Industar-69 2,8/28 – Keine Empfehlung für eine spiegellose Systemkamera? Oder doch?

Bei diesem Objektiv war die Verlockung zu groß!

Dieses unscheinbare Industar-69 2,8/28 mm Pancake-Objektiv mit Leica M39 Schraubanschluss war für die russische Halbformatkamera Belomo Chaika II gerechnet. Dass es tatsächlich nur für die 18 x 24 mm Filmfläche des analogen Halbformts gerechnet war, zeigt dieses schnelle Bild aus dem Dachfenster. Das ist aber nicht das eigentliche Problem.

Eingezeichnet in das mit der Vollformat Nikon Z6 aufgenommenen Foto das vom Industar 69 komplett ausgezeichnete 18 x 24 mm Halbformat im 24 x 36 mm Kleinbildformat. Locker passt das kleine 15 x 23 mm APS-C-/DX-Sensorformat der Fuji X-E1/X-E-2 oder Nikon Z50 da rein. Und es geht noch etwas mehr, wie wir gleich sehen werden.

ABER

Das wirklich "schnuckelige" Industar-69 2,8/28 reicht allenfalls maximal auf f/16 abgeblendet Unendlich! Und damit wird der Allgemeingebrauch doch recht eingeschränkt. Die M39-/Fuji X/Nikon Z-Adapter sind offensichtlich dicker als das Auflagemaß der oben erwähnten Halbformat Belomo Chaika II. Dennoch habe ich das Industar-69 auf einen kleinen Rundgang mit der Vollformat Z6 mitgenommen. Bei mittleren Distanzen und Abblenden wird das in der Z6 einstellbare 1:1 24 x 24 mm Quadrat hinreichend ausgefüllt. Was bei Studium des durch das Dachfenster aufgenommen Foto bereits zu erkennen war …

Das ist dabei rausgekommen: 

Industar-69 auf der Nikon Z50

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Was mit dem zunächst untauglichen Industar-69 2,8/28 im Quadrat auf Vollformat geht, wird oben gezeigt.

Darunter der Rundgang mit dem Industar-69 auf der kleinen Nikon Z50. In dem einen Foto demonstriert, ist das 28er bei Offenblende nicht auf Unendlich zu bringen. Abgeblendet auf f/16 geht es so eben. Wobei die Schärfe prinzipiell nicht schlecht ist. Ich werde das 28 mm Industar auch auf der Olympus OM-D E-M5 als 56 mm Normalobjektiv probieren, sobald der M39-/mFT-Adapter irgendwann ab Mitte Januar aus China eintrifft.

Update

Der Adapter ist eingetroffen hier ist das Resultat

Industar-69 2,8/28 auf der Olympus OM-D E-M5

Nicht unbedingt erstrebenswert, aber vielleicht verhilft der Cropfaktor des mFT-Formats von 2 dem Industar-69 schon bei Blende 8/11 zu mehr brauchbaren Schärfebereich von KB-umgerechnet Blende 16 bis 22, Beugungsunschärfe mal außen vor"  – hatte ich geschrieben. So ungefähr kommt es hin. Ändert aber wenig an der Unbrauchbarkeit des eigentlich schicken Pancake-Objektivs.

Erste, selbst zu durchführende Modifikation …

Bei der ersten Montage produzierte die Kombination Industar-69, M39-/mFT-Adapter, Olympus OM-D E-M5 nur schwarze Fotos. Die Ursache war relativ schnell gefunden. Der Adapter ist nicht präzise gefertigt, er rastet nicht! Ein zur Gegenkontrolle montierter M42-/mFT-Adapter rastet einwandfrei und zeigt sofort das vom adaptierten Objektiv erfasste Bild. Nach Rausdrehen der im Foto markierten Schraube ließ sich der M39-/mFT-Adapter so wie gewünscht montieren. MIT Rastung. Und einem Bild des 28 mm Pancake. Mit den oben gezeigten Einschränkungen. 

Auf eine mechanisch aufwändige Modifikation des M39 Adapters, um das 28er dichter an die Sensorebene zu bringen, muss ich verzichten. Das wäre möglich, da der Adapter genug "Fleisch" hat, um ihn abzuschleifen. Was allerdings Zugang zu Dreh- oder Fräsbank bedeutet. Alternativ könnte man möglichwerweise einen Gehäusedeckel modifizieren. Auch das bedeutet Präzisionswerkzeug :-( Aber es gibt noch eine Möglichkeit — siehe unten!

NACHTRAG II

Im Internet fand sich unter "Hacking a half-frame lens for wide-angle rangefinder photography" ein sehr interessanter Beitrag zum Industar-65 2,8/28. Wie man das Objektiv zwingt, auf Unendlich zu fokussieren. Es soll genügen, nach Zerlegen im Objektv den Nah- und Unendlich-Anschlag einfach zu entfernen. Im Beitrag mit Fotos wird genau beschrieben, wie es gemacht wird. Ob das genügt, werde ich probieren und berichten.

Ich habe es gleich probiert und kann Erfolg vermelden!

Das Industar wurde nach Anweisung zelegt. Wobei ich den Linsen-/Blendenblock komplett herausgedreht habe. Um den Block nach Entfernung — einfaches Abschrauben — der Anschläge maximal einzudrehen. Um danach den Entfernungsring wieder zu befestigen. Einziger Nachteil: Wenn ich es drauf anlege, kann ich den Linsen-/Blendenblock jetzt komplett herausdrehen. Damit kann ich gut leben! 

Auf der spiegellosen Systemkamera wird dank den komfortablen Fokussiermöglichkeiten kein Unendlich-Anschlag wie auf der analogen Messsucherkamera benötigt! Und das Industar fokussiert auf der spiegellosen Vollformat Z6 jetzt auf Unendlich! So werde ich noch das eine oder andere Foto im quadratischen Seitenformat schießen …

Ralf Jannke, Jahreswechsel 2020/2021

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