Der Kanon der Digitalkameras

Vorschlag von Christian Zahn

Als Kamera-Sammler und -Benutzer habe ich drei verschiedene Versionen für den Kanon:

(A) Wenn ich nur EIN Kamerasystem auf die imaginäre Arche mitnehmen darf: Nikon F5 (für Film) und Nikon D800

(B) Mein Kanon mit 10 Digitalkameras zur Benutzung aus meinem aktuellen Fundus

(C) Mein Kanon aus 10 Digitalkameras zur Technik-Geschichte für reine Sammlerzwecke

10 Digitalkameras zur Benutzung

(Stand Mitte 2020, alphabetische Reihenfolge)

Apple iPhone SE

Das Ding ist eh immer am Mann. Zwar aufgrund des Zwergensensors bescheidene Bildqualität (12 Megapixel 1:1 am Monitor „matschen“ schon bei Sonnenschein, bei höheren ISO-Werten wird es fast wie gemalt), aber besser wie gar kein Bild, weil keine der anderen Kameras dabeigehabt…

Canon 40D

in Verbindung mit EFs-STM Objektiven sehr schneller und präziser Autofokus (Sporttauglich!) bei sehr guter Bildqualität (10 Megapixel reichen mir oft völlig aus, allerdings maximal ca. ISO 400 nutzbar)

Leica V-Lux 20

Kompaktkamera mit recht ansprechender Bildqualität trotz kleinem Sensor, ein GPS-Empfänger ist eingebaut, 25-300 mm KB-Äquivalentes Objektiv decken auf langen Wanderungen fast jedes Motiv ab, optischer Bildstabilisator (wichtig für die lange Telebrennweite)

Nikon D70s/D50

ideal für Infrarotaufnahmen ohne Umbaumaßnahmen, bei meinem Aufschraub-IR-Sperrfilter (820nm) arbeitet die TTL-Belichtungsmessung brauchbar ohne „Gefummel“ im manuellen Modus und Belichtungszeitherumprobieren.

Die D70s hat leider das Problem des notorisch unzuverlässig werdenden CF-Speicherkartenschachtes (man sollte eine funktionierende Karte niemals mehr herausnehmen und die Bilder per USB-Anschluß der Kamera auslesen - „dank“ USB 1.1 dauert das aber sehr lange, da nur etwa 1 MB/sek. durch die Leitung tröpfeln), die D50 nutzt zwar problemlos SD-Karten, dafür fehlt ihr ein elektrischer Fernauslöseranschluß und muß mit 10-Sekunden-Selbstauslöser betrieben werden, da der IR-Auslöser bei hellem Sonnenlicht nicht sicher von der Kamera erkannt wird.

Nikon D200/D300

professionelle dSLR mit sehr guter Bildqualität (10 Megapixel reichen mir oft völlig aus, allerdings maximal ca. ISO 640 nutzbar) und schnellem Autofokus (sporttauglich!)

Nikon D3300

hochauflösende und kompakte APS-C dSLR mit sehr guter Bildqualität, WLAN per Steckdongle nachrüstbar für schnellen Bildversand per Smartphone, prima für längere Wanderungen mit dem 18-135 AF-S DX VR G, dem 1,8/35 AF-S DX G und den 55-200 AF-S VR G in kleiner Fototasche.

Nikon D800

hochauflösender Pixelbolide, für beste Bildqualität, dann eigentlich Stativpficht und teure High-End-Objektive erforderlich.

Olympus Pen F

mFT-Kamera mit sehr guter Bildqualität und schnellem Autofokus, bis zu 10 manuell fokussierende Objektive können mit Brennweite, Blende und Bezeichnung in einer internen Liste gespeichert und ausgewählt werden (die Daten erscheinen dann auch in den EXIFs!); WLAN an Bord. Ideal für lange Wanderungen mit dem 9-18, 14-42 und dem 40-150 in kleiner Fototasche.

Pentax K-x

eine 12-Megapixel-Kamera mit der Möglichkeit, meine zahlreich vorhandenen Manuellfokus-Pentax-K-Objektive (zwar mit Cropfaktor 1,5) zu nutzen. Zwar fehlt eine Schnittbild-Mattscheibe und die verbaute Mikromatte-Mattscheibe ist zum Scharfstellen nur bedingt geeignet, aber der Kamera-AF-Sensor kann als Scharfeinstellhilfe (Aufleuchten des Fokusindikators im Sucher bei Scharfstellung) verwendet werden.

Pentax-K- Objektive funktionieren zwar nur im „M“-Belichtungsmodus, aber mit der „grünen Taste“ auf der Kamera-Oberseite ist eine Arbeitsblendenmessung mit automatischer Zeit-Übernahme möglich. Da die Kamera bei Ansetzen eines solchen Objektivs die Brennweite abfragt, ist der eingebaute Bildstabilisator durch Sensorshift auch bei diesen alten Glas-Schätzen nutzbar.

Pentax Ka-Objektive mit elektrischer Blendencodierung (5-Bit-Code für Offenblende und Blendenumfang) können sogar in Zeit- Blenden und Programmautomatik benutzt werden.

Interessant: die K-x ist eine der wenigen dSLRs ohne Lithiumakku, 4 normale Mignonzellen reichen aus.

Kamera Nummer 10

Immer die als letztes gerade „frisch“ hereingekommene funktionsfähige alte Kamera, mit der eine oder mehrere Fototouren absolviert werden können. Seit 2016 habe ich nichts „neues“ mehr erworben, es gibt inzwischen genug altes Gebrauchtes sehr preiswert (oder sogar geschenkt) mit ausreichend guter Bildqualität. Und statt einer D800 mit 36 Megapixeln eine andere neue Kamera mit 46 oder 52 Mpix zu kaufen erscheint mir z. Z. zweckfrei. Zumal die Neupreise sich gegenüber 2014/2016 so enorm gesteigert haben, daß man für eine aktuelle Systemkamera-Ausrüstung den Gegenwert eines Kleinwagens ausgeben muß. 

Wunsch: eine spiegellose Systemkamera mit Vollformatsensor und IBIS (im Gehäuse integrierte Bildstabilisierung) zum Adaptieren der unzähligen vorhandenen analogen Objektive. Leider aktuell noch ausserhalb meines Preisrahmens für Gebrauchtkameras, da Bodys ohne Objektiv in gutem Zustand z.Z. erst ab ca. 600 Euro erhältlich sind. Ich warte auf weiteren Preisverfall der Sony alpha 7II. Die Nikon Z6 käme auch in Betracht, ist aber aktuell noch viel teurer.

Mein Kanon aus 10 Digitalkameras zur Technik-Geschichte für reine Sammlerzwecke

(Stand Mitte 2020)

Die genannten Kameras sind oder waren in meinem Besitz, nicht zuletzt deswegen eine sehr subjektive Liste, die technische Meilensteine ausläßt, die ich nicht habe oder hatte. Allerdings ist die Beschränkung auf 10 Geräte etwas einschränkend, ich könnte auch 20 weitere wichtige Meilensteine aufzählen.

1994: Apple QuickTake 100/150

erste erschwingliche Semi-Profikamera

Die QuickTake 100 (entwickelt in Kooperation mit Kodak und vermutlich auch Chinon) dürfte bei etlichen Maklern usw. die Polaroid-Sofortbildkamera SX70 und nachgeschalteten Handscanner ersetzt haben, um schnell und einfach Aufnahmen von Objekten zu erstellen. Der heutige Einsatz erfordert zwar keine komplexe Stromversorgung (es werden simple Mignonzellen benutzt), aber das Auslesen der Kamera erfordert historische Datentechnik:

Da keine Speicherkarte vorhanden und der Bildspeicher fest eingebaut ist, muß ein PC oder Mac benutzt werden, der eine serielle Schnittstelle besitzt und auf dem das Übertragungsprogramm funktioniert. Deswegen lassen sich Digitalkamera- und Computersammeln gleichzeitig im Familienkreis gut begründen…

1995: Agfa Action Cam

digitale Spiegelreflex

Eine der frühen Spiegelreflexkameras auf Basis einer Minolta-Analogkamera mit angeflanschtem digitalem Rückteil, auch baugleich als Minolta RD175 verkauft worden. Heutzutage aufgrund nicht zuletzt der recht „zickigen“ Speicherung auf PC-Cards mit eigenem Datei-Format und Raw-Format nur schwer benutzbar, aber damals ein zwar sehr teurer, aber wichtiger Schritt in der Technikhistorie.

1996: Kodak DC20

erste erschwingliche Amateurkamera

Mit der DC20 werden viele Hobbyisten erstmals eine Digitalkamera erworben haben, als sie für etwa 300 DM ca. 1 Jahr nach Einführung abverkauft wurde. Die Probleme sind heutzutage ähnlich wie bei der Apple QuickTake.

1999: Sony Mavica MVC FD73

oder eine andere, die auf Disketten als Speichermedium aufnimmt

Im Gegensatz zu damals sündhaft teuren Flash-Speichermedien nutzen diese Kameras die preiswerte 3,5“-Diskette. Zu Anfang eine gute Idee, bei den späteren Mavicas mit größeren Bildsensoren leider aufgrund der wenigen Aufnahmen je Diskette eher unpraktisch geworden. Deswegen ersetzte Sony die Diskette dann auch bald durch Mini-CD-Rs.

1999: Olympus C-2000

frühe brauchbare Kamera für Dokumentationszwecke

2 Megapixel in Verbindung mit dem guten und recht lichtstarken Objektiv sowie als Spannungsversorgung 4 Mignonzellen machten erstmals ansehnliche Dokumentationsaufnahmen möglich. Analoger Film hatte dann in vielen Betrieben ausgedient.

2002: Olympus C-40

erste taschenkompatible Immerdabei-Knipskiste mit ausreichender Bildqualität

Die zwar etwas dickliche, aber dank des Olympus-typischen Kameraschutzschiebers/Hauptschalters ohne Kamerahülle taschentaugliche Immer-Dabei-Knipskamera mit 4 Megapixeln und auch heute noch ansehnlicher Bildqualität und für damalige Verhältnisse enormem Funktionsumfang. Leider sehr lahmer Autofokus, der sich nicht für Tier-, Kinder-, Sport- oder Actionmotive eignet. Obwohl auf dem Objektiv stolz „Olympus Lens“ prangt, wurde die gesamte Optikbaugruppe von Canon und der Sensor möglicherweise von Sony zugekauft.

2002: Canon PowerShot G3/5

erste semiprofesionelle Kompaktkamera

mit 4 bzw. 5 Megapixel und gutem Objektiv erste semiprofesionelle Kompaktkamera für den engagierten Amateur mit Canon TTL-Blitzschuh und optionalen Brennweitenkonvertern. Bei etlichen mir bekannten Fotoamateuren läutete dieses Modell das Ende der Filmbenutzung ein.

2004: Nikon D70 / Canon EOS 300D

erste Massenmarkt-dSLRs von Nikon / Canon

Mit diesen Modellen wurde die digitale Spiegelreflex für den gehobenen Amateur erschwinglich, die Verkaufszahlen erreichten bislang unerreichte Stückzahlen.

2008: Panasonic DMC-G1

erste spiegellose Systemkamera

Diese Kamera läutete das Ende der digitalen Spiegelreflexkameras ein, auch wenn es damals noch niemand wahrhaben wollte und der mFT-Sensor mit seiner viermal kleineren aktiven Fläche als bei Kleinbild üblich belächelt wurde. Erstmals erfolgte die Fokussierung einer Semiprofi-Kamera direkt auf dem Bildsensor und nicht mit Hilfe zweier Spiegel. Backfokus und ähnliche Probleme gehörten damit der Vergangenheit an, der Sucher zeigte 100% des aufgenommenen Bildes und er dunkelte bei Dämmerung bzw. beim Abblenden des Objektivs nicht ab. Zwar war der Autofokus der G1 nicht so schnell wie der AF der damals erhältlichen dSLRs, aber in den Nachfolgemodellen verbesserte sich das rasch.

2012: Lytro Lichtfeldkamera

erste Consumer-Kamera, die auch NACH der Aufnahme die Bilder fokussieren kann

Erste Kamera, die keine Bildpunkte, sondern Lichtstrahlen aufzeichnet inkl. ihrer Richtung. Darum kann auch nach der Aufnahme in gewissen Grenzen fokussiert werden. Leider ist diese Technik mit erheblicher Reduktion der resultierenden Pixelzahl verbunden (aus dem Sensor der Lytro mit effektiven 11 MegaRays werden nur 1 Megapixel Bild-Daten mit mäßiger Qualität. Und das war im Jahre 2012 einfach zu wenig, um diese revolutionäre Technik massentauglich zu machen. Auch der Nachfolger Lytro Illum mit 40 MegaRays und resultierenden ca. 3-4 Megapixel-Bildern wurde kein Erfolg.

Kommentare (1)

  • Ralf Jannke
    Ralf Jannke
    am 01.08.2020
    Christian Zahn hat bei mir abgeschrieben ;-) Das geht so nicht ;-)

    iPhone ist klar ;-) Bei mir ein iPhone 6s …

    DSLRs wie die EOS 40D (mein Exemplar ist nicht zu 100 Prozent OK) und die Nikon D70(s)/D50 lösen bei mir aber einfach keine Begeisterung mehr aus … Dasselbe muss ich von der 70 Euro D300 und der 10 (!) Euro D3000 sagen. Nikon D800? Einst neu gekauft, aber längst Geschichte … Mit Pentax (*ist DL2 und K200D mit 60.000 Auslösungen) werd ich nicht richtig warm.

    Mit der Olympus PEN wird es dann interessant. Bei mir eine PEN E-P2 und die wunderbare OM-D E-M5. Und die Panasonic G1 und G2.

    Lytro? Schon mal gehört ;-) Hat mich trotz der Technik nie "angefixt".

Neuen Kommentar schreiben