Kodak DCS ProSLR/c (Canon EOS-Bajonett) 1,8/50 mm Yongnuo und das Original Canon EF II

LÄUFT – NICHT!

Wie hier schon angekündigt, sollte ein kleiner Rundgang mit der 13,5 Megapixel Vollformat Kodak DCS ProSLR/c für Objektive mit Canon EOS-Bajonett und nur dem YONGNUO LENS EF 50 mm 1:1,8 folgen. Und damit ein weiterer "Kanon" mit einer meiner Digital-Lieblings(sammel)kameras!

Um es vorwegzunehmen, es gibt einen Rundgang – aber mit dem Original Canon EF 50mm f/1.8 II. Die Gründe lesen Sie weiter unten.

Warum überhaupt ein Beitrag über ein simples 50 mm "Normalobjektiv"?

Ich hatte einst ein E-Book, wo eine Fotografin, nur mit der von der Auflösung vergleichbaren 12 Megapixel Vollformat-DSLR Nikon D700 über die Insel Rügen zog, um sehr ansehnliche Fotos zu schießen! Also warum nicht mal einem Motiv ohne Superweitwinkel(zoom), Tele und so weiter – nur mit dem "langweiligen" 50 mm Normalobjektiv auf den Leib rücken.

Vom inkompatiblen Nachbau zum Original

Beim Rumexperimentieren mit dem YONGNUO LENS EF 50 mm 1:1,8 wurde das Objektiv auch abgeblendet. Sobald Blende f/2,8 eingestellt oder überschritten wurde, streikte die DCS ProSLR/c – "zuverlässig" und reproduzierbar :-( Daraufhin wurde alles kontrolliert: Akku gewechselt, CompactFlash-Karte neu formatiert, andere CF-Karte genommen, auf SD-Karte gewechselt, statt RAW in JPEG gespeichert, Kamera aus/ein, neu gestartet. Es nützte alles nichts. Jedesmal das gleiche Ergebnis: Bei f/2,8 Kodak-Ausfall. Es war aber gar nicht die betagte DCS ProSLR/c. Das "falsche" Canon YONGNUO LENS EF 50 mm 1:1,8 war/ist der Übeltäter! Sowie das YONGNUO schon die Canon EOS D30 und EOS 1D "zuverlässig" zum Absturz brachte, sorgte sie auch bei der DCS ProSLR/c zum Ausfall. Nach Objektivwechsel aufs 3,5-5,6/28-80 mm Canon USM EF machte die Kodak alles, was ich einstellte und wollte. Mit Offenblende und beliebig abgeblendet. Nachdem das 1,8/50 mm Canon EF in Version II eingetroffen war: KEINE Probleme! So gibt es den Rundgang eben mit dem Original 50 mm Canon.

Bei dieser Testgelegenheit. Ich hatte mich gewundert, warum ich auf einmal nur noch ISO 800 und nicht mehr wählen konnte. Das funktioniert nur, wenn die DCS ProSLR/c ausschließlich im Kodak Rohdatenformat speichert. Sobald beispielsweise zusätzlich eine SD-Karte in der Kodak steckt, auf die parallel JPEGs gespeichert werden sollen, ist bei ISO 800 Schluss. Bei Verwendung eines f/1,8 lichtstarken Objektivs vielleicht nicht so zwingend, aber gut zu wissen.

Als ich die Kodak DCS ProSLR/c im Dezember 2015 mit auf dem schwedischen Autowaldfriedhof hatte, hatte ich ISO 1000 gewählt, um keine verwackelten Fotos zu bekommen. Um anschließend einen Test auch mit ISO 1250 und dem Maximum ISO 1600 zu machen. Alles mit Adobe Lightroom noch beherrschbar.

Kodak DCS ProSLR/c 13,5 Megapixel, keine Nachschärfung

Bei diesen drei Fotos mit dem 1,8/50 mm Canon EF II auf der DCS ProSLR/c wurde der Adobe Lightroom Schärfe-Regler beim Entwickeln der Kodak-Rohdateien auf Null geschoben! Bitte auf die Fotos klicken/tippen.

Wie vor 70 Jahren. Als viele Fotografen nur ein Normalobjektiv hatten… Reduzierung der Auflösung von 13,5 auf 6 Megapixel

Was Adobe Lightroom 5.7.1 und die aktuell von DxO gekaufte und (wer weiß wie lange noch!) kostenlos runterladbare (Google) Nik Collection hinsichtlich SW-Konvertierung hergeben.

Zum Abschluss noch eine schnell improvisierte Blendenreihe

Der "Hauptdarsteller" in der Mitte: eine Kodak BANTAM ColorSnap CAMERA (828)

Bei Wikipedia nachgesehen, wird die 1935 vorgestellte BANTAM mit schmalem Rollfilm (!) geladen. ohne die Rückwand geöffnet zu haben, fiel das typische Fenster in dem die Bildnummer der lichtunduchlässigen Papierschicht des Rollfilms zu sehen ist, gleich ins Auge. Aber was für ein Format? Ein Film, der die gleiche Breite wie der 35 mm Kleinbildfilm hat, aber nicht perforiert ist. Resultat: Das Bildformat steigt von 36x24 mm Kleinbild auf 40x28 mm im 828 Film. Durch das Rollfilmsystem mit seinem lichtundurchlässigen (dicken!) Papier konfektioniert, passen nur 8 Aufnahmen auf die Filmrolle.

Blendenreihe

"Bildbesprechnung"

Oder besser: Bildkontrolle

Wenn ich mir nur die Mitte des Testmotivs, die Kodak BANTAM ansehe, scheint es von Offenblende f/1,8 nach Abblendung auf f/2 tatsächlich einen kleinen Schärfegewinn zu geben. Danach würde ich das 1,8/50 mm nie bei Offenblende benutzen, sondern erst ab Blende f/2. Was von den Belichtungszeiten zu vernachlässigen ist. Klickt man durch die restlichen Fotos, habe ich entweder die letzte Präzision beim Ausrichten der Kameras vermissen lassen, oder das einfache 1,8/50 mm Canon EF II hat rechts eine gewisse Schwäche. Die rechts stehende YASHICA minister ist erst bei f/5,6 "knackig" scharf. Aprospos "knackig scharf": Der Adobe Lightroom 5.7.1 Schärferegler wurde auf Null geschoben! Die oben gezeigten Aufnahmen sind eh alle mit f/5,6 bis f/11 entstanden. Oder: "Warum nimmst du nicht einfach das Ding (Objektiv) und gehst fotografieren…"

Keine Frage: Die Kodak DCS ProSLR/c gefällt mir – immer noch/wieder!

Trotz der Abmessungen ist die Kamera vergleichsweise leicht. Aber bei aller Begeisterung: Mit der Nikon D2Hs/D2Xs hat man doch ganz andere, superrobuste Kaliber in der Hand. Ja, kein Vollformat und „nur“ 4/12 Megapixel. Ich möchte mit der DCS ProSLR/c aber nicht in einen Regenguss kommen. Auch konnte man bei einstelligen Temperaturen zusehen, wie die Kodak-Akkus nachlassen. Meine drei Exemplare sind zugegeben allerdings nicht mehr die neuesten. Das kann bei den mit gleichen Akkus bestückten Kodak-Varianten auf Nikon-Basis nicht anders sein. Idealerweise lädt man die Akkus der DCS am Tag des Einsatz'. Nicht über Nacht, das "Schnell-Ladegerät" verdient seinen Namen wirklich. In gefühlt einer halben Stunde sind drei Akkus geladen! Denn aus dem Ladegerät genommen und in die Kodak geschoben, beginnen die Akkus sofort an "Saft" zu verlieren. Bei zweistelligen Temperaturen transportiert man die Akkus idealerweise unter der Jacke.  Sollten alle Akkus zu Ende sein, hilft oft ein scheinbar leerer, aber "warmer" Akku, der nicht in einer Aussentasche (m)einer Fotoweste kalt transportiert wurde, zu noch ein paar Fotos...

Es ist der sehr gute Vollformatsensor und die hohe Auflösung, mit der die Kodaks punkten. Die Bildqualität ist exzellent. Jetzt mehrfach mit den Canon-Objektiven 3,5-5,6/28-80 mm EF USM, das 1991 als Kit-Zoom zur EOS Elan/100 angeboten wurde, dem 4-5,6/35-135 EF USM und jetzt eben mit dem simplen 1,8/50 mm Normalobjektiv probiert. Bei den auf 6 Megapixel Auflösung reduzierten Fotos, die mit dem 1,8/50 mm Canon EF aufgenommen und im Kodak-Rohdatenformat gespeichert wurden, blieb der Lightroom-Schärferegler in der Voreinstellung 25. Bei den drei voll aufgelösten 50 mm Fotos wurde der Regler bewusst auf Null geschoben. Einstweilen ist die Kodak DCS ProSLR/c ein würdiger "Platzhalter" für Canons erste "Volks-Vollformat"-DSLR, die 12 MP EOS 5D.

Aber halt…

Es ging doch eigentlich gar nicht um die Kodak DCS ProSLR/c aus meinem "Kanon" der Lieblings-Digitalkameras, als vielmehr um das ordinäre, langweilige 50 mm Normalobjektiv. 

Langweilig?

Ganz wie man’s nimmt. Die(se) feste Brennweite zwingt zum viel genaueren Beobachten, „Einpassen“ des Motivs. Der Schritt nach links, rechts, vorne und hinten, der Blick nach oben und unten wird noch wichtiger, als wenn ich mit KB-Brennweiten vom Superweitwinkel bis zum 200 mm Tele vergleichsweise aus dem Vollen schöpfen kann. Ich habe versucht mir Mühe zu geben…

Die hohe Lichtstärke des 50 mm Objektivs spielt dank der variablen Bildsensor-Empfindlichkeiten heute keine so große Rolle mehr, wie zu Analogzeiten. Im Gegenteil: Bei gutem Tageslicht ist die Lichtstärke unter Umständen gar nicht nutzbar, wenn die Grundempfindlichkeit des Sensors bei ISO 160/200 beginnt.

Nach der alten Schönwetter-Regel ISO-Empfindlichkeit bei Blende 16, kommt man mit dem 1,8/50 mm Canon EF kaum dazu mit großen Blendenöffnungen zu fotografieren. Die DCS ProSLR/c hat ISO 160 Grundempfindlichkeit. Nach obiger Regel bei reichlich Tageslicht also f/16 1/160 s. Oder f/11 1/320 s, f/8 1/640 s, f/5,6 1/1280 s, f/4 1/2560 s, f/2,8 1/5120 s und dort ist Schluss…

Die Mehrzahl der Zooms für die professionelle Reportagefotografie ist f/2,8 lichtstark. Und selbst Zoom-Objektive und Festbrennweiten wie ein 300er mit größter Blende f/4 erzeugen keine Panik mehr… Beim Film war es dagegen schon von Bedeutung ob ISO 200 noch reichten oder es in Farbe schon körnige ISO 400 sein mussten. Ich erinnere mich an Spezialentwicklungen des Kodachrome 200 auf ISO 500, weil die Qualität besser war, als die eines serienmäßigen ISO 400 Farbfilms. Oder einen auf ISO 400 gepushten ISO 200 Diafilm aus dem Versandhaus Quelle. Mit seinem Magentafarbstich galt dieser Film als idealer Geheimtipp für „grüne“ Neon-Beleuchtung. Und wenn es in wahre Horror-Sporthallen ging, und alles nach ISO 1600 gepusht in Schwarzweiß nur noch sch... aussah, griff der Fotograf in der Viertliga-Handballhalle schon mal zum 50 mm Normalobjektiv mit Lichtstärke f/1,2!

Es ist die „langweilige“ Brennweite von 50 mm an sich. Vielleicht sollte man sich so einen Rundgang, diese Herausforderung, gelegentlich „antun“. Beim kleineren 15x23 mm APS-C Sensor entspricht ein 35 mm Objektiv dem 50er im 24x36 mm Kleinbildformat. Oder mal mit dem 1,4/50 mm AF Nikkor auf der D800 losziehen…

Ralf Jannke Oktober 2017

Kommentare (1)

  • Christian Zahn
    Christian Zahn
    am 30.01.2020
    Ich habe das 1,8/50 Yongnou in der Nikon-Variante auch nicht zum "Laufen" bekommen, der AF an einer D300/D800/F5 ist unbenutzbar, weil das Objektiv nicht wie ein Nikon-AFs-Objektiv schnell auf den Schärfepunkt hinspringt, sondern wie eine alte frühe Digital-Kompaktkarea um den Schärfepunkt "herumeiert" und oftmals unscharf stehenbleibt. Mein Fazit: an AF unbenutzbar, Versuche an einer manuellen FG-20 auf Film stehen noch aus.

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