Jenoptik JD41 Zoom Kurzbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine weitere Kompaktkamera vor, diesmal eine der frühen OEM/ODM-Dutzendkameras. Sie kann als abschreckendes Beispiel für die Nicht-Qualität der Billigkameras dienen.

Spezifikationen

  • Die vermutlich 2003 oder 2004 vorgestellte Jetoptik Jendigital JD 4.1 Zoom ist 106 x 56 x 39 mm groß und wiegt ohne Akku und Speicherkarte 160 g.
  • Der CCD-Sensor (vermutlich 1/2,7“) löst maximal 2272 x 1704 Pixel  = 4 Megapixel auf. 70 ASA sind vermutlich unveränderlich. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 8-24 mm/1:3,4-3,6 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 37-111 mm.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,5“ TFT LCD Monitor angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, vermutlich Matrixmessung. Belichtungszeiten 1s bis 1/1000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 6
  • Weißabgleich automatisch
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 2 Mignon-Batterien

Besonderheiten

  • Das Zeiss-Tochterunternehmen Jenoptik aus Jena hatte etwa 2002 an die amerikanische Firma Concord Camera Corporation (aus Hollywood in Florida, nicht Kalifornien) das Recht verkauft, unter dem Namen "Jenoptik" Digitalkameras zu vertreiben. Die Geräte wurden unter anderem ebenfalls von Wal-Mart (USA), Aldi/Medion, Carrefour (Frankreich) oder Metro verkauft (teilweise mit eigenem Label bedruckt), aber auch als Concord Eye-Q oder eben Jenoptik gelabelt. Technisch unterschieden sich die verschieden bedruckten Kameras jeweils nicht, in den Bilddaten aus der JD 4.1 Zoom steht als Hersteller "VQ", was auf VistaQuest hindeuten könnte, einen anderen amerikanischen Kamerahersteller bzw. Importeur.
  • Hergestellt wurde die Kamera als OEM-Produktion vermutlich von Skanhex in Taiwan.
  • Die Kamera verwendet 2 fast überall erhältliche Mignonzellen, Akkus und Batterien können benutzt werden.
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.
  • Das Objektiv beginnt bei dem für Billigkameras durchaus normalem Weitwinkel von 37mm und reicht bis 111 mm, was damals durchaus klassentypisch war.
  • Das Display ist durch eine Schutzscheibe vor mechanischen Beschädigungen geschützt. Trotz deutlichen Gebrauchsspuren an anderen Kamerastellen (z. B. Farbabrieb an den Gehäuseecken) ist die Scheibe unverkratzt geblieben. Die Auflösung mit (geschätzt) ca. 50.000 Subpixeln war damals nicht mehr klassenüblich, eine Schärfenbeurteilung ist damit völlig unmöglich, die Belichtungskontrolle schwierig, es reicht gerade so, um den Bildausschnitt zu wählen.
  • Das Display ist zu Stromsparmaßnahmen abschaltbar, es gibt dazu einen Realbildsucher ohne Bildfeldmarken und Parallaxmarken, aber immerhin mit zwei Kontroll-LEDs für AF und Blitz. Wie üblich: Der Sucher ist winzig, stellt die Wirklichkeit erheblich verkleinert dar und zeigt wesentlich weniger, als später aufgenommen wird. Im Display werden keinerlei Aufnahmeparameter gezeigt, nur eine Verwicklungswarnung wird bei Bedarf eingeblendet.
  • Es sind nur die allernotwendigsten Tasten vorhanden, das Steuerkreuz wird auch zur Verstellung von Aufnahmeparametern wie Makro, Blitz, Selbstauslöser, usw. benutzt. Gezoomt wird mit einer Zweitasten-Wippe.
  • Es ist kein Modusrad vorhanden, die Umschaltung zwischen Bildaufnahme, Bildwiedergabe und Video-Aufnahme geschieht durch eine Taste. Darum muß nach der Bildkontrolle die taste zweimal gedrückt werden, sonst „dreht“ man winzige Videos mit 320x240 Pixeln.
  • Für die damals allmählich in Mode kommenden Selfies gibt es neben dem Sucher einen kleinen runden Spiegel, damit man bei Selbstaufnahmen das Gesicht in die Bildmitte rücken kann, eine Bildauschnittswahl hingegen ist kaum möglich.
  • Das Kameramenü läßt sich auf verschiedene Sprachen umschalten, trotzdem erklären sich manche Menüpunkte nicht selbst. Bei meinem Fotorundgang für die Beispielbilder habe ich versehentlich die Einbelichtung des Datum in das Bild eingeschaltet, darum gibt es auch nur Bildausschnitte und keine Komplettaufnahmen.
  • Für USB- und Netzteilbuchse können handelsübliche Kabel benutzt werden. Eigentlich sind sie von einer Gummiabdeckung geschützt, diese ist allerdings im Laufe der Jahre bei meinem Exemplar verloren worden, weil die dünne Verbindung der Abdeckung mit der Kamera abgerissen ist.
  • Die Kamera wurde zusammen mit einer 128-MB-SD-Karte mit Jenoptik-Aufkleber verkauft.
  • Die UVP der JD 4.1 Zoom ist mir nicht bekannt. Ich habe 2017 die vorgestellte Kamera in einem Konvolut von ca. 10-15 Digitalkameras auf einer Fotobörse ungeprüft aus der Restekiste eines Fotohändlers gekauft (Stückpreis deutlich unter 5 Euro), außer der eingelegten Speicherkarte ohne Zubehör.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 70 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel „gecroppt“ es sind also 100%-Ausschnitte. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der JD 4.1 Zoom ist komplett aus Kunststoff. Lediglich um das Objektiv ist ein Zierring aus Metall angebracht. Die Batteriefachklappe hat erfreulicherweise noch alle Häkchen, die die Klappe verschließen.

Die Kamera gehört zur Klasse der einfachsten Kompaktkameras. Die Bildqualität ist „unterste Schublade“, trotz 70 ASA gibt es deutliches Farbrauschen und kaum Details. Der Sensor ist einfach zu klein und die Bildaufbereitung-Tricks der namhaften Kamerahersteller waren dem OEM-Fertiger unbekannt bzw. unterlagen Patentschutz und durften nicht benutzt werden.

Die Verzeichnung und Vignettierung des Objektivs werden durch den Bildprozessor nicht korrigiert, bei 37mm ist die Verzeichnung deutlich sichtbar.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch nur wenig interessante Kamera (weil frühe Dutzendware, höchstens für das Gruselkabinett geeignet), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen völlig unbrauchbar. Jedes Smartphone macht inzwischen bessere Aufnahmen.

Christian Zahn, Januar 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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