Digitale Hilfen fürs manuelle Fokussieren auf der spiegellosen Systemkamera
Nachdem jetzt nicht mehr gezählte ManualFokus/MF-Objektive zu sicher über 95 Prozent auf spiegellosen Systemkameras adaptiert wurden, ist dabei immer – logisch – die präzise Fokussierung ein Thema. Zumindest, wenn mit Offenblende oder nur wenig abgeblendet fotografiert werden soll. Bei Blende f/8 f/11 verschwinden Fokussierfehler durch schwieriges Einstellen und Erkennen der Schärfe in der Schärfentiefe …
Denn da habe ich gerade in den letzten vier Wochen einige Überraschungen erlebt.
Anlass für diesen Beitrag war der Versuch mein Nikon NIKKOR-HC AUTO 1:1.8 f=85mm auf die Samsung NX 11 zu adaptieren. Was mechanisch kein Problem war, aber das Fokussieren auf den Punkt zumindest für meine Augen ein Ding der Unmöglichkeit.
Die theoretisch hervorragende Fokussierhilfe der Kantenanhebung – Fokus-Peaking – in Kombination/Unterstützung mit Sucher- oder Monitorbild-Vergrößerung/Zoom ist nicht nur von der Qualität Hersteller-abhängig!
Bei meiner Samsung NX11 können nur Objektive mit CPU mit den vorhandenen manuellen Fokushilfen eingestellt werden. Bei ungekoppeltem Altglas gibt es nur einen wandernden grünen Balken, dessen exakte Funktion – "Jetzt ist das Maximum an Schärfe erreicht" – sich mir nicht offenbart hat. Bei meiner Olympus OM-D E-M1 ist die Sucherbildvergrößerung so gut, dass ich mit meinen Augen erfolgreich fokussieren kann. Und Fuji? Sehen Sie bitte weiter!
Fuji X-T10 Kantenanhebung (Fokus-Peaking) Monitor-Zoom links gegen Sony a(lpha) NEX-3 Kantenanhebung (Fokus-Peaking) Monitor-Zoom rechts
So wie bei Sony, Nikon Z und auch bei meiner spiegellosen Canon EOS M10 MUSS eine Kantenanhebung, ein Fokus-Peaking aussehen. Was Fuji da liefert, ist trotz Wahl der Fokus-Peaking Farbe Rot merkwürdig verrauschter Mist! Bei der Sucher-/Monitorbild-Vergrößerung wird es noch schlimmer. Ich habe auch noch mit der Kantenfarbe Blau und Weiß probiert. Um keine sichtbare Verbesserung zu erkennen!
Auch wenn ich unzählige Analog-Objektive erfolgreich auf meine Fujis der Vergangenheit adaptiert habe. Beim Finden der Schärfe auf den Punkt hatte ich IMMER Probleme. Nur ein Problem der X-E-Serie und der zweistelligen Fuji X-Txx Modelle? Meine X-T20 und X-T30 sind Vergangenheit. Der für seinen Job immer die einstelligen Fuji X-T1 bis X-T5 DSLMs einsetzende Profi, der für ein großes Unternehmen fotografiert, berichtete zu den Fuji-Hilfen für manuelles Fokussieren folgendes. Das Fokus-Peaking ist auch seiner Meinung nach zum vergessen. Aber als einigermaßen brauchbar hat sich bei ihm der digitale Schnittbildentfernungsmesser erwiesen. Den ich dann auch mal intensiver testen werde! Erfahrungsaustausch schadet nie!
Aus diesem Grund habe ich auch beim unlängst erneut probierten TAMRON auto 1:2.5/105 noch mal genau hingeschaut, weil ich es auf der Fuji X-E1 in Betrieb hatte:
Fokus-Peaking/Monitor-Zoom TAMRON auto 1:2.5/105 (links) gegen CANON LENS FD 135mm 1:2.5 (rechts)
Es lässt sich per Smartphone abfotografiert nicht besser darstellen, aber das 2,5/135 mm Canon FD ist bei Offenblende auf jeden Fall besser als das 2,5/105 mm Tamron. Spätestens bei der Monitorlupe wird es deutlich!
Aprospos Sucher-/ Monitorbild-Sucherlupe
Um wirlich letzte Sicherheit bei kritischer manueller Fokussierung zu haben, sollte man sich nicht aufs Fokus-Peaking verlassen! Was dort als schrf erkannt wurde, dem fehlt manchmal der letzte Biss, wenn man die Vergrößerung aktiviert!
Irgendwann im neuen Jahr werde ich mir eine Sony MIT E-Sucher gönnen, die eine vernüntige Sucher-/Monitorauflösung bietet. Die trotz miserabler Auflösung – ca. 200.000 Bildpunkte für Sucher/Monitor – funktionierende Sony alpha 3000 ist einfach zu sehr Einsteiger-/Spar-Modell. Nach den überaus erfolgreichen Versuchen mit dem Nikon NIKKOR-HC AUTO 1:1.8 f=85mm im Halbformat (15 x 23 mm APS-C Sensor) auf meinen beiden Sony DSLMs alpha 3000 und a(lpha) NEX-3 gab es daraus zwei Konsequenzen. Eine gute Abbildungsqualität bei Offenblende hängt entscheidend von der punktgenauen Fokussierung ab! Liege ich daneben, liegt die vermeintlich schlechte Abbildungsqualität gar nicht am Objektiv, sondern ist schlicht Fehlfokus! Und da haben mir die Sonys viel besser gefallen als meine bisher probierten Fujis X-E1 und X-T10, Die zwar auch Kantenanhebung (Fokus-Peaking) und Sucher-/Monitorbild-Vergößerung bieten, aber im Vergleich zu den beiden Sonys seltsam undefiniert wirken – siehe oben.
Und der gute alte, Jahrzehnte bewährte Sucher der Spiegelreflexkamera mit Fokussieren auf eine Mattscheibe?
Ja, den gab, gibt es — aber: Mit Einführung der analogen Autofokus-Spiegelreflexkamera wurden die zum Fokussieren ja eigentlich nicht mehr benötigten Mattscheiben immer heller, feinkörniger. So feinkörnig, dass ein konventionelles Fokussieren bei Verwendung eines MF-Objektivs immer schwieriger wurde, ist. Was achselzuckend in Kauf genommen wird, bietet die Mehrzahl DSLRs doch Pfeilanzeigen und Leuchtwaagen als Fokussierhilfen, wenn MF-Objektive eingesetzt werden. Zweites Aber: Die Präzision dieser elektronischen Einstellhilfe steht und fällt mit der korrekten Justierung des in der SLR immer externen Autofokussensors für die Phasendetektion parallel zum Bildsensor. Ausnahmen: DSLRs mit Liveview. Es ist nach meinen Erfahrungen aber kein Vergnügen mit dem, im Vergleich zur DSLM lahmen, dann auch auf den Bildsensor der DSLR implementierten Kontrast-Autofokus zu fokussieren. Natürlich funktioniert es. Meist auch mit Monitorbildvergrößerung in mehreren Stufen.
Und die Messsucher-Kamera Typ Leica?
Um die Doppelkonturen des Messsucherkameraprinzips zur Deckung zu bringen, braucht es Präzision der Montage der entsprechenden optischen Bauteile und gute Augen. Und Entfernungsmessung und -steuerung über den Messsucher funktioniert nur bis 135 mm Kleinbildbrennweite.
Sollte ich etwas falsch machen, jemand ganz andere Erfahrungen mit dem manuellen Fokussieren auf spiegellosen Systemkameras haben, bitte gerne kommentieren!
Ralf Jannke, Dezember 2023
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 25.12.2023 |
Kommentare (1)
Peter Schindler
am 11.12.2023Leider habe ich noch keinen Adapter (M42 auf M4/3) gefunden, wo die Unendlich-Einstellung richtig sitzt. Die Adapter sind teilweise mehr als einen Millimeter zu dünn, sodass unendlich oft bei 1,5 bis 3 m auf dem Objektiv sitzen.
Ich finde, dass man damit leben kann! Ich habe Adapter, wo die Schärfe im unendlichen nur durch Abblenden zu erzielen ist. Wenn der Adapter – umgekehrt – etwas zu dick ist …
Viele Grüße
Ralf Jannke