Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, das 10 Euro Flohmarkt Schneider-Kreuznach Variogon 1:1.8/12.5-75 nochmal zu adaptieren. Nachdem das Zoom erfolgreich auf der 16 Megapixel Halbformat Sony NEX-6 lief, habe ich durch die kreisförmige Abbildung des vergleichbaren BAUER NEOVARON-C 1:1.8/12,5-75 mm auf der Nikon Z7 natürlich noch viel mehr Bildpunkte verloren. Auch auf der Sony NEX-6 gibt es nur eine kreisförmige Abbildung.
Als C-Mount Objektiv für eine analoge 16mm Filmkamera oder TV-Fernsehkamera mit kleinem Bildsensor gerechnet, haben das Bauer wie das Schneider einen Bildkreis, dessen Durchmesser/Diagonale bei 12,7 mm liegt. Das dazugehörige Bildfeld des 16 mm Films entspricht 10.3 x 7,5 mm.
Schnell zu erkennen, dass ein 13 x 17 mm mFT Crop 2 Sensor mit 21,6 mm Diagonale damit auch nicht gefüllt wird.
Beim 8,8x13,2 mm 1 Zoll Crop 2,7 Sensor der Nikon 1 DSLM-Serie sieht das schon besser aus! Die Diagonale beträgt 15,9 mm und wird fast gefüllt.
Der winzige 4,6x6,2 mm Crop 5,6 Sensor der Pentax Q mit seiner Diagonalen von 7,7 mm wird natürlich problemlos gefüllt! Auch mittlerweile mit einem Lichtschacht zum leichteren Fokussieren auf dem Monitor erweiterbar, bleibt mir das Hantieren mit dem Schneider-Kreuznach Variogon 1:1.8/12.5-75 auf der Pentax Q viel zu unbalanciert und einfach zu mühselig.
Trotz „Blindflug“, was Fokussierung und Belichtungsmessung/-steuerung auf den Nikon 1 DSLMs betrifft, würde ich das Variogon nach der Sony NEX-6 gerne auf meine mFT Olympus OM-D E-M5 und die 1 Zoll Sensor Nikon 1 V2 adaptieren.
Nikon hat bei der Einser-Serie aber nicht nur das „Kunststück“ fertiggebracht, Objektive zu produzieren, in denen Plastik-Ritzel (Zahnrädchen) für die Blendensteuerung brechen und zu kurz ausgelegte Leiterbahnen für die Kommunikation von Objektiv und Kamera nach häufigem Zoomen reißen. Alles mittlerweile unreparierbar, der größte Teil der 10-30 und 11-27,5 mm Kitzooms sind unbrauchbare Totalschäden. Mittlerweile wurde auch von Ausfällen bei der 10 mm Festbrennweite berichtet. Die schönen Einser-Nikons werden dadurch eigentlich immer wertloser!
Neben den Nikon 1 Schrott-Objektiven hat sich Nikon bei der Einser-Serie einen weiteren Fauxpas geleistet und jegliche Hilfen fürs manuelle Fokussieren mit elektronisch ungekuppelten adaptierten Objektiven eingespart. Keine Sucherlupe/Zoom, keine Kantenanhebung /Fokus-Peaking). Dazu keinerlei Belichtungsmessung und -steuerung. Die Belichtung muss geschätzt und nach ein paar Probebildern per Histogramm kontrolliert werden.
Einen realistischen Wert hat eine Nikon 1 nur mit dem immer seltener zu findenden und meist jenseits 100 Euro teuren Adapter FT-1. Dennoch eine sinnvolle Investition, wenn man seine Nikon 1 weiter benutzen möchte. Der FT-1 harmoniert bestens mit meiner Nikon 1 V1 und V2. Mit dem FT-1 werden alle Nikon AF-Objektive angesteuert. Die Stangen AF-Nikkore natürlich ohne Autofokus. Von den Objektivabmessungen führen die fürs APS-C und Vollformat vorgesehenen Objektive auf dem FT-1 das Nikon 1 Kompakt-Konzept natürlich ad absurdum. Immerhin funktioniert die FT-1 Adaptierung perfekt. So laufen meine AF-P Nikkore 10-20 mm DX und 70-300 mm FX völlig problemlos. Mit dem Nikon 1 Cropfaktor 2,7 zwei Zooms mit KB-äquivalenten 27-54 und 189-810 mm Brennweite.
Zurück zur Adaption des Schneider-Kreuznach Variogon 1:1.8/12.5-75
Der im Durchmesser zu dicke Überwurfring, der den Metallring mit dem eigentlichen C-Mount Gewinde/Anschluss am Schneider Zoom fixiert, verhindert, dass das Zoom tiefer in den Adapter geschraubt, die Hinterlinse des Zooms dichter an den Sensor kommt. Ergebnis: Die zu große Distanz wirkt wie ein Zwischenring, es sind nur Nah- bis Makroaufnahmen möglich. Ein Abdrehen des C-Mount-/Nikon 1-Adapters sowie des Überwurfrings ist nicht möglich. Es ist kein „Fleisch“, Material da, Adapter und Ring würden sich beim Versuch des Abdrehens in der Drehbank zerlegen.
In diesem Urzustand kann das Schneider Zoom nur auf den winzigen C-Mount-/Pentax Q-Adapter montiert werden oder den C-Mount-/Nikon Z-Adapter. Der hat genug Platz für den Überwurfring.
Das hat sich schließlich als Volltreffer erwiesen!
Verkleben des C-Mout Gewinde Parts des Schneider Zooms direkt mit dem Objektiv. Mit einem hochfesten Zweikomponentenkleber, der im über 1 kg schweren RAYXAR E50/0,75 den Leica M/M39-Adapter auch zuverlässig hält!
Zuvor hatte ich nochmal intensiv von Stativ und aus freier Hand probiert. Der C-Mount-Gewindepart des Zooms war in den mFT-Adapter geschraubt, selbiger samt Olympus OM-D E-M5 auf dem Stativ. Dann wurde das Zoom improvisiert in den Gewindeteil zentriert und kontrolliert, welche Entfernungsbereiche sich ergeben. Mit und ohne Distanzscheibe aus dem Zoom. Ohne hat sich schließlich als vorteilhaft erwiesen. Als letzte Hürde musste noch für ein "sattes" Aufliegen des C-Mount-Gewindeparts gesorgt werden. Im Zoom ist ein Rand, auf dem die weggelassene Messingscheibe lag, aber auch drei Schrauben, die über diesen Rand hinausstehen. Die wurden versuchsweise herausgedreht, um die Hülse mit der Hinterlinse rauszuziehen. Um dahinter eine weitere Messing-Distanzscheibe zu entdecken. Die wurde kurzerhand auch entfernt, die Hülse mit der Hinterlinse problemlos wieder platziert und verschraubt. Optisch sicher nicht korrekt, aber funktionierend.
Und schon konnte der C-Mount-Gewindepart perfekt, plan auf der Fläche liegen und mit "Pattex 2K KLEBER KRAFT MIX" — ich bekomme nichts dafür ;-) — verklebt werden. Ich hatte diesen Kleber gewählt, weil der im Baumarktsortiment die höchste Endfestigkeit der Kleberauswahl hatte: 140 kg/cm2. Noch etwas höher als der in Schweden verwendete Kleber mit 130 kg/cm2. Außerdem bot der Pattex eine automatische Mischschnecke! Statt in einem winzigen Schälchen peinlich darauf zu achten gleichgroße Anteile der zwei Komponenten zu dosieren und diese sorgfältig zu mischen, besorgt das die Schnecke im Pattex-Kleber.
Bereits bei den ersten Zoom- und Fokusversuchen mit dem Schneider-Kreuznach Variogon 1:1.8/12,5-75 auf der Olympus OM-D E-M5 war klar, dass die Nikon 1 V2 degegen keine "Schnitte" bekommen wird. Nur, um den kleineren Crop 2,7 1 Zoll Sensor etwas besser zu füllen, als den Crop 2 mFT-Sensor, um dann auf Belichtungsmessung/-steuerung und Fokushilfe zu verzichten? Nein Danke!
Hier passt der heftige Randbeschnitt des VARIOGON 16mm Film- oder TV-Zooms perfekt
Mit bewusst belassener Vignettierung und gecroppt. Unendlich – der Kirchenturm – wird erreicht!
Zum Ende hin wollte ich dann doch wissen, mit was für Brennweiten ich beim Schneider-Kreuznach Variogon 1:1.8/12,5-75 eigentlich hantiert habe. Der improvisierte Vergleich "Küchentisch" war da sehr aufschlussreich. Um den gleichen Bildausschnitt wie bei 12,5 mm Brennweite des Variogons zu haben, musste das OLYMPUS M.ZUIKO DIGITAL 12-50mm 1:3.5-6.3 EZ von 12 auf 20 mm gezoomt werden. Wobei die Aufnahme mit dem Variogon solange gecroppt wurde, bis die Bildausschnitte so genau wie möglich übereinstimmten. Durch den Beschnitt der Schneider Zoom Aufnahme gingen natürlich jede Menge Pixel verloren.
Dabei ergab sich aus Sicht der Brennweiten ein Faktor oder Quotient — ganz wie man will — von 1,6. 20 mm : 1,6 = 12,5 mm. Oder eben umgekehrt 12,5 mm x 1,6 = 20 mm. Mit dem Quotient von 1,6 passte dann auch die längste Brennweite des Olympus Zuiko Zooms. 50 mm : 1,6 = 31 mm beim Variogon. Was mit dem Brennweitenring des Zweiring-Variogons übereinstimmte. Fazit: Das Variogon entspricht auf der Crop 2 mFT DSLM einem 20-120 mm mFT 6-fach-Zoom. Oder Kleinbild-äquivalent: Ein superlichtstarkes 1,8/40-240 mm. Das passt!
Den blauen Farbsaum am Blütenblattrand hätte man mit Lightroom reduzieren können – ich habe ihn dringelassen …
Was fehlt jetzt noch? Die Adaption auf die Nikon 1V2!
Trotz der oben beschriebenen Unzulänglichkeiten, ein Kurzeinsatz. Inklusive Vergleich vom Stativ Olympus OM-D E-M5 und Nikon 1V2. Vom Stativ, identisches Motiv, gleiche Brennweite.
Zum einfacheren Vergleich habe ich das 3:2 Seitenverhältnis-Foto der Nikon 1 V2 mit schwarzen Blenden auf 4:3 gebracht.
Keine Frage, dass die Nikon 1 V2 das Sensorformat besser nutzt! Aber durch die fehlende Fokussiersicherheit wird dieser Vorteil zunichte gemacht. Trotz 3,5 Dioptrien "Frickelbrille" war ich nicht sicher ob der Fokus wirklich saß. Und das vom Stativ aus. Entsprechend halte ich das Nikon 1 V2 Foto auch für nicht so scharf, wie das mit der Olympus OM-D E-M1 aufgenommene. Nein, die 1 V2 werde ich nicht nochmal mit dem Schneider-Kreuznach Variogon 1:1.8/12.5-75 probieren!
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Qualität?
Es war eine Herausforderung, richtig "Arbeit", das Schneider Variogon fototauglich zu machen. Habe ich aber gerne gemacht! Wenn mir der Sinn gelegentlich nach "Kunst" steht, werde ich dieses Zoom trotz seiner Schwächen — es war/ist eben kein Objektiv für Fotografie — wieder einsetzen ;-)
Ralf Jannke, September 2025
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 14.09.2025 |
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