Nikon Coolpix 900 Kurzbericht

Hier stelle ich eine frühe Digitalkamera von Nikon vor; auch Ralf Jannke hat sie bereits gewürdigt. Im Gegensatz zu meinem Exemplar ist seine funktionsfähig.

​​​​​​​Spezifikationen

  • Die 1998 vorgestellte Nikon Coolpix 900 ist 157 x 75 x 35 mm groß und wiegt mit Batterien und Speicherkarte 360 g.
  • Der 1/2,7“ CCD-Sensor (5,3 x 4 mm) löst maximal 1280 x 960 Pixel  = 1,3 Megapixel auf, der Pixelpitch beträgt 4µm. Die Empfindlichkeit ist unbekannt. Bilder werden als JPEG auf CompactFlash-Karten (max. ca. 256 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 5,8-17,4mm/1:2,4-3,6 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 38-115 mm.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 2“ TFT LCD Monitor angezeigt, zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, vermutlich Matrixmessung. Belichtungszeiten 1s bis 1/750 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
  • Weißabgleich automatisch
  • ohne Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch vier Mignonzellen

Besonderheiten

„Coolpix“ heißen bei Nikon fast alle alle Kompakt- bzw. Bridge-Digitalkameras.

Die Kamera ist eine „echte“ Nikon und keine OEM-Auftragsfertigung. Es gibt übrigens auch eine Coolpix 900s, wobei diese um einen TTL-Blitzanschluß erweitert wurde (der erfordert aber ein sehr teures Spezialkabel und einen Haltebügel).

Die Stromversorgung erfolgt mit vier fast überall erhältlichen Mignon-Zellen. Lithium-Akkus setzten sich erst Jahre später allgemein bei Digitalkameras durch.

Zur Bildaufzeichnung dienen CompactFlash-Karten Typ I (die dickeren Karten Typ II passen nicht). Im Lieferumfang war möglicherweise eine 15 MB - Karte enthalten, Karten größer als 256 MB bzw. 512 MB werden vermutlich nicht funktionieren.

Die Kamera hat ein heutzutage merkwürdig anmutendes Design, sie stammt aus der Zeit, als nicht klar war, wie eine Digitalkamera aussehen kann und soll. Darum probierten Entwickler und Designer viele verschiedene Formen aus, bis sich allmählich die heute bekannten Bauformen durchsetzten.

Die Objektiveinheit und der Teil, in dem die Akkus und die Speicherkarte stecken, können um ca. 270° gegeneinander verdreht werden, Aufnahmen können so tief am Boden oder weit über Kopf gemacht werden und das Display bleibt trotzdem im Blick.

Zusätzlich zum Display gibt es einen optischen Realbildsucher, der aber wie üblich etwas weniger zeigt, als später auf den Bilder zu sehen ist. Neben dem Sucher sind zwei LEDs vorhanden, sie dienen der Kontrolle von Autofokus und Blitz.

Die Bedienung ist allerdings noch lange nicht so bequem wie mit heutigen Kameras, fast alles wird mit recht wenigen Tasten per Menu eingestellt.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.

Das Objektiv beginnt bei damals durchaus noch oft üblichem Weitwinkel von lediglich 38mm und reicht auch nur in den leichten Teleberich von etwas über 100mm.

Optional war ein Weitwinkel- bzw- Fisheye-Brennweiten-Konverter erhältlich, er ermöglicht kreisrunde Aufnahmen mit 180° Bildwinkel oder rechteckige Aufnahmen, bei denen die 180° Bildwinkel nur in der Bilddiagonale erreicht werden.

Als Schnittstellen stehen zur Verfügung: Video (ohne Ton), Netzteil und serielle Schnittstelle zum Auslesen der Bilder aus der Kamera. Alle Buchsen entsprechen der jeweiligen Norm, so daß keine Spezialkabel erforderlich sind.

Der UVP der Coolpix 900 betrug etwa 2300 DM (umgerechnet ca. 1150 Euro). Ich erwarb mein Exemplar für unter 5 Euro aus der Restkiste eines Gebrauchtkamerahändlers, allerdings ohne Funktionsprüfung.

Wer sie heutzutage kaufen möchte, muß sich durch etliche Angebote mit der erst 2015 erschienene Coolpix P900 hindurcharbeiten, diese ist eine Brigdekamera mit 16 Megapixeln und einem Rekordzoom (24-2000 mm!).

Beispielaufnahmen …

… kann ich leider keine zeigen, da meine Kamera keine Bilder aufnimmt. Entweder ist der Sensor, die Auswerte-Elektronik oder das Karten-Interface defekt, nach dem Druck auf den Auslöser kommt immer nur eine Fehlermeldung.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Coolpix 900 ist eine Kombination aus Kunststoff und Metall. Für den enormen Preis ist sie eigentlich recht „billig“ gemacht, aber das teure waren damals „die inneren Werte“ und weniger das Gehäuse.

Die Kamera gehört zur Klasse der frühen Digitalkameras. Ihre Leistung (Auflösung, Biedienbarkeit, Einschaltzeit, Bildspeicherdauer usw.) bewegte sich im Damals üblichen Rahmen, heutzutage kommt sie uns extrem langsam vor. Die Coolpix 900 gehörte aufgrund ihres Preises zum Vorstellzeitpunkt zur Oberklasse.

Ein Urteil zur Bildqualität kann ich leider nicht abgeben, da mein Exemplar defekt ist.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch sehr interessante Kamera (mindestens eine der Drehgelenk-Nikons gehört in jede Sammlung!), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen vermutlich nicht mehr geeignet.

Christian Zahn

 

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