Fuji Finepix F601 Zoom Kurzbericht
Hier stelle ich eine Kompaktkamera mit der Fuji-Sensorspezialität Super CCD vor, Ralf Jannke hat sie hier auch schon gezeigt.
Spezifikationen
- Die 2003 vorgestellte Fuji Finepix F601 Zoom ist 72 x 93 x 34 mm groß und wiegt ohne Akkus und Speicherkarte 220 g.
- Der 1/1,7“ CCD-Sensor (7,6 x 5,7 mm) löst maximal 2.832 x 2.128 Pixel = 6 Megapixel auf (3,3 Millionen Pixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 3,7µm. Manuell oder automatisch sind 160 bis 1600 ASA einstellbar. AVI-Videos sind mit 640x320 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SmartMedia-Karten (max. 128 MB) gespeichert.
- Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,5“ TFT LCD Monitor mit 110.000 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden.
- Das Objektiv ist ein 8,3- 24,9 mm/1:2,8-4,5 (36-108 mm @KB) 3-fach Zoom
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. 64-Zonen-Matrixmessung, mittenbetont integrale oder Spätbelichtungsmessung. Belichtungszeiten 1/4 s bis 1/2000 sek. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 8
- Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung über NP-60 Lithiumakku
Besonderheiten
Die Kamera gehört vom Aussehen und dem Gehäuse her zu den frühen Edelkompakten. Die Kamera wurde im Fuji-Kamerawerk in Japan produziert, der recht hohe Verkaufspreis deckte die Herstellkosten im „Heimatland“. Leica war von den Kameras dieser Serie so angetan, daß zwei Fuji-Kameras mit Leica „gelabelt“ als Digilux bzw. Digilux Zoom verkauft wurden.
Die Stromversorgung erfolgt mit dem in etlichen anderen Fuji-Kameras ebenfalls benutzen Lithium-Akku NP-60, jedoch einem andern als dem in dieser Kameralinie auch verwendeten NP-80.
Die Kamera hat sowohl ein rückseitiges Display als auch einen sehr kleinen optischen Realbildsucher, der angedeutete Parallaxmarken und einen Kreis für den Bereich der AF-Zone hat. Wie üblich zeigt er weniger an, als später auf dem Foto sein wird, um „abgeschnittene Köpfe“ zu vermeiden. Neben dem Okular ist die mehrfarbige Status-LED angebracht, die sowohl als AF-, Blitz- und Kartenzugriffs-Kontroll-Anzeige dient. Der Sucher zeigt das Motiv nur in etwa halber natürlicher Größe, somit werden wohl die meisten Bilder eher mit dem Monitor auf der Rückseite gemacht worden sein als mit Hilfe des Suchers. Immerhin spart seine Benutzung wertvolle Akkukapazität.
Das Bedienkonzept der Kamera ist ungewöhnlich: Es gibt keine Zoomwippe und kein Steuerkreuz. Beides ist durch einen Mini-Joystick mit Druckfunktion ersetzt, die Umschaltung zwischen Aufnahme und Wiedergabe ist ein Schiebeschalter, das Moduswahlrad ist an einer abgeschrägten Ecke der Oberseite angebracht, der Auslöser sitzt mitten in diesem Rad. Der eingestellte Betriebszustand ist nicht nur auf dem Wahlrad erkennbar, sondern wird auf der Rückseite durch dauerhaft mittels LEDs hinterleuchteten Symbolen angezeigt. Neben diesen Leuchtsymbolen befindet sich der Taster, der die Kamera ein- und ausschaltet.
Die Menüführung erscheint aus heutiger Sicht verspielt, die einzelnen Menüpunkte sind als Kreise mit Symbolen bzw. Texten in einem Oval angeordnet, mit dem Joystick wird der gewünschte Punkt angewählt (dann ist er kein Kreis mehr, sondern eine Ellipse) und durch Druck auf den Joystick ausgewählt, danach kann er in einem animierten Untermenü verändert werden. Da nicht alle Menüpunkte in einem „Kreis“ untergebracht werden konnten, weil das Display zu klein ist, gibt es fast immer eine zweite Menüseite, die durch „Weiter“- und „Zurück“-Symbole erreicht werden müssen. Das Systemmenü verbirgt sich hinter der Schaltfläche „Set“, es ist dann wieder konventionell ohne die Symbole, sondern rein textbasiert aufgebaut.
Das Objektiv wird von einer polierten Metallscheibe geschützt, vor dem Ausfahren des Objektivs klappt sie zur Seite, nach dem Einfahren der Linsengruppe ins Innere beim Abschalten schiebt sie sich wieder vor das Objektiv. Der Brennweitenbereich war zum Herstellzeitpunkt nichts besonderes mehr, die Bedienung der Brennweitenverstellung mit Hilfe des Joysticks ist reichlich „fummelig“.
Neben der Vollautomatik gibt es die Möglichkeit, entweder die Blende oder die Zeit vorzuwählen oder sogar diese beiden Werte völlig frei einzustellen, dabei hilft eine Lichtwaage, die korrekte Belichtung einzustellen. Der Fokuspunkt kann aus der Mitte auf einen anderen Punkt verschoben werden.
Das Kameradesign weicht vom allgemein üblichen Querformat ab, die Kamera ist höher als breit. Man kann die Kamera zwar mit einer Hand tragen und bedienen, muß jedoch aufpassen, daß das sehr glatte Gehäuse nicht aus der Hand rutscht. Die einzige Trageöse ist seitlich angebracht, so daß die Kamera mit der mitgelieferten Handgelenksschlaufe ca. 45° verdreht herumbaumelt.
Für die Schnittstellen sind teilweise Spezialkabel erforderlich, USB und Videoausgang nutzten eine spezielle Kombi-Buchse, für die Stromversorgung ist eine Hohlsteckerbuchse vorhanden. Beide Buchsen sind so angeordnet, daß die Kamera in eine extra zu kaufende Fuji-Dockingstation gesteckt werden kann, die gleichzeitig den Akku lädt und zur Datenübertragung zum Computer dient und „normale“ Schnittstellen bereitstellt.
Als Speichermedium dienen SmartMedia-Karten bis 128MB. Diese Flash-Speicherkarten hat Toshiba 1996 entwickelt, als einzige Kamerahersteller haben Olympus und Fuji SmartMedia-Karten eingesetzt. Smart-Media-Karten haben keinen eigenen Speichercontroller, dieser sitzt in der Kamera.
Da bei den SmartMedia-Karten die elektrischen Kontakte recht groß und vor allem ungeschützt sind, ist eine SM-Karte recht anfällig für Verschmutzung der Kontakte und statische Aufladung. Während ersteres sich vom Anwender beheben läßt, kann letzteres die Speicherbausteine in der Karte zerstören. Schon alleine ein Reinigen der Kontakte mit einem ungeeigneten Tuch kann diesen Fehler hervorrufen. Außerdem sind die Karten extrem dünn, ein Verbiegen der Karte kann bereits zur Ablösung der außenliegenden Kontakte von den darunterliegenden Bauteilen führen, die Karte ist dann ebenfalls defekt.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut, er klappt nur durch Druck auf eine mechanische Taste aus, auch das Einklappen erfolgt rein manuell. Die Blitzbelichtung erfolgt nicht TTL, sondern durch eine klassische Blitzmessung mit eigener Meßzelle.
Die Farbmatrix des Sensors ist kein übliches Bayer-Pattern, sondern es kommt die Fuji-Spezialität „SuperCCD“ zur Anwendung. Näheres zu dieser Technik findet sich in Ralfs Beitrag zur Fuji Finepix E550. (Link:https://www.digicammuseum.de/geschichten/erfahrungsberichte/fuji-finepix-e550/) Hier nur kurz: Der Sensor hat 1,65 Millionen farbempfindliche und 1,65 Millionen helligkeitsempfindliche Pixel. Sie sind nicht wie allgemein üblich quadratisch und schachbrettartig angeordnet, sondern die sechseckigen Pixel sind wie Bienenwaben angeordnet, d. h. in jeder zweiten Zeile um jeweils eine halbe Zeile versetzt. Daraus interpoliert die Kamera die nativen 3 Megapixel bzw. die maximalen 6 Megapixel, allerdings nur bis 400 ASA. Bei 800 und 1600 ASA werden mehrere Pixel zu einem „größeren virtuellen Pixel“ zusammengefaßt, die Bildgröße sinkt dann auf 1,3 Megapixel.
Der Sensor hat für den Videomodus eine weitere spezielle Betriebsart, er faßt jeweils 2 nebeneinanderliegende und die beiden darunterlegenden Pixel zu einem größeren zusammen (von Fuji „Pixel Data Coupling“ genannt), die F601 muß das nicht durch den nachgeschalteten Bildprozessor machen. Daraus resultiert eine damals von Fotozeitschriften-Tests als exzellent eingestufte Video-Bildqualität und die für eine digitale Kompaktkamera im Jahre 2002 sehr große Auflösung von 640x480 Pixeln.
Die Kamera schreibt einige interessante Angaben in den MakerNotes-Teil der EXIFs in jedes aufgenommene Bild, darunter: die Bildauflösung, die Bildkompressionsstufe, die Aufnahembetriebsart, den ausgewählten AF-Punkt, den Status der Verwacklungswarnung und vieles mehr.
Die UVP der Finepix F601 Zoom betrug ca. 770 Euro (mitgeliefert wurde ein Akku, ein Ladegerät, eine 16MB-Speicherkarte und ein recht umfangreiches Softwarepaket für Apple- und Windows-Computer). Der Kaufpreis war recht hoch, aber für den gebotenen Leistungsumfang durchaus angemessen. Zum Vergleich: Die für den ambitionierten Amateur gedachte Nikon Spiegelreflexkamera F80 (für Kleinbildfilm) kostete mit Dateneinbelichtungsrückwand, aber ohne Objektiv damals 699 Euro.
Ich bekam die gezeigte F601 Zoom im Frühjahr 2021 vom Betreiber dieser Webseite geschenkt.
Alle Aufnahmen entstanden bei 160 ASA und 3 Megapixeln Aufnahmegröße, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In alle Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der F601 Zoom ist ein ambitioniertes Einsteigermodell, die Außenseiten bestehen aus Metall, auch das Stativgewinde ist ein Metallteil.
Die Bildqualität ist als noch gut zu bezeichnen, bei 160 ASA ist das Farbrauschen zwar bereits leicht wahrnehmbar, bei höheren ASA-Zahlen rauschen die Bilder jedoch deutlich, und die Aufnahmen verlieren durch den Entrausch-Algorithmus sichtbar an Zeichnung, obwohl die Kamera die Auflösung bei 1600 ASA reduziert. Die hochinterpolierten 6 Megapixel können auch heute noch durchaus ausreichend sein, zumal der Sensor nicht zu den allerkleinsten Kompaktkamerasensoren gehört. In der 100%-Ansicht fehlt es jedoch etwas an Schärfe und Detailauflösung.
Die Farben sind Fuji-typisch satt, schon fast zu „knallig“.
Die Verzeichnung des Objektivs ist bei 36mm deutlich sichtbar, je nach Motiv auch störend.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch nicht uninteressante Kamera (weil Kompaktkamera mit Super-CCD in Hochkant-Design), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen durchaus noch geeignet, allerdings ist zum Auslesen der Speicherkarten ein inzwischen selten gewordener Kartenleser mit SmartMedia-Schacht erforderlich.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 11.06.2021 |
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