Nach Edward Nobles großartigem Minolta RD-175 Retro-Review
konnte ich gar nicht anders, als meine RD-175 zu reaktivieren, um dabei endlich herauszufinden, wie einfach die von anderen Softwares nicht lesbaren Minolta *.MDC Rohdateien in maximaler Qualität in unkomprimierte TIFF-Dateien konvertiert werden können. Einzige Voraussetzung: Ein Windows 7 Rechner. Ob das Ganze auch unter Windows 10/11 läuft, konnte ich mangels PC nicht ausprobieren, da ich sonst in der Apple Mac Welt zuhause bin ;-)
Nachzulesen im Folgebeitrag von "Aus den Anfangstagen der digitalen Spiegelreflexkamera — 10 Jahre Minolta KonicaMinolta DSLRs, 20 Jahre Geschichte"
"Vor 30 Jahren: Minoltas erste digitale Spiegelreflexkamera RD-175 von 1995"
Und dadurch Lust bekommen — oder: "wenn schon, denn schon" –, wurde die in der selben Alubox gelagerte Minolta Dimage RD 3000, Nachfolgerin der RD-175, mal wieder in Betrieb genommen
Minolta Dimage RD 3000 Innenleben, Funktionsprizip
Wohl wissend, dass mein Exemplar durch einen unreparierbaren Schaden im Strahlengang statt 2,7 Megapixel "Querformat"-Fotos nur "halbe" 1.360 x 1.000 Pixel "Hochformat"-Bilder aufnehmen kann.
Ich habe den unverzeihlichen Fehler begangen, meine funktionierende RD-3000 seinerzeit zu verkaufen, um mit der zweiten RD-3000 dann ein defektes Exemplar zu erwischen. Das immerhin nur einen Spottpreis gekostet hat. Aktuell ist es illusorisch nochmal an eine funktionierende RD-3000 zu kommen. Bei einer Photographica Auktion bekam eine kleine Minolta RD-3000 Ausrüstung den Zuschlag 1.440 Euro. Es muss schon ein tolles Gefühl sein, wenn solche Teile dann ungenutzt in Vitrinen einstauben …
Zurück in die reale Benutzerwelt
In den beiden Beiträgen
- Minolta AnalogDigital-Wandlung
- Minolta Dimâge RD 3000 zum Zweiten – oder: Die unfreiwillige FourThirds (FT) Minolta...
ist die Funktionsweise der RD-3000, der Fehler meines Exemplars und die Unmöglichkeit einer Reparatur beschrieben. Und wie man damit aber trotzdem noch fotografieren kann.
Aktuell wäre zur RD-3000 ein interessantes Minolta 3,5/50 AF Vectis Objektiv V Macro für unter 50 Euro zu haben. Würde ich nehmen, wenn meine RD-3000 einwandfrei laufen würde. Aber so bleibt es uninteressant. Zumal es für die Minolta-Objektive mit dem ebenso exotischen wie erfolglosen Vectis-Bajonett mit einer Ausnahme keine Adaptionsmöglichkeit gibt. Die analogen Vectis SLRs und die dazugehörigen Objektive sind halt Opfer des größten Flops der Fotogeschichte: APS.
Metallfund ;-) Nein, nicht die Goldkontakte, das Bajonett …

Oben eine Ausnahme: Das Bajonett der MINOLTA V APO LENS 80-240mm 1:4(32)-5.6 besteht zumindest teilweise aus Metall! Die Abnutzungsspuren sind ein gutes Zeichen! Das Zoom muss intensiv zum Fotografieren eingesetzt worden sein!
Adaption
Um Vectis Objektive an einer spiegellosen Sony E zu betreiben, bin ich nicht gewillt, 250 Euro für einen Adapter zu investieren, mit dem dann auch noch manuell fokussiert werden muss … Zumal die Vectis Objektive mit wenigen Ausnahmen bis zum Bajonett überwiegend in Kunststoff gefertigt sind, und ungeachtet der Abbildungsqualität entsprechend billig wirken.
Sowie schon im Funktionscheck der Minolta Dimage RD-3000 in 2023 beschrieben, ist von den 2,7 Megapixel Nennauflösung der RD 3000 nur rund die Hälfte nutzbar: 1.360 x 1.000 Pixel.
In den Texten hatte ich verschiedene Zahlen an Restauflösung genannt. 1.984 x 1.360 Bildpunkte = 2,7 Megapixel liefert eine Minolta Dimage RD 3000. Die Hälfte wären 1.360 x 992 Bildpunkte. Bei 992 Pixels ist der Fehler, das in den Strahlengang ragende Teil, immer noch sichtbar. Ich habe es final auf 1.360 x 960 Punkte = 1,3 MP reduziert, und damit alle der letzten aufgenommenen Fotos per Stapelverarbeitung (Batch) auf diese Zahlen gebracht.
Speicherkarten- und Datenhandling
Im Vergleich zur Minolta RD-175 vollkommen unkompliziert! LINK
Aktuell ist meine Minolta Dimage RD 3000 mit einer 512 MF CompactFlash bestückt. Was übrigens auch das Maximum ist, eine 1 GB CF wird verweigert. Auf die 512 MB CF passen wahlweise:
- 62 Fotos unkomprimiert S.FINE TIFF
- 311 1:5 FINE JPEG
- 587 1:10 STD. JPEG
- 913 1:15 ECON. JPEG
Das 1:1 TIFF/S.FINE Speicherformat ist reine Speicherplatzverschwendung verbunden mit doppelt langen Speicherzeiten. Um das im TIFF-Format aufgenommene Foto anzeigen zu können, braucht es fast eine halbe Minute. Die JPEGs werde in der halben Zeit, nach ca. 15 s angezeigt. 1:5 (JPEG) FINE ist das Format der Wahl! Selbst bei (unsinniger) 400 Prozent Monitorvergrößerung ist kein Unterschied zwischen unkomprimiert 1:1 und komprimiert 1:5 zu erkennen. S.FINE wäre nur interessant, wenn in höherer Farbtiefe – 36/48 bit – gespeichert würde, was nicht der Fall ist.
Was ist noch wichtig zur RD 3000?
Wie die RD-175 erzeugen Strahlenteilung und Relaisoptik eine System-Lichtstärke von nur f/6,7. Also egal, welches Objektiv höherer Lichtstärke montiert ist, es bleibt bei f/6,7. Aus dem Grund betreibe ich die RD 3000 wie die RD-175 auch fast nur in Programmautomatik. Im Unterschied zur RD-175 mit ihrer festen Empfindlichkeit von ISO 800 bietet die RD 3000 gemäßigte ISO 200, die bei Bedarf auf ISO 800 verstärkt werden kann. Nur beim 80-240 mm Zoom gehe ich bei den langen Brennweiten für schnelle, verwacklungssichere Verschlusszeiten auf Zeitautomatik mit Offenblende.

Zu Halb-Format und Kamerahaltung
Jahrzehnte nach der im Foto einmontierten analogen 18x24 mm Negativformat FUJICA Half 1.9 kopiert sich Fuji selbst und präsentiert mit der Fujifilm X half – X-HF1 – sein uraltes Konzept.
Am "Haus der Natur" gut zu erkennen: Die rechte Häfte ist "weg" …
Mit gewohnter horizontaler Kamerahaltung fotografiere ich Hochformatfotos. Um Querformat zu fotografieren, muss die Kamera ins Hochformat gedreht werden. Nicht anders als die FUJICA Half 1.9 oder eben meine teildefekte Minolta Dimage RD 3000! In der Abbildung markiert: Der dunkelrote Teil wird fast komplett schwarz belichtet, der hellrote Teil zeigt das aufgenommene Foto, wie es sein soll. Statt 2,7 Megapixel bekomme ich die Hälfte: 1.360 x 960 Pixel Fotos. Geht mit etwas Übung fix!
Vectis System, Brennweitenumrechnungen

Die Minolta Dimâge RD 3000 hat dieselben Funktionen und Zubehörteile wie die Vectis S-1 (S-100), darunter die V-Mount-Objektive. Sie ist mit zwei 1/2" Progressive-Scan-CCD-Bildsensoren ausgestattet, jeder mit einer nativen Auflösung von 1,5 Megapixeln; die Ausgabe wird kombiniert, um eine fertige Bildauflösung von 1.984 x 1.360 Bildpunkten, also 2,7 Megapixel zu erzielen. Das auf der Filmebene erzeugte Bild wird über eine Relaisoptik und einen Strahlenteiler an die CCD-Bildsensoren übertragen; dieser nimmt den zentralen Bildteil des APS-Film C Formats (16,7 x 25,1 mm) im Verhältnis 3:2 auf, wodurch der native Crop-Faktor im Vergleich zu 24 × 36 mm-„Vollformat“-Kameras 1,5-mal so groß ist. Die von mir eingesetzte MINOLTA V LENS 22-80mm 1:4(22)-5.6 hat auf der analogen Minolta Vectis S-1/S-100 eine KB-äquivalente Brennweite von 28-100 mm, was dann gerundet einem Cropfaktor von 1,3 entspricht. Auf der RD 3000 wird daraus ein Zoom mit KB-äquivalenter Brennweite 33-120 mm, Cropfaktor 1,5. Mit diesem Cropfaktor müssen alle Vectis-Objektive umgerechnet werden, die auf der RD 3000 eingesetzt werden.
Minolta Vectis-Objektive
- V 22-80 mm f/4-5.6
- V 25-150 mm f/4.5-6.3
- V 28-56 mm f/4-5.6
- V 56-170 mm f/4.5-5.6
- V 80-240 mm f/4.5-5.6 Apo
und drei als „Prime“ bezeichnete Festbrennweiten:
- V 17 mm f/3.5 RD
- V 50 mm f/3.5 Macro (1:2) (verkauft)
- V 400 mm f/8 Reflex
Fettgedruckt, "italics" meine vorhandenen Vectis Objektive
Von den Festbrennweiten hatte ich nur das 50 mm Makro, was ich aber verkauft habe.
Brennweitenumrechnungen
Die von mir eingesetzte MINOLTA V LENS 22-80mm 1:4(22)-5.6 hat auf der analogen Minolta Vectis S-1/S-100 eine KB-äquivalente Brennweite von 28-100 mm, was dann gerundet einem Cropfaktor von 1,3 entspricht. Auf der RD 3000 wird daraus ein Zoom mit KB-äquivalenter Brennweite 33-120 mm, Cropfaktor 1,5. Mit diesem Cropfaktor müssen alle Vectis-Objektive umgerechnet werden, die auf der RD 3000 eingesetzt werden.
Was bleibt von meinem 22-80/33-120 mm Zoom dann im halben Bildfeld der RD 3000 übrig?
Ausgehend von der halben 16 x 24 mm APS-C Sensorfläche — ich habe einfach das in Nikon Vollformat Systemkameras wählbare DX-Format genommen, das Nikon mit 16 x 24 mm Größe beschreibt. Durch den Beschnitt bleiben davon 16 x 12 mm hoch, bzw 12 x 16 mm quer. Die mit 22 mm Brennweite belichtet werden
Das 24 x 36 mm Kleinbild/Vollformat hat eine Formatdiagonale von 43,3 mm. In meiner "Halbformat" Minolta Dimage RD 3000 habe ich bei 12 x 16 mm belichtbarer Fläche eine Formatdiagonale von 20 mm. Mit den beiden Zahlen ist der Cropfaktor schnell errechnet: 43,3 : 20 = 2,2. Das 22-80 verhält sich auf dieser Fläche also wie ein KB-äquivalentes 48-176 mm Zoom. Und das 80-240 mm APO wird zum starken Telezoom 176-528 mm.
Ich glaube, ich habe das etwas ramponierte aber einwandfrei funktionierende 80-240 APO noch nie benutzt. Da wird es Zeit!
SO wie oben wurde die Minolta Dimage RD 3000 nur ungern abgelichtet ;-)
Minolta war sich sicher bewusst, was für einen "Würfel", "Klotz" man da geschaffen hatte. Und entsprechend "geschickt" wurde die RD 3000 auf der Titelseite des Manuals abgebildet ;-)
Und doch fasziniert diese "sperrige" Minolta heute, 26 Jahre nach ihrer Vorstellung!
Vor dem kleinen Knipsrundgang noch schnell die Spezifikationen der beiden eingesetzten Zoom-Objektive
V-Zoom 4-5,6/22-80
- Vorstellungsjahr 1996
- Abmessungen/Gewicht Ø 62 mm, Länge 73 mm, Filter Ø 49 mm, 195 g
- Optischer Aufbau 12 Linsen in 10 Gruppen, 1 der Linsen asphärisch geformt
- Blendenlamellen: 5, kleinste Blende f/22-32
- Nahdistanz: 0,4 m
V-APO 4,5-5,6/80-240 mm
- Vorstellungsjahr 1996
- Abmessungen/Gewicht Ø 62 mm, Länge 81,5 mm, Filter Ø 46 mm, 240 g
- Optischer Aufbau: 11 Linsen in 9 Gruppen, 2 Linsen mit Anormaler Dispersion (AN/APO)
- Blendenlamellen 7, kleinste Blende f/32-38
- Nahdistanz 1,2 m
Beispielfotos mit der MINOLTA V LENS 22-80mm 1:4(22)-5.6
Eine gute Vorübung, denn mit der längsten Brennweite des 80-240 mm APO — auf dem "halben" Sensor dieser RD 3000 KB-äquivalente 528 mm und Lichtstärke f/5,6 bin ich ganz schnell im Bereich der Verwacklung! Gut bei Bedarf ISO 800 an Bord zu haben!
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Es hat große Freude gemacht, eine Runde mit diesem unförmigen Klotz zu drehen. Beim unbekümmerten Knipsen merkte man aber die Jahre. Was moderne Kameras "wegstecken", wenn es an Kontraste und etwas schwierigere Lichtsituationen geht. Was bei der Minolta Dimage RD 3000 an Lichtern ausfrisst, ist weg. Wo man bei 36/48 bit Rohdateien oft noch etwas rausholen kann. Aber wie vorne geschrieben: Unkomprimierte TIFFs in 8/24 bit Farbtiefe helfen da nicht. Trotz JPEGs wurde in Lightroom bei einigen Fotos geschoben, was die Regler hergaben.
Schade, dass diese RD 3000 einen internen Optik-/Mechanikfehler hat. Denn das, was sie da mit der Resthälfte an Abbildungsqualität abliefert, ist mindestens gut! Und immerhin hat die Beschäftigung mit der RD 3000 dem MINOLTA V APO LENS 80-240mm 1:4.5(32)-5.6 zu seinem ersten Einsatz verholfen …
Ralf Jannke, Juni 2025
Kleiner, wichtiger Nachtrag
Irgendwo hatte ich geschrieben, dass die Bildanzeige auf dem Monitor der RD 3000 nicht funktioniert. FALSCH! Es war meiner Ungeduld geschuldet … Wobei der "QUICK VIEW" per Tip-Schalter, die übersetzt Schnellansicht in der Realität eine "VERY SLOW VIEW", eine sehr laaaangsame Bildkontrolle ist ;-) Aber immerhin ...
Neuen Kommentar schreiben
Autor: | Ralf Jannke |
Mail senden | |
Erstellt: | 8.06.2025 |
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!