Kamera leuchtet diese Abdeckung, weil sie den Blitz meiner Aufnahmekamera stark reflektiert hat.

Möglicherweise war die VG-170 keine echte Olympus-Kamera, sondern eine OEM-Auftragsproduktion, da sie „Made in China“ ist.

Das Objektiv hat mit einer Anfangsbrennweite von umgerechnet 26mm ein für die Kameraklasse und den Verkaufspreis sehr „starkes“ Weitwinkel, die Telebrennweite von 130mm ist hingegen damals schon nichts Besonderes gewesen.

Das Display ist durch eine Schutzscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt, wie üblich ist diese Scheibe jedoch empfindlich für Kratzer und es sollte vom Benutzer eine weitere Schutzfolie aufgeklebt werden.

Die Kamera hat nur die allernotwendigsten Tasten, neben dem Steuerkreuz mit Mitteltaste sind lediglich drei weitere Knöpfe vorhanden sowie Auslöser, Zoomhebel und Hauptschalter (Taster).

Für die Schnittstellen ist ein gerne verlorenes Spezialkabel erforderlich. Es wird zum Akkuladen benötigt, da mit der Kamera keine Ladeschale verkauft wurde, sondern nur ein USB-Adapter und die Aufladung in der Kamera erfolgt.

Der UVP der Olympus VG-170 betrug etwa 130 Euro. Ich habe das gezeigte Exemplar von einem Bekannten im Sommer 2012 kurz zu Testzwecken überlassen bekommen und gab es schnell wieder zurück.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 80 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In die Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

 

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Olympus VG-170 ist größtenteils aus Metall, teilweise aus Kunststoff. Es gab die Kamera auch in anderen Farben außer dem vorgestellten Schwarz.

Die Kamera gehört zur Klasse der einfachen Einsteiger-Kompaktkameras. Bei 130 Euro Verkaufspreis konnten nur billige Komponenten verbaut werden, trotzdem sieht die Kamera wertiger aus, als sie letztlich ist.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung und Vignettierung werden höchstwahrscheinlich durch den Bildprozessor weggerechnet, bei 26mm ist die Verzeichnung der JPEGs erstaunlich gering.

Der Sensor ist nicht besonders gut, was bei seiner „Größe“ und den 14 Megapixeln niemanden verwundern dürfte. 100%-Ansichten zeigen selbst bei 80 ASA mehr „Matsch“ als Details.

Auch das Objektiv ist nichts Besonderes, bei 26mm ist beim vorgestellten Exemplar der linke Bildrand sichtbar unschärfer als der rechte. Eine Dezember 2020 durchgeführte Suche nach Beispielbildern im Internet zeigte mir, daß dieser Mangel bei anderen Exemplaren weniger deutlich auftrat, trotzdem sind die Bildränder vermutlich bei allen Exemplaren der VG-170 unschärfer als die Bildmitte.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch ziemlich uninteressante Kamera (weil Dutzendware), höchstens das Design mit dem recht starken Blitz und seiner „Fake“-Vergrößerung ist sammelwürdig, heutzutage ist die VG-170 zum ernsthaften Bildermachen eher ungeeignet.

Christian Zahn, Frühjahr 2021

 

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