Kodak DC5000 Kurzbericht

Kodak DC5000 Kurzbericht

Hier stelle ich eine recht frühe Outdoor-Digitalkamera vor, Ralf Jannke hat diese Kamera ebenfalls mit einem Bericht gewürdigt, und auch Boris zeigt die DC5000. Beide kommen ob der Mängel der Akkufachklappe zu einem recht vernichtenden Urteil.

Spezifikationen

  • Die 2000 vorgestellte Kodak DC5000 ist 140 x 89 x 83 mm groß und wiegt 460 g.
  • Der 1/1,8“ CCD-Sensor löst maximal 1760 x 1168 Pixel  = 2 Megapixel auf. Die Empfindlichkeit beträgt 100-200 ASA. Bilder werden als JPEGs auf CompactFlash-Karten bis ca. 2 GB gesichert.
  • Das Objektiv ist ein 1:3-3,8/6,5-13 mm Zweifachzoom (ca. 30-60mm mm @KB).
  • Das Motiv wird über einen Realbildsucher angepeilt, zusätzlich ist ein Display zur Bildanzeige sowie für die Menüführung und ein SW-Schulterdisplay für Statusanzeigen vorhanden. Live-View ist nicht möglich.
  • Entfernungseinstellung Autofokus
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Belichtungszeit 1s bis 1/755s. Mehrfeld- oder mittenbetont integrale Meßmethode
  • interner Blitz, ca. Leitzahl 8
  • Weißabgleich automatisch
  • ohne Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 4 Mignonzellen

Besonderheiten

  • DC5000 bedeutet „Digital Camera“ Typ 5000.
  • Kodak war ein Pionier der Digitalkameratechnologie, bereits 1975 entwickelte ein Kodak-Ingenieur eine der ersten Digitalkameras, sie speicherte die SW-Bilder auf eine Compact-Cassette. 1991 verkaufte Kodak die erste kommerziell erhältliche Digitalkamera, die auf der Nikon F3 basierende DC-100 mit 1,3 Megapixel-Sensor. 1996 stellte Kodak mit der DC20 die erste wirklich preiswerte Massenkamera vor, die später erschienen andere digitalen Kameras von Kodak waren dann selten innovativ, sondern eher „mee-Too“-Geräte, die lediglich zugekaufte Auftragsproduktionen waren.
  • Die DC5000 gehört in die Klasse der frühen Outdoor-Kompaktkameras. Es gab zwar zuvor bereits solche digitalen Kameras von z. B. Fujifilm, aber diese wurden nur in Japan verkauft, nicht im Rest der Welt.
  • Kodak hat die vorgestellte Kamera nur vertrieben, entwickelt und hergestellt wurde sie von Chinon in Japan (wobei diese Firma damals bereits ein Kodak-Tochterunternehmen war). Der Sensor ist eine Kodak-Eigenentwicklung.
  • Die Kamera ist technisch mit der ca. ein Jahr älteren DC280 identisch, jedoch wurde das Gehäuse erheblich umgestaltet, um in gewissen Grenzen wasserdicht zu werden (tauchfähig ist die Kamera jedoch ausdrücklich nicht!).
  • Das Gehäuse ist durch diverse Gummiabdichtungen gegen eindringendes Spritz- und Schwallwasser sowie Staub gesichert. Sowohl Karten-/Schnittstellenfach als auch das Akkufach werden durch Gummidichtungen und metallene Verriegelungen abgedichtet. Um das eigentliche Objektiv ist ein weiterer Tubus angebracht, dessen Front ein 37mm-Filtergewinde trägt. Dort ist ein Kodak-Protection-Filter mit einem weiteren Gummiring eingeschraubt; ist das Filterglas durch Sand o. Ä. verkratzt worden, kann der Filter durch den Benutzer ersetzt werden.
  • Nach einem Tag am Strand oder im Schlamm kann die Kamera einfach unter dem Wasserkran gesäubert werden, allerdings sollte man die Einwirkzeit möglichst kurz halten, da die Dichtungen keinem allzu großen Wasserdruck standhalten.
  • Alle Bedienteile sind sehr groß, damit die Kamera auch mit Handschuhen bedienbar ist, z. B. sind der Hauptschalter und der Moduswahlhebel massiv aussehende Teile. Leider scheinen sie nur aus Metall zu sein, es ist alles lediglich aus verchromtem Kunststoff gefertigt.
  • Das gesamte Gehäuse wirkt bulliger und stabiler, als es letztlich ist. So hat erstens die Akkufachklappe einen entscheidenden Nachteil: Zwar wird sie mit metallenen Klammern gehalten, aber angelenkt ist sie lediglich mit einer nur 1,5 Millimeter dünnen Plastikverbindung. Da das Material recht schnell versprödet und darum bricht, dürfte es heutzutage keine Exemplare mit intakter Klappe geben. Ich habe das Akkufach mit einer untergeschraubten Blitzschiene verschlossen, ansonsten ist der Druck der Kontaktfedern so hoch, daß nur mit der originalen Verriegelung die Klappe nicht geschlossen bleibt.
  • Die Kamera hat auch einen elektrischen Designfehler: Alle verkauften 75.000 Exemplare wurden im Jahr 2002 zurückgerufen und kostenlos repariert, weil die Hochspannung des Blitzelkos so schlecht isoliert war, daß sie das Gehäuse erreichen konnte und der Fotograf beim Benutzen einen „prickelnden“ Hochvoltschock bekommen konnte. Hoffentlich hat das einer der Vorbesitzer machen lassen, inzwischen ist es nämlich schon lange nicht mehr möglich, die Kamera „stromfest“ machen zu lassen…
  • Der dritte Fehler ist die gerne abfallende Abdeckung über dem oberen Statusdisplay.
  • Die Stromversorgung erfolgt mit fast überall verfügbaren Mignonzellen, sowohl Alkali-Batterien als auch NiMh-Akkus können verwendet werden. Nach jedem Batteriewechsel müssen Datum und Uhrzeit erneut eingestellt werden. Möglicherweise hat die Kamera das früher mit einem kleinen Pufferakku überbrückt und der ist durch lange Lagerung defekt. Sämtliche Kamera-Einstellungen merkt sich die DC5000 hingegen in einem kleinen Flash-Speicher, nach Akkuwechsel bleiben sie erhalten.
  • Die DC5000 hat einen internen Blitz, die Blitzbelichtungssteuerung erfolgt vermutlich durch einen Sensor in der Nähe des Objektivs und nicht TTL.
  • Als Schnittstelle gibt es eine serielle Klinkenbuchse (USB wurde erst bei späteren Kodak-Kameras verwendet), aus Platzgründen mit der bei Applecomputern üblichen Mini-DIN-Rundbuchse RS-422 (elektrisch kompatibel zu RS-232 der IBM-kompatiblen Computer). Die zum Auslesen der Bilder notwendige Software läuft nur auf historischer Rechentechnik, die Mac-Version erfordert einen Rechner mit serieller Schnittstelle und klassisches MacOS; das Windows-Programm läßt sich immerhin von Win 3.1 bis Windows 98 betreiben (das funktioniert sogar virtualisiert auf aktueller Hard- und Software mit angeschlossenem USB-nach-Seriell-Adapter). Außerdem ist eine Video-Out-Klinkenbuchse und eine Netzteilbuchse vorhanden.
  • Der CCD-Sensor hat etwa 2 Megapixel, was aus heutiger Sicht nicht viel ist, damals aber in Anbetracht der noch weit verbreiteten 1-Megapixel-Kameras als „hochauflösend“ bezeichnet wurde.
  • Auch die in jedes Bild eingebetteten EXIFs sind recht rudimentär: es findet sich die wahre Blende, Brennweite, Belichtungszeit und Empfindlichkeit, der Kameraname und die Blitzbenutzung. Wie heutzutage üblich detaillierte MakerNotes sind noch nicht vorhanden, dafür gibt es einige Einträge für die Rahmen, die die Kamera auf Wunsch um die Bilder herum einbetten kann.
  • Die Kamera hat relativ wenige Tasten, in der Nähe des Statusdisplays sind je ein Knopf für Blitzfunktionen, Makromodus und den elektronischen Selbstauslöser angebracht. Alle diese Einstellungen können aber auch per Menu vorgenommen werden.
  • Um das Farbdisplay sind vier Cursortasten, ein „OK“-Knopf und eine Menu-Taste angeordnet, jedoch nicht als heutzutage übliches Steuerkreuz. Zwischen Aufnahme, Wiedergabe, PC-Anschluß und Menüeinstellung wird mit einem großen Drehhebel umgeschaltet, außerdem gibt es noch den Auslöser, den Zommhebel und den Hebel zum Ein- und Ausschalten.
  • Die Displayhelligkeit kann mit einem Poti eingestellt werden.
  • Nach dem Einschalten „bootet“ der Kameraprozessor mehrere Sekunden, solange passiert erstmal gar nichts, man denkt schon, die DC5000 ist defekt. Einziger Hinweis ist ein Strich im Statusdisplay. Aber nach etlichen Sekunden leuchtet dann doch die Status-LED neben dem Sucher bzw. das Farbdisplay zeigt das Menu an.
  • Die Kamera hat Autofokus, darum vergeht nach dem Drücken des Auslösers und dem Anfertigen des Bildes eine recht große Zeitspanne, auch das Abspeichern des Bildes ist recht gemächlich. Vermutlich gibt es deshalb auch keinen Serienbildmodus.
  • Das Objektiv ist erstaunlich für die Produktionszeit. Üblicherweise begannen damals digitale Kameras mit nur leicht weitwinkligen Bildwinkeln (auf KB umgerechnet etwa 38-40mm), das Chinon-Objektiv hat KB-äquivalent 30mm, es ist also „mehr drauf“ als bei dem meisten Mitbewerbern. Das Zoomen geht zeittypisch langsam und geräuschvoll vonstatten.
  • Das Menu ist wie das in den meisten damaligen Kodak-Kameras bunt und verspielt. Dort stehen aber auch Angaben, die man anderen, später erschienen Kameras nicht oder nur schwer entlocken kann: Unter einem Menüeintrag findet sich neben der aktuellen Firmware auch die Zahl der Auslösungen und die Anzahl der mit Blitz gemachten Aufnahmen.
  • Laut Anleitung soll man den Bildern verschiedene Effektrahmen hinzufügen können, aber möglicherweise geht das nur mit originalen Kodak-CF-Karten oder es müßten die Rahmen in einem bestimmten Format auf der Speicherkarte vorhanden sein, ich kann im entsprechenden Menü jedenfalls als Rahmen nur „Keinen“ auswählen.
  • Das Display ist zwar etwa 1,8“ „groß“, aber die Auflösung ist sehr grobpixelig (ca. 120x80?), bei der Bildanzeige erkennt man nur in etwa, was man aufgenommen hat. Eine Schärfenbeurteilung ist völlig unmöglich, da das Bild maximal doppelt so groß wie das Display angezeigt wird (jeweils ca. ein Viertel sichtbar, per Cursortasten verschiebbar).
  • Der UVP der Kodak DC210 betrug 1600 DM. Das war verglichen mit einer damals üblichen Kamera und einem zusätzlichen wasserfesten Zusatzgehäuse durchaus preiswert. Ich bekam das gezeigte Exemplar im Frühling 2021 vom Betreiber dieser Website geschenkt.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG. Die Größe wurde auf 1460 Pixel „gecroppt“; Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also 100%-Ausschnitte „Out of the Cam“.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Kodak DC5000 ist komplett aus Kunststoff und Gummi, lediglich die Verriegelungen der Klappen und das Stativgewinde sind aus Metall. Sie wirkt stabiler, als sie letztlich ist.

Die Kamera gehört zur Klasse der frühen Outdoor-Digitalkameras. Das Objektiv ist sehr gut, es verzeichnet fast überhaupt nicht (trotz großem Bildwinkel). Allerdings vignettiert es bei Offenblende etwas.

Die Bilder sind teilweise recht scharf, teilweise jedoch auch nicht. Das Mauerbild erscheint mir gut und scharf, die Wiesenbilder hingegen relativ vermatscht. Möglicherweise liegt das am Schärfungsalgorhythmus des Kameraprozessors, der verständlicherweise nicht auf der Höhe heutiger „Engines“ ist.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch sehr interessante Kamera (weil sehr frühe Outdoor-Digitalkamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen größtenteils ungeeignet, 2 Megapixel ist für die meisten Anwendungen nicht mehr ausreichend und die Bildschärfe ist ungleichmäßig.

Christian Zahn

 

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben