Das zweitlichtstärkste Objektiv der Welt

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 21. Juni 2025 - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

RAYXAR E50/0.75

Er ist jetzt schon 8 Jahre alt, der erste Blogbeitrag: "Das zweitlichtstärkste Objektiv der Welt". Später gab es noch den Beitrag "Faszination Superlichtstärke"

Was bedeutet schon eine Lichtstärke von f/1,2 (50/55/58 mm Nikon-Objektiv) f/1,0 (50 mm Canon USM L) oder f/0,95 (50 mm Canon und Leitz Noctilux)

Den Rekord hält das 0,7/50 mm Carl Zeiss Planar. Das Objektiv wurde speziell für das NASA Apollo Mondprogramm 1966 konstruiert, um die der Erde abgewandte, dunkle (!) Seite ("Dark/Far Side of the Moon") fotografieren zu können. Dazu ist es angeblich aber nie gekommen …

Der amerikanische Filmproduzent und -regisseur Stanley Kubrick benutzte das 0,7/50 mm Planar, um Szenen seines Film Barry Lyndon bei Kerzenlicht drehen zu können.

Wir beginnen erstmal mit dem Carl Zeiss Planar 0.7/50mm, Quellen

Das (wahrscheinlich) berühmteste Objektiv der Welt kommt nach Hause

Das ZEISS Planar 0.7/50mm wurde durch Stanley Kubrick berühmt. Sein Produzent, Jan Harlan, übergab es als Leihgabe jetzt an das ZEISS Museum der Optik

„OMAGGIO ALL'IMMORTALE  KUBRICK ED AL MITICO PLANAR 50mm f/0,7“ – „EINE HOMMAGE AN DEN UNSTERBLICHEN KUBRICK UND DAS LEGENDÄRE PLANAR 50mm f/0.7“

Leider widersetzt sich die italienische Seite einer Google Translate-Übersetzung, aber dort fand ich den ersten Hinweis auf das, was das ZEISS Planar 0.7/50mm nicht konnte: Das 24x36 mm Kleinbildformat füllen. Da war zu lesen: 50 mm Brennweite, Bildwinkel 30 Grad. Ein 50 mm Objektiv fürs Kleinbildformat hat einen Bildwinkel von 46 Grad.

Die Bestätigung dann auf der trotz des englischen Titels deutschen Internetseite: History of fast 35mm and small format film lenses

Dort ist auch nochmal der optische Aufbau beschrieben: 8 Linsen/Elemente in 6 Gruppen, Durchmesser der Frontlinse 76mm, Gewicht 1850 g. Hintere Schnittweite (Distanz Hinterlinse zum Film) 5,27mm, Bildwinkel 30°. Auszeichnung ist etwa die Hälfte von 24x36mm (ausreichend für 35mm Movie film). Letzteres passt zum Einsatz dieses Objektivs in der Spielfilmproduktion. Eine Filmkamera, die auf perforierten 35 mm Film aufnimmt, belichtet Einzelbild für Einzelbild in 18x24 mm Größe. Und dann passt(e) das Carl Zeiss Planar 0.7/50mm.

Das Planar 0.7/50mm müsste also rechnerisch den größeren 19x27 mm APS-H Sensor und ziemlich sicher einen 15x23 mm APS-C Halbformatsensor füllen. Und ganz sicher 13x17 mm microFourThirds, für das es neben videofähigen DSLMs auch spezielle Digital-Videokameras gibt.

Außer bei Stanley Kubrick in seinem ausschließlich bei Kerzenlicht gedrehten Film Barry Lyndon besteht die "Gefahr" des Einsatz' dieses phantastischen Objektivs aber eher nicht.

In einer Leitz PHOTOGRAPHICA AUCTION wechselte ein Carl Zeiss Planar 0.7/50mm zum Start- und Schätzpreis von 50.000 - 100.000 Euro schließlich für 180.000 Euro den Besitzer …

Das einzig Interessante an dieser Versteigerung war für mich das gezeigte 0,7/50 mm auf einer unverwechselbar als Nikon zu erkennenden, modifizierten Nikon F, der letztlich die komplette Spiegelmechanik entfernt werden musste um mit dem 0,7/50 mm dicht genug — 5,67 mm — an den Verschluss bzw. Film zu kommen. Möglicherweise wurde auch der Nikon F-Verschluss ausgebaut. Zumal der nicht benötigt wird, denn das 0,7/50 bringt seinen eigenen Zentralverschluss mit.

Ein Foto, aufgenommen mit dem 180.000 Euro Carl Zeiss Planar 0.7/50mm werden wir aber nie zu sehen bekommen. Ein Sammler fotografiert doch nicht ;-)

Das werden wir aber nachholen, wenn es technisch möglich ist! Fotografieren mit einem ultralichtstarken 50 mm Objektiv

Natürlich nicht mit dem Carl Zeiss Planar, sondern einer weiteren, ultralichtstarken Spezialität.

Der niederländische Journalist, Fotograf und Nikon Experte Nico van Dijk hatte uns seinerzeit ein Foto geschickt, wo ein RAYXAR E50/0.75 auf eine Nikon D1 DSLR adaptiert war. Dieses gewaltige Objektiv wurde für Röntgen-Systeme entwickelt und ist nicht so schwer zu finden.

Aber

Weil dieses Objektiv für Röntgenzwecke eingesetzt wurde, hat es keine Fokussierung und keine Blende. Ich muss IMMER mit Offenblende f/0,75 fotografieren, und die fest eingestellte Entfernung entspricht ca. 2 m. Sinnvoll – sofern man überhaupt davon sprechen kann – ist das eigentlich nur auf einer Digitalkamera mit Liveview einzusetzen. Heute selbstverständlich keine DSLR, sondern eine spiegellose Systemkamera! Der 19x27 mm (APS-H) Sensor einer Leica M8 wurde vom RAYXAR E50/0.75 übrigens nicht komplett ausgezeichnet.

Was ja kein Problem ist, gibt es doch Halbformat DSLMs mit 15x23 mm Sensor oder die Vollformat Nikon Z, die einfach aufs DX-Halbformat umgeschaltet wird. Wie gut sich der Riesenklotz adaptieren lässt, wird sich Mitte Juli zeigen. Für eine Entfernungseinstellung könnte ein entsprechender Helicoid mit Schneckengang sorgen, um eben nicht ausschließlich an die 2 m feste Entfernungseinstellung gebunden zu sein. Ich bin sehr gespannt!

Zweites "Aber"

Im Screenshot die seit Jahren immer gleichgebliebenen Preisforderungen für die aus vermutlich alten Röntgengeräten ausgebauten RAYXAR E50/0.75 Objektive …

Als ich jetzt ein Exemplar zu 55 Euro Sofortkaufpreis fand, habe ich sofort zugegriffen!

Was damit geht, ob und wie es (provisorisch) adaptiert werden kann, werde ich ab Mitte Juli berichten.

Die wichtigste Quelle mit den entscheidenden Tips und Anweisungen zur Adaption des RAYXAR E50/0.75 gab es HIER. Die entsprechenden "Zutaten" wurden bestellt!

Wenn das klappt, gibt es natürlich Beispielfotos!

 

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk

Das virtuelle Digicammuseum gibt es jetzt auch als reales Museum

Meine Sammelei hatte eigentlich schon immer das Ziel, meine Geräte eines Tages nicht nur auf dieser Homepage zeigen zu können, sondern auch live in einem richtigen Museum. Mit Holger W. Müller habe ich nun einen Partner, der meine Leidenschaft für die Technikgeschichte teilt. Außerdem haben wir in Rastatt Büroräume der ehemaligen Thaleswerke gefunden, dem Hersteller der bekannten Thales-Rechenmaschinen.

Dort haben wir ein Museum eingerichtet, das Rechenmaschinen, Computer und Videospiele als Schwerpunkt hat. Digitalkameras sind ebenfalls mit einigen spannenden Exponaten vertreten. Geöffnet ist jeden Sonntag von 13 - 18 Uhr. Auf der Projekthomepage gibt es weitere Infos.

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