Apple iPhone 6

Hier stelle ich ein Smartphone vor, das zum Ende der Kompaktdigitalkamera-Klasse beigetragen hat.

Ralf Jannke hat 2019 der Version iPhone 6s einen Praxisbeitrag gewidmet.

Spezifikationen

  • Das im September 2014 vorgestellte Apple iPhone 6 ist 138 x 67 x 7 mm groß und wiegt 129 g. Parallel erschien eine größere und teurere Version, das iPhone 6 Plus.
  • Der rückseitig belichtete 1/3“ CMOS-Sensor löst maximal 3264 x 2448 Pixel  = 8 Megapixel auf. Automatisch werden ca. 32 bis 2000 ASA eingestellt. Videos sind mit 1920x1080 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG im internen Flash-Speicher abgelegt.
  • Das Objektiv ist eine Festbrennweite mit fester Blende 1:2,2/4,15mm (5 Elemente), die kb-äquivalente Brennweite beträgt ca. 29 mm
  • Das Motiv wird über einen 4,7“ Monitor mit 1334x750 Pixeln (ca. 3 Millionen Subpixel) und Multitouch-Funktion ausgewählt.
  • Autofokus durch Kontrasterkennung auf dem Bildsensor
  • Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik mit ISO-Automatik, Belichtungszeiten ca. 1/17s bis 1/5000 sek., Selbstauslöser mit ca. 10 sek. Vorlaufzeit
  • zwei im Gehäuse integrierte superhelle LEDs als Blitzersatz (mit zwei unterschiedlichen Farbtemperaturen)
  • Weißabgleich automatisch
  • rein elektronische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch fest eingebauten Lithium-Akku

Besonderheiten

Apple ist ein Hersteller von Computern, Smartphones, Tabletts und elektronischen Gadgets (z. B. iPod oder HomePod). 2007 stellte der damalige CEO Steve Jobs das erste iPhone vor, das erste ernstzunehmende Smartphone mit Touch-Bedienung des Displays und ohne „richtige“ Tastatur, sondern mit Bildschirmtastatur. Eine 2-Megapixel-Kamera war eingebaut, diese konnte mit den damaligen Kompaktkameras aber nicht mithalten.

Beim iPhone 6 sah das ganz anders aus, zwar waren die „nur“ 8 Megapixel weniger als bei den meisten damals erhältlichen Kompakt- bzw. System-Kameras und zoomen kann das Handy nur digital. Aber: Es ist immer in Reichweite, egal wo sich sein Besitzer gerade hinbegibt. Die Kameratasche muß immer extra eingepackt werden und ist auch nicht so handlich wie das Smartphone. Und wenn man deren Bilder versenden möchte, müssen sie erst umständlich aus der Kamera ins Handy transferiert werden.

Somit sorgte das iPhone 6 (sowie die Android-Handys anderer Hersteller) weiterhin für rückläufige Umsatzzahlen der Kompaktkameraklasse, auch wenn es noch einige Jahre dauerte, bis deren Ende wirklich kam.

Die Bildqualität ist trotz des sehr kleinen Sensor recht beeindruckend, nicht zuletzt aufgrund des rückseitig belichteten CMOS-Sensors. Weil dabei die Auswerteelektronik auf der „anderen“ Seite der lichtempfindlichen Schicht sitzt, können die einzelnen Bildpunkte größer sein und somit mehr Photonen einfangen als klassische Sensoren, bei denen die Leiterbahnen zwischen den Bildpunkten liegen und diese somit kleiner sein müssen.

Außerdem ist der Zweikern-Prozessor des iPhones mit 1400 MHz getaktet, somit also erheblich leistungsfähiger als die in damaligen Kompaktkameras eingebauten Bildprozessoren. Die Auswertesoftware kann also erheblich mehr „Tricks“ anwenden, um das aufgenommene Bild zu verbessern.

Da das iPhone 6 einen eingebauten GPS-Empfänger hat, werden die Bilder automatisch mit Standortdaten versehen. Außerdem schreibt die Kamera-App viele weitere Daten in die EXIFs, darunter den kompletten Objektivnamen, die Brennweite, die Kleinbild-äquivalente Brennweite, die wahre Belichtungszeit (nicht auf übliche Werte gerundet), die Empfindlichkeit, die Belichtungsmeßmethode, die Position des aktiven AF-Feldes uvm.

Als Auslöser dient entweder eine Schaltfläche auf dem Touchdisplay, eine der beiden mechanischen Lautstärketasten an der Schmalseite oder ein in der Kopfhörerbuchse eingesteckter elektrischer Fernauslöser.

Das Display war im Vergleich zu denen in Kompakt- bzw. Systemkameras extrem scharf und hochauflösend, es löst feiner auf, als das menschliche Auge bei normalem Betrachtungsabstand zu erkennen vermag.

Die mitgelieferte Kamera-App von Apple hat nur recht wenige Einstellmöglichkeiten, es können Bilder im 4:3 bzw. im 1:1 - Format aufgenommen werden oder „live“ während der Aufnahme zusammengesetzte Schwenkpanoramas bzw. FullHD-Videos. Beim höchstmöglichen Betriebssystem iOS 12 können zusätzlich Zeitraffer/TimeLapse-Videos bzw. Zeitlupen-Videos aufgezeichnet werden. Mittels Tippen auf eine Stelle auf dem Touchdisplay kann der Autofokus-Punkt festgelegt werden. Optional können automatisch mehrere Aufnahmen zu einem „HDR“-Bild zusammengerechnet werden.

Kostenpflichtige Apps von Drittanbietern haben erheblich mehr Funktionen, bei diesen kann z. B. teilweise die JPEG-Kompression eingestellt werden oder sogar TIFF-Bilder gespeichert werden. Auch können manche die Lagesensoren als künstlichen Horizont anzeigen.

Die Bildstabilisierung arbeitet rein elektronisch, indem mehrere Bilder kurz hintereinander aufgenommen werden und die scharfen Bilddetails der Einzelaufnahmen zu einem Gesamtbild zusammengerechnet werden.

Die eigentliche Kameraoptik sitzt hinter einer glatten vergüteten Schutzscheibe, diese steht etwas aus dem dünnen Gehäuse hervor. Da man das Handy dauernd in der Hand hält, faßt man allzuoft darauf. Das Problem läßt sich mit einer Schutzhülle elegant umgehen, außerdem schützt diese die recht kratzempfindliche Rückseite aus eloxiertem Aluminium. Außerdem liegt das iPhone 6 mit einer Schutzhülle besser in der Hand, da die Aluminium- und Glasoberfläche recht rutschig ist, die Gehäusekanten abgerundet sind und das iPhone 6 deshalb allzuleicht aus der Hand gleitet.

Das Objektiv hat keine verstellbare Blende, es wird immer mit der Offenblende aufgenommen. Ein mechanischer Verschluss ist ebenfalls nicht vorhanden, die Verschlußzeiten werden rein elektronisch gebildet, „Rolling-Shutter“-Effekte sind leider die Folge. Die Kamerasteuerung nutzt als Belichtungssteuerung eine Kombination aus Zeit- und ISO-Automatik, die Belichtungsmessung kann entweder eine Mehrfeld-Matrixmessung oder eine an die AF-Fokusstelle gekoppelte Spotmessung sein.

Es ist kein echter Blitz eingebaut, zur Aufhellung dunkler Szenen dienen zwei verschiedenfarbige „weiße“ superhelle LEDs, die auch als Taschenlampe genutzt werden können. Im Blitzmodus werden sie kurzzeitig mit erhöhter Spannung versorgt und leuchten etwas heller als im Dauerlichtmodus. Da beide LEDs leicht unterschiedliche Färbungen aufweisen (Kaltweiß und Warmweiß), kann das „Blitzlicht“ der Farbtemperatur des Umgebungslichtes angeglichen werden.

Es gibt einen Digitalzoom, den man aber sinnvollerweise nicht benutzt, sondern am heimischen Rechner oder mit der von Apple mitgelieferten „Fotos“-App die gemachten Aufnahmen zuschneidet.

Für „Selfies“ bzw. Videokonferenzen ist auf der Displayseite eine zweite Kamera eingebaut, diese hat ein Fixfokus-Objektiv und kann lediglich 1280x720-Videos sowie 1,2-Megapixel-Fotos aufnehmen.

Die Apple-Kamera-App erzeugt recht beeindruckende Schwenkpanoramas, während der Aufnahme erscheint das zusammengerechnete Bild simultan als kleine Einblendung im Display, die „Mittellinie“ des Panoramas wird ebenfalls angezeigt und ein Pfeil, dessen Position oberhalb oder unterhalb der Mittellinie anzeigt, ob man das Gerät nach vorn oder hinten neigen muß. Bei zu schneller oder zu langsamer Schwenkbewegung erfolgt ein Hinweis, die Geschwindigkeit anzupassen.

Sofern sich nicht bewegte Objekte im Bild befanden und die Schwenkbewegung in der richtigen Geschwindigkeit erfolgte, werden die Panoramas recht gut zusammengefügt, „Stitch-Fehler“, also fehlerhafte Verbindungsstellen der Einzelaufnahmen kommen nur selten vor. Die Bildhöhe wird automatisch beschnitten, so daß schwarze Bildteile ohne Inhalt nur selten vorkommen.

Das Telefon wird bei den Panoramaaufnahmen im Hochformat benutzt, deshalb beträgt die Bildhöhe meist mehr als 2000 Pixel, die Bildbreite weit über 10.000 Pixel.

Im „Home“-Button ist ein Fingerabdrucksensor zum Entsperren des Gerätes eingebaut, des weiteren gibt es eine Standby-Taste, zwei Lautstärketasten und einen „Lautlos“-Schalter. Die gesamte weitere Bedienung erfolgt über das Touch-Display.

Es sind nur zwei Schnittstellen eingebaut, eine 3,5mm-Stereoklinkenbuchse mit weiteren Sonderkontakten für Kopfhörer, Mikrophon und Fernbedienung sowie die Lightning iPod-/iPhone-Schnittstelle mit USB, digitalem Ton-Ein- und -Ausgang sowie Akku-Lademöglichkeit.

Der Akku ist fest eingebaut und läßt sich vom Benutzer nicht auswechseln. Somit ist für längere Touren keine Mitnahme eines geladenen Zweitakkus möglich, sondern es muß eine USB-Powerbank mitgenommen werden, über die der Handy-Akku unterwegs wieder aufgeladen werden kann.

Der UVP des Apple iPhone 6 betrug etwa 700 Euro (mit 16 GB internem Speicher, es gab auch erheblich teurere Versionen mit bis zu 64 GB). Ich bekam mein Exemplar im Frühjahr 2022 geschenkt.

Beispielfotos

Panoramafotos

Alle Aufnahmen entstanden bei ASA- und Zeit-Automatik und mit Hilfe einer Kauf-Kamera-App (mit manueller Fokuspunktwahl und Spotbelichtungsmessung), gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe ist bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht korrigiert, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Belichtungszeiten- und Blenden-Angaben sowie 100%-Ausschnitte sind in die Bilder eingefügt.

Alle Panorama-Aufnahmen entstanden bei ASA- und Zeit-Automatik und mit Hilfe der Apple Kamera-App von iOS12, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe ist bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht korrigiert, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“.

​​​​​​​Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse des iPhone 6 ist eine Kombination aus einem Aluminium-Rahmen und gläserner Frontseite. Das Glas ist versiegelt und recht kratzunempfindlich, Stürze hält es allerdings nicht immer gut aus und zerspringt dann wie „normales“ Glas. Die Aluminium-Rückseite ist glasperlenmattiert und leider sehr empfindlich für Kratzer. Das Handy war neben dem gezeigten Grau/Schwarz auch in anderen Farben erhältlich, darunter Gold und Silber.

Das iPhone6 ist erheblich dünner ist als die Vorgänger, in Länge und Breite jedoch deutlich „gewachsen“. Außerdem besteht es nicht mehr aus einem Edelstahlrahmen, sondern komplett aus Aluminium. Dadurch wurde es weniger biegestabil als die Vorgänger, in der Hosentasche konnte es sich verbiegen und wurde dadurch zerstört. Besonders empfindlich sind die Stellen, an denen das Gehäuse für die seitlichen Tasten durchbrochen ist, dort kann es knicken oder sich zumindest irreversibel verformen. „Bendgate“ hieß dieses Phänomen bei Anwendern, in Anlehnung an das „Antenna-Gate“-Problem des iPhone 4, dessen Mobilfunkantennen bei falscher Haltung keinen Empfang mehr haben.

Das Kameramodul gehört zur Klasse der in Smartphones eingebauten Bildaufnahmegeräte, es wurde auch in anderen Apple-Geräten eingesetzt, z. B. dem iPhone 5s.

Die Bilder sind schon bei niedrigen ISO-Zahlen mit leichtem Farbrauschen überlagert, bei höheren ASA-Werten rauscht das Bild deutlich sichtbar, aber noch erträglich. Die Schärfe ist abhängig von der verwendeten Kamera-App, die mitgelieferte komprimiert recht stark und schärft auch deutlich nach, Fremd-Apps bieten meist das bessere Bildergebnis. Ich nutze vorwiegend eine Fremd-App, die Apple-Kamera-App nehme ich fast ausschließlich nur zum Anfertigen der Schwenkpanoramas.

Das Objektiv hat entweder nur geringe Verzeichnung oder diese wird durch den Prozessor „weggerechnet“, die Aufnahmen sind fast perfekt, es bleibt nur eine geringe Rest-Verzeichnung sichtbar.

Fazit: ein digitalkamerahistorisch eher unwichtiges Smartphone (weil eines von vielen), heutzutage zum Bildermachen bei Beschränkung auf „Schönwetterbilder“ durchaus noch geeignet.

Christian Zahn

 

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