Nikon Coolpix 5000 Kurzbericht
Hier stelle ich eine frühe Prosumer-Digitalkamera von Nikon vor, auch Boris hat sie hier bereits gezeigt und Ralf Jannke hat die Coolpix 5000 2017 ausführlich bebildert und zusammen mit Vorsatz-Objektiven/Linsen gewürdigt.
Spezifikationen
- Die 2002 vorgestellte Nikon Coolpix 5000 ist 103 x 82 x 66 mm groß und wiegt 360 g.
- Der 1/1,5“ CCD-Sensor (8,8 x 6,6 mm) löst maximal 2560 x 1920 Pixel = 5,2 Megapixel auf, der Pixelpitch beträgt 3,3µm. Die Empfindlichkeit ist automatisch oder manuell von 100 bis 800 ASA einstellbar. Bilder werden als JPEG, TIFF oder NEF (RAW) auf CompactFlash-Karten Typ I oder II (max. 2 GB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 7,2-21,4mm/1:2,8-4,8 3-fach Zoom mit 9 Elementen in 7 Gruppen, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 28-85 mm.
- Das Motiv wird über einen abschaltbaren sowie dreh- und klappbaren 1,8“ TFT LCD Monitor mit 110.000 Subpixeln angezeigt, zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden. Zusätzlich ist ein SW-Statusdisplay zur Anzeige von Belichtungsparametern vorhanden.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder AF-Nachführung (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus, 256-Zonen-Matrixmessung, mittenbetont integrale oder Spotbelichtungsmessung. Belichtungszeiten 8s bis 1/14000 sek., kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss, elektronischer Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit Leitzahl 10, Blitzbelichtung durch Meßzelle neben der Blitzröhre
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- ohne Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch Lithiumakku EN-EL1 oder Lithiumbatterie 2CR5
Besonderheiten
„Coolpix“ heißen bei Nikon fast alle alle Kompakt- bzw. Bridge-Digitalkameras. Die Coolpix 5000 rangiert aufgrund ihres Funktionsumfanges und des Verkaufspreises in der Prosumer-Klasse, sie wendet sich an den „professionellen Consumer“, den ambitionierten Amateur oder als Zweitkamera neben einer dSLR an den Profi.
Die Ergonomie ist sehr gut, der Akku wird um 90° gedreht eingesetzt, dadurch ist die Kamera recht schmal, hat aber einen sehr gut ausgeformten Handgriff, so daß einhändige Bedienung völlig problemlos möglich ist. Dank „Belederung“ mit Gummi rutscht die Coolpix 5000 dabei nicht aus den Fingern. Allerdings stört dabei die rechte Trageöse, die so niedrig angebracht wurde, daß sie sich in die Handfläche „bohrt“.
Die Kamera ist eine „echte“ Nikon „Made in Japan“ und keine OEM-Auftragsfertigung. Ihre Vorgänger hatten eine drehbares Objektiv, die Coolpix 5000 hat ein starres Gehäuse mit dreh- und klappbarem Display.
Die Stromversorgung erfolgt mit dem Lithium-Akku EN-EL1 ein, der auch in anderen Kameras verwendet wurde (z. B. Coolpix 775, 880, 4300, 8700). Der Akku ist nicht Nikon-spezifisch, sondern paßt auch in die Konica Minolta DiMAGE A200 bzw. BC-900. Sollte der Akku leer sein, kann die Coolpix 5000 auch mit einer Lithium-Einwegbatterie 2CR5 betrieben werden.
Ein Batteriegriff mit Hochformatauslöser und zweitem Zoomhebel MB-E5000 konnte untergeschraubt werden, der interne Kameraakku wird dann nicht benötigt. Da in den Griff sechs Mignonzellen eingesetzt werden, können fast überall verfügbare Alkaline-Batterien benutzt werden. Die Kamera wird durch den Griff quasi doppelt so groß und schwer, liegt aber besser in der Hand.
Zur Bildaufzeichnung dienen CompactFlash-Karten Typ I, die dickeren Karten Typ II passen ebenfalls, also auch Microdrives. Im Lieferumfang war eine 32 MB - Karte enthalten, Karten bis 2GB funktionieren, obwohl solch große Karten zum Herstellzeitpunkt der Kamera nur spezifiziert, aber erst etliche Jahre später verfügbar waren.
Die Karte ist durch eine Klappe geschützt, die Auswurfstaste ist etwas „fummelig“, der Betätigungsknopf muß erst eingedrückt werden, dann springt er weiter aus dem Gehäuse heraus, um die Karte etwas aus dem Schacht herausdrücken zu können. Hat man ihn versehentlich herausgedrückt, muß die Karte entnommen werden, ansonsten läßt sich der Knopf nicht im Gehäuse versenken.
Gespeichert können sowohl unkomprimierte TIFFs als auch JPEGs in verschiedenen Kompressionsstufen und Auflösungen. Außerdem kann das Rohdatenformat NEF aufgenommen werden.
Die Kamera hat ein heutzutage merkwürdig anmutendes Design, einige Designelemente wirken „verspielt“, die grauen Umrandungen um Blitz und Sucher sind merkwürdig oval- bzw. dreieckig geformt, ohne daß diese Formen einen erkennbaren Sinn haben.
Das Display ist recht klein, die Auflösung mit 110.000 Subpixeln ist aus heutiger Sicht grobgerastert, damals wurde es als gut bezeichnet. Es läßt sich drehen und schwenken, zum Schutz sogar so drehen, daß beim Transport oder beim Tragen der Kamera um den Hals die Rückseite außen liegt.
Zusätzlich zum Display gibt es einen optischen Realbildsucher mit Dioptrienkorrektur, der aber wie üblich etwas weniger zeigt, als später auf den Bilder zu sehen ist. Neben dem Sucher sind zwei LEDs vorhanden, sie dienen der Kontrolle von Autofokus und Blitz. Ein LCD-Statusdisplay mit Angaben etlicher Bildparameter hilft, die Kamera auch größtenteils mit ausgeschaltetem Farbdisplay bedienen zu können, nach Druck auf einen Funktionstaste sind die Angaben zum eingestelltem Parameter im Statusdisplay erkennbar.
Die wichtigsten Funktionen wie Aufnahmemodus, Belichtungskorrektur, Fokus, Bildgröße sowie -Qualität, Empfindlichkeit oder Blitzparameter können durch Druck auf eine Taste und Drehen des Daumenrades verstellt werden. Der Hauptschalter ist um den Auslöser herum angebracht, wie es von den Nikon dSLRs her bekannt ist. Es gibt vier Parametersätze, die durch Druck auf die Func-Taste und Drehen des Daumenrades ausgewählt werden. Dabei ist zu beachten, daß einer der Modi („CR“) fest definiert für die Vollautomatik ist, in diesem Modus kann die Programmautomatik und die ISO-Automatik nicht verstellt werden, die Mode-Taste und die ISO-Taste sind dann wirkungslos! Nur in den Anwenderparametersätzen C1 bis C3 lassen sich diese Einstellungen vornehmen.
Alle weiteren Einstellungen erfordern den „Ausflug“ in ein Menu, die Softkeys dafür befinden sich unterhalb des Displays, wenn es in der normalen Position an der Rückseite angeordnet ist. Im seitlich ausgeklapptem Zustand sind die Tasten oberhalb des Displays, die Beschriftung der Tasten im Display wandert dann mit nach oben.
Die Einstellung von Datum und Uhrzeit ist nicht selbsterklärend, der gesamte Vorgang muß durch Drücken der Cursor-Rechts- Taste sowie Einstellen des jeweiligen Feldes durchlaufen werden, als Abschluss muß unbedingt als letztes die Rechtstaste erneut betätigt werden. Verlassen des Eingabefensters mit der Menütaste bricht den Vorgang ab und die Zeit ist nicht eingestellt.
- Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt nicht durch das Objektiv mittels Vorblitz, sondern durch eine im Blitzgehäuse befindliche Meßzelle. Nikon-Systemblitze können in den Norm-Blitzschuh mit Zusatzkontakten eingeschoben werden, sie werden ebenfalls über die interne Meßzelle gesteuert. Dazu muß der Aufsteckblitz in den TTL-Betrieb geschaltet werden, da ansonsten die Kamera den Blitz nicht in der Leistung regeln kann.
- Es sind keine speziellen Nikon-Digital-taugliche Blitze erforderlich, sondern es kann jeder Nikon-kompatible Blitz benutzt werden, der analoges TTL-Protokoll implementiert hat. Damit kann der 1983 erschienene SB-18 ebenso verwendet werden wie der SB-24 von 1988 sowie dessen Nachfolger bis zum SB-800 von 2003. Der SB-900/910 kann nicht mehr angesteuert werden, da diese Blitze nur noch digitale Protokolle unterstützen.
- Leider ist bei der Verwendung des analogen Protokolls die dort eigentlich vorgesehene automatische Verstellung des Blitz-Zoomreflektors passend zur Kamerabrennweite nicht implementiert worden, der Fotograf muß den Blitz passend zur Kamerabrennweite manuell einstellen, um die Leitzahl bei Teleaufnahmen zu erhöhen und Vignettierungen im Weitwinkelbereich zu vermeiden. Auch das AF-Hilfslicht der Blitze wird nicht angesteuert.
Das Objektiv beginnt bei damals respektablem Weitwinkel 28mm und reicht in den Telebereich von 85mm. Mit Hilfe von aufschraubbaren Konvertern konnte der Brennweitenbereich auf 19mm bzw. 255mm erweitert werden. Die Konverter erfordern einen Gewindeadapter, da die schweren zusätzlichen Linsen das filigrane Zoomobjektiv überlasten würden, der Adapter wird direkt in das Gehäuse geschraubt. Die Konverter waren nicht billig, teilweise kosteten sie über 200 Euro. Das Objektiv wird durch einen Stülpdeckel geschützt, der vom Benutzer manuell abgenommen werden muß. Wird das beim Einschalten vergessen, erscheint eine Warnung im Hauptdisplay, die Kamera muß dann ausgeschaltet werden, der Deckel abgenommen und danach die Coolpix wieder eingeschaltet werden.
Die Fokussierung erfolgt durch ein mittiges AF-Feld über Kontrastermittlung auf dem Haupt-Bildsensor, sie ist aus heutiger Sicht recht langsam. Auch die Dauerlicht-Belichtungsmessung erfolgt auf dem Sensor.
Die Kamera schreibt einige spezielle Angaben in den MakerNotes-Teil der EXIFs, darunter etliche Bildparameter wie ASA-Automatik, montierter Konverter, AF-Steuerung uvm. In den genormten Feldern der EXIFs trägt die Coolpix 5000 die „wahren“ Belichtungswerte ein, nicht die üblichen gerundeten Zahlen. z. B. Blende 6,1 und Belichtungszeit 1/335 Sekunde statt 1:5,6 und 1/500 Sekunde.
Als Schnittstellen stehen zur Verfügung: Video, Netzteil und USB zum Auslesen der Bilder aus der Kamera bzw. zum Anschluß eines Druckers. Video und USB sind zu einer Nikon-eigenen Spezialbuchse zusammengefaßt, Normkabel passen deshalb nicht. Die Buchse zur Stromversorgung nutz eine Normale Rund-Holhsteckverbindung und ist mit einer unverlierbaren Gummiabdeckung geschützt.
Aus heutiger Sicht ist die Coolpix 5000 langsam und träge, Ein- und Ausschalten, Zoomen, automatisches Fokussieren und Wegschreiben der Bilder auf die Speicherkarte dauern lange: Nach etwa 7 Sekunden ist die Kamera „startklar“, ein JPG in bester Qualität braucht bis zu 3 Sekunden zum Speichern, ein TIFF fast eine halbe Minute!
Ein wichtiger Hinweis: Die Kamera wurde mit einer Firmware erstausgeliefert, die keine RAW-Aufzeichnung ermöglichte, das NEF-Format wurde per Update nachgereicht. Leider ist die notwendige Datei auf den Nikon-Servern nicht mehr zu finden, allerdings auf etlichen, teilweise recht dubiosen “Treibersammlern“ im Internet. Das Firmware-Upgrade funktioniert jedoch nicht wie bei späteren Nikon-Kameras, bei der die Datei einfach auf eine Speicherkarte geschrieben wurde und die Kamera beim Einshalten anbietet, das Upgrade durchzuführen, sondern es muß unbedingt ein spezielles Computerprogramm benutzt werden, das jedoch auf aktuellen Betriebssystemen nicht benutzbar ist. Möglicherweise ist diese Tatsache der Grund, warum Nikon die Dateien nicht mehr direkt anbietet, sondern zum Kontaktieren eines Servicebetriebs rät.
Die Anzeige des aktuellen Firmwarestandes findet sich nicht im Systemmenü, sondern die Kamera muß mit Druck auf die Mode-Taste eingeschaltet werden, dabei „darf“ man die Taste solange gedrückt gehalten, bis ein spezielles Nikon-Logo mit dem Firmwarestand erscheint. Zum normalen Verwenden wird die Coolpix abgeschaltet und wieder eingeschaltet.
Der UVP der Coolpix 5000 betrug etwa 3100 DM (umgerechnet ca. 1600 Euro), der aktuelle Zeitwert ist auf etwa 25-75 Euro je nach Zustand und Lieferumfang gefallen. Ich bekam mein Exemplar Anfang 2023 geschenkt, der äußere Zustand ist exzellent, die Kamera erscheint fast ladenneu, obwohl laut Bildzähler ca. 4000 Aufnahmen angefertigt wurden.
Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als NEF, konvertiert mit Nikon Capture NX, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden bearbeitet. 100%-Aussschnitte sowie die Aufnahmeparametern finden sich in jedem Bildbeispiel.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Coolpix 5000 ist eine Kombination aus Kunststoff und Metall. Laut Herstellerangaben ist anodisiertes Magnesium eingesetzt worden. Der Handgriff ist mit einer „Belederung“ aus speziellem Kunststoff überzogen, dort ist der nikontypische Designstreifen angebracht, allerdings in Grau und nicht in Rot wie sonst üblich.
Die Kamera gehört zur Klasse der relativ frühen Prosumer-Digitalkameras. Die Coolpix 5000 zählte aufgrund ihres Preises zum Vorstellzeitpunkt zur Oberklasse.
Die Bildqualität ist aufgrund der Sensorgröße und des geringen Pixelpitchs zum Vorstellungszeitpunkt als gut zu bezeichnen gewesen, auch heute noch überzeugen die Aufnahmen, sofern man die Aufnahmen korrekt nachschärft, da Nikon die JPEGs sehr „konservativ“ nur wenig scharfzeichnet. Bei höheren ASA-Zahlen verlieren die JPEGs der Kamera durch den Entrausch-Algorithmus deutlich an Zeichnung, 800 ASA sind eigentlich nicht mehr erträglich.
Die Objektivfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden in den JPEGs durch den Bildprozessor nicht korrigiert, können jedoch bei RAW-Aufnahme am Computer gut weggerechnet werden.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil frühe Profi-Nikon-Prosumerkamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen aufgrund der recht geringen Bildgröße und der Langsamkeit der Kamera eher nicht mehr geeignet.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 5.03.2023 |
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