David gegen Goliath – Gastbeitrag von Nico van Dijk

3,2 gegen 36 Megapixel, Konsumerkamera gegen Profi-DSLR, Nikon Coolpix 3500 gegen Nikon D800E

Ein Vergleich zwischen diesen beiden Kameras ist wie ein Vergleich zwischen einem Trabant und einem Mercedes. Beide haben vier Räder, vier Sitze und in einem Auto sitzt man garantiert trocken ;-)

Bei dem Test der Kameras ging es um die Frage, ob man eine so hohe Auflösung wirklich braucht. Zeitgenossen der Coolpix 3500 wie beispielsweise die Nikon D1H, hatte eine ähnliche Auflösung: 2,7 Megapixel. Natürlich bot die DSLR D1H viel mehr Möglichkeiten.  

In September 2002 stellte Nikon eine digitale Konsumenten-Kamera mit damals sagenhaften 3,2 Millionen Pixel vor. In einem Gehäuse, wo das Objektiv und der Blitz wie beim 2 Megapixel Vorgänger Coolpix 2500 drehbar gelagert und so für den Transport gut geschützt sind. Gut 10 Jahre nach der Coolpix 3500 stellte Nikon eine professionelle Spiegelreflexkamera mit 10-facher Auflösung vor: die Nikon D800/E.

Es dürfte also von vornherein feststehen, wer diesen Wettkampf gewinnt

Die Coolpix 3500 kostete 2002 rund 600 Euro, die D800E kostete 2012 rund 3200 Euro. Oktober 2015 war der D800E-Preis auf ca. 2500 Euro gesunken. Heute, Anfang 2020, ist die Coolpix 3500 fast nichts mehr wert. Die Nikon D800 gibt es heute schon unter 1000 Euro. Ein nicht zu vernachlässigen Unterschied. Übrigens: ein makelloser Trabant ist heute viel teurer! 

(Der Digicammuseum.de-Schätzwert für die Coolpix 2500 liegt bei 11 Euro, die 3 Megapixel Nikon Coolpix SQ vergleichbarer Machart wird mit 9 Euro taxiert… Tatsächlich bei eBay verkauft wurden Coolpix 3500 Kameras für 2-3 Euro!)

Mit der Coolpix 3500 aufgenommene Bilder können ohne Bedenken auf 20 x 30 cm A4-Format gedruckt oder belichtet werden, die Aufnahmen mit der D800E bis 40 x 60 cm A2. Viele Fotografen kommen gar nicht weiter als bis 15 x 20 cm (A5) oder 10 x 15 cm Postkarte (A6), wenn sie einen Papierabzug machen (lassen). Die meisten Zeitungen und Zeitschriften drucken heutzutage sowieso nicht mehr als mit 40 Linien/cm, wofür 200 ppi Auflösung verlangt werden. Für ein fünfspaltiges Foto (ca. 25 cm Breite) reichen bereits 2 Megapixel.

Nebeneinander auf dem Monitor

Auch ohne Beschriftung leicht zu erkennen, wer in dieser Gegenüberstellung die Nikon Coolpix 3500, und wer die D800E ist…

Und jetzt in voller Auflösung/Bildgröße entsprechend beschriftet

Die Coolpix 3500 hat einen CCD-Sensor mit 3,2 Megapixel und ein Zoom mit 37-111 mm Brennweite. Die D800E mit ihrem 36 Megapixel CMOS-Sensor wurde für den „Wettkampf“ mit einem Zoom vergleichbaren Bereichs bestückt: ein AF-Nikkor 35-80mm/4-5,6D. 

Die Coolpix wiegt nur 210 g, die D800E wiegt mit Objektiv deutlich über 1 kg. Die Coolpix passt in jede Hosen-, Westen-, Jacken-, oder Blusentasche, die D800E kann man nicht verstecken. Beide Kameras speichern auf CompactFlash-Karten. Die Coolpix verwendet maximal 2 GB CF-Karten, die D800E kann Karten (CF und SD) bis zu 4 TB verarbeiten. 

Aufnahmen mit der Coolpix belegen 520-750 KB JPEG Speicherplatz pro Aufnahme, bei der D800E werden es im 14bit NEF-Rohdatenformat 73-93 MB pro Aufnahme. Damit wird die die Übertragung der Bilder von der Coolpix 3500 auf den PC blitzschnell. Bei der D800E kann man während der Datenübertragung mit dem Hund Gassi gehen. 

Die Bilder entstanden im Westen der Niederlande bei bedecktem Himmel, trübem Wetter. 

Die Vergleiche zeigen, dass die D800E natürlich mehr Kontrast und Detailschärfe liefert. Jedoch sind die Bilder mit der Coolpix durchaus brauchbar, solange man nicht zu große Abdrücke wünscht. Mit hellen Bereichen im Bild – das Schild an der Brücke – hat die Coolpix jedoch große Schwierigkeiten. Da ist die Dynamik am Ende. 

Interessant bei der Coolpix ist eine Transfer-Taste, die Bilder schnell über eine USB-Schnittstelle zum PC senden lässt. Auch hat die CP 3500 eine Kompaktbild-Funktion, mit der die Aufnahmen automatisch eMail- und internetgerecht verarbeitet werden. Zwölf Motivprogramme machen das Fotografieren mit der Coolpix kinderleicht. Filmen ist beschränkt auf etwa 30 Sekunden. Die ISO-Werte wählt die Coolpix automatisch zwischen 100-400.

Die D800E kann selbstverständlich alles besser. Auch die modernen Smartphones sind mit Ihren Kameras überlegen. Kosten aber mehr als eine Coolpix 3500. 

Für Leute, die im Urlaub nicht viel herumschleppen wollen, wenig Geld für Fotografie übrig haben, aber etwas mehr Möglichkeiten als beim Smartphone möchten, ist eine gebrauchte und unscheinbare Coolpix durchaus zu empfehlen. Überlassen Sie die D800E dem Profi. Ja, sie ist der Coolpix in allem überlegen. Aber dafür kostet(e) die D800E mehr als ein Durchschnitt-Monatsgehalt.

Nico van Dijk, März 2020

PS.: Dieses Thema reizt einfach zu gelegentlichen Selbstversuchen so wie hier: "12 Megapixel sind 12 Megapixel…"

 

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