Traveler DC-5300 Kurzbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine von Aldi Süd vertriebene Kompaktkamera aus dem Jahr 2003 vor. Boris Jakubaschk hat die Traveler DC-5300 auch schon gezeigt.

Spezifikationen

  • Die 2003 vorgestellte Traveler DC-5300 ist 97 x 62 x 34 mm groß und wiegt ohne Akku und Speicherkarte 185 g.
  • Der CCD-Sensor (vermutlich 1/1.8“) löst maximal 2560 x 1920 Pixel  = 5 Megapixel auf. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 400 ASA einstellbar. Kurze Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-Karten (max. 512 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 7,2-21,6 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 35-105 mm
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,5“ TFT LCD Monitor angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors,
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuell Modus. Vermutlich Matrixmessung. Belichtungszeiten 8s bis 1/125 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
  • Weißabgleich automatisch
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch Lithiumakku

Besonderheiten

Die Traveler DC-5300 wurde von Aldi Süd vertrieben, es handelt sich um eine OEM-Auftragsproduktion eines fernöstlichen Herstellers, der Firma Premier aus China. Die hier gezeigte Traveler war baugleich mit der Toshiba PDC 5300.

Der Name bedeutet vermutlich „DC“ = Digital Camera, die Zahl steht für 5300 Tausend Pixel = 5,3 Megapixel.

Die Stromversorgung erfolgt mit einem Lithium-Akku, der baugleich mit dem Pentax-Typ D-Li2 ist.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.

Die DC-5300 gehört zur Klasse der Dutzendware-Kompaktkameras, die unter zahllosen Markennamen von taiwanesischen, koreanischen oder chinesischen Auftragsfertigern produziert wurden.

Die Traveler ist ziemlich merkwürdig; einerseits hat sie etliche Merkmale guter digitaler Kompaktkameras wie Zeit-, Blenden- und Programmautomatik sowie Motivprogramme; es gibt sowohl ein Modus- als auch ein drückbares Fingerrad für Parameterverstellung und einen optischen Sucher; andererseits schreibt sie nur rudimentäre Angaben in die Bild-EXIFs, weder der „Hersteller“ Aldi/Traveler noch Angaben zu ASA-Zahl, Brennweite usw. stehen in den Bildern.

Auch das Kameramenü ist ohne „Aldi/Medion/Traveler“-Rebranding, beim Einschalten erscheint ein blaues Logo mit simplem „Digital Camera ver. 1.09“. Immerhin läßt sich das Menu auf verschiedene Sprachen, darunter auch Deutsch, umstellen.

Der Realbildsucher zeigt kompaktkameratypisch nicht das ganze aufgenommene Bild, auf den Aufnahmen ist reichlich Rand um das gesehene Motiv.

Die Karte unterstützt nicht alle SD-Karten-Größen. Mit eingelegter 2 GB-Karte startet die Kamera, hängt sich aber nach Ausfahren des Objektivs auf (dann muß der Akku zum Rücksetzen kurz entnommen werden). Heutzutage selten gewordene SD-Karten bis 512 MB funktionieren.

Der UVP der Traveler DC-5300 betrug ca. 280 Euro. Der heutige Gebrauchtpreis dürfte bei 0-1 Euro liegen. Mein Exemplar bekam ich als „Beifang“ zu einer anderen Kamera.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. Da die Kamera fast nichts in die EXIFs schreibt, fehlen die Belichtungsparameter in den Beispielen.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der DC5300 macht einen recht wertigen Eindruck, es besteht größtenteils aus Metall. Lediglich die Akkufachklappe sowie einige Anbauteile sind aus Plastik. Auch das sonst gerne als simples Kunststoff-Spritzgußteil gefertigte Stativgewinde ist ein aufwendig hergestelltes Metall-Teil.

Die Objektivfehler wie Verzeichnung und Vignettierung werden kameraintern nicht korrigiert.

Die Bildqualität ist aufgrund des bescheidenen Objektivs und der geringen Leistung des Kameraprozessor eher unterdurchschnittlich. Die Bildränder sind deutlich unschärfer als die Bildmitte. Bei höheren ASA-Zahlen verlieren die JPEGs der Kamera durch den Entrausch-Algorithmus sichtbar an Zeichnung. Bei 5 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 reicht es für „dokumentarische“ Aufnahmen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch unteressante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen ungeeignet. Fast jedes aktuelle Smartphone erzeugt (auf 5 Megapixel heruntergerechnet) bessere Bilder als die Traveler, das fehlende Handyzoom-Objektiv kann fast immer durch Bildausschnittswahl emuliert werden.

Christian Zahn, Frühjahr 2021

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

 

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