12 Megapixel sind 12 Megapixel…

Oder etwa nicht?

12 Millionen Bildpunkte bleiben 12 Millionen Bildpunkte, egal wie groß/klein der Bildsensor ist, und welches Seitenverhältnis er hat. Der wichtigste Parameter ist damit genannt: SENSORGRÖSSE!

Das Seitenverhältnis zeigt an, in welcher Größe gedruckt oder auf Papier belichtet werden kann. Sind die 12 Megapixel das Produkt aus 4.000 x 3.000 Pixel – Seitenverhältnis 4:3 – oder 4.288 x 2.848 Pixel – Seitenverhältnis 3:2?

Bei 300 ppi Hochglanzmagazin-Qualität lässt sich das 4.000 x 3.000 Pixel Foto 33,9 x 25,4 cm groß drucken oder belichten, bei guter 150 ppi besser als Zeitungsfoto- und Posterqualität 67,7 x 50,8 cm. 4.288 x 2.848 Pixel ergeben diese Größen: 36,3 x 24,11 cm (300 ppi), 72,6 x 48,2 cm. DIN A4 Druck-/Fotopapier ist 20 x 30 cm groß, DIN A3 30 x 40 cm. Mit diesen Größen, bzw. passenden Bildausschnitten kann kalkuliert werden.

Die Frage ist, ob man bei diesen Druck-/Belichtungsgrößen erkennen kann, wie groß der 12 Megapixel-Sensor der verwendeten Kamera wohl war. Ohne ein einziges 12 Megapixel Bild in dieser Größe gedruckt oder beim Dienstleister auf Fotopapier belichtet lassen zu haben, wird man bei guten Aufnahmebedingungen – heißt viel Licht, um ISO 100 und nicht zu starke Kontraste – vermutlich kaum einen Unterschied sehen. Sobald es aber „ans Eingemachte“ geht – bei ISO 400, 800, 1600 fotografiert wurde, fotografiert werden musste, sollte man Unterschiede sehen.

Aber wozu spekulieren?

Für einen Vergleich musste unter anderem mein frisch „dekoriertes“ Bücheregal herhalten. Das mit den gleich genannten Kameras bei natürlich gleicher Auflösung, möglichst gleicher Brennweite, gleicher Blende und verschiedenen ISO-Stufen abgelichtet wurde. Dazu reicht eine simpleTestserie.

Da alle Kameras auch im Rohdatenformat speichern können, wurde selbiges gewählt. Um beim Entwickeln dann je nach Verwendung alle Schärfe- und Rauschreduzierungs-Regler auf Null zu schieben.

ISO vs. ISO/Sensorgröße

Lange als selbstauferlegte, lästige Pflicht-/Fleißarbeit vor mir hergeschoben und jetzt doch vollendet. Nicht mit letzter Energie und Akribie, aber ich wollte es jetzt einfach mal wissen... Bitte auf die Screenshots klicken!

Canon IXUS 105, wo ist die Grenze?

Zumindest bei der vollen 12 Megapixel-Auflösung sollte man bei ISO 400 Schluss machen.

Mehr ISO (400/800) = Bildverkleinerung auf 1.800 x 1.350 Bildpunkte = 2,4 MP

Bei ISO 800 ggf. auf 1.800 x 1.350 Bildpunkte = 2,4 MP reduzieren. Das reicht immer noch für einen 20 x 30 cm Papierabzug.

Bis auf die nicht beeinflußbare Canon IXUS 105 wurden alle anderen Fotos bei Blende f/5,6 in Zeitautomatik aufgenommen. Dabei wurde nicht berücksichtigt, dass die Schärfentiefe bei f/5,6 auf der mFT-DSLM Panasonic Lumix DMC G1 im KB-Format Crop-Faktor 2 x f/5,6 = f/11 entspricht und bei der Nikon D90 mit ihrem 15 x 23 mm APS-C-/DX-Sensor Crop-Faktor 1,5 x f/5,6 ca. f/8. Lt. Exifs wählte die Programmautomatik der IXUS Blende f/4. Entwicklung mit Adobe Lightroom 5.7.1. Weißabgleich bei allen Fotos auf 4500 K, Schärfe und Regler zur Rauschminderung bewusst auf Null. Erstaunlich die unterschiedliche Wiedergabe des "Prismendachs" der Fake-SLR.

Es hat schon seinen Grund, dass die IXUS 105 bei ganz zahmen ISO 80 startet. Vermutlich wird die ISO-Automatik bei 400 oder gar 200 Schluss machen, was ich nicht probiert habe.

Positiv überrascht hat die erste spiegellose Systemkamera der Welt auch 2019, also 11 Jahre nach Vorstellung der Panasonic Lumix DMC-G1. Zu bemängeln gibt es bei diesem Exemplar nur eine gewisse Klebrigkeit des Gehäuseüberzugs, der im Fall der komplett gummierten (exakt mit thermoplastischen Polyurethan) TPU überzogenen Panasonic nur mit Hilfe von etwas Talkum-Puder beizukommen ist.

Technisch liefert die G1!

Mit maßvollen 12 MP auf dem kleinen 13 x 17 mm microFourThirds-Sensor in Kombination mit dem offensichtlich guten 1,7/25 mm sind ISO 1600 möglich.

Man sollte jedoch im Hinterkopf behalten, dass dieses simple Motiv bei leicht gedämpftem Tageslicht keine so hohen Anforderungen an den Bildsensor stellt, wie Available-Light Aufnahmen bei wirklich wenig und unter Umständen "fiesen" (Kunst-)Licht.

Und? Pixel-Peeping-Mania…

Das kommt davon, wenn man Bilder nur noch auf dem Monitor anschaut, oder: Das Hummel-Paradoxon

Was liegt denn da auf dem Boden?

Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern… Ja ein "richtiges" Foto – auf Papier. So wie früher ;-) So schnell kann man das idiotische Pixel-Peeping auf dem Monitor aushebeln. Sich jedes Bild (nur noch) auf dem Monitor bei 1:1/100 Prozent Monitorwiedergabe anzuschauen. Um kleinere Unschärfen, Rauschen oder Farbsäume zu entdecken. Und wenn es die bei dieser Vergrößerung nicht zu sehen gibt, wozu kann man weiter auf 2:1/200 Prozent Bildwiedergabe klicken. Oder umgekehrt: Was bei 1:1 Wiedergabe schlecht aussieht, kann gleich in den virtuellen Mülleimer.

Wirklich?

Die 1:1 Pixel-/Bildkontrolle ist OK. Davon soll man sich aber nicht verrückt machen lassen, denn:

"In der populären Literatur hält sich die Legende, eine Hummel könne nach den Gesetzen der Aerodynamik nicht fliegen – das Hummel-Paradoxon (…) Eines Abends soll in einer Gaststätte ein Biologe einen Aerodynamiker gefragt haben, warum eine Biene oder Hummel fliegen könne. Die Antwort des Aerodynamikers soll nach einer kurzen Berechnung auf einem Bierdeckel oder einer Serviette in etwa so gelautet haben: Die Hummel hat 0,7 cm² Flügelfläche und wiegt 1,2 Gramm. Nach den Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis zu fliegen. Dazugedichtet wurden meist noch anschließende Sätze wie: Die Hummel kümmert das nicht und sie fliegt trotzdem. Da die Hummel die Gesetze der Aerodynamik nicht kennt, fliegt sie dennoch. Quelle Wikipedia

Da der 12 MP-Sensor der Canon IXUS 105 nicht "weiß", dass seine Fotodioden nur 1,5 µm "dünn" sind, lassen sich sich dennoch auf Papier vergrößern. Also: Nicht drum kümmern, das geht nicht, einfach mal machen, probieren!

Ja, ich werde die Canon IXUS 105 nicht mehr (übermäßig) strapazieren und lieber zu handlichen Panasonic G1 greifen, aber aufschlussreich war das Ganze. Die ISO 400 Aufnahme ist technisch besser, aber wenn das Thema "Verwacklung" eins gewesen wäre, auf jeden Fall ISO 800 einstellen! Bei den beiden Abzügen wurde wie folgt an den Lightroom-Reglern geschoben:

ISO 400: Schärfen 25, Luminanz 80, Details 0, Farbe 70

ISO 800: Schärfen 35, Luminanz 50, Details 0, Farbe 85

Auf einen Canon IXUS 105 ISO 1600-Ausdruck habe ich dann doch verzichtet. Und 12 Megapixel-Ausdrucke der größeren Sensoren schenke ich mir zumindest von diesem großartigen Motiv ;-).

Was ich sehen wollte, habe ich gesehen

Was ich da gedruckt aus der Konsumer-Digitalkamera rund 32 x 43 cm groß in den Händen halte, zeigt wie unsinnig ost zu kleine Fotos in Hochglanzmagazinen werden, die dies oder das zeigen sollen. Für eine ganze 20 x 30 cm DIN A4 Seite mit höchster 300 ppi Hochglanz-Druckqualität werden 3.600 x 2.400 Bildpunkte = 8,6 Megapixel benötigt. Wie albern wirken dann Tests von 30, 40, 50 + 50+ Megapixelkameras. Wie viel Fotos werden ganzseitig gedruckt? Oder weg wagt heute noch eine Doppelseite? Irgendetwas um 12 x 18 cm ist die Realität.

Abgesehen davon: Wie viele Fotos lässt der Smartphone-Knipser auf Papier bringen, und wie viele Poster von 30+MP Kameras hängen großformatig an der Wand, nachdem sie den schon zu alten PC des Anwenders fast in die Knie gezwungen haben…

Ralf Jannke, März 2019

 

Kommentare (1)

  • Fritz
    Fritz
    am 04.04.2019
    Bezüglich der Megapixel / Pixelgröße: auch ich bin gegen den Megapixelwahn, dennoch machen mehr Megapixel (bei ausreichend großem Sensor) IMMER Sinn. Und zwar als "Zoomersatz". Speziell bei Systemkameras und DSLRs setzen ambitionierte Fotografen auf Festbrennweiten. Wenn man nun mit guten 30 oder 50mm Objektiven arbeitet kriegt man zwar knackscharfe Fotos, aber wenn man nur einen Ausschnitt des Bildes braucht, dann ist es ein immenser Unterschied ob mir dafür 12 oder 24 Megapixel zur Verfügung stehen.... wohlgemerkt bei ausreichend großem Sensor, sonst gibt's nicht genug Details die man ausschneiden möchte. Also wie viele Megapixel man braucht hängt nicht nur von einer Ausdruckgröße ab.

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