AGFA ePhoto CL50

Über zwei Jahre (2015/2016) erstreckte sich der Beitrag: "AGFA Digitalkameras, ein nachdenklich stimmendes Kapitel". Der Hauptteil des Beitrags entstand 2015, kleinere Updates gab es bis 2016. 2017 steht jetzt das letzte Update an, die Serie meiner digitalen AGFAs ist komplett. Komplett in Bezug auf die AGFA ePhoto-Modelle, denn was danach kam, trägt nur noch den Namen AGFA und hat mit den ePhoto Kameras nichts zu tun.

Komplett - fast...

Typische Krankheit alter Digitalkameras, die mit 1,5/1,2 Volt Batterien/Akkus der Größe AA geladen werden. Der Druck auf die federnden Kontakt und den Deckel ist so hoch, das viel zu kleine Häkchen über die Jahre mürbe werden oder gleich ganz abbrechen. Es hält noch, bekommt zum Foto-Rundgang aber einen Streifen Tesafilm oder stärkeres Gewebeband.

Aber diese Kamera-Plakatierung! Ich kannte die CL50 bisher nur "nackt". Ist das hier ein Exemplar, das für eine Messe bestimmt war, oder konnte der Besitzer beiliegende, auffällig Folien selbst aufkleben?

Größter Wunsch zur Komplettierung war die AGFA ePhoto CL50, die im Juni 2017 ins Netz ging.

Und das "fast" der Überschrift?

Von den äußerlich baugleichen Modellen AGFA ePhoto CL22 CL34 CL45 besitze ich nur die CL34. Sie ersetzte die mangels Kundeninteresse noch vor der Photokina 2000-Präsentation zurückgezogene AGFA ePhoto CL22. Selbige dürfte nur in ein paar Einzelexemplaren durch alle Kontrollen geschlüpft sein, ich habe seit 2015 noch nie eine CL22 gesichtet. Was auch für die in den Verkauf gelangte CL45 zutrifft. Als letzte AGFA ePhoto - jedenfalls stand der Name so auf der Kamera - gilt die primitive "smile" oder CL15.

Sanyo VPC-Z400, AGFA ePhoto CL50

Viel wichtiger für die AGFA Digitalkamerasammlung war mir die AGFA ePhoto CL50. Obwohl ich sie schon habe – fast: "Verkleidet" als Sanyo VPC-Z400. AGFA ePhoto CL50 und Sanyo VPC-Z400 haben nicht nur das gleiche Innenleben, sondern auch das gleiche Objektiv! Ausführlich beschrieben und mit Sanyo-Fotos bebildert in "Sanyo VPC-Z400(E) – oder: Das AGFA (Fast) Finale". Das Objektiv muss in dieser Zeit weiteren Kameraherstellern gefallen haben, denn es ist auch in der Epson PhotoPC 750 und der Casio QV-2300UX verbaut.

Die 1999 vorgestellte AGFA ePhoto CL50 ist 72 x 131 x 56 mm groß und wiegt 300 g. Der 1/2.7" IT-CCD Sensor löst physikalisch 1.280 x 960 Pixel = 1,3 MP auf, die mit AGFAs Software photoGenie nach der Übertragung in den Rechner auf 1.600 x 1.200 Pixel = 2 MP hochgerechnet werden können. Die Empfindlichkeit des Sensors liegt bei festen ISO 90. Gespeichert wird im komprimierten JPEG-Format in drei Auflösungsstufen (1.600 x 1.200, 1.280 x 960, 640 x 480 Pixel) auf SmartMedia-Karte bis 128 MB.

Objektiv ist ein 2,8-4,7/5,2-15,6 mm (34-102 mm @KB) 3-fach Zoom, das zwei Entfernungsbereiche bietet: 80 cm bis unendlich, Makro: 20 bis 80 cm. 

Das Motiv kann über einen optischen Sucher oder per Liveview auf dem 2“ TFT-Monitor, der 110.000 Pixel auflöst, anvisiert werden. Der Monitor übernimmt auch die spätere Bildwiedergabe und die Menüsteuerung.

Die Belichtung kann über mehrere Felder (Matrix), mittenbetont oder punktförmig als Spot gemessen werden. Gesteuert wird die Belichtung per Programmautomatik oder Zeitautomatik mit jeweils zwei Vorwahlblenden f/2,8 und f/8 im Weitwinkel- und f/4,7 und f/13,5 im Telebereich und bei Bedarf manuell. Belichtungszeiten 1/2 – 1/500 s. Selbstauslöser mit 5 oder 10 s Vorlaufzeit.

Eingebautes Blitzgerät mit Leitzahl 8,6 und den Modi: Automatik, Aufhellbelichtung, An/aus und Rote-Augen-Reduktion. Weißabgleich automatisch oder manuell sowie den Voreinstellungen: Sonne, bewölkt, Glühlampe und Neonlicht. Energieversorgung über vier 1,5/1,2 Volt Batterien/Akkus der Größe AA.

Auf jeden Fall nennenswert halte ich die AGFA CL50-Einstellung „Externer Blitz“

Denn damit kann die CL50 sogar eine Studioblitzanlage steuern, wenn die Studioblitze drahtlos über Sensor ausgelöst werden können. Bei dieser Betriebsart sendet die CL50 einen schwachen Blitz, der die großen Blitze auslöst.

Was sich da so größenwahnsinnig anhört - Studioblitz(anlage) - hatte zweite Hälfte der 1990er Jahre angesichts der Kosten für eine digitale SLR durchaus seine Berechtigung. Depreview.com nannte für die CL50 einen Preis von 549 Dollar, 1999 etwa 1.000 DM entsprechend. Vermutlich war die CL50 in Deutschland noch teurer. Für ein Studio, das erst begann, beginnen musste (!) auf digital umzustellen, eine machbare Investition, zumal die CL50 komplett mit Software kam. Um 1997 hat ein Bekannter mit Grafikbetrieb für eine 6 Megapixel Kodak/Canon EOS1n DCS1c 50.000 DM bezahlt! Zumindest für kleine Druckgrößen reichten die 1.600 x 1.200 Pixel: 13,5 x 10,2 cm 300 ppi, 20,3 x 15,2 cm 200 ppi Auflösung. In der „Externer Blitz“ bietet die CL50 diese festen Einstellungen: Small (f/2,8 = kurze Anfangsbrennweite) 1/200 s, Large (f/4,7 = lange Endbrennweite) 1/200 s, Small (f/2,8) 1/100 s, Large (f/4,7) 1/100 s. Die richtige Belichtung sollte dann der Studioblitz über seine Leistungsstufen bringen. 

Mehr in den englischen Bedienungsanleitungen zur AGFA ePhoto CL50:

https://manualzz.com/doc/1227119/agfa-ephoto-cl50-user-s-guide

http://www.manualsworld.de/download/11821/agfa/ephoto-cl50#

Energiesparmaßnahmen…

… die weitgehend wirkungslos sind.

Wenn der mit dem Sonnensymbol beschriftete Deckel aufgeklappt wird, kann man die Hintergrundbeleuchtung des LCDs abschalten, um so Energie zu sparen. So jedenfalls die Theorie. Aber weder bei der AGFA ePhoto CL50, dem Zwilling Sanyo VPC-Z400 noch anderen Kameras, die diese Einrichtung bieten funktioniert das richtig. Um den LCD ohne aktivierte Hintergrundbeleuchtung zu erkennen, braucht es reichlich Licht. Fällt das aber dann nicht nur in den Schacht, sondern auch auf den LCD, verpufft die Wirkung… 

Beim kleinen Rundgang mit der AGFA ePhoto CL50 habe ich für alle Fälle im besten Qualitätsmodus (siehe oben) gespeichert, aus dem später bei Bedarf mit AGFA photoGenie automatisch 1.600 x 1.200 Pixel generiert werden. Alternativ kann es natürlich auch eine andere EBV (Photoshop), aber dann sind mehr Mausklicks nötig. Die 1.280 x 960/1.600 x 1.200 Pixel Fotos werden nur ca. 6:1 komprimiert, bei direkter Wahl von 1.280 x 960 Pixel sind es 11:1.

Es ist eigentlich schon dreist, die Kamera auf der Front mit 1.600 x 1.200 Pixel zu deklarieren. Ohne photoGenie zeigt jedes andere Sichtungsprogamm oder jede beliebige EBV nur 1.280 x 960 Pixel an, die physikalische Auflösung der CL50. Dass photoGenie funktioniert, konnte ich an einem Sanyo VPC-Z400 Bildbeispiel mit interpolierten 1.600 x 1.200 überprüfen. Wobei es keine so große Kunst ist 1.280 x 960 Pixel per EBV auf 2 MP hochzurechnen. Aber dazu benötigte es eine Extra EBV = Zusatzkosten. Insgesamt ist es eine unproblematische Vergrößerung von gerade mal 125 Prozent.

Aber: Ich hätte es nicht geglaubt, aber den Interpolationswettkampf gewinnt die AGFA Haus-Software! Siehe unten.

Die AGFA ePhoto CL50 akzeptiert 128 MB SmartMedia-Karten, wo dann 194 Fotos in 1.600 x 1.200 Pixel drauf passen.

AGFA Photowise/photoGenie vs. Photoshop

Interpolationsvergleiche

Weitere Beispielfotos, aufgenommen mit der CL 50: 1.600 x 1.200 = 2 Megapixel – vergleichen Sie bitte selbst…

AGFA ePhoto CL50 1.280 x 960 Pixel

Qualitätseindruck und sonstiges…

Genug "gearbeitet", das alte Schätzchen von 1999. Jetzt darf die AGFA ePhoto CL50 wirklich in den wohlverdienten Ruhestand!

Preisvorstellungen

Trotz "mürbem" Batteriefachdeckel und dem nicht zu übersehenden Riss im Gehäuse neben dem Monitor habe ich mir die AGFA ePhoto CL50 inkl. Porto 80 Euro kosten lassen. Diese CL50 wurde garantiert mal fallen gelassen, funktioniert aber zum Glück einwandfrei! 

Sind/waren 80 Euro zu viel? Das muss jeder Sammler nur für sich selbst entscheiden! Boris listet die AGFA ePhoto 1680 von 1998, die neben einem Dreifachzoom wie die CL50 ebenfalls durch AGFA photoGenei interpolierte 1600 x 1200 Pixel = 2 Megapixel auflöst, mit 48 Euro Sammelwert.

Die ePhoto 1680 ist über den Zeitraum von zwei Jahren gefühlt aber mindestens 10x häufiger als die AGFA ePhoto CL50 aufgetaucht. Aus dieser Sicht waren die 80 Euro für die CL50 realistisch. Außerdem hat die im Vergleich zur von mir längst auf Flohmärkten links liegen gelassenen "Chrom-Zigaretten-Etui-Kameraklasse" (ab Baujahr 2005) AGFA ePhoto CL50 von 1999 wirklich Charakter und Stil und ist ein seltenes und interessantes Sammelteil! 

Übrigens

"Die Buchstabenkombination "CL" in der Typenbezeichnung der neuen Modelle steht für "Conventional-Line", Agfa spricht auch von "Retro-Look" und meint damit herkömmliches Kameradesign, das mehr an 35-mm-Kleinbildkameras erinnern soll. Waren die bisherigen (Drehgelenk-) Modelle ePhoto 1280 und ePhoto 1680 mit ihrem modernen Gehäusen in europäischem Industriedesign, das sogar bereits den begehrten iF Product Design Award 1999 erhielt, also zu progressiv für den heutigen Markt?" Quelle digitalkamera.de

Ralf Jannke, August 2017

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