Olympus Camedia C-2100 UltraZoom Praxisbericht von Christian Zahn

Ralf Jannke hat die C-2100 bereits vorgestellt, sein Exemplar hat allerdings ein defektes Batteriefach. Hier wird eine Kamera im Originalzustand vorgestellt.

Spezifikationen

  • Die 2000 vorgestellte Olympus Camedia C-2100 Ultra Zoom ist 113 x 78 x 141 mm groß und wiegt mit Batterien und Speicherkarte 635 g.
  • Der 1/2“ CCD-Sensor (6,4 x 4,8 mm) löst maximal 1600 x 1200 Pixel  = 1,9 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 3,8µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 400 ASA einstellbar. Kurze QuickTime-Videos sind mit 320x240 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG oder TIFF auf SmartMedia-Karten (max. 128 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 7-70mm/1:2,8-3,5 10-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 38-380 mm.
  • Das Motiv wird über einen 0,55“ Videosucher mit Dioptrienkorrektur (114.000 Subpixel) angezeigt. Zusätzlich ist ein 1,8“ TFT LCD Monitor mit 114.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Live-View ist möglich. Zusätzlich ist ein LCD-Status-Schulterdisplay vorhanden.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-S) oder manueller Fokus, Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, manueller Modus, Motivprogramme, Matrixmessung, Spotmessung oder mittenbetont integral. Belichtungszeiten 16s bis 1/800 sek., Selbstauslöser mit 12 s Vorlaufzeit
  • manuell ausklappbarer Blitz mit ca. Leitzahl 10
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • optische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 4 Mignonzellen

Besonderheiten

  • Viele digitale Kamera von Olympus hießen „Camedia“, vermutlich ein Kofferwort (eine Wortzusammenziehung) aus „Camera“ und „Media“.
  • Die C-2100 ist eine semiprofessionelle Bridgekamera. Die Griffwulst, in der die Akkus Platz nehmen, ist deutlich ausgeformt. Die Mignonzellen sind fast überall erhältlich. Sowohl Batterien als auch Akkus können verwendet werden.
  • „2 Megapixel“ ist freundlich aufgerundet, 1600x1200 Pixel sind nur echte 1,9 Megapixel.
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und wird durch Druck auf eine mechanische Taste ausgeklappt. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz.
  • Die Kamera kann sowohl mit dem Videosucher als auch mit dem rückseitigen Display bedient werden. Für die Menüs muß also nicht das Auge vom Sucher genommen werden, jedoch müssen die Tasten dann „blind“ erfühlt werden.
  • Ein SW-LCD-Statusdisplay auf der Kamera-Oberseite informiert auch bei abgeschaltetem Videosucher/Display über einige Bildparameter und die noch möglichen Aufnahmen auf der Speicherkarte.
  • Sowohl Videosucher als auch Display sind mit 114.000 Subpixeln extrem grob gerastert, eine Beurteilung der Bildschärfe ist völlig unmöglich. Lediglich der Bildausschnitt kann sicher erfaßt werden. Somit muß man sich auf den (allerdings recht treffsicheren) Autofokus verlassen, es ist zwar manueller Fokus möglich, jedoch eigentlich sinnlos.
  • Das Objektiv beginnt bei damals durchaus üblichem Weitwinkel von 38mm, reicht allerdings bis zum damaligen Rekordwert von 380 mm. Da ein optischer Bildstabilisator durch ein bewegliches Linsenelement vorhanden ist, kann dieses Supertele auch freihand benutzt werden.
  • Um die Frontlinse hat Olympus ganz stolz „Olympus Lens AF-Zoom 7-70 mm“ und „Glass Aspherical Japan“ gedruckt. Letzteres ist korrekt und will sich von damals durchaus üblichen gepressten Kunststofflinsen abheben. Jedoch ist „Olympus Lens“ leider nicht korrekt, die gesamte Optikbaugruppe inkl. Bildstabilisierung ist von Canon zugekauft. Witzigerweise war die C2100 lange vor der Canon PowerShot Pro 90 IS auf dem Markt. Was alles von Canon zugekauft ist, weiß ich nicht genau, jedenfalls klappt der Blitz an der selben Stelle hoch und das AF-Hilfslicht sitzt wohl auch am selben Fleck.
  • Die Kamera kann die Bilder als JPEG in verschiedenen Größen und Kompressionsstufen aufzeichnen, außerdem können unkomprimierte TIFFs gespeichert werden. Dabei ist die Kamera jedoch sehr behäbig, es dauert mehrere Sekunden, bis die Kamera für das nächste Bild bereit ist.
  • Nach dem manuellen oder automatischen Kamera-Abschalten „vergißt“ die C2100 zwei wichtige Bildparameter immer wieder: die ISO-Automatik ist wieder eingeschaltet und als Bildformat ist das höher komprimierte „HQ“-JPEG statt des besseren „SHQ“-JPEGs oder des TIFFs eingestellt.
  • Als Speichermedium dienen SmartMediaKarten bis 128MB. Diese Flash-Speicherkarten hat Toshiba 1996 entwickelt, als einzige Kamerahersteller haben Olympus und Fuji SmartMedia-Karten eingesetzt. Smart-Media-Karten haben keinen eigenen Speichercontroller, dieser sitzt in der Kamera und muß mit der eingelegten Kartenkapazität etwas anfangen können. In der Anfangszeit wurden Kameras verkauft, die nur 8 oder 16 MB-Karten kennen. Manche konnten durch ein (kostenpflichtiges) Update im Olympus-Service auf größere Kartenkapazitäten ungerüstet werden, andere nicht.
  • SmartMedias sind theoretisch bis 256 MB verfügbar, jedoch wurden nur Karten bis 128 MB produziert, da Toshiba, Olympus und Fuji vor Erreichen dieser Kapazität auf das stabilere, kleinere und weniger für statische Aufladungen empfindliche xD-PictureCard-Format umstellten.
  • Da bei den SmartMedia-Karten die elektrischen Kontakte recht groß und vor allem ungeschützt sind, ist eine SM-Karte relativ anfällig für Verschmutzung der Kontakte und statische Aufladung. Während ersteres sich vom Anwender beheben läßt, kann letzteres die Speicherbausteine in der Karte zerstören. Schon alleine ein Reinigen der Kontakte mit einem ungeeigneten Tuch kann diesen Fehler hervorrufen. Außerdem sind die Karten extrem dünn, ein Verbiegen der Karte kann bereits zur Ablösung der außenliegenden Kontakte von den darunterliegenden Bauteilen führen, die Karte ist dann ebenfalls defekt.
  • Die Kartenfachklappe der C2100 ist für die dünne SmartMedia-Karte extrem groß ausgefallen, in der Planungsphase war die Benutzung von CompactFlash-Karten und SM-Karten im Parallelbetrieb vorgesehen (wie von anderen Camedias her bekannt) und vermutlich nur aus Kostengründen nicht realisiert worden. In der vom Gehäuse her fast baugleichen E100RS sind beide Karteneinschübe eingebaut. (Link:https://www.digicammuseum.de/geschichten/erfahrungsberichte/olympus-camedia-e100rs/)
  • Der unter dem Moduswahlrad angebrachte Hauptschalter ist leider mit der „Reset“-Funktion als dritter Stellung versehen. Beim Einschalten muß darauf geachtet werden, ihn nicht über die „Ein“-Stellung hinauszudrehen, ansonsten sind fast alle Kameraeinstellungen auf Defaultwerte zurückgesetzt.
  • Für die meisten Schnittstellen gibt es kein gerne verlorenes Spezialkabel, sondern Videobuchse, Mikrofon-Buchse, serielle Schnittstelle und Netzteilbuchse sind standarisierte Steckverbindungen. Lediglich für die USB-Schnittstelle ist ein Olympus-Spezialkabel erforderlich. Im Jahr 2000 war USB allerdings in Computern nur wenig verbreitet, 1998 wurde USB im iMac G3 (dem blautransparenten „bondiblue“ Urmodell) erstmals in einem Computer serienmäßig eingesetzt.
  • Die C-2100 hat sogar einen Anschluß für einen externen Blitz, unter der geschraubten Buchsenabdeckung ist eine Olympus-TTL-Buchse. Zwar können die auch heute noch an den PENs und OM-Ds genutzten Blitze verwendet werden, das erforderliche Spezialkabel ist jedoch schon lange aus der Produktion genommen worden und heutzutage dementsprechend teuer.
  • Die Hauptschwachstelle dieser Camedia (und etlicher anderer Olympus-Kompakten der damaligen Zeit) ist die Batteriefachklappe. Zum Zuhalten werden einige winzige Plastiknasen benutzt, die im Laufe der Zeit dem Federdruck der Batteriekontakte nicht mehr standhalten, so bald sich der Weichmacher aus dem Kunststoff verflüchtigt und dieser versprödet. Dann brechen die Halteklammern und die Batterien fallen nach unten. C-2100-Kameras mit funktionierenden Batteriefach sind selten, die meisten angebotenen Exemplare haben diesen Schaden.
  • Zwar rettet es die Ehre von Olympus nicht, aber das Batteriefachproblem tritt auch bei etlichen Kameras anderer Hersteller auf.
  • Der UVP der Olympus Camedia C-2100 Ultra betrug etwa 2700 DM.
  • Ich habe Ende 2018 die vorgestellte Kamera aus der „Grabbelkiste“ eines Fotohändlers gezogen, es war sogar eine 32 MB-Speicherkarte darin. Ohne Garantie /Gewährleistung sollte sie 10 Euro kosten. Da ein vor Ort durchgeführter Einschalttest positiv verlief, habe ich sie mitgenommen.
  • Die C-2100 hat ein Schwestermodell in baugleichem Gehäuse (nur in Profischwarz statt silber), die Camedia E100RS. Diese hat zwar nur 1,5 Megapixel, schafft aber bis zu 15 Bilder/sek! Ralf Jannke hat diese Kamera hier vorgestellt.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Alle Beispiele sind 100%-Ausschnitte.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Camedia C-2100 Ultra Zoom ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt. Die verwendeten Materialen sind jedoch auch nach 20 Jahren gut erhalten, der berüchtigte „Gummiauflagenschwund“ oder das „Verkleistern“ aufgespritzter Gummierungen anderer Kamerahersteller ist (zumindest bei meinem Exemplar) bislang nicht aufgetreten.

Die Kamera gehört zur Klasse der Bridgekameras, die eine „Brücke“ bilden sollten zwischen der Kompaktkameraklasse und der Spiegelreflexklasse.

Die objektivseitigen vorhandenen Bildfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden durch den Bildprozessor nicht weggerechnet, bei 38mm ist die Verzeichnung sichtbar, aber bei den meisten Motiven nicht störend.

Der Sensor schlägt sich recht gut. Auch kritische Gegenlichtsituationen werden durchaus ansehnlich gemeistert. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor etwas, worunter die Bildschärfe aufgrund des Kameraprozessoreingriffs ein wenig leidet. Allerdings hat der Sensor maximal 400 ASA, was nur 2 Blendenstufen über der Nennempfindlichkeit liegt und in Verbindung mit den recht großen Sensor (Pixelpitch 3,8 µm) ist das Bild erträglich.

Die Bildqualität der C-2100 ist heutzutage nicht mehr als gut zu bezeichnen. Bei 2 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 sind die Aufnahmen zwar ansehnlich, aber bereits deutlich durch Schärfeartefakte des Bildprozessors „verbessert“. Außerdem sind „nur“ 2 Megapixel sehr wenig Bildpunkte.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (eine Olympus Camedia C1400, 2100 oder 2500 muß in jede Digitalkamerasammlung!), heutzutage zum Bildermachen eigentlich nicht mehr geeignet. Selbst für Webanwendungen sind 2 Megapixel „ein bisserl wenig“.

Christian Zahn, Frühjahr 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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