Nikon Z5 Petri CC 35mm Christian Zahn

In diesem Erfahrungsbericht geht es um ein etwa 60 Jahre altes Manuellfokusobjektiv, adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5 mit Vollformatsensor. Da das Petri-Objektivbajonett sehr exotisch ist, habe ich keinen Adapter kaufen können, sondern selbst einen hergestellt.

Ich bekam das gezeigte Exemplar von Ralf Jannke geschenkt, der inzwischen ein zweites besitzt. Er hat es an microFourThirds und Vollformat ausprobiert. Vielen Dank für dieses recht seltene frühe Weitwinkel-Objektiv!

Die japanische Petri Camera Company wurde 1907 als „Kuribayashi Seisakusho“ gegründet, nannte sich 1959 in „K.K. Kuribayashi Shashin Kikai Seisakusho“ um, 1962 erfolgte eine weitere Umbenennung in „Petri“, nachdem zuvor bereits viele Kameras unter diesem Markennamen vertrieben worden waren.  Das Ende kam 1977 oder 1978, danach vertrieb ein Importeur in den USA Kameras anderer Hersteller unter dem aus der Insolvenz gekauftem Markennamen sowie ein japanisches Nachfolgeunternehmen Teleskope.

Petri gehörte immer zur „dritten Liga“ der japanischen Kamerahersteller, in die verkaufsstärkere und renommiertere zweite oder gar erste „Liga“ schaffte es Petri niemals.

Die erste Liga umfaßte die großen Anbieter (oftmals auch als „Big Five of Japanese Cameraworks“ bezeichnet): Canon, Nikon, Minolta, Pentax und Olympus, die zweite Liga waren kleinere Hersteller (die auch oft OEM-Produktionen für beispielsweise Foto Quelle, Porst oder Vivitar übernahmen) wie Cosina, Fujifilm, Mamiya, Chinon oder Konica, die dritte Liga waren Firmen wie Topcon, Kowa, Komura, Bronica und Petri, die ebenfalls sowohl unter eigenem Namen als auch im Auftrag anderer OEM-Produkte herstellten.

Die obige Aufzählung ist weder wertend noch vollständig, in der zweiten und dritten Liga gab und gibt es weitere Anbieter, und inzwischen zählt zur ersten Liga auch Sony und Panasonic, die erst im digitalen Zeitalter zu bedeutenden Kameraproduzenten aufstiegen, aus der ersten Liga haben sich Minolta, Pentax und Olympus verabschiedet (Minolta verkaufte seine Kamerasparte an Sony, Pentax fusionierte erst mit Hoya, wurde später von Ricoh übernommen und Olympus verkaufte die Kamerasparte an einen Finanzinvestor, der unter OM Systems firmiert).

Adapterbau

Ich fand keine Adapter von Petri-Bajonett auf Nikon Z5, somit blieb nur der Selbstbau einer Adaptierung. Um die Kosten und den Zeitaufwand gering zu halten, habe ich keinen richtigen Adapter für das Petri-Bajonett gebaut, sondern einen am Objektiv vorstehenden Ring zur Befestigung genutzt, somit mußte ich nur Drehteile anfertigen, nicht auch noch ein aufwendiges 3D-Modell erstellen und CNC-Fräsen.

Die Basis ist ein billiger Nachbau-Nikon-Z-Gehäusedeckel, in das ich zunächst ein für den Objektivring passendes Loch drehte. Diesen befestigte ich an der Z5, steckte das Objektiv in den Ring und stellte fest, daß ein 18mm-Zwischenring nicht für Unendlich-Fokussierung ausreicht, sondern nur für den Nahbereich. Eine Schätzung ergab ein ca. 6mm längeres Auflagemaß, somit stellte ich aus POM (einem hochfestem Kunststoff) einen Adapterring her, den ich in den Deckel einklebte. Das Loch für den objektivseitigen Ring habe ich als Preßpassung gefertigt, so daß das Objektiv ohne Klebstoff im Adapter festhält, sich aber trotzdem wieder rückstandsfrei vom Adapter lösen läßt.

Da am Objektiv ein Stift vorsteht, habe ich in den eingeklebten Ring noch ein kleines Loch gebohrt, dieses dient auch zur Ausrichtung der Objektivblendenskala senkrecht nach oben.

Eigentlich sind die Nachbau-Gehäusedeckel im Kamerabajonett nicht fest verriegelt, weil sie im Bereich des Verriegelungstiftes der Kamera freigearbeitet sind (möglicherweise um Kunststoff zu sparen oder weil die Deckel schnell abgenommen werden sollen). Dort habe ich etwas Heißkleber aufgetragen und darin wieder ein Loch gebohrt, in das der Kamera-Stift hineinpaßt. Zwar wäre eine kleine Kunststoffplatte eleganter gewesen, aber Heißkleber ist schneller aufgetragen und erfordert keine vorherige mechanische Fertigung.

Beispielfotos

Alle Beispielaufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

EE Auto CC Petri 1:2,8 35

Das Objektiv entstand in den 1960er Jahren, in denen Petri Spiegelreflexkameras mit einem eigenem Bajonett herstellte. In der „EE“-Version (EE= Electric Eye=Belichtungsmessung) ist Blendenautomatik möglich. Dazu ist in der Kamera ein vom Belichtungsmesser verstellbarer Anschlag vorhanden, der in der „EE“-Stellung des Objektivblendenrings die Springblende auf den von der Kamera gewünschten Blendenwert begrenzt. Zusätzlich ist noch ein Umschalter „M-A“ vorhanden, so daß die Blende immer auf den am Blendenring eingestellten Wert geschlossen ist, beispielsweise beim Einsatz eines zwischengeschaltetem Balgengerätes oder Zwischenrings. Damit die Belichtungsautomatik der Kamera die Anfangslichtstärke des Objektivs erkennen kann, ist auf der Auflagefläche ein Stift angebracht, der äquivalent zur Objektivoffenblende mehr oder weniger weit herausragt. Ggf. gibt es auch drei verschiedene Stellen, an denen der Stift montiert ist, und dadurch drei verschiedene Anfangslichtstärken (möglicherweise 1:2, 1:2,8 sowie 1:4 ?) codiert. In meinem Adapter sind drei Löcher für den Codierstift vorhanden. Der Stift ist übrigens gleichzeitig die dritte Befestigungsschraube für den silbernen Objektiv-Bajonettring!

Das Bajonett benötigt keine Objektivdrehung während der Verriegelung, sondern es wird nur angesetzt, ein Bajonettring an der Kamera wird gedreht, bis das Objektiv festsitzt. Diese Methode ist verschleißfrei, denn die Reibung findet zwischen Verriegelungsring und einer für das Auflagemaß nicht wichtigen Fläche des Objektivs statt.

Ob das Objektiv von Petri hergestellt wurde oder lediglich von einer anderen Firma zugekauft wurde, ist mir nicht bekannt.

Der geriffelte Entfernungsring läuft inzwischen ein wenig zu stramm, weil das Schmiermittel leicht verharzt ist, mehrfaches Bewegen hat nicht geholfen. Der Einstellweg ist mit etwa 120° gerade eben ausreichend dimensioniert. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,5m für ein Objektiv von etwa 1965 durchaus als gut zu bezeichnen. Der Blendenwahlring rastet ganzstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Der Blendenantrieb kann von automatischer Springblende auf manuelle Blendeneinstellung und auf Blendenautomatik umgeschaltet werden. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 52 mm eingeschraubt.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 61 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 42 mm und wiegt 175 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 3 mm länger. Das Petri ragt ca. 9mm mit allen vorstehenden Teilen wie Stiften usw. in das Kamerabajonett hinein. Front- und Hinterlinse sind einfach vergütet, der optische Aufbau ist mir nicht bekannt.

Das Objektive machen einen recht wertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen vorhanden, ein Index für die Infrarotfotografie fehlt.

Das Objektiv ist Vollformatsensor der Z5 und Offenblende recht unscharf bzw. „weich“, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe in der Bildmitte deutlich. Die Ränder und vor allem die Bildecken werden jedoch auch bei Blende 16 nicht scharf, Corner-Smearing aufgrund der schrägen Randstrahlen ist deutlich erkennbar; das Objektiv wurde für den für diesen Effekt nicht anfälligen Kleinbildfilm gerechnet! Verzeichnung sowie chromatische Aberrationen sind an der Z5 unauffällig. Die 24 Megapixel des Sensors überfordern das Objektiv deutlich.

Das Objektiv ist heutzutage nur selten zu bekommen. Meist werden ähnliche Objektive mit dem weit verbreiteten M42-Schraubgewinde angeboten, mit dem exotischem Petribajonett fast nie. Im Ausland, beispielsweise USA oder Schweden, scheinen mehr Exemplare zu finden zu sein als in Deutschland oder Österreich.

Fazit

Da ich optisch wesentlich besser „performende“ 35mm-Objektive im Bestand habe, wird das Petri zukünftig nur als Beispiel für eine Selbstbau-Adaptierung verwendet werden, digitale Fotos mache ich damit nicht mehr. Falls mir einmal eine funktionsfähige Petri-Spiegelreflexkamera mit Petribajonett „über den Weg läuft“, werde ich das Objektiv auf Film probieren.

Christian Zahn, April 2025

 

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