Canon EOS M5 mit Minolta-Manuellfokus-Objektiven von Christian Zahn
Die EOS M5 habe ich hier vor kurzem mit „nativen“ Canon-AF-Objektiven vorgestellt und fast alle technischen Daten aufgezählt. Weil es eine spiegellose Systemkamera ist, wollte ich sie auch mit Manuellfokus-Objektiven aus der analogen Ära ausprobieren. Von den zwei bestellten Adaptern war der für Leica-M-Objektive bereits ausverkauft, darum wurde nur derjenige für Minolta SR/MC/MD geliefert, also zeige ich die Kamera hier mit einigen guten Minolta-Objektiven, von denen das 35er in meinem aktuellem Altglas-Kanon enthalten ist.
Alle Objektive habe ich hier bereits vorgestellt, darum beschränke ich mich diesmal auf die wichtigsten Informationen.
Kurze Geschichte der diversen EOS-Bajonette
Die Canon EOS M5 von 2016 ist die vierte Kamera dieser Linie und die erste Kamera der „M“-Serie, die einen eingebauten Videosucher hat. „EOS“ bedeutet „Electro Optical System“ und meint, daß Kamera und Objektiv keine mechanisch übertragenen Funktionen aufweisen, sondern alles elektrisch gesteuert wird.
Als die erste EOS 1987 erschien, war es bei den Mitbewerbern üblich, daß sich der AF-Antrieb in der Kamera befindet und die Blende durch einen dort ebenfalls eingebauten Hebel betätigt wird. Der Motor beim 1985 vorgestelltem Minolta-AF-Bajonett dreht eine Schraubenzieherklingen-artige Kupplung, in die das Objektiv eingreift und dadurch fokussiert wird. Und ein von der Kamera bewegter Hebel schließt den Blendenmitnehmer des Objektivs. Die 1986 erschiene Nikon F-501 macht es genauso, ebenso die Pentax SFX von 1987 und die OM-707 von 1986. Canon war beim Wechsel des Bajonetts „radikaler“ und kappte alle mechanischen Verbindungen, so daß der AF-Motor und der Blendenantrieb im Objektiv sitzen müssen. Das wurde damals kritisiert, weil man beide Stellantriebe mit jedem Objektiv neu kaufen mußte, inzwischen hat sich dieses Prinzip so sehr bewährt, daß alle anderen Hersteller dieses Konzept bei ihren spiegellosen Systemen auch verwenden.
Das EOS-Bajonett wurde bis 2003 unverändert beibehalten, dann kam die Spaltung in die EF- und die EF-s-Objektive. Letztere sind für die kleineren Bildkreise von APS-C-Crop-dSLRs gerechnet, ihre Hinterlinsen ragen weiter in die Kamera hinein. Damit sie nicht mit den großen Spiegeln der Vollformatkameras kollidieren können, wurde das Bajonett so modifiziert, daß die Vollformat-EF-Objektive an beide Kameralinien passen, die EF-s-Objektive aber an die Vollformatkameras nicht ansetzbar sind, sondern nur an die APS-C-Kameras mit kleinerem Spiegel.
Als Canon 2012 die spiegellose EOS M präsentierte, wurde ein neues Bajonett namens EOS-M eingeführt, wobei das „M“ vermutlich für „Mirrorless“ = „spiegellos“ steht. Mechanisch ist es zum EF-s-Bajonett nicht kompatibel, elektrisch hingegen ist es rückwärtskompatibel, so daß ein rein mechanischer Adapter ausreicht, der die Objektivkontakte ohne Wandlung durchschleift.
2018 erschienen von Canon endlich auch spiegellose Vollformat-Kameras, die aber ein neues, größeres Bajonett erforderten, weil EOS-M einen Durchlass hat, der für den KB-Bildkreis zu klein ist. Das neue Bajonett bekam den Namen EOS-RF, das „R“ steht für „Revolution“ bzw. „Reimage optical excellence“, also in etwa für das „Neuerfinden der optischen Vortrefflichkeit“. Vermutlich ist damit gemeint, daß durch das neue Bajonett aufgrund des kurzen Auflagemaßes und den größeren Durchlasses Objektive entwickelt werden konnten, deren Hinterglied näher am Sensor sitzt, als es mit dem Spiegelreflex-Bajonett EOS-EF möglich war. Dadurch sind die aus dem Objektiv auf den Sensor fallenden Lichtstrahlen fast senkrecht zum Sensor, was die Bildschärfe in den Bildecken insbesondere bei Weitwinkelobjektiven stark verbessert. Außerdem wurde die Zahl der elektrischen Kontakte erhöht, dadurch wurde die Datenübertragungsrate zwischen Kamera und Objektiven stark erhöht, was eine schnellere Fokussierung ermöglicht.
Das RF-Bajonett ist elektrisch rückwärtskompatibel zum EF-Bajonett, so daß an R-Kameras mit einem Adapter die alten EF-Objektive verwendet werden können.
EOS-RF und EOS-M sind hingegen zueinander in beiden Richtungen inkompatibel, eine Adaptierung von RF-Objektiven an M-Kameras oder von M-Objektiven an R-Kameras scheitert am Auflagemaß. Als Canon 2022 quasi ohne vorherige Ankündigung die APS-C-Kameras vom M-Bajonett auf das zu RF kompatible RF-s-Bajonett umstellte und EOS-M auslaufen ließ, endete das nur 8 Jahre gebaute EOS-M-Bajonett in einer technologischen Sackgasse.
Besonderheiten der EOS M5 bei der Verwendung von Objektiven ohne Elektronik
Die EOS M5 ist eine spiegellose Systemkamera, also sollte das Adaptieren von Manuell-Fokus-Objektiven eigentlich problemlos möglich sein. Da aber das Bajonett seit einigen Jahren nicht mehr aktiv vermarktet wird, werden vermutlich keine Objektivadapter mehr hergestellt und nur noch Restbestände abverkauft. Vermutlich war darum mein bestellter Leica-M-auf-EOS-M-Adapter nicht mehr lieferbar. Der Minolta-MD-auf-EOS-M-Adapter war lieferbar, damit habe ich die Praxistauglichkeit der EOS M5 für Altglas getestet.
Erfreulich an der Kamera ist, daß sich sowohl die Anzeige auf dem Display als auch im Videosucher bei Hochformataufnahmen optional so angezeigt werden, daß sie immer lesbar sind, egal wie herum die Kamera gedreht wird. Das kenne ich beispielsweise von meiner Fuji X-E2 her, viele andere Kameras in meinem Fundus machen es leider nicht.
Ebenfalls positiv ist, daß die EOS M5 bei Objektiven ohne Chip eine Belichtungsmessung durchführt und ein konfigurierbares Fokuspeaking hat, beides muß im Systemmenü allerdings erst eingeschaltet werden, ab Werk löst die Kamera ohne Objektiv mit Chip nicht aus. Das Hervorheben der scharfen Kanten ist mehrstufig in der Empfindlichkeit einstellbar, auch die Farbe kann umgestellt werden.
Eine Sucherlupe ist vorhanden, die Vergrößerung kann ebenfalls umgestellt werden. Bei aktivierter Sucherlupe bleibt das Fokuspeaking aktiv. Im Menu kann sogar eingestellt werden, ob es bei der Anzeige der Sucherlupe aktiv ist oder nicht.
Aber ein großes Manko hat die M5: Die Sucherlupe kann nur auf dem Touchdisplay aktiviert werden, ist der Videosucher aktiv, kann nicht mehr zwischen voller Bildansicht und Sucherlupe umgeschaltet werden! Dazu muß jedesmal die Kamera vom Auge genommen werden! Man merkt der Kamera an, daß die Kamera den Videosucher quasi „nachträglich“ eingepflanzt bekommen hat, die Bedienung ist sehr Touchdisplay-lastig. Es gibt auch keine Möglichkeit, die Sucherlupe auf eine der zahlreichen umdefinierbaren Funktionstasten zu legen, diese Funktion ist in den möglichen Tastenbelegungen schlicht nicht vorhanden. Wie ein Handy am ausgestrecktem Arm ist die Kamera ziemlich „wacklig“, somit ist sie eigentlich nur auf einem Stativ sinnvoll mit Altglas nutzbar.
Negativ macht sich natürlich auch der fehlende Bildstabilisator bemerkbar, dadurch werden insbesondere längere Teleobjektive Freihand ziemlich unbenutzbar, bei ihnen herrscht ebenfalls Stativpflicht.
Minolta-Bajonettbezeichnungen im Lauf der Jahre
Das Minolta-Manuellfokus-Bajonett erschien 1958 zusammen mit der SR-2, 1966 wurde es um die Offenblendmessung erweitert, seitdem hieß es Minolta MC-Bajonett (MC = Meter Coupled), 1977 erfolgte mit der SR-Kameralinie die Einführung von Blenden- und Programmautomatik, das modifizierte Bajonett bekam die Kennzeichnung „MD“. Darum kennzeichnen die Anbieter von Objektivadaptern heutzutage die für Minolta-Manuellfokusobjektive immer mit diesen beiden Buchstaben, wobei die älteren MC- und SR-Objektive auch verwendet werden können.
Optisch sind die jüngsten Objektive aus der MD-Ära am besten, mechanisch und von der Bedienung her sind die MC-Objektive die besseren, denn nach 1977 wurde Metall durch Kunststoff ersetzt, die MD-Objektive sind darum zwar leichter, aber ihre Bedienung ist meist nicht so „smooth“ und perfekt, wie die MC-Objektive davor, die den mechanischen Höhepunkt in der Minolta-Objekivfertigung darstellen.
„Rokkor“ war der Name, den Minolta über Jahrzehnte fast allen seinen Objektiven gab, so wie Nikon „Nikkore“baute, Pentax „Takumare“ herstellte oder bei Olympus „Zuiko“ eingraviert wurde.
Und wie immer der Hinweis, das die meisten käuflichen günstigen Objektiv-Adapter immer etwas „zu kurz“ sind, d. h., der Adapter ist etwas kürzer als die Differenz der Auflagemaße der beiden Bajonette. Beispielsweise hat das Minolta-MD-Bajonett ein Auflagemaß von 43,5 mm und EOS-M 18mm. Die Differenz beträgt 25,5mm, der von mir gekaufte Adapter hatte nur circa 25,3mm. Das macht die Herstellung für den Hersteller einfacher, denn die Fertigungstoleranzen können größer sein.
Aber: Die Entfernungsangaben der Objektiv-Fokusskala stimmen bei zu kurzem Adapter nicht mehr mit der Wirklichkeit überein. Beispielsweise mußte ich das 135er Rokkor für Hunderte von Metern entfernte Objekte auf etwa 30 Meter einstellen. Bei den meisten Objektiven macht das nichts, man kann lediglich nicht einfach für entfernte Motive auf „Unendlich“ drehen, denn es gäbe dabei unscharfe Bilder.
Gute und lichtstarke Weitwinkelobjektive haben sogenannte „Floating Elements“, die passend zur Entfernung verstellt werden, damit die Bildfeldwölbung des Objektivs bei Naheinstellung passend korrigiert wird. Bei diesen Objektiven ist es beim Fotografieren mit großen Blendenöffnungen entscheidend, daß eingestellte und wahre Motiventfernung übereinstimmen, ansonsten sind die Bildränder und besonders die Bildecken sehr unscharf. Bei meinen Adapter habe ich die fehlenden 0,2mm wie üblich durch Paßbleche für den Maschinenbau ausgeglichen, so daß die Floating Elements des hier gezeigten 2/28 korrekt eingestellt werden können. Um mit diesem Objektiv bei Offenblende scharfe Bildecken zu bekommen, muß das Auflagemaß auf 0,01mm stimmen, 0,05mm ist schon zu viel, 0,2mm ergibt bei Blende 2 in den Bildecken nur „Matsch“, also eine sehr unscharfe Abbildung.
Minolta MC W.Rokkor 2,0/28mm
Das gezeigte 2,0/28mm ist ein mehrschichtvergütetes MC-Objektiv und wurde nur von 1975 bis 1977 gebaut, um dann bereits durch eine neugerechnete MD-Version ersetzt zu werden. Es hat Floating Elements für bessere Bildschärfe in den Bildecken im Nahbereich.
Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand kostet es zwischen 150 und 200 Euro.
Das Objektiv ist am Cropsensor der M5 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Der Bildwinkel entspricht einem 45mm-Objektiv. Ein Traum von Objektiv, sowohl aufgrund der Abbildungsleistung als auch von der haptischen Anmutung.
Minolta MD W.Rokkor 35 mm 1:2,8
Das MD 2,8/35mm ist ein mehrschichtvergütetes MD-Objektiv und wurde nur von 1977 bis 1981 gebaut, um dann durch eine optisch identische, aber mechanisch noch einfachere MD-III-Version ersetzt zu werden.
Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand liegt es zwischen 50 und 150 Euro.
Das Rokkor ist am Cropsensor der M5 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß leicht unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Der Bildwinkel entspricht einem 56mm-Objektiv. Ein sehr gutes Objektiv, optisch exzellent, mechanisch leider nicht ganz so gut.
Minolta MC Rokkor-PF 1,7/50mm
Das gezeigte 1,7/50mm ist ein mehrschichtvergütetes Objektiv, vollständig in Metall gefasst und wurde von 1973 bis 1977 hergestellt, um dann als MD-Version optisch unverändert, aber mit geänderter Fassung weitergebaut zu werden. Ich zeige drei verschiedene Exemplare, sie unterscheiden sich fast nicht, lediglich ist die Vergütung während der Bauzeit geändert worden, die Frontlinse der jüngeren Exemplare schimmert grünlich, das spätere rötlich.
Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand liegt es zwischen 30 und 60 Euro. Vor etwa 10 Jahren war es noch erheblich billiger zu bekommen bzw. wurde Minolta-SLR-Kameras als „gläserner Gehäusedeckel“ quasi kostenlos beigepackt. Inzwischen sind aber die Minoltakameras wieder sehr begehrt, so daß ein Gebrauchtkauf Kamera+Objektiv meist teurer ist als das Objektiv allein.
Der Bildwinkel entspricht einem 80mm-Objektiv. Wie fast alle japanischen Doppelgruß-Objektive der 1960er bis 2000 er Jahre ist es leicht abgeblendet über jeden Zweifel erhaben, auch mechanisch ist es ein Traumobjektiv. Bekanntlichermaßen ließ Leica etliche Objektive für ihre R-Spiegelreflexkameras von Minolta berechnen und fertigen. Zwar nicht dieses Normalobjektiv, aber beispielsweise das Telezoom 1:4/70-210 mm.
Minolta MC Tele Rokkor-PF 2,8/135mm
Das gezeigte 2,8/135mm ist ein mehrschichtvergütetes Objektiv, vollständig in Metall gefasst und wurde nur von 1973 bis 1977 gebaut, um dann bereits durch eine neugerechnete Version ersetzt zu werden.
Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand liegt es zwischen 40 und 60 Euro. Vor etwa 10-15 Jahren war es noch erheblich billiger zu bekommen. Auch hier haben sich die Preise wie für viele alte Objektive erhöht.
Der Bildwinkel entspricht einem 216mm-Objektiv. Auch für dieses Rokkor gilt: mechanisch eine „Sahneschnitte“, optisch auch heute noch gut nutzbar, sofern etwas abgeblendet wird.
Alle Beispielaufnahmen entstanden bei Zeit- und ASA-Automatik, gespeichert als CR2, konvertiert mit Canon DPP 4, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte und die Aufnahmeparameter einmontiert. 28 und 35mm wurden Freihand aufgenommen, 50 und 135mm mit einem Stativ.
Fazit
Die verwendeten Minolta-Objektive sind über jeden Zweifel erhaben, obwohl die Auflösung der M5 auf volles Kleinbild hochgerechnet 61,5 Megapixel beträgt, denn die EOS M5 nutzt ja nur die guten Bildmitten und blendet die Objektivränder aus.
Jedoch ist die EOS M5 für Altglas-Fans nicht die richtige Kamera. Man kann mit ihr manuelle Objektive ohne Chip nicht sinnvoll fokussieren, es sei denn, man verwendet ein Stativ. Bei langen Brennweiten fehlt für Freihand-Einsatz der Bildstabilisator in der Kamera und die Umschaltung zwischen Gesamtbild und Sucherlupe ist fummelig, weil es nur durch Tippen auf eine kleine Stelle des Touchdisplays geht. Letztlich bin ich froh, daß ich nur einen Adapter geliefert bekommen habe, weitere werde ich auch nicht mehr bestellen. Zukünftig werde ich die M5 dafür einsetzen, wofür sie gut geeignet ist: für die Benutzung meiner EF-s-Objektive im Autofokusmodus.
Christian Zahn, November 2025
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| Autor: | Ralf Jannke |
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| Erstellt: | 8.11.2025 |









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