Minolta AnalogDigital-Wandlung

Freude an (teil)defekten Kameras?

So lautete die Überschrift eines Kapitels im Beitrag: "Als Ersatzteil/defekt"

Hier ist ein Muster-Exemplar einer (teil)defekten Kamera, die tatsächlich noch Freude macht!

2019 hatte das Digicammuseum.de digitalen Spiegelreflexkameras, die auf ihren analogen, mit speziellem APS-Film zu ladenden Spiegelreflexkameras basierten, einen opulenten Praxisbericht gewidmet: "Kodak/Nikon DCS 315, DCS 330, Minolta Dimâge RD 3000"

Wo die Grundlage dieser aus Sammlersicht interessanten DSLRs entsprechend kommentiert wurde: "Der letzte und gleichzeitig größte Flop der Fotofilmindustrie – APS (Film)". Noch besser beschrieben von Jürgen M. Beckmesser in der Photoscala: "APS: Vom Scheitern eines Format-Putsches"

Während Canon und Nikon als Spiegelreflexkamerahersteller das finanzielle APS-Fiasko wohl wegstecken konnten, dürfte es die Minolta SLR-Bauer deutlich mehr gebeutelt haben. Hatten Canon und Nikon in den APS-Film SLRs ihre Objektivanschlüsse/-bajonette einfach beibehalten, entwickelte Minolta mit der Vectis SLR-Linie ein neues Bajonett mit neuen Objektiven. Oben in einer kleinen Auswahl zusehen. Montiert auf die analoge APS-Film Vectis S1 und die digitale Dimage RD 3000. Komplett aufgelistet im Praxisbericht: "Minolta Dimâge RD 3000 zum Zweiten – oder: Die unfreiwillige FourThirds (FT) Minolta..." Objektive, die heute fast wertlos sind, denn keiner hat sich die Mühe gemacht, einen Adapter zu bauen, mit dem die Vectis-Objektive anderweitig verwendet werden können. Selbst Minolta bot keinen Adapter, mit dem "normale" Minokta Objektive auf der Verctis bzw. RD 3000 verwendet werden konnten. Einen unabhängigen Anbieter hat es gegeben, der einen Adapter anbot. Heute ist davon im Internet kaum noch eine Spur zu finden …

Egal, ich widme meiner halbdefekten Minolta Dimage RD 3000 jetzt ein kleines Update. Ausführliche Beschreibungen schenke ich mir, im eben genannten Praxisbeitrag ist alles zur Minolta Dimage RD 3000 gesagt.

Nicht nur das deutsche Harz Mittelgebirge hat seinen "Brocken". Das konnte Minolta auch – einen Brocken bauen ;-)

Gerne wurde die RD 3000 so wie im linken Foto abgelichtet. So konnte man nicht sofort erkennen, was für ein Riesenteil diese Digital-SLR ist …

Und die hässliche Beklebung? Trotz Reparaturanleitung hatte ich rechtzeitig die Reissleine gezogen und den Versuch aufgegeben die RD 3000 zu öffnen. Zu öffnen, um an das Innerste zu kommen, da ein Bauteil in den Strahlengang ragt, und es deshalb nur "halbe" Fotos gibt. Ein aussichtloses Unterfangen! Lieber mit der halbkaputten Kamera ein paar halbe Fotos aufnehmen, als die nach vergeblichem Reparaturvesuch ganz kaputte Kamera nur noch als Belegexemplar wegzustellen …

    Reparatur durch einen Laien? Aussichtslos!

    Im roten Kreis markiert, das müsste die Einheit bestehend aus Strahlenteiler, Relais-Vergrößerungsoptik(?) und den zwei 1/2“ CCD-Sensoren von 6,4 x 4,8 mm Größe und 1,5 MP Auflösung sein. Daraus errechnet die RD 3000 Kamerasoftware die finalen 2,7 Megapixel. Zusammen mit einer Relais-/Vergrößerungsoptiken entspricht das Ganze zum Schluss dem Format des 15 x 23 mm APS-Sensors. Die Brennweite der vorhandenen Objektive mus mit dem Faktor 1,5 multipliziert werden!

      Doch noch gefunden! Das ist – wahrscheinlich – der Strahlengang innerhalb der Minolta RD 3000

      Ich kann es nicht mit letzter Sicherheit sagen, aber verglichen mit der Skizze aus der Reparaturanleitung von darüber, könnte das wirklich der Strahlengang der Minolta Dimage RD 3000 sein. Da ranzukommen, um das Teil, was sich da quergelegt hat, ist illusorisch. Bei der Gelegenheit: Inmontiert ist die winzige Original-Abbildung. Enorm, was daraus Topaz Gigapixel AI noch "zaubern" konnte … 

      Um eine weitere Ahnung zu bekommen, wie vergleichbar es auch in der RD 3000 aussehen dürfte, hier das Zerlegen einer AGFA Actioncam/Minolta RD-175 in bewegten Bildern. Es gibt drei nette Youtube-Filme.

      "Hübsch hässlich" oder frei nach der dänischen Olsen-Bande "Mächtig gewaltig" ;-)

      Minolta Vectis-Objektive

      • V 22-80 mm f/4-5.6
      • V 25-150 mm f/4.5-6.3
      • V 28-56 mm f/4-5.6
      • V 56-170 mm f/4.5-5.6
      • V 80-240 mm f/4.5-5.6 Apo

      und drei als „Prime“ bezeichnete Festbrennweiten:

      • V 17 mm f/3.5 RD
      • V 50 mm f/3.5 Macro (1:2)
      • V 400 mm f/8 Reflex

      Von den Festbrennweiten hatte ich das 50 mm Makro, was ich aber verkauft habe. Von den Zooms gibt es neben dem 22-80 noch das 28-56, 56-170 und 80-240 APO. Das 22-80 ist eh ein Muss wegen der kürzesten Brennweite. Das 80-240 APO werde ich zumindest im Garten vom Stativ aus mal probieren!

      Läuft sie noch? Nach 6 Jahren Nichtbenutzung!

      Ja, tut sie!

      Mich trieb die Neugier, ob nach neuen erfolgreichen Einsätzen der 2 Megapixel Reportage-/Sportprofi-DSLR Kodak/Nikon F5 DCS620x von 1999 und der "geheimen" 10 Megapixel Nikon D1x von 2001 2023 die 2,7 Megapixel Minolta RD 3000 von 1999 denn auch noch tut. Wohlwissend um den Fehler dieses Exemplars – "halbe" Fotos.

      Halbe Fotos?

      Wer es nicht gelesen hat: Im Inneren der RD 3000 ragt ein loses Teil in den Strahlengang, so dass nur das halbe Bildfeld belichtet wird. Resultat sind 1360 x 970 Pixel = 1,3 Megapixelfotos. Mit etwas Abschätzen lassen sich so aber noch Bilder aufnehmen.

      Vom Stativ aus mit dem 4-5,6/80-240 mm Zoom auf der RD 3000: 1360 x 970 Pixel = 1,3 MP Auflösung, Zeitautomatik ISO 200, Blende 8-16

      Bis auf die Schneeglöckchen-Blüte ohne jede Zeichnung gegen die 1360x970x1360 Pixel "Halbfotos" in Ordnung. Selbst mit einer halben Blende Unterbelichtung war keine Zeichnung in die Blüte zu bekommen. Vielleicht hätte ein Rohdatenformat geholfen. Das bietet die Minolta Dimage RD 3000 aber leider nicht. Das unkomprimierte 1:1 24 bit Farbtiefe TIFF Super Fine-Format ist nur ein Speicherplatzfresser auf der CompactFlash-Karte. Wenn die TIFFs 36 bit Farbtiefe hätten … Gespeichert wird konsequent in 1:5 JEPG Fine-Format.

      Mobil mit dem 4-5,6/22-80 mm Zoom: 1360 x 970 Pixel = 1,3 MP Auflösung, Zeitautomatik ISO 200, Blende 8-11

      "Perfekte" Kombination: Graues Regenwetter, trostloses Baumarkt-Areal und Alt-Indsutrie ;-) Das reizte ja geradezu, mit den Lightroom Presets zu spielen! Das leichte Rauschen passte als digitales "Korn" perfekt zu den Motiven. Über das 4/22-80 mm gibt es nichts zu meckern! Zeitautomatik ISO 200, Blende f/8, JPEG Fine 1:5

      Was geht? 1.360 x 970 Pixel, Topaz Gigapixel 2x: 2.720 x 1.940 Pixel, 5,3 MP; Topaz Gigapixel 4x: 5.440 x 3.880 Pixel, 21 MP

      Die 20 MP Vergrößerung (rechtes Foto) wirkt wie ein 60 x 90 cm Poster aus Analogzeiten. Aufgenommen mit ISO 400 Film und schön körnig. Hat man sich an die Wand gehängt! Die 5,3 MP Variante könnte man mit Feintuning noch etwas verbessern. Und doch erstaunlich, was 1999 mit der Minolta Dimage RD 3000 möglich war. Und das jetzt, 2023, nur mit "halben Fotos" …

      Noch was aus dem nassen Garten und drinnen …

      Der Romanesco (Blumenkohl) wurde natürlich freigestellt …

      Jetzt noch eine Ladung "Halbfotos", aufgenommen mit dem 22-80 mm bei schönerem Wetter …

      Qualitäts- und sonstiger Eindruck

      Der Defekt im Gehäuse bleibt, aber ernsthaft gibt es an der 24 Jahre alten, sehr speziellen Minolta Dimage D 3000 nicht wirklich etwas zu kritisieren. Was nicht mehr funktioniert, das ist die Bilderschau im Play-Modus. REC(ord) mit anschließender Bilderanzeige funktioniert. Das gerade aufgenommenen Foto wird aber nur einige Sekunden gezeigt. Kann man mit leben … Aus den Exifs sind nur Belichtungsart, Blende und Verschlusszeit zu lesen. Brennweite und ISO werden nicht angezeigt. Auch verschmerzbar.

      Und nochmal eine funktionierende Minolta Dimage RD 3000?

      Illusorisch! Komplette Ausrüstungen mit diversen Vectis-Objektven werden im Bereich 600 bis 1300 Euro offeriert. Als "Als Ersatzteil / defekt" wurde November 2022 ein nicht funktionierendes Exemplar aus den USA für rund 130 Euro inkl. Porto verkauft. Da begnüge ich mich doch mit meiner funktionierenden "Halbformat-Version";-)

      Ich bin froh, mich aufgerafft zu haben mit meiner RD 3000 ein paar Fotorunden zu drehen! Jetzt geht sie wieder in die Alubox …

      Ralf Jannke, Februar 2023

       

      Kommentare (1)

      • G.Schüßler
        G.Schüßler
        am 16.11.2023
        Zu der Andeutung,dass es einen Minolta V-Lens Adapter für andere Kameras ev.gab,kann ich Ihnen mitteilen ,dass es wirklich einen Adapter für Minolta Vectis Objektive mit Anschluss an Sony Alpha Kameras mit E-Mount Anschluss gibt. Es ist der Monster Adapter LA-VE2 mit Autofokus Übertragung.
        Ist aber 250€ teuer. (Bei Ebay). Wäre interessant,was die mittlerweile 10€ Objektive an Sony Alpha Kameras leisten.

        Oh, der besagten Adapter wurde im Praxisbeitrag: "Nikon D4 Vollformat-DSLR mit IX-Nikkor"

        https://www.digicammuseum.de/gechichten/erfahrungsberichte/nikon-d4-vollformat-dslr-mit-ix-nikkor/

        erwähnt und als "Fake", Fälschung/Montage auf einer Sony NEX3 gezeigt …

        Wenn der tatsächlich kauf-/lieferbar wäre, würde ich auf jeden Fall keine 250 Euro investieren …

        Ralf Jannke

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