Christian Zahns Manuellfokus-Objektivkanon 2022 an der 24 Megapixel Vollformat-DSLM Nikon Z5
Ich habe im Laufe von über einem Jahr eine große Zahl Manuell-Fokus-Objektive an der Nikon Z5 ausprobiert und hier auch vorgestellt. Mein Ziel war das Aufstellen eines „Objektivkanons“, also das Herausfinden, welches Objektiv einer Brennweite an der spiegellosen Systemkamera mit 24 Megapixel die schärfsten Aufnahmen machen kann. Im Weitwinkelbereich war mir klar, daß an der Z5 durchaus nicht die besten Objektive, die es für Film gab, die besten digitalen Ergebnisse liefern könnten, da die Anforderungen eines digitalen Bildsensors insbesondere im Randbereich andere sind, als es für Film gerechnete Objektive leisten können. Das Stichwort ist „Corner Smearing“, hier im Digicammuseum in meinen Texten schon oft erwähnt und bei den Olympus-Objektiven etwas ausführlicher erklärt.
So schnitten bei meinen Tests z. B. die zu den besten Weitwinkel-Objektiven für Film zählenden Leica-M-Objektive Elmarit M 21mm und 28mm sowie das Summicron M 2/35 Asph an der Z5 im Randbereich nicht besonders gut ab. Editor Ralf Jannke meinte zwar zu meinen Testbildern mit dem 21er: „Ist doch brauchbar!“. Aber meine Ansprüche sind sehr hoch, da ich oft dokumentarische Aufnahmen von später nicht mehr vorhanden sein werdenden Gebäuden bzw. Industrieanlagen mache, und dann sollten die Bilder Schärfe bis in die Ecken haben, weil es keine Gelegenheit geben wird, die Aufnahmen zu wiederholen. Als Beispiel seien hier die letzten Bergwerke des Ruhrgebiets genannt, die im Jahr 2022 bis auf wenige Reste verschwunden sind und die ich ist ca. 1998 dokumentierte.
Im Gegenzug gab es bei meinen Tests auch positive Überraschungen, einige alte „Glasschätzchen“ habe ich „just for the records“ mitprobiert und sie stellten sich dann als sehr scharf zeichnend heraus. Dazu zählt z. B. ein Canon FD 24mm sowie ein Minolta Rokkor 35mm, die nur sehr geringes „Eckenschmieren“ aufweisen. Letzteres ersetzt mein zuvor in Kanon gehaltenes Zeiss Jena Flektogon 35mm.
Ein modernes Objektiv findet sich ebenfalls im Kanon, das aktuelle Nikkor Z 28mm mit Autofokus hat das manuelle Distagon von Zeiss verdrängt. Die telezentrische Objektivkonstruktion sorgt bereits bei Offenblende für eine dem alten Objektiv überlegene Bildschärfe. Leider paßt das Nikkor Z systembedingt nur an die Nikon Z5, so daß ich das Distagon 28 an anderen spiegellosen Systemkameras weiterhin einsetzen werde.
Erwartungsgemäß ist der 50mm-Brennweitenbereich mit vielen guten Objektiven abgedeckt, bei dem Normalobjektiv kann ich je nach Lust und Laune aus einer zweistelligen Zahl von Objektiven eines mitnehmen, bei meiner Arbeitsblende 8 sind nur recht wenige „Gurken“ im Bestand aufgetaucht, meistens stammen sie von Hausmarken-Lieferanten wie Porst, Revue, Neckermann usw., sind mehr oder minder obskurer Herkunft (z. B. aus Russland, der Ukraine, frühe koreanische oder chinesische Objektive) oder sind lichtschwache 1:2,8/50er it nur 3 oder 4 Linsen.
Wie ich erwartet hatte, ist der Telebereich ebenfalls recht problemlos, auch dort kann ich für jede Brennweite aus einigen verschiedenen Objektiven auswählen.
Fazit: für jede Brennweite von 24 bis 200 Millimeter habe ich das jeweils beste manuelle Objektiv herausgesucht. Und wenn ich Lust habe, schweres AF-Glas zu schleppen (was ich allerdings immer weniger habe, man wird ja nicht jünger…), kann ich aus meinen 1:2,8-Zooms des Nikon AF-S-Systems den Brennweitenbereich 14-200mm abdecken und mit einem 1:4 300er nebst 1,4-fach Telekonverter abrunden. Dann habe ich auch Autofokus und (wenn gewünscht) Programmautomatik dank Nikon FTZ-Adapter.
Ich stelle im folgenden meinen aktuellen Objektiv-Kanon in steigender Brennweiten - Reihenfolge vor.
Canon FD 2,8/24 S.S.C.
Ein klassisches FD-Objekiv, also fast ausschließlich aus Metall gebaut. FD-typisch gibt es eine Bajonett-Streulichtblende, die sogar mit Filz ausgekleidet ist. S.S.C. steht für die neuere, bessere Mehrschichtvergütung (Super Spectra Coating).
Der Entfernungsring bewegt sich dank der Materialpaarung Messing und Aluminium seidenweich, der Einstellweg ist mit 120° erfreulich groß. Die Blende rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Das Objektiv hat einen Durchmesser von 65mm, eine Baulänge ab Bajonettauflage von 55mm und wiegt 325 Gramm. Das beim Fokussieren nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm. Der originale Frontdeckel ist bereits vom Snap-In-Typ, er kann auch bei angesetzter Streulichtblende abgenommen werden.
Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist komplett aus Metall gefertigt und recht schwer. Es ist ein Retrofokus-Objektiv, da sonst das Auflagemaß von 42mm nicht möglich wäre und die Hinterlinse mit dem Schwingspiegel der Canon-Kameras kollidieren würde.
Das Objektiv ist am Vollformat-Sensor der Z5 und Offenblende an den Bildrändern recht unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Aufgrund des „Corner Smearings“ der Z5 werden die äußersten Bildecken auch bei Blende 16 nicht ganz scharf, bleiben aber erträglich. Ca. 250 Pixel von den äußersten Bildecken entfernt ist das Bild bereits ausreichend scharf.
Das Objektiv verzeichnet leicht, aber tolerabel.
Das Objektiv ist inzwischen gesucht und ziemlich teuer geworden, die S.S.C.-Version liegt meist deutlich über 200 Euro, die älteren und einfacher vergüteten Varianten sind oft preiswerter zu bekommen. Die originale Streulichtblende einzeln nachzukaufen ist ein teures „Vergnügen“, man sollte darauf achten, daß die Blende im Lieferumfang des Objektivs enthalten ist oder eine aus dem heutigen Zubehörhandel zum Einschrauben erwerben. Laut meiner Erinnerung erwarb ich das Objektiv 2018 für weit unter 100 Euro inkl. Streulichtblende.
Das 24er FD zählt zu meinen Überraschungen, ich hatte nicht erwartet, daß ein ca. 50 Jahre altes Superweitwinkelobjektiv in den Bildecken an einer digitalen Systemkamera eine solch hohe Schärfe aufweisen könnte.
Z-Nikkor 2,8/28
Diese Objektiv ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt, auch das Objektivbajonett. Trotzdem darf man es nicht als „Plastebomber“ titulieren, denn die verwendeten Materialien sind kein „Plastikbecher-Material“, sondern Hochleistungs-Kunststoffe. Daß „Vollplaste-Objektive“ allgemein keinen guten Ruf geniessen, liegt daran, daß „Setobjektive“, also zusammen mit einer Kamera zusammen verkaufte recht lichtschwache Zooms häufig ein „Plaste-Bajonett“ haben. Aber auch diese „Setscherben“ sind oftmals optisch wesentlich besser als ihr Ruf, allerdings gibt es leider auch „Gurken“ in dieser Klasse, die den Ruf der Kunststoffbajonettobjektive nachhaltig ruiniert haben.
Aber nur weil ein Objektiv ein Metallbajonett hat, muß es noch lange nicht gut sein, es gibt auch etliche schlechte Objektive mit Metall-Bajonett. Somit sollte auch das Nikkor Z unvoreingenommen betrachtet werden. Außerdem ist es im Vergleich zu den meisten anderen Z-Nikkoren sehr preiswert, das „nifty Fifty“ 1,8/50 Z-Nikkor z. B. kostet satte 709 Euro UVP!
Zum Nikkor-Z 28mm gibt es keine originale Streulichtblende, weder im Lieferumfang noch zum Nachkaufen. Diese Entscheidung ist erstaunlich, sind doch sonst die billig hergestellten extra zu kaufenden Blenden ein gutes Geschäft gewesen, da sie teilweise für 30 Euro und mehr verkauft wurden. Ein Bajonett zur Streulichtblendenmontage fehlt, aber jede billige Streulichtblende aus dem Zubehörhandel lädt sich in das Filtergewinde einschrauben, sowohl metallene Weitwinkelstreulichtblenden als auch solche aus Gummi. Mit meinen 52mm-Weitwinkelblenden läßt sich die Kamera nicht mehr hinstellen, da die Blende über die Objektivunterkante heraussteht, deshalb nutze ich eine mehrfach „faltbare“ Gummiblende, die in der ersten „Faltung“ nicht vignettiert, mit dieser Gummiblende läßt sich die Kamera hinstellen, außerdem gibt die Blende beim „Anstupsen“ nach, somit wird das Kunststoff-Filtergewinde geschont.
Einen eingebauten Bildstabilisator hat das Nikkor Z 28 nicht, der in der Z5 eingebaute ist völlig ausreichend. Beim Einsatz an der APS-C-Cropkamera Z50 wird aus dem Nikkor ein 42mm-äquivalentes Objektiv, an dieser Kamera macht sich der fehlende Objektivstabilisator leider bemerkbar, denn die Z50 hat keinen eigenen verbaut.
Das Objektiv besteht äußerlich aus leicht mattem bzw. strukturiertem Kunststoff, der sich wertig anfühlt. Leider nimmt diese leicht rauhe Oberfläche Staub und Ähnliches allzugerne an, wie man an den obigen Bilder sehen kann. Die Frontlinse ist winzig klein, man kaum glauben, daß das Nikkor Offenblende 2,8 hat, mit ähnlich kleinen Vordergliedern sind etliche andere Linsen mit lediglich 1:5,6 bzw. sogar nur 1:8 erhältlich. Da das Nikkor Z 28 jedoch aufwendig mit 9 Elementen in 8 Gruppen mit 2 aspärischen Linsenflächen konstruiert ist und das Hinterglied im Durchmesser fast so groß ist wie die Sensordiagonale, ergibt sich ein telezentrischer Strahlengang, d. H. die Lichtstrahlen treffen fast senkrecht auf den Sensor, auch in den kritischen Bildecken.
Das Nikkor ist mehrschichtvergütet, da aber das Wort „Nanokristallvergütung“ in den Marketingtexten nicht erwähnt wird, handelt es sich vermutlich „nur“ um eine normale Mehrfachvergütung, nicht um die Nikoneigene Hochleistungsvergütung.
Der Durchmesser beträgt 70mm, die Länge ab Bajonett 43mm. Dank Innenfokussierung ändert sich die Länge beim Scharfstellen nicht. Das Filtergewinde hat die Nikontypische Größe 52mm. Die Naheinstellgrenze von 18 cm ab Sensorebene ist sehr kurz, man erreicht einen Abbildungsmaßstab von ca. 1:4,5, das Motiv „klebt“ dann allerdings nur ca. 12 cm vor dem Objektiv. Mit lediglich 155 Gramm ist das Nikkor leicht und fällt an der Z5 kaum auf.
Was nicht zu sehen ist, aber in den Objektivbeschreibungen erwähnt wird: Es sind etliche Dichtungen gegen Eindringen von Spritzwasser verbaut, jedoch am Bajonett leider nicht, die Kombination aus Objektiv und Kamera ist somit weder wasserdicht noch wirklich spritzwasserfest. Aber man muß das in Relation zum Verkaufspreis sehen, wasserdichte Objektive sind erheblich teurer.
Ein mechanisches Bedienelement hat das Objektiv nicht, hingegen einen elektrischen Drehring, dessen Funktion im Kameramenü umdefiniert werden kann. Er hat leider keinen Widerstand beim Drehen, somit gibt es keine „Clickstops“. Beim Einsatz als Blendenring oder zur Verstellung der Kameraempfindlichkeit muß also auf die entsprechende Anzeige im Sucher bzw. auf dem Display geachtet werden, ein “blindes“ Verstellen um eine halbe oder ganze Blende ist nicht möglich (das klappt nur mit den rastenden Drehrädern der Kamera). Auch bei der Belichtungskorrektur als Ringfunktion fehlt mir die Rastung, dazu nutze ich lieber ein rastendes Drehrad der Z5.
Beim Einsatz des Ringes zur Schärfeneinstellung ist die widerstandslose Drehbewegung jedoch ideal, zumal die Kamera auch noch die Drehgeschwindigkeit auswertet, so daß mit einer schnellen und kurzen Drehbewegung zwischen Nah- und Ferneinstellung gesprungen werden kann, während langsame Bewegungen in Verbindung mit der Sucherlupe zur präzisen Scharfeinstellung benutzt werden können.
Außerdem ist zum manuellen Fokussieren keine Umschaltung im Kameramenü erforderlich, der Ring kann jederzeit bewegt werden, die Kamera schaltet dann selbst vom AF- in den MF-Modus um. Bei halb gedrücktem Auslöser läßt sich bei der Z5 auch noch die Sucherlupe zuschalten und dann ggf. mit dem elektrischem Fokusring nachfokussiert werden, wobei dank Fokus Peaking die scharfen Bilddetails klar hervorgehoben werden.
Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende über das gesamte Bild bereits recht scharf, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe der Bildecken weiter, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten, auch wenn die Kamera bei intern erzeugten JPEGs mit Schärfungstricks gegensteuert. Ausgereizt wird der 24-Megapixel-Sensor auch schon bei Offenblende, denn das Objektiv wurde für den wesentlich höher auflösenden Sensor der Nikon Z7-II gerechnet.
Die Vignettierung bei Offenblende ist mehr als deutlich, unkorrigiert erreicht der Helligkeitsabfall in den Bildecken mehr als 50%, der Nikoneigene RAW-Konverter und die kameraintern erzeugten JPEGs steuern durch Aufhellung der Bildecken gegen, der Effekt ist abhängig von der Einstellung dieser Korrektur im Kameramenü.
Die chromatischen Aberrationen sind bereits bei Offenblende bis auf die äußersten Bildecken kaum sichtbar, abgeblendet sind sie vernachlässigbar.
Die Verzeichnung des Objektivs ist erstaunlich gering, wenn man die von der Z5 erzeugten JPEGs oder die mit Nikon Capture NX gewandelten RAWs betrachtet. Mit freien Konvertern wie z. B. Darktable kann man die „wahre“ Verzeichnung sehen, sie ist etwas stärker, aber nicht dramatisch. Wenn es das Motiv nicht erfordert, kann man die Korrektur abschalten, und dadurch mehr Bildschärfe in den Bildecken bekommen, da die „Pixel nicht geschoben“ werden.
Ein Hinweis: es gibt eine optisch identisch, jedoch anders aussehende Version, die zusammen mit der Nikon Z fc vorgestellt wurde und für 350 Euro UVP angeboten wird. Dieses Nikkor Z 2,8/28 SE orientiert sich im Aussehen an den klassischen Nikon-Objektiven aus der Manuellfokus-Ära, so ist der Fokusring z. B. „gewaffelt“ und vor ihm sitzt ein schmaler silberner Zierring.
Minolta MD W.Rokkor 35 mm 1:2,8
Das Rokkor ersetzt in meinem Objektivkanon das ältere Zeiss Jena Flektogon 35mm,
Laut Artaphot.ch ist das Objektiv im Jahre 1975 neu gerechnet worden und hat 5 Elemente in 5 Gliedern. Der Vorgänger mit 7 Elementen in 6 Gliedern gilt als anfällig für eine verharzte und somit langsam laufende bis unbewegliche Blende, dieses Problem hat der hier vorgestellte Nachfolger nicht.
Das MD 2,8/35mm ist ein mehrschichtvergütetes MD-Objektiv und wurde nur von 1977 bis 1981 gebaut, um dann durch eine optisch identische, aber mechanisch einfachere MD-III-Version ersetzt zu werden. „Rokkor“ hießen fast alle Minolta-Objektive, das „W“ davor weist auf ein Weitwinkel-Objektiv hin.
Der geriffelte Entfernungsring läuft inzwischen ein wenig stramm und von ganz leisen kratzenden Geräuschen begleitet, der Einstellweg ist mit 220° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze von 0,3 Metern ist erstaunlich kurz. Die Blende rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die originale Streulichtblende wird in das Filtergewinde (49 mm) geschraubt.Das Objektiv hat einen Durchmesser von 64 mm, eine Baulänge ab Bajonett von ca. 39 mm und wiegt 170 Gramm. Beim Fokussieren auf die Naheinstellgrenze wird es ca. 6mm länger. Der originale Objektivdeckel ist ein Aufstülp-Typ, kein Schnapp-Deckel. Es sind sowohl Tiefenschärfen-Markierungen als auch ein Fokuspunkt für Infrarot vorhanden.
Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist fast vollständig aus Metall gefertigt, lediglich der Blendenring ist aus Kunststoff. Er hat einen weiteren Mitnehmer, anhand dessen Minoltakameras mit Blenden- bzw. Programmautomatik die kleinste eingestellte Blende erkennen, jedoch läßt sich der Ring nicht in dieser Stellung verriegeln (das wurde erst 1981 mit der MD-III-Fassung eingeführt).
Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, bei den meisten Motiven dürfte es nicht stören.
Das Rokkor ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß etwas unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die äußersten Bildecken sind ab Blende 5,6 nur noch gering vom „Corner Smearing“ betroffen. Die bei Offenblende vorhandenen chromatischen Aberrationen verschwinden ab ca. Blende 5,6-8 fast vollständig.
Nikon Ai-Nikkor 1,8/50mm
Wie oben beschrieben kann ich aus etlichen 50er Normalobjektiven eines auswählen, daß ich an der Z5 als manuelles 50er nutzen möchte. Das Nikon AF-D 1,8/50 ist zwar optisch noch besser als das Ais-Nikkor und kann am FTZ-Adapter bei Offenblende fokussiert werden, aber da es ein Autofokus-Objektiv ist, läßt sich der Fokusring sehr leicht verstellen, so daß er sich auch ungewollt von selbst in Bewegung versetzt. Das letzte 1,8/50 Ais-Nikkor „Pancake“ ist bei Offenblende optisch ebenfalls geringfügig besser als das hier gezeigte Ai-Nikkor, aber das ältere Nikkor ist mechanisch ein traumhaft gutes Objektiv und läßt sich exzellent scharfstellen.
Ebenfalls in Frage kämen ein 1,7/50 Minolta MC-Rokkor, ein Canon FD 1,8/50, ein Contax Planar 1,4/50 oder ein Pentax SMC-M 1,7/50; aber das Ai-Nikkor nehme ich am liebsten an der Z5 auf Fototouren mit.
Das 1977 zusammen mit der damals neuen Ai-Blendenmitnehmer-Kupplung eingeführte Objektiv hat gegenüber seinen Non-Ai-Vorgängern keinen neu gerechneten optischen Aufbau, nur die Mehrschichtvergütung wurde etwas verbessert. Wie alle Nikkore bis etwa 1995 stammt es komplett aus Japan.
Das Objektiv ist ab Bajonettauflage ca. 45mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 63mm und wiegt 210 Gramm. Das gesamte Objektiv ist aus Metall gefertigt.
Sein optischer Aufbau ist wie bei vielen japanischen Normalobjektiven ein Doppelgauß-Typ mit 6 Elementen, die einen symmetrischen Linsenschnitt vor und hinter der Blende haben. Diese Objektive wurden ab etwa 1960 von diversen Herstellern gebaut, darunter natürlich auch die „Big Five“, also Canon, Nikon, Minolta, Olympus und Pentax. Sie waren den deutschen Planaren und Summicronen ebenbürtig, aber dank größeren Stückzahlen und anfangs niedrigeren Lohnkosten erheblich preiswerter. Neutrale Testberichte aus den 1960ern in deutschen Fotozeitschriften finden sich kaum, erst in den 1970ern gab es z. B. im Fotomagazin Testcharts, die den Japan-Objektiven ihre Qualität auch bescheinigten.
Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Dank Geradführung dreht sich das Gewinde beim Fokussieren nicht mit. Da die Frontlinse sehr tief in der Fassung liegt, ist auch ohne Streulichtblende ein gewisser Schutz gegeben. Der Fokusring ist breit und mit einer Riffelung aus Gummi versehen, er läuft dank idealer Materialpaarung der Fokusschnecke (Messing und Aluminium) seidenweich und hat die perfekte Friktion. Mit ca. 90° Einstellweg ist der Fokus recht feinfühlig einstellbar, die Naheinstellgrenze beträgt 0,45 Meter. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden. Der Blendenring rastet leider nur in ganzen Blendenstufen.
Das Objektiv liefert erwartungsgemäß ab etwa Blende 4 eine sehr gute Schärfe, es kann dann den 24-Megapixel-Sensor der Nikon Z5 ausreizen. Bei Offenblende sind erwartungsgemäß insbesondere die Bildränder sichtbar unscharf. Chromatische Aberrationen treten nur gering auf. Die Verzeichnung ist vernachlässigbar.
SMC Pentax-M 1:3,5/135
Dieses 135er wurde von 1977 bis 1986 für die Pentax ME gebaut. Diese Kamera war etwas kleiner und leichter als die legendäre OM2 von 1974, der bis dahin kleinsten Spiegelreflexkamera für Kleinbildfilm. Weil das 3,5/135 im Gegensatz zu den allgemein üblichen 2,8/135mm-Objektiven nicht sehr lichtstark ist, konnte Pentax es klein und leicht bauen bei trotzdem guter optischer Leistung.
Bei Pentax bedeutet „SMC“ Super Multi Coating, also die Mehrschichtvergütung aller Glasoberflächen.
Der sehr breite und mit geriffeltem Gummi ausgelegte Entfernungsring läuft seidenweich, der Einstellweg ist mit ca. 200° recht lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 1,5 Metern leider etwas zu lang. Die Blende rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die Streulichtblende ist eingebaut und ausziehbar. Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 52mm. Der optische Aufbau besteht aus 5 Elementen in 5 Gruppen. Es ist ein echtes Teleobjektiv, d. h., seine Baulänge ist kürzer als seine Brennweite.
Das Objektiv hat einen Durchmesser von 61 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 67 mm und wiegt 270 Gramm. Beim Nahfokussieren wird es ca. 20 mm länger. Zusätzlich zur roten Ansatzmarke in Bajonett ist auf dem Objektivtubus eine weiße Halbkugel eingelassen, sie wird beim Montieren des Objektivs an der Kamera mit dem Entriegelungsknopf zur Deckung gebracht. Das gesamte Objektiv macht einen sehr wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall und für seine geringe Lichtstärke recht schwer. An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden. Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, bei den meisten Motiven dürfte es nicht stören.
Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende in den Bildecken etwas unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe enorm, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die bei Offenblende vorhandenen leichten chromatischen Aberrationen verringern sich ab Blende 5,6 größtenteils.
Olympus OM-System F.Zuiko Auto-T 1:5 200mm
Das 5/200mm ist das erste 200er Zuiko für die OM-Serie (Silbernase, Single Coated). Auch die gezeigte komplett schwarze Version ist einfach vergütet. Leider fehlt mir der originale Zuiko-Deckel. Ein billiger China-Snap-In-Deckel muß als Ersatz dienen. Die Streulichtblende ist eingebaut, sie läßt sich bei Bedarf herausziehen.
F.Zuiko weist auf den sechsgliedrigen Objektivaufbau hin. „Auto-T“ steht für ein Teleobjektiv mit automatischer Springblende.
Der Entfernungsring geht spielfrei und weder zu leicht noch zu schwer, der Einstellweg mit ist ca. 240° erfreulich lang, der Fokusring ist sehr breit und griffig. Die Blende rastet stufig. Die Naheinstellgrenze ist mit 2,5 Metern leider etwas zu lang. Das nichtmitdrehende Filtergewinde beträgt 49mm, das Objektiv ist ab Bajonettauflage 106mm lang, der Durchmesser beträgt 62mm und das Gewicht 380 Gramm.
Die Offenblende 1:5,0 sorgt an einer analogen OM-Kamera für Abschattungen der Schnittbildkeile bzw. Abdunklung des Mikroprismenkreises, so daß die Scharfstellung schwierig ist. An der digitalen Systemkamera ist die Einstellung dank Hervorhebung der scharfen Motivkanten erheblich einfacher.
Das Objektiv ist am Sensor der Z5 bereits bei Offenblende sehr gut, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe, danach kommt es zu Beugungseffekten. Die Verzeichnung ist meßbar, tritt jedoch nicht sichtbar hervor. Die optische Leistung ist den lichtstärkeren Zuiko 4/200 bzw. 2,8/180 gleichwertig, dem deutlich schweren und teureren 2/180 jedoch unterlegen.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 29.01.2023 |
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