Digital getestet – oder nochmal:

Wieviel Meter freien Fall mit Aufschlag auf einen harten Untergrund muss dieses bedauernswerte 2,8/35 mm Tokina hinter sich haben?

Und doch habe ich selten einen so "smoothen", seidenweichen, ja "leicamäßigen" Lauf eines Entfernungseinstellrings gefunden. Das zerstörte Filtergewinde muss die Energie so wirkungsvoll vernichtet haben, dass nichts im Gewindegang der Entfernungseinstellung deformiert wurde. Auch die trockene, heißt unverölte Blende arbeitet einwandfrei. Was bei Arbeitsblendenmessung und -fotografie nur eine untergeordnete Rolle spielt. Das 35er hat mit 13,5 Megapixel im Vollformat der Kodak DCS Pro 14nx mit Nikon F-Bajonett bereits gezeigt, was es April 2019 noch liefert. Sogar mit dem Handicap einer Extralinse im Adapter, weil bei Objektiven mit M42 Schraubanschluss auf einer Nikon sonst die Unendlicheinstellung verloren geht. Diese Linse entfällt bei Adaption des 2,8/35 mm auf der Fuji X-T30. Die dafür das Objektiv mit einer Pixeldichte fordert, die beim fast fünffachen der Kodak DCS Pro 14nx liegt!

Umdisponiert – Das Tokina auf der 24 Megapixel Fuji X-T20 (reduziert auf 4 MP)

Da gibt es absolut nichts zu kritisieren. Trotz des Zustands liefert dieses Tokina auch auf der pixeldichten (bezogen auf KB 60 Megapixel) 24 Megapixel Fuji!

Mittendrin oder schon am Ende? Der Rest…

Von den drei gezeigten Objektiven wird eher keins nachträglich Aufnahme in die unten stehende Liste der "Spielkandidaten" finden. Das ramponierte Tokina "rief" auf dem Flohmarkt: "Rette mich..." ;-) Dem Hilferuf bin ich für drei Euro gerne nachgekommen ;-) Auf der X-T30 adaptiert noch das biedere 1,7/50 mm Rikenon Mauerblümchen, nach Ansicht von Christian Zahn von Cosina für Ricoh gefertigt und gelabelt. Das durfte für fünf Euro auch nicht auf dem Flohmarkt liegenbleiben ;-) Das gute Ricoh Normalobjektiv wurde bereits hier getestet! Das 4,5-5,6/60-180 mm IX Nikkor kann nur mit seiner Kompaktheit punkten. Damit habe ich noch eine Knipsrunde gedreht. Trotz der Unscheinbarkeit ziehe ich das dagegen monströse 4,5/80-200 mm Nikkor vor…

Pflichterfüllung… Mit dem 4,5-5,6/60-180 mm IX Nikkor auf der Fuji X-T30

Dutzende teilweise uralte (60 Jahre!) Objektive wurden auf unterschiedliche Digitalkameras montiert, um die Sinnhaftigkeit des Einsatz der für die analoge Fotografie gerechneten Objektive spielerisch zu erkunden. Und da geht die Testeritis mangels Nachschub aufs Ende zu. Alles, was an alten Objektiven vorhanden war und einige Zukäufe, wenn die Preise realistisch waren, ist ausprobiert.

Erstaunliches Ergebnis: Anscheinend können moderne Systemkameras zaubern ;-)

Ich hätte nicht für möglich gehalten, was (ur)alte Objektive auf aktuellen Kameras leisten. Ja, mit Hilfe der Systemkameras. Da beginnt man an KI zu glauben - Künstliche Intelligenz. Selbst im völligen Blindflug, das Fehlen jeglicher Datenübertragung des chiplosen Objektivs in den Rechner der Kamera, scheint die Kamera den Bildwinkel = Brennweite und Lichtstärke des angesetzten Objektivs mit hoher Treffsicherheit zu erraten. Sicher unterstützt von der Möglichkeit in besseren Systemkameras eine kleine Datenbank für Objektive anlegen zu können. Aus der dann das ungekoppelte Objektiv erkennbarer wird. Aber selbst wenn man vergessen hat vom 20 mm Superweitwinkel aufs gemäßigte 35er umzustellen, steuerte die Kamera gekonnt gegen. Denn Randunschärfen und Vignettierung sind kaum zu beobachten. Selbst, wenn im Kamera-Rohdatenformat gespeichert wird!

Und die Speichermöglichtkeit in RAW unterliegt einem weit verbreiteten Irrtum: Was "roh" ist, bestimmt allein der Software-Entwickler der jeweiligen Kamera!

So oder so: Das Endergebnis spricht für die Objektivbauer und ist gleichzeitig ihr Problem. Wenn ich für Motive keine besondere Schnelligkeit und keinen Autofokus benötige, liefern fast alle alten Teile! Für den Einsatz mit Komfort sollte es aber eine spiegellose Systemkamera sein, die zum manuellen Fokussieren Kantenanhebung in wählbarer Farbe bietet - bei mir gewöhnlich Rot. Selbst mit meinen miserablen Augen - links ca. -4 dpt., rechts ca. -8 dpt. und vor Jahrzehnten erfolgreich lasergeschweißten Löchern in der Netzhaut - ist so ein präzises, manuelles Fokussieren möglich. Einfach komfortabler, als im Liveview plus Zoom der digitalen Nikon D4 Spiegelreflexkamera. Auch ändert sich die Helligkeit des elektronischen Suchers kaum, selbst wenn ich mit dem auf f/8 oder f/11 abgeblendeten Objektiv fotografiere. Was für den Liveviewmodus der DSLR mit hochgeklapptem Spiegel natürlich auch zutrifft.

Auch wenn langfristig noch Sonys erste Vollformat DSLM die 24 MP Alpha, A7 mit in die Digitalkamerasammlung soll, werde ich auf der sicher nicht alle alten Objektive erneut "durchprüfen". Aus dem reichhaltigen "Linseneintopf" haben sich diese Objektive rauskristallisiert, die entsprechende Besonderheiten mitbringen. Zum Beispiel in Form hoher Lichtstärke oder speziellen Abbildungseigenschaften:

  • 2,8/8 mm Nikkor (Fisheye)
  • Fujinan TV LENS f=35mm 1:1.7 (Fun-Objektiv)
  • 1,4/35 mm Nikkor
  • Pentax Super-Takumar 1:3.5/35 (muss sein ;-)
  • Pentax SMC PENTAX-M 1:2.8-4 40-80mm (unverschämt gut!)
  • 2,9/50 mm Meyer Optik Görlitz Trioplan (Seifenblasen-Bokeh)
  • 1,2/55 mm Nikkor
  • 1,8/85 mm Soligor
  • Pentax SUPER-TAKUMAR/6x7 1:2.4/105 (6x7 cm Mittelformat SLR-Objektiv)
  • 2,8/35-85 mm Vivitar Serie 1 (Weichzeichner und schrafes Zoom in einem)
  • 5,6/400 mm Nikkor ED

Damit ist auch Lesestoff für 2021 gesichert!

Mit Ausnahme der Fujinan TV LENS f=35mm 1:1.7 würde ich diese Objektive gerne mal auf eine Sony A7 montieren. Aber erst, wenn eine A7, die mit Vorstellungsjahr 2013 nach jetzt sieben Jahren noch neu angeboten wird, Neu- bzw. Gebrauchtpreis ordentlich sinkt. Für 2020 gibt es erstmal nur die oben abgebildeten drei "Rest"-Objektive.

Ralf Jannke, Fühjahr/Frühsommer 2020

 

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